Test: High-End Kopfhörer ULTRASONE Edition 15 - Samtpfote mit Biss › HiFi-IFAs, Der Blog: HiFi Test Magazin für High End Audio & Stereo

Erster Kontakt: der ULTRASONE EDITION 15 in der Box

Erster Kontakt: der High End Kopfhörer ULTRASONE EDITION 15 in der Box (Foto: F. Visarius)

In diesem Test gibt es etwas Feines auf meine Ohren: ULTRASONES High-End Kopfhörer Edition 15 zum UVP von rund 3.000 EUR. Ausgestattet mit dem Wissen um den Wert des Testobjekts, ist die Erwartungshaltung natürlich dementsprechend hoch. Natürlich hatte ich den Kopfhörer schon zuvor auf der High End in München mal gehört, aber das ist etwas Anderes.

Allein die erste Annäherung an das Produkt, die Teil des Erlebnisses ist, ist natürlich grundverschieden. Auf dem Messestand bekommt der Interessent den Hörer betriebsbereit auf dem Tisch serviert, nimmt ihn einfach zur Hand und lauscht der dargebotenen Musik. Der Käufer hingegen hält zuerst, wie ich, neugierig den bunt bedruckten Umverpackungskarton in der Hand, öffnet das Klebesiegel, zieht den eigentlichen Karton mit der Box vorsichtig heraus und entdeckt nach dem Auffalten eine hochwertige Lederbox, die noch einmal in Folie eingeschlagen ist.

Ohne den Kopfhörer bis jetzt gesehen zu haben nimmt man ULTRASONE ab, das es der Hersteller vom Starnberger See ernst mit dem Anspruch seines Produktes meint. Das macht einen wertigen Eindruck. In der Box entdeckt mein Auge ein Mikrofaserputztuch und zwei Beutelchen mit den Kopfhörerkabeln. Ein circa 3 m und ein 1,2 m langes 4-adriges Premiumkabel mit LEMO-Steckverbindern und 3,5 mm Klinkenstecker. Ein Schraubadapter bedient das 6,3 mm Gardemaß.

(Foto: F. Visarius)

Den ganzen Annäherungsprozess zwischen Mensch und Edition 15 hat mein Kater neugierig mit verfolgt – ohne sich der tieferen Bedeutung des Vorganges bewusst zu sein, die dieser für mich hat. Obwohl er wohl die besseren Ohren hat, ist er ein echter HiFi-Banause. Die Ohrhörer sind sowieso eine Nummer zu groß für ihn. Mir passen sie dafür hervorragend – nebenbei bemerkt. Also hat’s die Natur richtig eingerichtet. Oder ULTRASONE. Wie man’s sieht. Das Interesse unseres Katers am Geschehen war ob seiner Jugend natürlich anderer, verspielterer Natur. Das Foto konnte ich mir ob des Farbensembles dann doch nicht verkneifen. Zumal mich der kleine Racker auch zu diesem Titel inspiriert hat. Warum? Dazu später mehr.

Annäherung

Ich entnehme der ULTRASONE Edition 15 dem maßgeschneiderten Leder-Etui. Das haptische Erlebnis beim Öffnen des Etuis setzt sich bei der Entnahme des Hörers fort. Als bekennender Uhrenfan kommt mir das bekannt vor. Und ich liebe es. Während man beim Auspacken selbst teuersten HiFi-Equipments unhandliche Gerätschaften mit ungeschicktem Masseschwerpunkt aus ihrer Folie und dem schützenden Styroporgefängnis pfriemeln muss, schmeichelt es hier angenehm den Händen und dem Auge.

EDITION 15 Hörer (Foto: F. Visarius)

ULTRASONE überträgt offensichtlich die Exklusivität des bevorstehenden musikalischen Erlebnisses in die verwendeten Materialien. Sowas mag ich ja wirklich. Die Kapseln des Edition 15 sind aus amerikanischem Kirschholz gefertigt, das laut ULTRASONE auch im Instrumentenbau eingesetzt wird. Die Edelstahl-Abdeckung wirkt wertig und durchdacht. Die wichtigsten Schnittstellen zum Hörer übernehmen eine Kopf-Polsterung aus fein verarbeitetem Merino-Leder und die magnetisch fixierten Mikrovelours-Ohrpolster.

