Ein Plattenspielergewicht oder eine Plattenklemme, braucht man denn so etwas wirklich für seinen Plattenspieler? Geht so ein Zubehör schon Richtung HiFi-Voodoo oder gibt es doch handfeste Gründe, sich damit zu beschäftigen? Nun denn, wenn man sich den Wellenschlag so mancher LP anschaut, kommt man doch in Versuchung, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Einer, der dies professionell macht, ist Reinhold Schäffer von bFly-Audio. Mit dem Thema Entkopplung von HiFi-Geräten beschäftigt er sich schon viele Jahre, und wir HiFi-IFAs haben mit einigen seiner Produkte bereits positive Erfahrungen machen dürfen. Und daher haben wir den bFly-Audio Octopus Light in den Ausführungen als Plattengewicht sowie als Plattenklemme zum Preis von jeweils 449,- Euro zum Test bestellt.
bFly-Audio Octopus Light – Technik
Runde 450,- Euro für ein Plattenspielergewicht aufzurufen, scheint auf den ersten Blick etwas verwegen, erwirbt doch so mancher Hörer für diesen Preis gleich einen kompletten Plattenspieler inklusive Tonabnehmer. Schaut man sich jedoch den Aufbau des bFly-Audio Octopus etwas genauer an, oder schraubt ihn mutig auseinander – keine Angst, man bekommt alles wieder gut zusammen – erkennt man bald, dass Reinhold Schäffer einiges an Zeit in diese Konstruktion gesteckt haben muss, die von ihm angegebenen 18 Monate Entwicklungszeit erscheinen einem dann alsbald glaubwürdig.
Vor einem Kauf des Octopus muss der Vinylist erstmal überlegen, was genau er haben möchte, denn an Varianten hat bFly-Audio da so einiges im Programm. Soll es etwas weniger, oder darf’s doch a bisserl mehr sein? Drei verschiedene Gewichtsklassen stehen zur Wahl: Light in der Ausführung mit Zylinderknauf und 230 Gramm, oder die Version mit Kugelknauf und 300 Gramm Gewicht. Dann gibt es den Octopus Heavy mit einem Gewicht ab 275 Gramm und schlussendlich auch noch den Octopus Heavy+ ab 560 Gramm, auch hier je nach Wunsch wieder mit Zylinderknauf oder Kugelknauf. Den Unterschied zwischen Plattengewicht und Plattenklemme macht dann ein Detail, doch dazu später mehr.
Welcher Octopus ist denn nun grundsätzlich am geeignetsten für den Hörer von Vinyl? Wer ein Masselaufwerk sein Eigen nennt, der kann aus meiner Sicht den Erwerb der Versionen Heavy oder Heavy+ erwägen, da bei dieser Bauart von Plattenspielern schon der Plattenteller alleine ein ordentliches Gewicht aufweist und sein Lager dementsprechend stabil dimensioniert ist, zudem ist dann auch der Antrieb ordentlich dimensioniert. Bei Plattenspielern mit Subchassis oder leichten Brettspielern würde ich bezüglich des zusätzlichen Gewichts auf dem Tellerlager dann etwas zurückhaltender sein.
Als Tipp an unsere Leser: Einfach mal beim Hersteller des Plattenspielers nachfragen, was das Lager denn so verkraften kann. Ach ja, fast vergessen: Soll es denn nun die Ausführung in Silber oder Schwarz sein? Meine Wenigkeit hat sich dann beim Test des bFly-Audio Octopus für die Variante Light in schwarzer Ausführung mit schwarzem Zylinder-Knauf als Plattenklemme sowie Kugel-Knauf als Plattengewicht in Alu Natur entschieden, das erscheint mir für den Rega Planar 6 gewichtsmäßig am Passendsten.

