Test: bfly Audio bPower Netzkabel – die graue Eminenz in Sachen Dynamik

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bfly-Audio auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2019 in StuttgartMit Reinhold Schaeffer, seines Zeichens Inhaber und Vordenker von bfly Audio, kommen wir HiFi-IFAs im Rahmen von HiFi-Messen oft ins Gespräch. Schließlich gibt es viel zu erzählen. Deshalb schauen Bernd und ich immer wieder gerne am Messestand der Firma aus der Fuggerstadt Augsburg vorbei, den Reinhold ambitioniert gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Beim letzten Mal ging es um die Stoneline und Stoneline Twin Geräte-Basis, die unlängst neu im bfly Sortiment erschienen sind. Und wie es halt so ist, wenn man mal plaudert und sowieso ein Päckchen zu packen ist… Die SATELLITE-Q, kennt ihr die schon? Passen gut zur Gerätebasis. Aha. Und das bPower Netzkabel? Packe ich euch auch mal mit dazu, nur mal so… Okay. Neugierig sind wir HiFi-IFAs ja schon. Wer kann dazu schon „nein“ sagen… So also kam es zu dem Test des Netzkabels bfly Audio bPower, das in der Preisklasse um 200 Euro für den ersten Meter einsteigt. Von der Gerätebasis Stoneline Twin und den SATELLITE-Q Pro berichten wir euch separat.


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Annäherung

In diesem Kapitel berichte ich ja gerne wie es ist, ein Gerät in Empfang und in Betrieb zu nehmen. Nun ist das bei einem Netzkabel relativ unspektakulär: Aus der schützenden Schaumstoff-Transporttasche entnehmen, altes Kabel abziehen, bPower-Netzkabel anstecken. Fertig. Schön, dass sich das Kabel trotz einer gewissen Biege- und Torsionssteifigkeit gut verlegen lässt. Auch wenn man Netzkabel in der Regel nicht jeden Tag tauscht, ist es dennoch schön, wenn es sich solide verarbeitet anfühlt. Denn vor dem akustischen Eindruck kommt halt zumeist der haptische.

Die Annäherung an einen solchen Test ist denn wohl eher mentaler Natur. Ich gehöre zu den Menschen, die sich mit Netzkabeln und Netzfiltern beschäftigen, weil ich meine, einen klanglichen Einfluss hören zu können. Menschen die meinen, das sei alles Voodoo, denen sei ihre Meinung belassen. Ich hoffe, sie hören hier auf zu lesen oder haben erst gar nicht auf den Bericht geklickt. Warum? Weil ich sie nicht überzeugen kann und will. Allen Neugierigen empfehle ich, die Dinge einmal selber auszuprobieren. Das Schlimmste was passieren kann ist, Zeit investiert zu haben und um eine Erfahrung reicher zu sein. Oder – wenn man Gefallen gefunden hat – um mindestens rund 240 Euro ärmer und um ein Netzkabel reicher. Zumindest in diesem konkreten Fall.

Die Idee eines hochwertigen Netzkabels ist es, dem Gerät auf den letzten Metern einen Strom anzuliefern, der auf dieser Distanz möglichst wenig zusätzliche(!) Störungen aufgeprägt bekommt. Häufig liegt das Kabel zwischen einer guten Netzleiste mit Filtern wie der Supra Cables LoRad Netzleiste MK III MD07 DC 16 EU (Test Dezember 2018) oder einem speziellen Netzfilter wie dem NuPrime AC-4 Power Conditioner (Test HiFi-IFAs Februar 2020). Sollte es in den Stromverteilern gelungen sein, Störeinflüsse aufzubessern und den arg gebeutelten Sinus der Netz-Wechselspannung wieder in Richtung Ideal auf zu hübschen, verhindert das Netzkabel, das erneut Störungen eingeflößt werden.

Eine andere Überlegung finde ich auch noch wert zu bedenken. Das Netzkabel mag zwar der letzte Meter vom Kraftwerk aus sein, aus Sicht des Gerätes ist es aber der erste Meter. Und der steht nun mal ebenfalls in Wechselwirkung mit der Elektronik.

