Im Januar 2020 haben wir HiFi-IFAs über fünf Cinchkabel der Einstiegsklasse berichtet. Nun, Falk und ich waren damals nicht untätig und haben uns sogar doppelt soviel Kabel in zwei Preis- und Leistungsklassen angehört. Und ruckzuck war das Wochenende rum. In unserem zweiten Vergleichstest geht es jetzt um fünf teurere Kabel in der Preisklasse von 500 Euro bis hin zu 1.000 Euro. Es ist eh immer ein gewagtes Thema über den Klang von Kabeln zu berichten, da habe ich schon manchen schiefen Blick geerntet. Auch im Freundeskreis oder bei den Arbeitskollegen. Wenn man dann noch weiß, dass ich bei einem Energieversorger arbeite… Und dann auch noch so ein Vergleichtest! Die Gefahr ordentlich Prügel zu kassieren ist groß. Egal, wir wagen es! So habe ich, der hier den Bericht verfasst, diese Geschichte doch nicht ganz allein im stillen Kämmerlein verbrochen, sondern mit Falk einen Ingenieur zur Seite gehabt.
Damit die Chancen für alle Kandidaten die gleichen waren, haben wir natürlich immer mit denselben Liedern gehört. Was wiederum für die Abwechslung beim Lesen und Schreiben natürlich nicht wirklich prickelnd ist. Also weder für uns wie auch für die meisten Leser unseres Blogs. Aber der Zweck heiligt die Mittel, und da müssen wir nun mal alle durch!
Zur Erinnerung: gehört haben wir vier Titel des Albums „Musik wie von einem anderen Stern“ von Manger, gemastert von Günter Pauler. Ein Mehr an Liedern hätte sicher seinen Reiz gehabt, doch der schnelle, und dadurch vergleichbare Wechsel steht bei so einem Test einfach an vorderster Stelle. Und das Schöne an dem Album ist, dass doch recht verschiedene Musikstile auf ihm vereint sind:
- Gütersloher Glocken – Volles Geläut
- Livingston Taylor – Isn’t She Lovely
- Marla Glen – The Cost Of Freedom
- The O-Zone Percussion Group – Jazz Variants
Zum Vergleich spielten noch mein eigenes Fadel Art ProLink Kabel – also meine persönliche Referenz – sowie eine Beipackstrippe mit. Der werte Kollege Michael Böde von der Stereo pflegt die Kabel letzterer Art gelegentlich auch als Schweinekabel zu bezeichnen. Recht hat er! Doch nun genug der Worte, auf geht es jetzt zum Hören.
Genuin Direct
Wie sein Bruder Genuin Audio Direct XLR ist auch das Genuin Audio Direct Cinch von Swisscables entwickelt worden und wird auch dort produziert. Ersteres hatte Falk neulich im Test, das Ausprobieren des Cinchkabel habe ich übernommen. Genuin Audio verwendet für seine Kabel ein Air-Dielektrikum-Design, das Reflexionen der Signale innerhalb des Kabels aus Kupfer verhindern soll. Die Cinchstecker wurden laut Aussage des Hersteller klanglich ausgewählt. In Sachen Handling gehören die Direct aufgrund ihres geringen Gewichts sowie ihrer hohen Flexibilität zu den Besten in diesem Test. Sie sind sehr gut zu handhaben und belasten daher die Cinchbuchsen von Geräten wie einem CD-Player oder Verstärker überhaupt nicht. Gerne würde ich an dieser Stelle ein paar technische Daten oder einen Schnitt des Kabels aufführen, doch Genuin Audio hüllt sich diesbezüglich leider (aus verständlichen Gründen) in Schweigen. Erhältlich ist das Genuin Direct Cinch in einer Länge von 1,00 m für 590 €.
