„Ein Playmate (englisch für „Spielkameradin, Gespielin“) ist ein weibliches Model, dessen Nacktfotos als Bilderstrecke im Männermagazin Playboy abgedruckt werden oder wurden.“ So steht es in Wikipedia zu lesen und so ähnlich hatte ich die Begriffsdeutung auch in Erinnerung. Als Carsten Hicking mir ein Playmate neuester Ausgabe per Paketversender in Aussicht stellte, fragte ich mich schon, was mich erwartet. Schließlich hatte ich bald Geburtstag. Als der Tag kam, an dem der Paketbote zweimal klingeln sollte, stellte ich schon mal Herztropfen bereit und machte großzügig Platz im Flur. Als mir der freundliche Dienstleister das Paket dann in die Hand drückte, war mir schon klar, dass ich das Fläschchen mit den Tropfen verschlossen lassen konnte – vorerst. Größe und Gewicht des Kartons waren von eher unauffälliger Natur, dass mir wohl nichts und niemand leibhaftig – womöglich mit Schleife – entgegen springen würde…
Der schnelle Blick in den geöffneten Karton verrät mir dann, dass die eingangs erwähnte Lektüre selbst in Printform nicht enthalten war. Nun gut. Aber was hat es mit dem Playmate nun auf sich? Neben dem mobilen On-Ear Calyx H (um 250 Euro) und dem Over-Ear-Kopfhörer Dan Clark Audio AEON2 noire war noch ein respektabel anmutender Kopfhörer-Verstärker im AudioNEXT Bundle enthalten: Der BURSON Playmate 2. So, so. Das passt ja. Eine Spielkameradin also für die beiden Kopfhörer. Hübsch anzuschauen, schön anzufassen und gut bestückt mit DAC, zwei Kopfhörer-Ausgängen und Vorstufenfunktion. Um dieses Playmate soll es also in diesem Test gehen… Die Tropfen lasse ich in Griffreichweite. Wer weiß, was musikalisch noch kommt…
Annäherung
Eins muss man direkt beim Entblättern sagen: Der Playmate 2 fühlt sich richtig gut an. Das liegt an den feinen Rippen des Gehäusekörpers, die zudem weder scharf, noch absolut glatt sind. Sie bieten den sensiblen Fingerkuppen einen feinen sensorischen Reiz. Zudem hängt die obere Fläche leicht durch. Ein schönes Detail. Die Rippen haben eine leichte Trapezform, so dass ein Licht/Schatteneffekt entsteht.
Der erste Eindruck lenkt meine Aufmerksamkeit direkt auf den Dreh/Drück-Knopf mit der fein gearbeiteten Rändelung, an dem ich spontan rumspiele und auf die beiden runden Tasten drücke – auch wenn der Playmate noch offline ist. Die drei Bedienelemente hinterlassen, sauber geführt und mit knackigem Druckpunkt einen hervorragenden Eindruck. Die mattierten und gebürsteten Oberflächen wirken edel.
Der BURSON hat ein externes Netzteil, das intuitiv schnell verbunden ist. Das beigelegte USB-C zu USB-C Kabel hilft beim Anschluss von Mobil-Geräten oder modernen Computern. Benutzer anderer Geräte müssen entweder ein entsprechendes Kabel – zum Beispiel USB-A auf USB-C – in der Schublade haben oder sich im Zubehör-Handel behelfen. Das hat den Vorteil, dass der ambitionierte Hörer gleich ein Kabel in der Qualität seiner Wahl anschließen kann. Beigelegt ist ein Split-Adapter, der den 3,5 mm Anschluss in einen reinen Kopfhörerausgang und einen Mikrofoneingang aufteilt.
