Gestandene HiFi-Racks sollten Spikes oder Absorberfüße bereits in ihrer Standard-Ausstattung mitbringen. Möchtet ihr ein lieb gewonnenes, selbst gebautes, dekoratives oder sonst irgendwie praktisches Möbel aus Holz mit Spikes oder Absorberfüßen nachrüsten? Es muss ja von Hause aus nicht zwingend ein HiFi-Möbel sein. Wir geben euch hier ein paar Anregungen am Beispiel der bfly-Audio TALIS pro L Lautsprecherfüße.
Der Anlass
Wie bin ich auf diese Idee gekommen? Ich gebe zu, ich habe für meine HiFi-Geräte aus eher dekorativen Gründen im Möbelhaus ein rustikal anmutendes HiFi-Holz-Möbel erstanden. Material, Proportion und Aufteilung der Fächer sagten mir zu. Das war, soviel war mir schon bewusst, natürlich kein ausgemachtes Spezialmöbel. Natürlich kam mir nach geraumer Zeit in den Sinn, dass es für die Verwendung als HiFi-Rack schlauer ist, das Möbel nicht auf den zwei Flächen seiner Seitenwangen stehen zu lassen, sondern definiert auf vier Punkte zu stellen – die zudem noch höhenverstellbar sind.
Erste Überlegungen
Unser geometrisches Grundwissen sagt uns: drei Punkte definieren eine Ebene. Mit einem vierten Punkt ist eine Ebene mathematisch überbestimmt. Es ist also ein Punkt vorhanden mehr als nötig. Sind also weder Boden noch Möbel so weich, das sie sich unter Last zueinander hin biegen und sich dann mit vier Punkten berühren, wackelt das Möbel zwangsläufig – obwohl es doch ideal auf drei Punkten ruht.
Warum? Bei einem Dreibein ist der Masseschwerpunkt im Zentrum der drei Füße. Bei der Lagerung auf drei von vier Punkten im Rechteck (wie bei einem Tisch), ist der Schwerpunkt meistens auf der Diagonalen der Geometrie. Damit ist das Kippeln praktisch vorprogrammiert. Folglich sollte also mindestens einer der vier Punkte einstellbar sein. Oder besser alle. Warum alle? So lässt sich nicht nur das Kippeln vermeiden, sondern auch das Möbel, in unserem Fall ein HiFi-Rack, zuverlässig unter Zuhilfenahme einer Wasserwaage zur Erdschwere ins Lot bringen.
Die Absorberfüße bfly-Audio TALIS Pro L
Dieses praktische Problem lässt sich auch mit vergleichsweise günstigen Schraubfüßen realisieren. Ein schwedisches Möbelhaus macht das millionenfach vor. Der HiFi-Fan, wie auch ich, denken natürlich sofort auch an einen anderen Nutzen, den man mit solchen Füßen erzielen kann: die Entkopplung des Racks vom Boden. Kommt das Thema effektive Absorbtion ins Spiel, kann es dann bei den Füßen auch schnell in höhere Preisklassen gehen als bei der schwedischen Lösung.
Ich habe mich für die Lautsprecherfüße von bfly-Audio TALIS Pro L entschieden, die später für angemessenen Stand sorgen sollen. Die TALIS Pro hatten die HiFi-IFAs zum Test im Juli 2018 und haben dort einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.
Letztendlich ist es für unser Beispiel aber eigentlich auch egal, welcher Fuß oder Spike verwendet wird. Die Schnittstelle für den Heimwerker stellt so oder so das metrische Gewinde dar, in das sich die Füße einschrauben lassen. Unabhängig von der Ausführung „Schwedisches Möbelhaus“, Budget oder HighEnd.
Drei Lösungsansätze
Zurück zu unserem praktischen Beispiel. Die TALIS Pro haben ein metrisches Standard Gewinde. Serienmäßig ein M8, alternativ ein M6, M10 oder M12. Das Standardgewinde macht die Wahl der Gewindebuchsen einfacher. Hier nun drei Vorschläge zur Nachrüstung des Möbels mit Gewinden, die ich mir überlegt hatte:
- Einschlagmutter
- Einschraub-Muffe
- Gewinde-Hülse als Drehteil
Bei der Auswahl sollte die Dichte (Hartholz, Weichholz, Spanplatte, etc.) und Beschaffenheit des Holzes (Vollmaterial, Brettdicke, etc.), Dichtigkeit (sollte ein Hohlraum mit Sand befüllt werden) und individuelle Ästhetik mit einbezogen werden.
Variante eins: Die Einschlagmutter
Eine Einschlagmutter kostet weniger als 50 Cent das Stück und ist relativ einfach zu montieren. Die meisten Einschlagmuttern habe vier Spitzen, die sich beim Einschlagen ins Holz bohren.
Zur Montage muss ein Loch in das Holz gebohrt werden, das die ca. 12 mm lange, dünnwandige Gewindehülse aufnimmt. Bei M8 hat die Bohrung moderate ca. 10 mm. Vorteil ist, das die Stützkräfte vom Kragen der Einschlagmutter aufgenommen werden und so etwas Auflagefläche entsteht.
Die Einschlagmutter kann, da sie in der Bohrung steckt, Querkräfte aufnehmen, die zum Beispiel beim Schieben des Möbels entstehen können. Dazu sollten die Füße aber nicht zu hoch sein und die Passung in der Bohrung nicht zu weit sowie das Holz zu weich (Spanplatte). Sonst droht das Verkippen. Bei einem Naturholz in Verbindung mit zum Beispiel den tellerförmigen bfly TALIS dürfte dies aber kein Problem sein.