Wie nur funktioniert dieses vielfältige Konzept mit seinen ganzen Varianten? Im Grunde genommen ganz einfach, Reinhold Schäffer hat es modular aufgebaut, das verrät ein Blick nach dem Aufschrauben des Octopus. Das Grundelement, die runde Scheibe, besteht beim Octopus Light aus gefrästem Aluminium. In den acht namengebenden Vertiefungen sitzen zweilagige Dämpfungelemente aus Gel, welche die Schwingungen absorbieren, ebenfalls schwingungsabsorbierend ist die Dornaufnahme. Den Kontakt zur Schallplatte übernehmen dann acht halbkugelförmige Buchenholzelemente, summa summarum stecken dann 20 Bauteile im Octopus.
Dann ist da ja noch die Qual der Wahl, ob es denn nun eine Plattenklemme oder ein Plattengewicht sein soll: die Lösung sind die beiden unterschiedlichen Dornaufnahmen. Soll es ein Gewicht werden, kommt die weiße zum Einsatz, ist die Klemme für wellige Schallplatten gewünscht oder möchte man die Schallplatte grundsätzlich fixieren, kommt die schwarze Aufnahme rein, fertig. Grundsätzlich sind beide Arten sauber gearbeitet und sitzen passgenau auf der Plattenspielerachse.
Der Unterschied zwischen den beiden sind die vier Ausfräsungen bei der schwarzen Dornaufnahme, über das gewählte Material aus einem Kunststoff schweigt sich Reinhold Schäffer aus. Auf diese Art und Weise zieht sie sich beim Anziehen des Knaufs zusammen und verbindet sich so innig mit dem Plattenspielerdorn. Gleichzeitig wird beim Drehen des Knaufs der Korpus (Grundplatte) mitsamt den acht Buchenholzelementen auf die Schallplatte und diese wiederum somit auf den Plattenteller gedrückt. Genial einfach die Idee, doch darauf muss man auch erst einmal kommen.
Damit die Dornaufnahme sich beim Verschrauben mit dem Knauf nicht verdreht, besitzt sie zwei Bohrungen, durch die bei der Montage zwei Stifte geführt werden. Der Knauf selber besteht ebenfalls aus Aluminium, das im Falle der schwarzen Version mit einem Lack beschichtet ist. Der Gewindeeinsatz dagegen besteht aus Kupfer, dieses Material wählte der Entwickler, da es schwerer ist Aluminium, und die gewünschte Masse des Octopus so einfacher zu erreichen ist. Schlussendlich liegt das Gewicht bei 230 Gramm, wenn man den Zylinderknauf wählt, und beim Kugelknauf sind es 300 Gramm.
Apropos Qual der Wahl: Für Kunden, die sich nicht zwischen einem Plattengewicht oder einer Plattenklemme entscheiden können, hat bFly-Audio praktischerweise das Paket „Vario“ im Angebot, in diesem Set sind dann beide Varianten der Dornaufnahme enthalten.
bfly-Audio Octopus – Gewichte & Varianten
- Octopus Light mit Zylinder-Knauf 230 Gramm (Im Test)
- Korpus und Knauf aus Aluminium, Gewinde aus Kupfer
- Octopus Light mit Kugel-Knauf 300 Gramm (Im Test)
- Korpus und Knauf aus Aluminium, Gewinde aus Kupfer
- Octopus Heavy ab 275 Gramm
- Korpus aus Aluminium, Gewinde und Knauf aus Kupfer
- Octopus Heavy+ ab 560 Gramm
- Korpus, Gewinde und Knauf aus Kupfer
- Durchmesser Light: 78 mm
- Höhe Light mit Zylinder-Knauf: 37 mm
- Höhe Light mit Kugel-Knauf: 58 mm
- Farben: Aluminium Natur oder schwarz beschichtet. Kupfer alufarben oder schwarz beschichtet.
