Test: Technics SU-G700 – Verstärker mit D/A-Wandler & Phono-MM um 2.000 Euro

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Im Test der Digital-Voll-Verstärker Technics SU-G700 mit D/A-Wandler und Phono-MM-EingangAus den Augen, in den Sinn. Okay, das gute alte Sprichwort habe ich ein wenig verhunzt. Kaum ist der Technics Netzwerkplayer SL-G700 bei den HiFi-IFAs veröffentlicht, spielt schon der Technics SU-G700, ein digitaler Vollverstärker mit D/A-Wandler und Phono MM-Eingang zum Test auf. Und so ganz stimmt das mit „Aus den Augen“ jetzt auch wieder nicht, brachte mir Reiner Pohl neulich doch gleich beide Geräte zum Test.


Technics SU-G700 – Technik

So auf den ersten Blick sieht der Technics SU-G700 von vorne aus wie ein ganz klassischer japanischer Vollverstärker aus den 70er oder 80ern. Zwei wunderschöne große dimmbare VU-Meter mit strahlend weißem Hintergrund blicken mich verführerisch an, und mitten über ihnen thront ein kräftig ausgebildeter Lautstärkeregler. Links auf der Front, da wo er hingehört, der Netzschalter, und kurz rechts neben ihm eine 6,3 mm Klinken-Buchse für den Kopfhörer, dem Technics einen Class AA-Verstärker gönnt. Weiter rechts dann ein kleines Display, welches die gerade aktuelle Quelle oder Lautstärke anzeigt. Zudem dient dieses Display der Anzeige der Menüeinstellungen – die über die Fernbedienung angewählt werden – wie Bass, Mitten oder Höhen. Auch die Eingangsempfindlichkeit der Eingänge lässt sich darüber anzeigen. Dies alles ruht in einer stabilen 7 mm starken Front aus Aluminium. Aber auch der Korpus an sich weiß mit seinem Stahlbau haptisch und mechanisch zu erfreuen.

Lecker großzügig ist das Angebot auf der Rückseite des Vollverstärkers. Analog hat der Technics SU-G700 einen Phono MM-Eingang auf der Habenseite aufzuweisen. Verwendet wird hier unter anderem ein Feldeffekt-Transistor in Differenzial-Parallelschaltung. Weiterhin gibt es zwei Cincheingänge: einer davon lässt sich als Vorverstärker-Eingang zum Beispiel für das Einschleifen in eine Surround-Anlage verwenden. Dazu kommt ein Line-Ausgang – wer noch im Besitz einer Bandmaschine ist, kann sie so in klassischer Tape-Schleife einbinden – sowie ein regelbarer Vorverstärker-Ausgang für den Anschluss einer Endstufe.

Die Cinch- und Digital-Eingänge am Vollverstärker Technics SU-G700Auch die Digitalabteilung des Verstärker ist gut ausgestattet. Neben einem USB-B Eingang – der PCM-Daten bis 384 kHz/32 Bit und DSD bis zu 11,2 MHz versteht – gibt es noch jeweils einen optischen sowie koaxialen Ein- und Ausgang. Ok, ein Bluetooth-Eingang wäre noch wünschenswert. Die darüber liegende USB-A Buchse ist dagegen für Software-Updates des SU-G700 gedacht. Und die Mini-Klinke gehört zum Control-Bus, über die sich die Geräte von Technics gemeinsam ein- und ausschalten lassen. Mechanisch hochwertig ausgeführt sind auch die Lautsprecheranschlüsse.

Digital-Vollverstärker Technics SU-G700 mit D/A-Wandler, Analog-Eingängen und Phono MM-VerstärkerRecht übersichtlich geht es im Inneren des Vollverstärkers zu. Zum Einen liegt es an dem Aufbau mit den drei Kammern. Sauber voneinander getrennt sind so das Schalt-Netzteil (Links in der Kammer gut verborgen), die Verstärker-Abteilung sowie die analoge und digitale Eingangs-Elektronik. Zum Anderen, dass seine Class-D Schaltung komplett digital aufgebaut ist. Aufgrund dessen werden auch die ankommenden analogen Eingangssignale per A/D-Wandler digitalisiert. Zu diesem Zwecke wird ein 192-kHz/24-Bit-A/D-Wandler Burr-Brown PCM1804 eingesetzt. Weil dadurch alle Signale digital vorliegen, kann Technics im SU-G700 seine JENO Engine einsetzen. Mit dieser Technik, den Taktstock führt ein batteriebetriebener Quarz, werden alle Signale neu getaktet. Dies soll unter anderem den Jitter stark reduzieren.

Die bereits genannte Jeno Engine verwenden die Japaner auch für weitere Zwecke, und zwar für das LAPCen – Load Adaptive Phase Calibration -. Hinter diesem Namen versteckt sich eine Impedanzkorrektur. Je nach Frequenzgang haben Lautsprecher unterschiedliche Impedanzen, was insbesondere bei Schaltverstärkern zu Änderungen in der Phase und Amplitude führen kann. Um diese, vor allem im Hochton klanglich negativen Auswirkungen zu korrigieren, hat Technics einen digitalen Algorithmus entwickelt.