Das Genuin Direct Cinch weist bei The O-Zone im Tiefton einen leicht zurückhaltenden Charakter auf, was bei basslastigen Lautsprechern zum Vorteil gereichen kann. Oder bei Liedern wie „The Cost Of Freedom“ von Marla Glen, das für meinen Geschmack doch recht fett abgemischt ist. Darüber schließt sich ein Mittelhochtonbereich an, der die Signale der Tonquelle fast neutral zum Hörer bringt. Einen angenehmen, dezenten Schuss Wärme bringt das Direct Cinch mit ins Spiel. Diese klanglichen Eigenschaften lassen „Instrumente“ wie die Gütersloher Glocken schön differenziert erscheinen. Angenehm zeigt sich dadurch auch die Stimme von Livingston Taylor. Sein Pfeiffen, das über manche Anlage recht scharf erscheinen kann, bekommt über das Genuin Direct Cinch eine dezente Zurückhaltung.
Vertrieb
genuin audio
Thomas Wendt
Byhlener Straße 1
D – 03044 Cottbus
Tel.: +49 355 383 778 08
Mail: thomas.wendt@mac.com
Web: www.genuin-audio.de
Supra Sword ISL
Mit seinem Lautsprecherkabel „Sword“ ist Supra Cables bereits erfolgreich auf dem HiFi-Markt unterwegs. Was lag da näher, als auch ein Kleinsignalkabel zu entwickeln, welches auf der selben Technologie beruht. Erhältlich ist das Supra Sword ISL als XLR-, sowie der uns vorliegenden Cinchversion erhältlich. Die sechs Innenleiter des Supra Sword ISL sind über einen Kern aus PE gewickelt. Darüber folgen eine PE-Schicht sowie eine schirmende Lage und danach sechs Außenleiter, die entgegen dem Innenleiter gewickelt sind. Auch die äußeren Leiter sind dann wieder von einer schirmenden Lage umgeben. An den Enden des Kabels befinden sich dann die geschirmten Supra Cinchstecker. Im Handling ist das Kabel geschmeidig, und die Stecker sitzen mit genau dem richtigen Anpressdruck. Das Supra Sword ISL gibt es in den Längen von 0,80 m für 649 € sowie 1,00 m für 699 €. Auf Wunsch sind auch Sonderlängen möglich.
Das schwedische Supra Sword ISL gehört mit zu den dezenten und sanftmütigeren Vertretern seiner Zunft. Wer gerne einen fetten Discobass hört, sollte sich woanders umtun. Spielt das ISL im Tiefton doch leicht zurückhaltend wie auch neutral korrekt und drängt sich nicht ungebührlich aufdickend in den Vordergrund.
Dies ist auch bei den Gütersloher Glocken so. Sie spielen nicht so sehr nach vorn auf den Hörer ausgerichtet, sondern eher leicht hinter der Achse der Lautsprecher. Ungefähr so, als würde man sie bei der Feldarbeit hören und denken: Ah, schön, jetzt geht es zur Mittagspause. Dieser Charakter vertieft sich beim Hören von Livingston Taylor, der im Zusammenspiel mit dem Supra Sword ISL einen wunderbar angenehmen Barmusiker abgibt. Dazu noch einen Whisky an der Bar und in aller Ruhe die Musik genießen.
Vertrieb
GEKO – Gerd Kopistecki
Ferdinand-Gabriel-Weg 4-8
D-59494 Soest
Tel.: +49 2921 96949-20
Mail: kontakt@gekohifi.de
Web: www.geko-hifi-de
Chord Signature RCA Analogue
Der englische Hersteller Chord hat das Signature RCA Analogue ins Rennen geschickt. Bekannt geworden ist Chord anfangs durch die Herstellung von DIN-Kabeln für die Geräte von Naim. Im Laufe der Jahre haben die Engländer dann ihr Portfolio kräftig erweitert, und bieten mittlerweile ein umfangreiches Angebot an HiFi- und High End Kabeln an. Hergestellt werden die Chordkabel in England in Handarbeit. Die Kupferleiter sind an ihrer Außenfläche versilbert und mittels PTFE-Isolierung voneinander getrennt. Diese Abschirmung ist laut Chord bis zu sehr hohen Frequenzen wirksam. Auch die Cinchstecker sind von einem PTFE-Material umgeben. Erhältlich ist das Chord Signature RCA Analogue für 995 € der Stereometer.