Allein mit den Ohrpolstern hätte sich der Edition 15 schon den Titel „Samtpfote“ verdient. Aber auch dieses Attribut greift bereits vor. Doch um den Kopfhörer zum Leben erwecken zu können, muss ich erst das weiche, geflochtene 4-adrige Kabel in die rechte und linke Hörmuschel stöpseln. Der Kopfhörer hat übrigens ein offenes Wirkprinzip. Das heißt, er strahlt nach innen wie nach außen ab. Ihr lasst also eure Umgebung an eurer Musikauswahl teilhaben. Das muss man wissen und beim Kauf je nach Einsatzzweck und Ort berücksichtigen. Alternativ bietet ULTRASONE noch den Edition 15 Veritas mit vergleichbarer Technologie, aber in geschlossener Bauform an.

Verkabelter ULTRASONE EDITION 15 (Foto: F. Visarius)

Technik

ULTRASONE nutzt beim Edition 15 eine völlig neue Treibertechnologie, die als „Gold-Titanium-Compound Technologie“ (GTC) bezeichnet wird. Hierbei bilden eine Goldfolienmembran und eine Titankalotte gemeinsam einen Hochleistungs-Treiber. Zudem kommt im offenen Edition 15 Kopfhörer die patentierte S-LogicEX® Technologie zum Einsatz. Hierbei werden die Treiber in den Kapseln geometrisch passend zum Hörkanal angeordnet, so das ein besonders natürliches, räumliches Hörgefühl entsteht. Gleichzeitig soll die S-LogicEX® Technologie eine vergleichbare empfundene Lautstärke bei deutlich geringerem Schalldruck erzeugen. Dieser Effekt soll längeres Hören ohne Gehörermüdung ermöglichen.

Die patentierten ULE-Technogie (Ultra Low Emission) schützt die Edition 15 vor elektromagnetischer Strahlung, die beim Betrieb eines jeden Kopfhörers auftritt. Die LEMO-Steckverbinder bereiten den Hörer in Verbindung mit den vieradrigen Kabeln für den symmetrischen Betrieb vor. ULTRASONE sieht neben dem hochwertigen Hörgenuss daheim auch Anwendungsmöglichkeiten im professionellen Bereich.

Kopfhörer ULTRASONE EDITION 15 Treiber (Foto: F. Visarius)

Technische Daten

Prinzip: dynamisch, offen
S-LogicEX® Technologie
MU-Metall Abschirmung – ULE Technologie

Impedanz: 40 Ohm
Driver/Durchmesser: gold-beschichtet mit Titan-Kalotte, 40 mm
Magnet: NdFeB
Frequenzbereich: 5 – 48.000 Hz
Kennschalldruck (SPL): 94 dB
Gewicht (ohne Kabel): 320 g

5 Jahre Garantie
Von Hand gefertigt in Deutschland

Zubehör

Hochwertiges Echtleder-Etui
Mikrofaserputztuch
Abnehmbare Premiumkabel, 4-adrig mit LEMO-Steckverbindern und 3,5 mm Klinkenstecker
– Länge ca. 1,2 m
– Länge ca. 3,0 m
aufschraubbarer 6,3 mm Adapter

ULTRASONE EDITION 15 Set in der Box (Foto: F. Visarius)

Klang

Nun denn. Die erste haptische Annäherung war ja viel versprechend schön. Aber bis dato quälend stumm. Gerade bei so etwas wie einem Kopfhörer, der so schnell betriebsbereit ist – hier bin ich wieder beim Messe-Feeling – , musste ich mich in Geduld üben. Auspacken und Fotografieren vollzog ich in akustischer Abstinenz. Aber jetzt wird es endlich ernst. Der Hörer soll spielen. In blasser Schrift ist an der sauber rastenden Längenverstellung des Bügels ein L und ein R vermerkt. Das gibt beim Aufsetzen die nötige Orientierung. Los geht’s. Zum Start soll es etwas Stimmungsvolles sein.

Agnes Obels Album „Aventine“ läuft durch meine Finger, als ich durch den Inhalt meiner Musikbibliothek husche. Eine HD-Aufnahme. Prima. Stimmungsvoll bedeutet bei Agnes Obel nicht heiter. Ihre Stimme klingt getragen, kommt wunderbar rüber. „Chord left“ eröffnet wunderbar mit einem Klavier, mit dem Edition 15 folgt man jedem Tastenschlag. Die Aufnahme blendet den Korpus des Klaviers weitgehend aus. Mit „Tokka“ wird es auf einen Schlag intimer. Ich bekomme das Gefühl, mein Ohr legt sich in den geöffneten Klavier-Deckel. So kenne ich es auch mit anderen Anlagen, die Intimität die der Edition 15 vermittelt ist dabei schon sehr fein.

