Manchmal machen wir HiFi-IFAs gerne aus der Not eine Tugend. So auch in diesem Fall. Hubert Reith hatte mir freundlicherweise die HiFi-Akademie PowerAmp P6s Endstufe zur Verfügung gestellt, als es darum ging, Lautsprecher in der Preisklasse um 1.000 Euro zu beurteilen. Namentlich die Sonoro ORCHESTRA, die Monitor Audio APEX A10 sowie die Indiana Line DIVA 552. Zu dieser Zeit hatte ich zwar auch den wohlklingenden All-In-One Receiver Sonoro MAESTRO zum Test in Wohnzimmer und Hörraum. Aber ich wollte auch noch einen reinen Verstärker nutzen, um den Lautsprechern in meiner HiFi-Kette auf den Zahn zu fühlen. So fiel meine Wahl auf die HiFi-Akademie PowerAmp P6s Endstufe, die preislich um 1.250 Euro sehr gut ins Testgefüge passte. Und da sie schon einmal da war und einen prima Job machte, beschlossen die HiFi-IFAs, ihr einen eigenen Test zu widmen.
Außer dem guten Ruf von Hubert Reith und den Lautsprechertests gab es noch einen anderen Anreiz, der den Kreis zur HiFi-Akademie schloss. Zeitgleich hatte ich auch ein Familienmitglied des PowerAmp P6s, den Netzwerkspieler und Server Stream6, zum Test im Hörzimmer. Die beiden haben wirklich ein tolles Geschwisterpaar auf dem HiFi-Möbel abgegeben. Optisch wie auch klanglich.
Nun liegt es in der Natur der Sache, dass man sich mit einem Endverstärker sehr wohl ein Bild von drei Lautsprechern machen kann. Der umgekehrte Schluss auf den Endverstärker fällt aber bei dieser Betrachtung eher schwer. Deshalb musste der Hörtest warten, bis die P6s Endstufe an gut bekannten Lautsprechern spielen konnte und auch ein Vergleich mit anderen Verstärkern möglich war.
Das Warten endete Anfang August, als das traditionelle „Männer-Wochenende“ bei Bernd anstand. Eine Mischung aus Redaktionsbesprechung, HiFi- und Gastronomie-Test in der Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Mit dabei war Stefan Schickedanz, der sich beim ersten Tagesordnungspunkt die Ohren zu halten musste. Diskretion versteht sich von selbst. Um bei den letzteren TOPs dann aber mit gewohntem Interesse und Engagement einzusteigen. Auch hier versteht sich Diskretion von selbst 😉
In Bernds Hörzimmer spielte zu der Zeit ebenfalls der 4.000 Euro teure High End Vollverstärker Rega AETHOS (IFAs-Hammer August 2020), so dass neben Bernds Cambridge Audio Komponenten ein respektabler Vergleich an den LUA Con Espressione Lautsprechern gegeben war. Und so lag der Vergleichsmaßstab für die nach Ulm angereiste HiFi-Akademie PowerAmp P6s Endstufe recht hoch.
Technik
Die HiFi-Akademie Power Amp P6s Stereo-Endstufe hat mit einem Paar RCA-/Cinch- und einem Paar-XLR-Eingängen die wichtigsten Anschlüsse an Bord. Mit einem Schiebeschalter an der Rückseite wählt der Benutzer die Eingangsart, wobei Hubert Reith den XLR-Eingang empfiehlt.
Das Gehäuse des Verstärker ist insgesamt als Kühlkörper ausgelegt. So kann es, trotz monolithischer Erscheinung, die entstehende Wärme ableiten. Da der Verstärker in Class-D-Technik aufgebaut ist, ist diese überschaubar. Die P6s wird im Betrieb etwa 10 Grad wärmer als ihr Umfeld.
Lautsprecherbuchsen sind für Kabel mit 4mm-Steckern oder Kabelschuhen konzipiert. In der Regel kann der Besitzer also auf Kabel mit einer Standard-Konfektionierung zurückgreifen. Natürlich können auch offene Kabelenden eingeklemmt werden was aber nicht die bevorzugte Anschlussart sein sollte. Da zu den Lautsprechern sehr hohe Ströme fließen können, ist eine sichere Verbindung hier nicht nur aus klanglichen, sondern auch aus sicherheitstechnischen Gründen wichtig.