Das Chord Signature RCA Analogue bringt das Geschehen leicht vor die Achse der Lautsprecher. Im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Chord Clearway Analogue RCA weist das Signature RCA bei „The Cost Of Freedom“ im Bass einen eine etwas kräftigere Tendenz auf, allerdings ohne ihn ungebührlich aufzudicken. Klanglich in diesem Bereich etwas schwächeren Lautsprechern kann so ein Charakterzug auf die Sprünge helfen. Mit den Klangfarben geht das RCA Analogue etwas reichhaltiger als das restliche Testfeld um, dies lässt sich besonders gut bei den verschiedenen Glocken heraushören. Diese Tendenz setzt sich bei der Wiedergabe der Stimmen von Marla Glen wie auch dem Schmelz des Sängers Livingston Taylor fort. Auch das Rhythmusgefühl für die Musik kommt beim Chord nicht zu kurz. Spielerisch geht das Chord auch mit dem bunten Treiben bei The O-Zone um, die Trommel ist dabei klar, sauber und abgestuft.
Vertrieb
DREI H Vertriebs GMBH
Kedenburgstraße 44
Haus D / 1. OG
22041 Hamburg
Tel.: +49 40 375 075 15
Mail: info@3-h.de
Web: www.3-h.de
In-Akustik Referenz NF 1204 Air
Das In-Akustik Referenz NF 1204 Air ist wohl das vom Aufbau her interessanteste Kabel in diesem Test. In definiertem Abstand voneinander befinden sich gelochte Scheiben aus Kunststoff, durch welche die Leiter geführt werden. Dadurch entsteht ein Luft-Dielektrikum, welches zu extrem geringe Kapazitäten führen soll. In der Mitte sitzt der sogenannte „Cross Link Super Speed Hohlleiter“. Umgeben wird er von einem Geflecht aus 12 Leitern, welches von den Kunststoffscheiben getragen wird. Ebenso selten wie die Konstruktion des Kabels ist die Verbindung der Leiter mit den Steckern aus Tellurium-Kupfer: Sie werden nicht gelötet, sondern mit einem Druck von 1,5 Tonnen verpresst. Sehr leicht ist dieses Cinchkabel zu verlegen, ein wenig muss man aufpassen, dass man es nicht über Gebühr knickt. Käuflich zu erwerben ist das In-Akustik Referenz NF 1204 Air für 735 € der Stereometer.
Wie sich der Klang von den Lautsprechern loslösen kann, das lässt sich mit dem In-Akustik Referenz NF 1204 Air bestens erfahren. Fast könnte man von einer Luftnummer sprechen, und dies meine ich im besten Sinne positiv. Wie zum Beispiel bei der Triangel im Stück von O-Zone. Ping…, wie dieses zärtliche Instrument im Gewusel des Arrangements ausklingt und dabei nicht untergeht, fantastisch. Unterlegt wird es von einem stets angenehm dezenten Bassbereich, der in seiner Trockenheit definitiv zum High End gehört. Und die Schläge auf die Kesselpauke, ja, das ist ein Hochgenuss das gespannte Fell herauszuhören. Bei den Gütersloher Glocken, die fantastische natürliche Klangfarben aufweisen, kommt es mir fast vor, als spielten sie in einer Höhe von 100 m. Ansatzlos sind auch die Bläsersätze bei Marla Glens „The Cost Of Freedom“. Der Sängerin glaube ich dabei fast in den Hals schauen zu können. Welche Details ich hören kann, ohne das der Klang sezierend wird. Und dabei immer eine leichte, äußerst angenehme Spur von Wärme behält. Respekt. Das In-Akustik Referenz NF 1204 Air ist für mich ganz großes Kino.