Mit der Taste linker Hand – die feine LED darunter leuchtet im Standby blau – erwecke ich den Playmate 2 zum Leben. Das schön aufgelöste Matrix-Display hinterlässt einen guten Eindruck – ist aber aufgrund seiner Wiedergabefrequenz schwer zu fotografieren 😉 Das monochrome Display zwinkert mich jedenfalls schonmal kess an: Komm Spiel mit mir, sagt es. Na gut …
Technik
Der Playmate 2 hat nicht nur seine Gestalt verändert, er ist die konsequente Weiterentwicklung des Playmate 1. Auffallend ist das vierteilige aus Aluminium gefertigte Gehäuse. Der Gehäusekörper ist mit Ober- und Unterschale zweiteilig aufgebaut, wobei die Schalen gleichzeitig als Kühlkörper ausgeführt sind, um die Wärme des Class-A Betriebs auf großer Fläche abzuführen. Die gefräste und gebürstete 5 mm starke Frontplatte ist in den Ecken mit gesenkten Innensechskant-Schrauben befestigt. Die rückseitige 2mm Alu-Platte wird in den Ecken von vier Torx-Schrauben gehalten. Konstruktionsmethodisch hätte sich hier das gleiche Werkzeug wie an der Frontplatte gut gemacht – aber wir wollen ja Musikhören, nicht Rumschrauben 😉
An der Rückseite finden ein XMOS USB-C sowie ein optischer TOSLINK Eingang Platz, die einen SABRE 32 / ESS9038Q2M DAC befeuern. Dieser verarbeitet DSD bis DSD512 und PCM bis 32bit/786khz. Die verwendete USB-C-Lösung verspricht plug-and-play mit Telefonen, Tablets, Windows- oder Mac-PCs. Das gewandelte Signal wandert an einen Class-A-Verstärker mit proprietärer BURSON Stromversorgung in MCPS Technologe. Diese lädt den Playmate 170 Tausend Mal pro Sekunde auf. Standard Stromversorgungen arbeiten mit einer Aufladung von 50 Mal pro Sekunde. Dieser Schaltungskniff soll Leistung, Dynamik, Mikro-Details verbessern. BURSON vergleicht die zur Verfügung stehenden 3 Watt mit konventionellen 10 Watt. Aber zum Klang kommen wir ja noch.
Den Sound gibt der Playmate 2 an eine 6,3 mm und eine 3,5 mm Klinkenbuchse ab. Letztere hat einen HD-Mikrofoneingang zum Beispiel für PC-Spiele. Der beiliegende 3,5 mm Klinkenadapter vereinigt getrennte Kopfhörer und Mikrofonkabel. Interessant für Besitzer von Aktiv-Lautsprechern – oder Endstufen – ist der Stereo RCA/Cinch Vorverstärker Ausgang.
Über das Menü – aktiviert vom rechten Druckknopf – lassen sich mit dem Dreh/Drück-Knopf zwei Leistungstufen wählen (high/low), die dann mit jeweils 100 Lautstärkeschritten geregelt werden können. Ebenfalls über das Menü lassen sich die Eingänge sowie die Betriebsart (Kopfhörer / Vorstufe) sowie neun verschiedene FIR Filter (Brickwall, CMFR, Reserved, AP fast/slow, MP fast/slow, LP fast/slow) wählen. Im Abspielmodus zeigt das Display neben dem gewählten Eingang und der Betriebsart auch die Abtastrate an. Der Dreh/Drück-Knopf regelt dann die Lautstärke (Dreh) sowie eine Stummfunktion (Drück). Die Fernbedienung ist optional.
Technische Daten
- D/A-Wandler: SABRE32/ESS9038Q2M
- Digital-Raten: DSD bis DSD512, PCM bis 32/786khz
- Verstärkung: Class-A mit 3 Watt
- Lautstärkeregelung: Zwei Leistungsstufen mit jeweils 100 Lautstärkeschritten.
- Besonderheit: Opamps austauschbar (Klangtuning), vier abnehmbare DIP-Buchsen.
- Digitaleingänge: XMOS USB-C, TOSLINK (optisch)
- Kopfhörer-Ausgänge: 6,3 mm Klinke, 3,5 mm Klinke
- Vorverstärker-Ausgang: 1x Stereo-RCA/Cinch
- HD-Mikrofoneingang über 3,5 mm Klinke (Kupplung für separates Mikro liegt bei)
- Proprietäre BURSON Stromversorgung (MCPS)
- Gehäuse: Aluminium, ausgeführt als Kühlkörper
Zubehör
- 3,5 mm Splitter-Kupplung (Teilt in Kopfhörer und Mikrofon)
- USB-C/USB-C Kabel
- Netzteil 24 Volt / 3 Ampere
- Fernbedienung: optional
Klang
Während der Einspielzeit höre ich den BURSON Playmate über den LUMIN U1 mini an seinem optischen TOSLINK- Eingang und am HP Laptop über USB-C. Zu diesem Zeitpunkt sind gleichzeitig verschiedene Elektroniken und auch Kopfhörer in unterschiedlichsten Preisklassen von 250 – 3.000 Euro in meinem Hörraum zu Gast. So spielen bunt gemischt die Kopfhörer ULTRASONE Edition 15, DENON AH-D 7100, Perfect Sound m100r sowie der Calyx H und Dan Clark Audio AEON2 noire an den SPL Phonitor x und Phonitor se, dem MakroAudio Steinberg, dem Earmen TR-Amp und eben dem BURSON Playmate 2. Auf diese Weise bekomme ich schnell einen Überblick. Der Playmate 2 hat so auch die Gelegenheit, sich an verschiedenen Kopfhörern ausprobieren und seinen Charakter zeigen zu können. Einen Charakter, den er übrigens auch an den Line Ausgängen zeigt.