Grundsätzlich ist die P6s Endstufe für Lautsprecher mit Impedanzen um 4 bis 8 Ohm ausgelegt. Zu beachten ist, dass der Widerstand eines Lautsprechers frequenzabhängig ist. Bekannt ist beispielsweise bei einigen Lautsprechern der Einbruch des Widerstandes im Bassbereich. Die Elektronik der P6s steckt diese bis 2Ω weg. Die minimale Impedanz von 2Ω sollte aber auch im weniger Energie fordernden Hochtonbereich nicht unterschritten werden.
Die Stromversorgung wird per IEC/Kaltgeräte-Anschlusskabel hergestellt. Um den maximalen Störabstand zu erreichen empfiehlt die HiFi-Akademie, dass der Stecker so gepolt ist, dass die Phase auf den mit „L“ markierten Anschluss (unten) anliegt. Dies zu beachten ist quasi das Tüpfelchen auf dem i.
Die Schaltungsidee der PowerAmp P6s Endstufe ist von der P6 übernommen und neu überarbeitet worden. Die P6s verwendet ein Schaltnetzteil, um bei geringer Bauhöhe eine Leistung von 2x200W an 4Ohm zur Verfügung stellen zu können. Genug Reserven also auch für Impulsspitzen bis zu 340W an 4Ohm. Bei höheren Leistungen greift eine Softclipping-Schaltung ein. Die Versorgungsspannung wird mit großzügigen 10.000uF stabilisiert. Kanal getrennte lokale Spannungsregler für Treiber- und Vorstufen sorgen für stabile, unabhängige Arbeitsbedingungen.
SMD-Technik in den Endstufen ermöglicht minimale, ununterbrochene Signalwege. Die Wärmeableitung der Leistungs-FETs erfolgt über den 8mm dicken Gehäuseboden. Für die Belüftung sorgen Löcher im Boden und Schlitze in der Rückwand. Die PowerAmp P6s arbeitet als invertierender Verstärker ohne Gleichtaktverzerrungen am Eingang. Die Endstufe selbst arbeitet mit circa 420kHz und ist selbstschwingend ausgelegt. Somit benötigt sie keinen speziellen Taktgeber. Der Übertragungsbereich endet bei ca. 50kHz. Eine zweite Regelschleife wird ebenfalls vom Ausgangssignal gespeist und die Linearität so noch weiter verbessert. Ein wichtiges Bauteil ist noch die Filterspule mit sehr guten HF-Eigenschaften im Ausgang. Sie sorgt dafür, dass nur das Audiosignal an die Lautsprecheranschlüsse kommt, die Schaltfrequenz aber abgeblockt wird.
Schutzfunktionen greifen bei Unter- und Überspannung, ebenso beim Überschreiten des maximalen Ausgangsstromes von circa 25A. Bei einer Überlastung oder Überhitzung des Netzteil schaltet die P6s Endstufe ebenfalls ab. Mit diesem Wissen beruhigt, kann es – nach den technischen Daten – an den Hörtest gehen.