Das setzt er bei „The Curse“ ebenso fort. Die Stimme von Agnes Obel transportiert Stimmung ohne zu überzeichnen, die Musik bekommt eine transparente, schöne Struktur. Ein schneller Sprung zum Titelsong „Aventine“ bestätigt meinen Eindruck. Dazu der herrlich träge gestrichene Bass und im Kontrast dazu die treibend gezupften Streichinstrumente. Dabei zentriert der Edition 15 das musikalische Geschehen nicht übermäßig im Kopf. Natürlich spielt sich alles zwischen den Ohren ab, aber mit scheinbar ein bisschen mehr Raum drumherum. Bei Kopfhörern besteht die Gefahr, das sie in den Kopf projizieren. Nicht beim ULTRASONE Edition 15. Er lässt tatsächlich eine Bühne entstehen, ohne sich beispielsweise zu sehr auf Stimmen zu fokussieren.

ULTRASONE EDITION 15 Hörer (Foto: F. Visarius)

Nun gut, wenn man von einer Bühne spricht, ist eine klassische Aufnahme nicht fern. Ich hab’s nunmal mit den Bildern einer Ausstellung. Also höre ich in die Aufnahme der Berliner Philharmoniker mit Herbert Karajan am Pult hinein. Eine Laune der Inszenierung lässt mich die Aufnahme mit „La Cabane de Baba Yaga sur des Pattes de Poule“ eröffnen. Mit der Baba Yaga ist nicht zu spaßen. Das vermittelt auch der Edition 15 mit Druck und Impulsivität. Dabei behält er trotzdem Übersicht über das Geschehen im Orchester. In ruhigeren Passagen eröffnet er jedes akustische Detail, welches über die Aufnahmemikrofone seinen Weg auf die Tonspur gefunden hat. Ich komme mir vor wie ein Mäuschen, dass dem Orchester zuhört und jedes Blättern, Knistern und Hüsteln beim Spaziergang zwischen den Musikerfüßen mitbekommt. Bäm! Baba Yaga kommt in ihrem Haus auf Hühnerbeinen. Nichts wie weg! Ich flüchte mich in das filigrane „Ballet des Petits Poussins dans leurs Coques“. Was für eine Freude, die auf mich überspringt.

Ein Wechsel ins elektronische Fach führt bei mir häufig zu einem Besuch bei Madonna. Ich finde das Album „Ray Of Light“ fantastisch produziert. „The power of good-bye“ – There’s nothing left to try… There’s no place left to hide… There’s no greater power… than the power of good bye… Wie soll ich Madonna jetzt bloß wieder aus meinem Kopf bekommen, so sehr hat sich das Gesicht mit der neckischen Zahnlücke in meinem Kopf manifestiert.

Dann halt weiter mit Madonna und „Frozen“. Der Song zeigt mir: Alles ist da, aber der Edition 15 ist nicht fett abgestimmt. Im Bass eher sachlich. Auch überzeichnet er Höhen nicht, um Transparenz vorzutäuschen. Er ist einfach transparent. Ganz ehrlich. Aber wenn es drauf ankommt kann er Kante zeigen. Dieser Eindruck hat mich auch zu dem Vergleich gebracht: Samtpfoten mit Biss. Unser Kater zeigt seine Krallen auch nur wenn er muss – oder wenn er mich necken will. Und ich darf sagen, ich mag den kleinen Racker…

ULTRASONE EDITION 15 Kopfhörer mit Box (Foto: F. Visarius)

Fazit

Der Preis von rund 3.000 Euro signalisiert beim ULTRASONE Edition 15 wo er zu Hause ist: In der Premier-League der Kopfhörer-Gilde. Und der Besitzer der Pretiose wird dafür nicht enttäuscht. Hohe Anfassqualität und wertige Erscheinung machen Spaß auch ohne das ein Ton über die hochwertigen Treiber fließt. Klanglich ein angenehmer Zeitgenosse, eine ehrliche Haut, die es zudem schafft, im Oberstübchen des Hörers eine kleine feine Bühne auf zu bauen und ihn so beschwingt ins Reich der Musik zu entführen.