Das hört sich zwar fürchterlich kompliziert an, funktioniert aber für den Endanwender ganz einfach: indem er eine Taste auf der Fernbedienung drückt. Sodann laufen für ein paar Minuten verschiedene Sweeps vom Verstärker zum Lautsprecher und es trillert aus den Lautsprechern wie Vogelgesang im Frühling. Dabei misst der SU-G700 die Impulsantwort der heimischen Boxen und sieht so, wie diese elektrisch reagieren. So stellt die Elektronik einen zeitrichtigen und linearen Frequenzgang her. Als Leistung gibt Technics für seinen Verstärker 70 Watt bei 8 Ohm sowie 140 Watt an 4 Ohm Sinus je Kanal an.

Ein paar technische Daten
  • Digital Vollverstärker mit D/A-Wandler
  • Display: Dimmbar & Abschaltbar
  • Klangregelung: Bass, Mitten, Höhen
  • Analog-Eingänge: 2* Cinch, davon 1* Pre-In, 1* Phono-MM
  • Digital-Eingänge: 1* USB-B PCM bis 384 kHz, 32 Bit / DSD bis 11,2 MHz
  • 2* Cinch, 2* Optisch
  • Analog-Ausgänge: 1* Pre-Out, 1* Line-Out
  • Digital-Ausgänge: 2* Cinch, 2* Optisch
  • 1* Lautsprecher-Ausgang, 1* Kopfhörer 6,3 mm
  • Leistung: 2* 70 Watt Sinus an 8 Ohm, 2* 140 Watt Sinus an 4 Ohm

Technics SU-G700 – Klang

„Guten Tag, Liebes Glück“. Auf analogem Weg vom Netzwerkplayer zugespielt darf der Sonntagmorgen gerne mit so einem Lied beginnen. Max Raabe, seine Art von Musik versetzt mich in angenehme nostalgische Erinnerungen. Toll muss die Zeit der 20er gewesen sein, in der diese Musikrichtung entstanden ist. Zumindest stellen wir uns das heutzutage romantisch verblendet so vor. Jedoch, wenn man wirklich zurückblickt, war das wohl doch ein wenig anders. Und wer weiß, wie uns nachfolgende Generationen auf die jetzige Zeit zurückblicken…

Albumcover "Der perfekte Moment" von Max RaabeDeshalb kommst du mir gerade recht, Max, mit deiner beschwingten Musik und dem Text „Steht das Glück vor der Tür, lass ich dich rein… deswegen kommst du mir gelegen“. Ein Kaffee und dieser flotte Rhythmus bringen mich auf Touren. Mmhh, dieser angenehme Bariton, schön weich und klar gesungen, den überträgt mir der Technics SU-G700 in den heimischen Wohnraum. Rechterhand wird Max von einer Gitarre begleitet, genau in der richtigen Lautstärke, so dass man sie problemlos hören kann, aber dennoch den Sänger nicht übertönt. Dazu das dezent gespielte Xylophon, dass zärtlich durch den Raum schwebt. Mit diesem Lied unternehme ich auch per CD-Player einen kleinen Ausflug zum digitalen Koaxial-Eingang des Verstärkers und dessen D/A-Wandler. Über diesen stellt sich der Raum eine Spur kleiner dar und nicht mehr ganz so klar dar. Dafür tendiert er jetzt gegenüber der analogen Anlieferung über den SL-G700 in eine leicht wärmere Abstimmung.

Ane Brun mit dem Lied "These Days"„These Days“ mit Ane Brun ist ebenfalls ein wunderschöner Titel der den Hörer gekonnt aufmuntert, ihn als Easy-Listening-Musik zu bezeichnen, wäre dann allerdings auch nicht zutreffend. Obwohl ich mir ja vorstellen kann, dass das Komponieren solcher Musik auch nicht easy ist, und eigentlich auch toll, den Menschen Freude zu bereiten. Die elektronische Orgel zu Anfang des Liedes schwebt vor mir im Raum bevor sie mich dann erreicht. Dazu kommt ein Bass, der mich jedoch nicht erschlägt, sondern eher leichtfüßig mit einer gewissen Schlankheit daher kommt. Gerne könnte er noch etwas kontrollierter sein, aber vielleicht bringt ja das LAPCen etwas, doch momentan möchte ich nur einfach Musik hören.

Sehr bezaubernd ist der Gesang von Ane Brun, auch bei ihr stelle ich die tolle Verständlichkeit von Sprache fest. Hinterlegt ist die Stimme mit einer guten Portion elektronischen Nachhalls. Das muss man nicht unbedingt machen, ist in diesem Fall aber sehr angenehm arrangiert. Eine leicht helle Abstimmung des Verstärkers lässt sich dabei nicht leugnen, geht aber völlig in Ordnung. In meiner Jugendzeit übertrieben viele japanische Hersteller von Verstärkern diese klangliche Ausrichtung. Das hat jedoch glücklicherweise, zumindest für meine Ohren, nachgelassen. Und die Rasanz, die den Trommelwirbeln in diesem Stück innewohnt, vermittelt mir der SU-G700 mit dem genau richtigen Maß.