Technische Daten
Eingangsempfindlichkeit: 1.2V~ für 200W an 4Ohm
Max. Eingangsspannung: +-5V
Eingangsimpedanz: 4.7kOhm
Spannungsverstärkung: 23.4 (27.4dB)
Leistungsabgabe:
2x150W an 8Ohm
2x200W an 4Ohm
2x340W an 4Ohm (Impuls-/Burst)
Maximale Ausgangsspannung: typ. 38V (eff)
Maximaler Ausgangsstrom: typ. 16A (peak)
Leistungsbandbreite: 5-50kHz (an 4-8Ohm)
Wirkungsgrad: typ. 95% (bei 100W an 8Ohm)
Ausgangsimpedanz: typ. 4mOhm
Dämpfungsfaktor (bezogen auf 8Ohm): typ. 2000
Minimale Lastimpedanz: 2.5Ohm
Frequenzgang (20-20kHz): +-0.5dB (>2.5Ohm)
Untere Grenzfrequenz (-3dB): 5Hz
Obere Grenzfrequenz (-3dB): 50kHz
Klirrfaktor THD 1kHz/10V an 4Ohm *: typ. 0.002%
Rauschabstand:
bez. auf 10V an 4Ohm *: typ. 106dB(A)
bez. auf Vollaussteuerung *: typ. 116dB(A)
Übersprechdämpfung 10kHz/10V an 4Ohm: typ. 85dB
* BWL 20-20kHz
Modulator
Schaltfrequenz: typ. 420kHz
Taktunterdrückung: typ. 40dB
Taktreste am Ausgang: typ. 0.8Veff
Ausgangsfilter
Trennfrequenz: typ. 55kHz
Kennimpedanz: typ. 6Ohm
Steilheit 12dB/Oktave
Schutzschaltung: Überspannung, Unterspannung, Überstrom, Übertemperatur
Maße und Gewicht
Breite: 300 mm
Tiefe: 230 mm (200 mm + Buchsen)
Höhe: 67 mm (50 mm + Füße)
Gewicht ca. 3.8 kg
Leistungsaufnahme: ca. 16-600 W
Betriebstemperatur: 0-40°C
Lagertemperatur: 0-85°C
Klang
Kaum auf dem Sofa in Bernds Hörzimmer Platz genommen, stieg der Hausherr bei der Wahl der Musik an seinen LUA Con Espressione dynamisch gleich hoch ein. London Grammars „Hey Now“ sprudelte aus dem Musikserver ZEN MK3 des britisch/portugiesischen Herstellers Innuos in Richtung Cambridge Audio Streamer. Den hervorragenden großen Bruder ZENith MK3 aus gleichem Haus hatten wir übrigens erst neulich im Test.
Die charismatische Stimme von Hannah Felicity May Reidstand stand präsent und unverrückbar zwischen den Lautsprechern. Den LUA Con Espressione gab die Power P6s Endstufe dabei einen angenehmen Schuss Wärme mit auf den Weg.
Dann setzte der tiefe und satte Bass ein, den die Endstufe voluminös transportierte. Gleichzeitig hatten wir das Gefühl, dass der Tiefbass die Endstufe an ihre Grenzen führte. Das Ohr mahnte aber das Erreichen des roten Bereichs der Drehzahlskala an. Trotzdem behielt die Endstufe die Übersicht über das Geschehen auf der Bühne. Die LUAs stehen in dem Ruf, in den tiefen Frequenzen, die dieser Titel besonders abfordert, eine Impedanz-Senke deutlich unter 3 Ohm zu haben. Bei den anderen Lautsprechern, die ich mit der P6s gehört habe, war dieser Effekt nicht zu bemerken.
Aber wir ließen uns im Anschluss von Lyambikos „Muse“ beeindrucken, bei dem die Endstufe den Raum schön in der Ebene der Lautsprecher aufspannte. Die Fähigkeit Räume zu kreieren war eine Stärke, die der Endverstärker schon zusammen mit seinem Geschwister, dem Netzwerkspieler Stream6, bei den Monitor Audio APEX A10 (um 850 Euro / Paar) ausspielte. Die P6s verhalf dem kompakten Lautsprecher zu einer erstaunlichen Bühne in Breite und Tiefe, in der der Hörer schwelgen konnte. Bei Lyambiko war dieser Raum durchsetzt mit dem Spiel das Klaviers, das sich an den LUAs gut nachvollziehen ließ. Darin lag klar umrissen eingebettet die Stimme von Sandy Müller, wie die Thüringer Jazzsängerin Lyambiko bürgerlich heißt.
Als nächstes ging es – wieder mal – nach Skandinavien. Die Stimme der in Stockholm lebenden Norwegerin Ane Brun schwebte im Titel „These Days“ über dem Fundament eines sehr präsenten Basses. Dieser ist nicht so abgrundtief und fordernd wie bei London Grammar. Er erreichte den Hörplatz konturiert und grollend. Das Rollen der Trommeln und das satte Stampfen drangen beeindruckend ans Ohr. „These Days“ entfaltete so die gewünschte Wirkung. Das machte richtig Spaß und Lust auf mehr und wir entschieden uns zu einem beschwingten Streifzug durch Bernds Musikbibliothek.