Bei einem harten Holz empfehle ich, die vier Einstichstellen der Haken vor zu bohren, um eine Spaltung beziehungsweise zu hohe Einschlagkräfte zu vermeiden. Kurz zum Ankörnen die Mutter anklopfen und dann dort bohren.
Als Variante sind im Fachhandel noch Einschlagmuttern mit Fixierlöchern für Schrauben erhältlich.
Steckt die Mutter in einem Brett, ist das Loch für die Hülse wahrscheinlich durchgebohrt. Sollte der Hohlraum dahinter später mit Sand befüllt werden, muss die Hülse vorher versiegelt werden. Oder man verwendet ein Drehteil wie in Variante drei beschrieben.
Variante zwei: Die Einschraub-Muffe
Eine Einschraub-Muffe, vielfach auch nach einem bekannten Hersteller als Rampa-Muffe bezeichnet (ähnlich wie Tempo-Tuch), wird mit einem selbstschneidenden Gewinde in das Material, hier Holz, eingeschraubt.
Als Werkzeug dienen dazu je nach Ausführung ein Schlitz-Schraubendreher oder ein Inbus-Schlüssel. Alle Kräfte (Gewicht und Querkräfte) und Momente werden über das Gewinde übertragen. Manche Einschraubmuffen haben einen kleinen Kragen. Die Gewinde sollten also in der Länge vollständig im Material sitzen. Zur Vorbereitung ist ein Kernloch mit entsprechendem Durchmesser zu bohren.
Sollte das Möbel also aus dünnwandigen Hölzern bestehen, die die Muffe nicht vollständig aufnehmen, würde ich eine der beiden anderen Varianten bevorzugen. Für ein Vollmaterial ist eine Einschraub-Muffe, die in mehreren Längen erhältlich ist, eine saubere Lösung. Bei einem sehr harten Holz ist zu bedenken, das um das Gewinde herum ausreichend Material vorhanden sein muss, da das Gewinde beim Einschneiden Holz verdrängt und es sonst zu Rissen kommen könnte.
Sollte man einen Hohlraum angebohrt haben, der später mit Sand befüllt werden soll, muss die Hülse vorher versiegelt werden. Oder man greift auf ein Drehteil zurück, wie in Variante drei beschrieben.
Variante drei: Die Gewinde-Hülse als Drehteil
Die aufwändigste Variante ist eine Gewindehülse nach Maß als Alu-Drehteil. Dieses Teil muss nach einfachen konstruktiven Vorgaben gefertigt werden. An dieser Stelle gilt mein Dank meinem Kollegen Oli, der eine Drehbank sein eigen nennt und der nach Absprache der Maße die Teile für mich gefertigt hat.
Dabei ist die Länge des Gewindestiftes in den Absorberfüßen zu berücksichtigen. In meinem Fall eine effektive Länge von mindestens 12 mm. Die Fertigung des Gewindes benötigt natürlich eine größere Bohrungstiefe. Der zylindrische Teil des Alu-Drehteils, der im Holz steckt, fällt etwas stattlicher aus als bei den Stahl-Teilen aus. Bei Aluminium sollte um das Gewinde herum aus Festigkeitsgründen mehr Material stehen. Wir haben uns für sichere 20mm bei dem M8-Gewinde entschieden.
Ich habe ja mit der Variante eins, mit einer Einschlagmutter, begonnen das HiFi Möbel auszustatten. Das auch prima funktioniert. – Final viel meine Wahl dann aber auf die Lösung mit dem individuellen Drehteil.
Im Wesentlichen hat das drei Gründe. Erstens halte ich diese Lösung für zuverlässig stabil. Das Drehteil sitzt sicher in einer stattlichen Bohrung (Querkräfte) und ruht auf einer großen Auflagefläche (Gewicht). Beides verhindert das Kippen des Fußes. Zusätzlich kann es verklebt werden. Der ästhetische Grund ist, das ich den Durchmesser des Absatzes der Hülse auf den Durchmesser der TALIS Pro L (55 mm) abgestimmt habe. Das Material hat zudem die gleiche Anmutung. Und der dritte Grund ist, das ich so das Gewinde zum Hohlkörper des Möbels verschlossen habe. So kann ich den Hohlraum – wenn es mich denn überkommt – noch mit Sand befüllen.
Abschlussbemerkung
Ich habe aufgrund der Randbedingungen an meinem Möbel die Varianten der Einschlagmutter und des Alu-Drehteils ausprobiert. Die Einschraubmutter kenne ich von einem Tisch mit Holzplatte und Metallgestell, den ich gebaut habe. Wenn man die Bauteile, die ich hier beschrieben habe, kennt, erscheinen die Tipps fast trivial, aber man muss erstmal darauf kommen. Deshalb gebe ich diese Tipps so weiter. Vielleicht hilft es euch also auch weiter, wenn ihr mal etwas auf- oder umrüsten wollt. Oder wenn ihr eures eigenes HiFi-Racks bauen wollt.
Ich bin jedenfalls froh, mein HiFi-Möbel mit den bfly TALIS Pro L ausgestattet zu haben. Das Ganze funktioniert natürlich mit allen Schraubfüßen, die ein metrisches Gewinde haben. So sieht es ordentlich aus, das Möbel „steht im Wasser“ und nichts wackelt mehr. Auch glaube ich, mit Absorberfüßen nichts falsch zu machen. Und, ganz ehrlich: fragt mich bitte nicht nach einem Hörtest. Diese Mühe habe ich mir nicht gemacht, weil es a) in der Durchführung überproportional mühsam ist und ich b) auch so schon glücklich bin 🙂
Viel Spaß beim Werkeln.
Fotos: F. Visarius
Link zum Test bfly TALIS Pro L Lautsprecher-Absorberfuß