Die Qualitäten der Phonostufe darf der Technics SU-G700 mit dem Plattenspieler SL-1200 GR aus dem selben Stall sowie dem Sonoro Platinum beweisen. Eine leichte Spur von Rauschen der Phonostufe vernehme ich dabei aus den Lautsprechern solange kein Musiksignal anliegt. Was solls, geht ja gleich los. Beim Hören stelle ich dann fest, dass die Detailauflösung für einen integrierten Phonoverstärker wirklich gut ist. Für einen Plattenspieler, der, ich sage mal, so um die 500 Euro kostet, absolut ausreichend. Bei einem Plattendreher wie dem SL-1200 GR darf man dann aber auch gerne eine höherwertigere externe Phonostufe ausprobieren, wie ich beim Abgleich mit meiner Trigon Vanguard III feststelle. Interessant finde ich, dass sich die Klangcharakteristik des SU-G700 über den integrierten Phonoverstärker in eine etwas wärmere und basskräftigere Ausrichtung verschiebt. Mit Barbra Streusand und Partners, unter anderem Babyface, erscheinen deren Stimmen so, als wenn sie vor uns stehen würden, sagt meine bessere Hälfte. Na, wenn das mal kein Lob ist! Und auch das Lachen in der Stimme von Barbra erscheint uns sehr natürlich.

Technics SU-G700 – Das LAPCen

So, nun ist auch endlich das LAPCen dran, was diese Funktion so bringt, interessiert mich natürlich schon sehr, da es ja ein besonderes technisches Merkmal dieses Digital-Verstärker ist. Bisher habe ich den Technics im Test schließlich so benutzt, dass ich ihn vorher einfach mal resetted habe, also auf die Werkseinstellungen zurückgestellt. Also heißt es jetzt auf der Fernbedienung des SU-G700 die Taste „LAPC“ zu drücken und gespannt sein. So zwei bis drei Minuten lang laufen dann einige Sweeps durch die Hütte. Was wohl die Nachbarn denken? Egal… Danach höre ich die oben genannten Lieder wie auch ein paar andere nochmals und bin gespannt auf das, was jetzt wohl passieren mag. Technics verspricht durch das sogenannte LAPCen ja ein Mehr an Räumlichkeit, schaun mer mal. Und in der Tat zieht sich der Raum noch etwas weiter auf. Aber auch bei den Stimmen tut sich was. Max Raabe wird noch durchhörbarer und verständlicher, und ich tauche tiefer als zuvor in seinen Text ein.

Was ich allerdings noch viel interessanter finde ist das, was sich durch diese Aktion mit dem LAPCen im Tiefton tut. Ich bin verblüfft, um wieviel straffer und strukturierter der Bass wird, und so richtig schön angenehm sauber rollend. Die Rasanz der Trommelwirbel bei Ane Brun, wow. Und wieviel mehr Struktur er gewinnt, Respekt! Und das ist nicht nur bei meinen eigenen Lautsprechern nachzuvollziehen, sondern auch bei den Wharfedale EVO 4.2 und Piega Coax 511, die während ihrer Zeit in meinem Hörraum am SU-G700 ein Stelldichein gaben. Wobei mir dabei auffällt, dass der Technics mit den im Hochton leicht warm spielenden Regallautsprechern EVO 4.2 sogar eine bessere Partnerschaft als mit den eigenen LUAs eingeht.


Technics SU-G700 – Fazit

Test-Ergebnis für den High End Digital-Verstärker Technics SU-G700: 5,6 von 6,0 PunktenMit dem SU-G700 hat Technics einen innovativen Digital-Verstärker mit guter Ausstattung im Programm. Durch die hauseigene LAPC-Technik kann sich der Vollverstärker gut auf Lautsprecher einstellen, die im Impedanzverlauf anspruchsvoll sind. Der SU-G700 gehört zu den ehrlichen Vertretern seiner Zunft, Kuschelklang ist nicht sein Ding. Im Bass straff und leichtfüßig unterwegs zeigt er im Hochton eine leichte Vorliebe für die Partnerschaft mit neutralen bis leicht warm abgestimmten Schallwandlern. Dabei behält er in allen Lagen die weiträumige und großzügige Übersicht über das Geschehen.


Im Test der Digital-Voll-Verstärker Technics SU-G700 mit D/A-Wandler und Phono-MM-EingangIm Test

High End Digital-Verstärker
Technics SU-G700
Preis: 2.000 €
Größe: 43,0*14,*42,8 cm
Gewicht: 12,3 kg
Gehäuse: Aluminium. Silber oder Schwarz

Kontakt

Technics
Winsbergring 15
22525 Hamburg
www.technics.com


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD/SACD- & Netzwerkplayer Technics SL-G700
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Sonoro Platinum, Technics SL-1200GR
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Piega Coax 511, Regallautsprecher Wharfedale EVO 4.2
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8

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Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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