Brook Benton überraschte uns mit seiner eigenwilligen Interpretation eines Klassikers: „My way“. Yes, indeed. Brook Benton did it his way. Lange grübelten wir – also Stefan und ich, denn Bernd wusste ja Bescheid – was wir da zu hören bekamen. Bis wir auf bekannte Strukturen trafen und der Text die letzten Zweifel ausräumte. Aus der konzentrierten Starre erwacht wippten die Füße schnell mit. Die HiFi-Akademie PowerAmp P6s punktete bei diesem extravaganten Song mit feinem Gefühl für Rhythmus.
„Wenn der Winter kommt“ von Element Of Crime setzte zumindest im Song-Titel einen harten Kontrast zu den 30 Grad Außentemperatur, die uns die letzten Tage zusetzte. Die Endstufe generierte im sommerwarmen Hörzimmer eine lässige Atmosphäre die zum Narrativ von Sven Regener wie Faust aufs Auge passte und das schweißtreibende Sommerwetter ein wenig vergessen ließ.
Auch extravagant die nächste Musikwahl: Espen Linds, Kurt Nilsens, Alejandro Fuentes‘ und Askil Holms „Hallelujah – live“. Für die Musikwiedergabe eine schöne Aufgabe, weil die übersichtliche Instrumentierung auf der Bühne sortiert werden will. Das schaffte die P6s mit schöner, homogener Staffelung auch in der Tiefe, ohne dabei Brüche zu erzeugen. Die Singstimme hatte Charakter und bettete sich mit den Chorstimmen markant in die live Atmosphäre der Aufnahme ein. So präsentierte sich mir auch schon das Gespann aus Sonoro ORCHESTRA und der PowerAmp P6s Enstufe. Zum Klangeindruck gehören halt immer (mindestens) zwei.
Zum Abschluss erfreute uns Bernd noch mit einem seiner Lieblingskünstler, den er als Straßenmusiker mit einer Handpan in der Fußgängerzone entdeckt hatte. Natürlich nicht live in Ulm, sondern als digitale Konserve. Er hatte dem Künstler eine CD abgekauft und abspielbereit auf dem Server archiviert. Die Musik von Radim Sychra entwickelte einen herrlichen Fluss, geprägt durch die eigenwillige Klangfarbe des ungewöhnlichen Instruments. Ein schöner Ausklang des „Männer-Wochenendes“, zu dem die HiFi-Akademie P6s Endstufe ihren Teil beigetragen hatte. Sie hinterließ die richtige Stimmung, entspannt die Heimreise Richtung Stuttgart anzutreten…
Fazit
Die HiFi-Akademie PowerAmp P6s Endstufe ziert ein sachliches und dabei schick gestaltetes Gewand, das der HiFi-Fan gern in seinem Hörzimmer zeigt. Die P6s liefert einen tendenziell neutralen Sound mit anständiger Basskontrolle und einer angenehmen Portion Wärme. Das Klangbild wirkt aufgeräumt und der abgebildete Raum bekommt eine schöne Dimension. Mit rund 1.250 Euro fair kalkuliert ist die HiFi-Akademie PowerAmp P6s Endstufe ein verlässlicher Spielpartner in allen Lebenslagen. Gerne in Kombination mit ihrem optisch passenden Bruder, den Netzwerkspieler Stream6. Aber auch außerhalb der Akademiker-Familie bringt die P6s Lautsprecher in Schwung und sorgt für entspannten Wohlklang.
Im Test
Stereo-Endstufe HiFi-Akademie PowerAmp P6s
Preis: ALU-schwarz-ALU 1.250 Euro
Kontakt
HiFiAkademie
Hubert Reith
Zähringerstr. 2
69181 Leimen
Mail: info@hifiakademie.de
Web: www.hifiakademie.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, Netzwerkspieler HiFi-Akademie Stream6, D/A-Wandler MERASON DAC-1, Transport LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N-100
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Rega Aethos, SPL Phonitor x
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Sonoro ORCHESTRA, Monitor Audio APEX A10, Indiana Line DIVA 552
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, Lautsprecherkabel Melodika MDSC 4030
Fotos: F. Visarius