bfly-Audio Octopus – Preise
- Light, Klemme oder Gewicht: 449,- € (Im Test)
- Light Vario: Klemme und Gewicht: 489,- €
- Heavy, Klemme oder Gewicht: 599,- €
- Heavy Vario: Klemme und Gewicht: 639,- €
- Heavy+, Klemme oder Gewicht: 899,- €
- Heavy+ Vario: Klemme und Gewicht: 939,- €
- Nachkauf Dornaufnahme Klemme oder Gewicht: 50 €

bFly-Audio Octopus Light – Klang
Genug der Theorie, es geht ans Eingemachte. Bringt so ein Plattengewicht wie das bFly-Audio Octopus nun wirklich eine klangliche Verbesserung? Um dies zu erfahren, lege ich als erstes die LP Passion For Music auf den Plattenteller des Rega Planar 6 mit seinem MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black und lasse diese ein paar Runden laufen, natürlich erstmal ohne die Schallplatte zu beschweren. Rundumglücklich bin ich mit dem, was mir zu Ohren kommt, sonst hätte ich den Plattenspieler ja auch nicht gekauft, oder?
Einer meiner Lieblingstitel auf dieser Scheibe ist Christone ‚Kingfish‘ Ingram mit seinem Lied „Listen“, es ist angenehm melodisch und die Stimme des Sängers liegt mir einfach. Doch was soll ich sagen, nachdem ich den Octopus Light mit Zylinderknauf als Plattengewicht auf der Langspielplatte aufgelegt habe, gefällt mir die Aufnahme tatsächlich noch besser. Sie erscheint mir etwas gereifter und voller als zuvor, obwohl der noch recht junge Interpret sein Alter jetzt nicht schlagartig geändert hat, auch bringt er jetzt noch etwas mehr Schmelz mit. Die etwas verzerrt gespielte Fender-Gitarre, die mit auf dieser Aufnahme ist, klar, sie bleibt verzerrt, lässt sich jedoch leichter nachverfolgen, da mir deren Schwingungen feiner abgestuft erscheinen. Mit im Spiel ist auch eine Hammond-Orgel, und der bFly-Audio Octopus Light gibt ihr eine Spur mehr an Fülle mit auf den Weg.
Das Album A Memory Of Our Future von den Mandoki Soulmates ist für mich klanglich und aufnahmetechnisch erste Sahne. Und auch die Pressqualität der LP ist über alle Zweifel erhaben, Nebengeräusche oder sonstiges sind mir dort noch nicht aufgefallen. Also alles in Butter. Pustekuchen. Man(n) glaubt es kaum: Die Querflöte von Ian Anderson hat tatsächlich noch filigranere Anblasgeräusche, wenn der bFly-Audio Octopus Light auf der Platte liegt. Zudem ist der Chor sauberer gestaffelt und dehnt sich eine Spur weit großzügiger aus. Als sehr interessant empfinde ich, dass sich die LP nun schneller zu drehen scheint. Nun, das kann ja wirklich nicht sein, diesen Eindruck schreibe ich schlicht und einfach der jetzt klareren klanglichen Signatur durch das Plattengewicht zu.

Der dann folgende Wechsel auf den bFly-Audio Octopus Light mit dem schwereren Kugel-Knauf und dem Gesamtgewicht von nun 300 Gramm gibt den Aufnahmen einen noch etwas satteren Klang mit auf den Weg, zudem erscheint mir die Laufruhe des Plattenspielers eine Spur stoischer als zuvor. Mehr Druck im Bass erfahre ich bei Katie Henry und dem flotten „On My Way“ vom Album Passion For Music. Rockt der Titel grundsätzlich schon gut ab, ist die Steigerung vom Hören ohne Plattengewicht über das mit dem Zylinderknauf bis hin zum noch schwereren Kugelknauf gut nachvollziehbar.
Wobei für mich der Unterschied zwischen den verschiedenen Plattengewichten geringer ist als der ganz ohne den Octopus Light. Grundsätzlich gesehen ist das Klangbild mit dem 300 Gramm schwerem Kugelknauf bisher am trockensten und impulsivsten zu nennen. Auch Lesli Mandoki und seine Soulmates beschweren sich nicht über die Maßnahme, sondern erfreuen meine Ohren mit mehr Leichtigkeit in der musikalischen Darbietung und bedanken sich zudem mit einem leichten Plus an Feinheiten wie auch Raumtiefe.