Vertrieb
in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12 – 14
79282 Ballrechten-Dottingen
Tel.: +49 7634 5610-0
Mail: service@in-akustik.de
Web: www.in-akustik.de
Black Cat Cable 3202 Interconnect
Das Black Cat Cable 3202 Interconnect gehört zu den schlankeren und leichteren Vertretern der Cinch-Kabel in unserem Test. Dadurch ist es sehr beweglich und zerrt nicht an den Cinchbuchsen leichterer HiFi-Geräte. Die an den Kabelenden montierten vergoldeten Cinchstecker stammen von Lovecraft. Sie sind leichtgängig und sitzen doch nicht zu locker. Die Kabel wissen also bereits durch ihre Qualität zu gefallen. Alternativ und ohne Aufpreis sind für die Black Cat Cable 3202 auch XLR-Stecker von Neutrik erhältlich.
In der Bezeichnung 3202 ist die wesentliche Konstruktionsart des Black Cable enthalten. 32 Kupferdrähte, die per Einbrennung lackiert sind, transportieren die Signale. Gegenläufig geflochten schlängeln sie sich um einen dünnen, hohlen Schlauch aus Teflon. Erhältlich ist das Black Cat Cable 3202 als Cinch- oder XLR-Version in den Längen 1,00 m für 749 €, 1,50 m für 899 € sowie in 2,00 m für 1.049 €. Jeder weitere Meter kostet 150 Euro. Sonderausführungen als Digital- und USB Kabel sind ebenfalls möglich.
Das Black Cat Cable 3202 ist ein im besten Sinne langzeittaugliches High End Kabel. Das Geschehen auf der Bühne wird auf Höhe der Lautsprecherachse dargeboten. Das 3202 verzichtet auf ungebührliche Effekthaschereien wie fette Bässe oder aggressive Höhen. Dadurch gehört es zu den klanglich elegantesten und ausgewogensten Kabeln in diesem Test. Dies macht sich unter anderem bei Stücken wie den „Jazz Variants“ von O-Zone bemerkbar. Im Tiefton zeigt es eine saubere und klar definierte Struktur ohne unangenehm aufzudicken. Im Mittel- und Hochtonbereich zieht sich dieser klangliche Charakter durch. Das Black Cat Cable 3202 Interconnect zeigt alle Feinheiten von Musik und Stimmen auf, ohne dabei jedoch zum Erbsenzähler zu werden. Ganz im Gegenteil, alles wird so selbstverständlich wiedergegeben, als müsse es ganz genau so sein wie es sich gerade anhört. Stundenlanges Musikhören mit dem 3202 ist definitiv ein Hochgenuss.
Vertrieb
bFly-audio
Reinhold Schäffer
Theodor-Sachs-Str. 60
86199 Augsburg
+49 821 9987797
info@bfly-audio.de
www.bfly-audio.de
Fazit
Alle von uns getesteten Cinch-Kabel bieten in ihrem Preissegment klanglich einen hohen Gegenwert. Einen Fehlkauf macht man defintiv bei keinem der fünf Teilnehmer. Die Verarbeitung ist top, und beim Umstöpseln haben wir es immer wieder genossen, dass sie allesamt dabei nicht störrisch waren. Der Käufer von Kabeln sollte sich allerdings darüber bewusst sein, dass er den Grundcharakter seiner Anlage nicht um 180 Grad drehen kann, sondern ähnlich einem Spurwechsel auf einer mehrspurigen Straße seinen Fahrstil ändert. Höchst interessant war es schon, wie meine heimische Anlage auf den Wechsel der Kabel reagiert hat.
Wer von den Fünfen nun der Testsieger ist? In meiner Kombi waren es das In-Akustik Referenz 1204 Air und das Black Cat Cable 3202 Interconnect. Welches wir euch empfehlen? Tja, diese Entscheidung können wir euch nicht abnehmen, ihr müsst schon selber ausprobieren. In Abhängigkeit von euren Komponenten könnt ihr ganz andere Erfahrungen als wir machen. Gerne könnt ihr uns eure Erfahrungen mailen, wir sind gespannt!
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Netzwerk Switch NuPrime SW-8, Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Supra Cables Cat8 Netzwerkkabel, Netzleiste PS Audio Dectet
Hier geht es zum Test der fünf Cinchkabel für Einsteiger im Preissegment von 100 bis 200 Euro.