Für meinen Hördurchgang starte ich mit dem Windows 10 Laptop am USB-C Eingang des Kopfhörerverstärkers. Als Kopfhörer wähle ich den mir vertrauten, offenen Over-Ear ULTRASONE Edition 15. Als Musikquelle dient mir wieder ein Streaming Dienst mit Musik in HD Qualität. Ich gebe dabei zu, dass mir das Musik Streaming ans Herz gewachsen ist, da der Zugriff auf die Musik über den Tellerrand meiner eigenen Musiksammlung auf dem heimischen Musikserver so unglaublich einfach geworden ist. Zudem liefert mir die Musik der PC an, an dem ich gleichzeitig diesen Text verfasse. Und das ist genau das Habitat, für das der Playmate 2 nach meinem Verständnis erdacht wurde. Natürlich kann man quellenseitig klanglich noch mehr aus seiner Musik herausholen, der Komfort und die Auswahl ist aber beim Musikhören auch ein gewichtiges Argument. Und am Ende hat dann doch die Elektronik mit DAC und Kopfhörerverstärker ein gewichtiges Wort mitzureden, was an den Ohren ankommt. Womit wir wieder beim eigentlichen Thema sind.
Und weil mir die Filmmusik beim Streaming so sehr ans Herz gewachsen ist, öffne ich Tür und Tor wieder für Jack Sparrow. „He’s a pirate“ aus dem Fluch der Karibik, komponiert von Klaus Badelt, schleudert es mir der Playmate 2 aus den Ohrmuscheln entgegen. Dynamisch, grimmig, entschlossen. Das Orchester baut sich nach einigen freundlichen Streichersätzen, durchsetzt mit Bläsern, zu seiner vollen Größe auf. Die Pauken klingen satt und voll. Der Playmate 2 erzeugt ein Volumen, das der Größe des Orchesters voll und ganz gerecht wird.
Die Film-Score-Playlist gleitet automatisch in das Hauptthema von Fantastic Beasts: The Crimes of Grindlewald von James Newton Howard über. Bruchlos geht es mit der gleichen Dynamik weiter. Streicher und Bläser im Dialog. Die getragenen Melodien der Streicher, der Holzbläser und des Chors, die eine entrückte Atmosphäre erzeugen, werden kontrastiert von der abenteuerlustigen Attacke der Blechbläser. Der Playmate 2 zeichnet die kleinen und großen Spannungsbögen schön nach und hält den Sound bruchlos zusammen. Eine Eigenschaft, die sich nicht nur am ULTRASONE Edition 15 sondern auch an den anderen Kopfhörern wie CALYX H und AEON2 noire zeigt. Auch der eher warme spielende DENON AH-D 7100 profitiert davon.
Das folgende „Arrival to Earth“ vom Transformers Soundtrack lässt mir glatt einen Schauer den Rücken runter laufen. So viel Pathos und Energie. Entkoppelt vom Film gefällt mir das Stück noch besser. Diese Musik hätte ich dem Streifen nicht zugetraut. Die Edition 15 und Playmate-Kombi macht es zu einem Sound-Erlebnis. Eine andere Schauer erzeugt das „Feather Theme“ von Forrest Gump. Prägend hier das glockenhelle Klavierspiel, vereinzelt begleitet seidigen Streichern. Wer kennt es nicht – spätestens wenn er es hört. „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel. Man weiß nie, was man kriegt.“ Oberflächlich betrachtet eine Komödie, tiefgründig kann eigentlich eine Tragödie. Das scharf gezeichnete klimpernde Klavier und der weiche Schmelz der Streicher, das feine Zupfen lassen mich wieder eintauchen in die Welt des Forrest Gump. Und in die Musik. In den Sound. In den Film. In meine Gedanken. Leicht wie eine Feder.
