Gute Lautsprecherkabel sind teuer. So ein Kauf kann dann – je nach gewünschtem Ergebnis – manchmal ganz schön ins Geld gehen. Eine preisgünstige Alternative ist der Eigenbau eines solchen Kabels, auf gut neudeutsch „DIY“, also „Do It Yourself“. In den einschlägigen Elektromärkten oder im Elektronikshop findet sich da schon so einiges an Baumaterialien. Qualitäts- und klangmäßig ist dies manchmal leider ein wenig ernüchternd. So denken nicht nur viele unserer Leser, sondern auch die Kabelspezialisten von in-akustik aus dem Schwarzwald. Also haben deren Produktmanager kurzerhand ein High End DIY-Lautsprecherkabel namens Referenz LS-804 AIR DIY auf den Markt gebracht, und uns zum Test zur Verfügung gestellt.
Wer die Bezeichnung dieses Kabels liest, wird recht schnell feststellen, dass das Referenz LS-804 AIR DIY keine wirkliche Neuentwicklung, sondern die Eigenbauvariante des in-akustik Referenz LS-804 AIR ist. Eine ganz schöne clevere Idee, wie ich finde, verlagert in-akustik somit die Werkbank nicht in Niedriglohn-Fabriken im fernen Osten sondern zum Hörer. Dieser spart durch seine Eigenintiative eine gute Portion Geld und kann mit dem Eigenbau auch noch eine besondere Beziehung zu seinem neuen Lautsprecherkabel entwickeln. Zudem bekommt die Aussage von in-akustik auf deren Homepage, dass alle Lautsprecher- und Audiokabel der Referenz-Serie komplett in Deutschland gefertigt werden, ihren ganz eigenen Sinn 😉
Für seine AIR-Technologie ist in-akustik bestens bekannt, und auch dafür, dass der Helix-förmige Aufbau dieser Lautsprecherkabel und besonders deren Montage recht anspruchsvoll ist. Aus der Referenz-Serie sticht jedoch das LS-804 AIR mit seinen vier parallel liegenden Leitern hervor, was es daher geradezu zum DIY prädestiniert. Der Preisunterschied zum Fertigprodukt ist interessant, kostet die Eigenbauvariante rund 700 Euro, und das Fertigprodukt rund 1.100 Euro in der 3 m Variante. Je nach Wunsch kommen dann noch Bananas oder Kabelschuhe dazu. Okay, ein wenig Werkzeug benötigt man ebenfalls. Und das liegt doch in vielen deutschen Hobbykellern herum. Oder man fragt einfach den lieben Nachbarn danach und trinkt mit ihm dabei gleich auch noch das Nachbarschaftsverhältnis fördernd ein Glas Bier.
Beim in-akustik Referenz LS-804 AIR besteht das Leitermaterial wie bei den Air-Helix-Modellen aus hochreinen Kupferdrähten, die auf einen PE-Kern geflochten sind. Diese sind mit einer hauchdünnen Lackschicht versehen die Wirbelströme verhindern soll, und natürlich das Kupfer vor der Oxidation.
An den jeweils beiden Enden sind die Kabel kreuzverschaltet, so werden die elektrischen Parameter Kapazität und Induktivität aufeinander abgestimmt. Obendrein ist das Aufteilen in mehrere kleinere, voneinander getrennte Leiter bei der Reduzierung des Skin-Effekts hilfreich. Beim Referenz LS-804 AIR DIY lässt in-akustik das Isolationsmaterial weg, da dies laut deren Entwicklern Energie aufsaugt. Durch diesen Kniff soll das Kabel in der Lage sein schnellen Impulsen besser folgen zu können.
in-akustik Referenz LS-804 AIR DIY – Auf geht’s!
Der Postbote hat endlich das Lautsprecherkabel gebracht. Aufgeregt – nicht jeder montiert schließlich laufend Kabel – öffne ich den schicken und stabilen Karton des in-akustik Referenz LS-804 AIR DIY. Recht unspektakulär der erste Eindruck, doch der täuscht, im schwarzen Beutel wartet einiges auf mich… Das spannende Projekt kann beginnen! Glücklicherweise liegt dem Karton eine wirklich sehr gute und bebilderte Montageanleitung bei. Zur Info vorab für diejenigen die sich nicht schlüssig sind, ob sie sich wagen sollen: Auf der Homepage von in-akustik liegt die Anleitung zum Download und zum Reinschnuppern bereit.