Nicht fehlen in der Beschreibung darf natürlich die Funktion des bFly-Audio Octopus Light als Plattenklemme, bei der man nur die Dornaufnahme tauschen muss, was im Test ruckzuck und reibungslos vonstatten geht. Klar, man bekommt nicht jeden noch so großen Wellenschlag damit weg, aber es geht doch so einiges. Also auf zum dritten Hördurchgang mit dem Titel „Jazz Variants“ von The O-Zone Percussion Group, der sich auf der Manger-LP Musik wie von einem anderen Stern befindet.
Dieses Stück ist ein herrlich wildes Durcheinander verschiedenster Instrumente, bei dem es die Musiker nur so krachen lassen. Nun denn, mit der Plattenklemme auf der Langspielplatte ist dies die Variante, die mir am Besten gefällt, da die Übersicht über das Geschehen auf der Bühne gegenüber dem Plattengewicht oder gar ganz ohne noch ein paar Nuancen mehr zulegt. Dies gilt ebenso für die luftige Spielweise des Vibraphon, das jetzt noch eine Spur losgelöster aus den Lautsprechern erscheint. Der Besen streicht feiner über das Becken und ist leichter vom faszinierend schnell gespieltem Schlagwerk herauszuhören. Und die große Kesselpauke, auch sie gewinnt ein paar Quadratzentimeter an Fläche. Doch nicht nur Instrumenten tut die Plattenklemme gut.
Weitere positive Auswirkungen gibt es bei „Listen“ von Christone ‚Kingfish‘ Ingram Stimme zu vermelden. Mit der Plattenspielerachse verschraubt gibt der bFly-Audio Octopus Light seiner Stimme noch eine zusätzliche Note mehr an Charme und Schmelz mit auf den Weg als beim reinen Plattengewicht. Zum Abschluss des Hörtests kommen Katie Henry und ihr „On My Way“ auch noch mal auf den Plattenteller. Bei diesem Titel gibt es dann noch einen Ticken mehr an Schub und Dynamik als zuvor. Womit mein Favorit klar ist: Die Plattenklemme.
bFly-Audio Octopus Light – Fazit
Der bFly-Audio Octopus Light kommt gleich mit acht Köpfen daher. Seine Handhabung ist einfach, denn er ist klug konstruiert und lässt sich daher flexibel als Plattengewicht wie auch als Plattenklemme einsetzen. Klanglich gesehen macht er aus einem schlechten keinen guten Plattenspieler, doch wer zweiteren sein Eigen nennt, der kann sich auf mehr klangliche Transparenz freuen. Der bFly-Audio Octopus Light räumt das klangliche Geschehen auf und bringt zusätzliche räumliche Informationen ins Spiel. Diese werden ergänzt durch eine verbesserte Feindynamik sowie Struktur, was auch im Tiefton ein Mehr an Druck und Präzision bringt. Wer sich nicht zwischen Gewicht oder Klemme entscheiden kann, nimmt mit den Vario gleich beide. Doppelt gut.
Im Test
bFly-Audio Octopus Light
Ausführung als Plattenspielergewicht sowie Plattenspielerklemme
Preis: je ab 449,- Euro
Farben: Aluminium oder Schwarz
Gewicht: ab 230 Gramm
Hersteller und Vertrieb
bFly-audio
Reinhold Schäffer
St.-Martin-Weg 1
86986 Schwabbruck
Tel.: +49 (0) 8868 1818755
Mail: info@bfly-audio.de
Web: www.bfly-audio.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Unitra GSH-630 „Fryderyk“ mit Ortofon 2M Bronze
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Indiana Line Diva 5
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Kleinsignal-Kabel: Cinchkabel in-akustik NF-1204 Air, XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Bei uns HiFi-IFAs im Test folgende Produkte von bFly-Audio
Praxis Tipp: DIY-Nachrüstung HiFi-Rack mit Absorberfüssen bfly-Audio TALIS Pro L
Test: bfly Audio Stoneline Twin Basis und SATELLITE-Q Plus Gehäuseabsorber – Masse mit Klasse
Test: bfly Audio bPower Netzkabel – die graue Eminenz in Sachen Dynamik