Wie die Feder zieht es mich nun auch nach oben. Ins Hörzimmer zum Musikserver und zum LUMIN U1 mini. Neben dem Laptop soll der Kopfhörerverstärker auch nochmal an der Anlage zeigen, was er kann. Diesmal über die optische TOSLINK Verbindung. Das bereitliegende Kabel anstecken und am Gerät mittels Display umschalten. Fertig. Als musikalische Kost wähle ich Kari Bremnes und ihr Live Album „Reise“ aus. Eine Frauenstimme fehlt ja noch in der Playlist. Bis jetzt war alles Instrumental. Meine Wahl fällt auf „Sövngjengersken“ – Schlafwandler. Neben der Stimme der Norwegerin hat der Song einiges zu bieten. Das Synthesizer-Klavier, der E-Bass, der das Stück vernehmlich, aber mit spielfreudiger Lässigkeit strukturiert. Dazu das Schlagzeug von Helge Norbakken, er sich zu Beginn vornehm zurück hält.
Anfangs dominiert auf ihre unnachahmlich einfühlsame Art die Stimme von Kari Bremnes, die in Deutschland viele Fans hat. „Han så hende komme i det hvide linned. Med lukkede øine og bare ben“. Wie sich mir die Zeilen ins Gehirn gefressen haben. „Er sah sie in der weißen Wäsche kommen. Mit geschlossenen Augen und nackten Beinen.“ Fantastisch. Irgendwann im Song scheint es Helge Norbakken mit den Träumereien genug zu sein und er fordert die Aufmerksamkeit ganz für sich. Seine Lautmalerein, die praktisch die Hi-Hats ersetzen, heben sich fein ab. Gut höre ich seine das Spiel „kommentierenden“ Lautmalereien. Die große Trommel projiziert sich mit ihrem eher dumpfen Sound in den Raum, dazu die Vorstellung vom straff gespannten Fell bei den harten Schlägen. Nebenbei ein leises Knarzen des Hockers. Mit dem Klatschen der Live-Aufnahme fühle mich wieder wie im Konzert im Scala. Die Norwegerin durfte ich in Esslingen (KuKoZe), Freiburg und Ludwigsburg (Scala) bereits viermal live erleben.
Der BURSON Playmate 2 nimmt die Qualität der Zuspieler übrigens dankbar an. Gegenüber dem Computer umreißt er das klangliche Geschehen noch etwas feiner, legt Details noch etwas besser offen und löst dadurch die einzelnen Ereignisse noch besser. Der Raum erhält dabei eine schöne Größe und rastet um und im Kopf schlüssig ein. So höre ich mich weiter in das Album hinein. Mir gefällt die zweite männliche Stimme bei heiteren „Riddle beside another Riddle“, die verzerrt singende Gitarre beim düsteren „Skrik“, die nahe, eindringliche Stimme beim Fernweh erzeugenden „Hurtigrute“. So bleibe ich mit Kari Bremnes auf „Reisen“. Musikalisch, wo es dieser Tage persönlich doch so schwer ist, die Welt persönlich auf Reisen zu entdecken.
Fazit
Der BURSON Playmate 2 Kopfhörerverstärker mit DAC ist konsequent in der Gegenwart angekommen und richtet sich an Digital-Natives, die ihren Sound von Computer, Gaming-Konsole, TV oder Mobilgerät aufpeppen wollen. Protagonist ist die USB-C-Schnittstelle, ihr beigestellt ist ein optischer TOSLINK-Eingang. Ein analoger Ausgang ist zudem eine ideale Andockstelle für Aktivlautsprecher. Der Playmate 2 überzeugt mit frischem, dynamischen Sound, den er an den Kopfhörer weiterreicht. Spielfreudig und locker geht der mit 650 Euro fair bepreiste BURSON mit der Musik um und bringt so Schwung ins digitale Musikgeschehen.
Im Test
Kopfhörerverstärker mit DAC und analogem Cinch-Ausgang
BURSON Playmate 2
Preis: 649 Euro
Vertrieb
AudioNEXT GmbH
Isenbergstraße 20
45130 Essen
Tel.: +49 (0)201 5073950
Mail: info@audionext.de
Web: www.audionext.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1, FiiO M11
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
Kopfhörer- / Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs, SPL Phonitor se mit DAC 768xs, Burson Playmate2, EarMen TR-Amp, makroAudio Steinberg
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, FiiO FH7, DENON AH-D7100, Dan Clark Audio AEON2 Noire, Perfect Sound m100r
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, WSS Platin Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly Audio bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos Phoenix
Fotos: F. Visarius