Weiter geht es mit dem Öffnen des schwarzen Zauberbeutels, Schnur auf und einfach mal alles rauskippen, ist früher mit Fischer Technik und Lego ja auch gut gegangen… Jetzt wird es spannend, Teile sortieren und zählen. Alles ist in ausreichender Anzahl vorhanden, und bei den Clipsen gibt es sogar eine kleine Reserve. Auch das Lautsprecherkabel ist lang genug, am Ende bleibt sogar noch ein Meter übrig. Das Werkzeug liegt mittlerweile bereit – einen Heißluftföhn habe ich mir ausgeliehen – und schon kann es losgehen.
Um in den nötigen Schwung zu kommen beginne ich mit dem Einfachsten: Dem Abrollen und Ablängen des Kabels. Achtung: Bitte nicht knicken, das tut dem Hohlleiter und dem Kabel gar nicht gut! Acht Stück a‘ 3,10 m (Zum Ende der Montage werden noch ein paar cm gekürzt) werden entsprechend der Montageanleitung abgeschnitten. Sicherheitshalber lege ich sie alle noch mal nebeneinander, Klasse, alle gleich lang! Meine Anspannung lässt daher leicht nach…
Anschließend werden die beiliegenden Schrumpfschläuche entsprechend der Anleitung ein wenig gekürzt und auf die beiden mittleren Strippen, die sich kreuzend zwischen den beiden ersten Clips montiert werden, aufgezogen. Achtung, auch später am anderen Endes des Kabels kreuzen, sonst gibt es einen Kurzschluss! Alle vier Leiter werden dann so lange hin- und hergeschoben, bis das Ende alle dieser 17 cm aus dem ersten Clip heraus schauen. Sodann kommt der Heißluftföhn zum Einsatz, um die Schrumpfschläuche zu schrumpfen. Auch hier heißt es wieder Vorsicht walten lassen, sonst schmelzen die Clips.
Dann heißt es Geduld aufbringen und einen Clip nach dem anderen anbringen bis die entsprechende Anzahl aus der Tabelle erreicht ist. Beim Testkabel mit 3 m Länge sind das 97 Stück… Nachdem dieses Werk vollbracht ist, heißt es auch am zweiten Ende des Lautsprecherkabel die Schrumpfschläuche spiegelbildlich anzubringen und zu verschrumpfen. Danach werden die aus den Clips herausragenden Kabelenden auf 16 cm gekürzt. Bei dem Zeitaufwand, den ich beim DIY-Kabel aufbringe, erschließt sich mir nun auch nach und nach der Mehrpreis von 400 Euro für das fertig konfektionierte Kabel…
Da die Kabel mit einem isolierenden Klarlack überzogen sind, muss dieser an den Kabelenden mittels des beiliegenden Schleifpapiers auf einer Länge von ca. 20 mm entfernt werden. Sodann werden die Leiter 1 und 2 sowie 3 und 4 mittels zwei Umdrehungen verdrillt und die Aderendhülsen aufgeschoben und vercrimpt. Die verdrillten Kabel bekommen sodann einen Überzug aus den langen Schrumpfschläuchen und auch der Heißluftföhn freut sich auf den nächsten Einsatz.
So langsam nähere ich mich der Vollendung meines Werks: Jetzt muss noch der verschönernde und die Kupferlitzen schützende Gewebeschlauch über das Kabel geschoben werden. Drei Meter lang, ich bin gespannt was das wohl für ein Gepfriemel wird. Doch meine Sorgen sind übertrieben, wider Erwarten geht dies recht fix und schon fast entspannend. Übrigens: Den Gewebeschlauch bitte erst nach dem Aufziehen auf Länge schneiden.
Zum Abschluss kommt noch die „Verschönerung“ der Kabelenden mit den Halbschalen. Damit wird der Gewebeschlauch fixiert und nichts kann mehr verrutschen. Ach ja, ihr wollt garantiert wissen, mit welchem Zeitaufwand ihr rechnen müsst. Nun denn, wenn ihr einigermaßen geschickte Finger habt, ist die Montagezeit mit rund drei Stunden auf der sicheren Seite kalkuliert.
in-akustik Referenz LS-804 AIR DIY – Klang
Kein Kurzschluss! Die Musik erklingt, ich habe wohl alles richtig gemacht beim Zusammenbau des Kabels, uff! Die Anspannung lässt nach. „Damals fehlte mir der Mut…“ singen Peter Kraus und Annett Louisan in ihrem Titel „Blue Bayou“ vom Album Idole. Dieses Album schlägt mir Qobuz vor. Woher die wohl nur wissen, dass ich für das Projekt DIY-Lautsprecherkabel all meinen Mut zusammen nehmen muss? Ein wunderschöner Jazz erklingt vor mir. Der Besen streicht, wiedergegeben über das Referenz LS804 AIR DIY, in einer wunderbaren Feinheit.
Ein zärtlich vor sich hin geklimpertes Klavier mit perligem Spiel taucht vor mir auf. Interessant für mich ist die insgesamt leicht zurückgelehnte Darbietung der Künstler, gefühlt stehen sie einen halben Meter weiter hinten als ich es gewohnt bin. Was ich einerseits als sehr entspannend empfinde, und andererseits doch als etwas zu zurückhaltend. Dennoch, die Intimität im Duett des ewig jungen Peter Kraus mit Annett Louisan bereitet mir viel Freude. Mit daran beteiligt ist auch das in sich schlüssige Klangbild, das den kompletten Raum zwischen den Lautsprechern lückenlos ausfüllt.
Den etwas speziellen wie auch besonderen Geschmack des „Frühlingslied“ und „Alles nicht wahr“ von Georg Kreisler haben Franui und Nikolaus Habjan auf Kreislerlieder neu vertont. Nun, diese Texte bedürfen ob ihrer polarisierenden Aussagen schon besonderer Beachtung, was über das in-akustik Lautsprecherkabel ganz vorzüglich gelingt, da es keine Details verschluckt. Glücklicherweise wird dabei jedoch nicht zum Seziermesser gegriffen, die Tonalität ist durchgehend ganzheitlich. Und so komme ich bestens in den Genuss des österreichischen Sarkasmus, für den ich die Bewohner dieses Landes so sehr liebe.
„Mad Land“ von Idin Gorji auf Buddha Bar Summer Vibes (by Ravin & Charles Schillings). Diese psychedelischen Klänge führen mich zurück in jüngere Jahre, als es noch die Bhagwan-Discos mit ihrer Traumfängermusik gab. Rückbesinnend träume ich so vor mich hin und wiege mich in den weichen Klangschwaden der elektronischen Musik. Dabei erschließt sich mir der Charakter des Referenz LS-804 AIR DIY immer mehr. Das, was ich weiter oben als etwas zu zurückhaltend bezeichnet habe, ist eine mir sehr angenehme Charakteristik. Es ist diese weiche fließende musikalische Eigenschaft ohne Überbetonung bestimmter Frequenzen, die mich immer mehr in den Bann zieht. Auch die feinfühlige Abstufung der Klangfarben in diesem Stück ist mir ein Hochgenuss.
Zum Abschluss des Test darf es mit den Dire Straits und „Private Investigations“ wieder etwas schwungvoller zugehen. Toll sind die linkerhand organisch und sehr natürlich angeschlagenen Holzklöppel. Die Rasanz der Flamencogitarre ist ein Traum und die Plastitizät des Klaviers steht dem nicht nach. Voll zum Tragen kommt die sich nach und nach aufbauende Dramaturgie des Liedes. Viel Energie hat die E-Gitarre und noch wesentlich mehr die hammermäßig trockene Fußtrommel! Wie lässig dieser Titel über das Referenz LS-804 AIR DIY daherkommt, das ist schon faszinierend.
in-akustik Referenz LS-804 AIR DIY – Fazit
Ein High End Lautsprecherkabel zum erschwinglichen Preis. Dies ermöglicht in-akustik dem versierten HiFi-Freund mit dem Referenz LS-804 AIR DIY. Mit ein wenig Zeitaufwand und etwas Geduld erhält der Hörer zum günstigen Preis tiefenentspannte lässige wie auch stimmige Klänge. Feine Klangfarben sind ebenso selbstverständlich wie eine elegante und geschmeidige Spielart. Was der stolze Besitzer des neu gebauten Kabels nach getaner Arbeit umso mehr genießen kann.
Im Test
Do It Yourself Lautsprecherkabel
in-akustik Referenz LS-804 AIR DIY
Länge 2*3 m. Preis 699 Euro
Weitere Längen erhältlich
Referenz Banana BFA-103
4 Stück, Preis 57 Euro
Vertrieb
in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12 – 14
79282 Ballrechten-Dottingen
Tel.: +49 7634 5610-0
Mail: service@in-akustik.de
Web: www.in-akustik.de
Webshop: www.in-akustik.com/referenz-ls-804-air-diy
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker Buchardt Audio I150, Bluesound POWERNODE, Makroaudio PROxium Power
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Cube Audio Nenuphar
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
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