Ich gebe zu, ich möchte nicht jeden Tag Stromkabel testen, aber ich bin äußerst gespannt was passieren wird. Kaum, dass ich das bfly Audio bPower erhalten hatte, hatte ich es auch an die Anlage angeschlossen und mitspielen lassen. Neugierig wie ich war. Die Eindrücke waren sehr spannend. Und darum soll es hier gehen. Doch zuvor etwas Technik.


Technik

bfly Audio sieht sein Netzkabel als passendes Zubehör für Abnehmer größerer Strommengen wie Verstärker als auch zu kleineren Abnehmern wie DA-Wandler, Streamer und anderen Quellgeräten.

Das Kabel hat einen Aderquerschnitt von 12 mm² zuzüglich Schirmung und bringt es auf einen Außendurchmesser von 15 mm. Dabei sind die Kabelseele und der Innenmantel aus schwingungsdämpfendem Kunststoff gefertigt. Der Abschirmmantel besteht aus elektrisch und magnetisch wirksamen, engmaschigen Spezial-Metallgeflecht. Umgeben ist das Kabel von einem grauen Außenmantel und Dämpfungsstrumpf. bfly Audio hat diesen Aufbau gewählt, um eine weitestgehende Auslöschung von elektrischen und vor allem magnetischen Störfeldern von innen und von außen zu erreichen. Der große effektive Leiterquerschnitt soll eine niederohmige und extrem stabile Energieversorgung gewährleisten. Die Kontakte der Stecker sind vergoldet. Optional ist das Kabel mit Furutech FI-E11 Gold Steckern erhältlich. Im Test war das bpower jedoch auf einen Standard-Stecker konfektioniert.


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Klang

Mit dem bfly bPower habe ich wochenlang an meinem MERASON DAC-1 gehört. Wie schön erwähnt: aus Neugier gleich angeklemmt und mitlaufen lassen. Der Vorteil: Es ist gut eingespielt. Das Problem: nach dieser Zeit wird der Einfluss einer Komponente, beziehungsweise des Zubehörs zur Selbstverständlichkeit. Das habe ich aber nicht ganz ohne Hintergedanken so gemacht. Ich bin ja, speziell bei HiFi-Zubehör, ein Verfechter der Theorie des „Hygienefaktors“. Dem Hygienefaktor, einem Begriff aus der Arbeitslehre, ist – vereinfacht gesagt – zu eigen, dass ein Zugewinn schnell zur Selbstverständlichkeit wird, ein Verlust aber umso intensiver wahrgenommen wird. Das Gehalt zählt man beispielsweise zu den Hygienefaktoren. Übertragen auf das HiFi meine ich damit, dass man nach dem Installieren der Komponente den klanglichen Zugewinn recht schnell als normal empfindet und ihn zur neuen Gewohnheit werden läßt. Deutlich wird der Effekt erst wieder, wenn man nach dem Entfernen der Komponente den klanglichen Rückschritt wahrnimmt.

Ein anderer Aspekt ist, dass ich im Alltag nicht mit Beipackkabeln höre, sondern Kabel aus dem Zubehör-Sortiment verwende. Das Beipack-Kabel sollte aber eigentlich die Nulllinie darstellen. So habe ich an einem ruhigen Samstag Abend die bfly bPower Strippe aus- und eine Beipackstrippe eingestöpselt. Interessant war dabei, dass meine Wahrnehmung der Darbietung von Stimmen sofort eine grundsätzliche Lustlosigkeit attestierte. Das Klanggeschehen und die Bühne distanzierte sich von mir, wurde weniger greifbar. Das Bauchgefühl meldete sich umgehend. Das fand ich erstaunlich, weil sich eine solche Veränderung im Einzelnen nicht in unfassbaren Größenordnungen abspielt, aber in der Summe sehr gut greifbar ist.

So hörte ich mich mit dem Beipackkabel tapfer durch Titel, die ich kurz zuvor mit dem bfly Audio bPower mit großer Freude gehört hatte und die mir gut geläufig waren. Jetzt ist es natürlich erzählerisch wenig erbaulich, über einen Verlust zu berichten. Auch wenn er, wie ich ihn erlebt habe, emotional greifbar war. Deshalb habe ich später wieder umverkabelt und den Hördurchgang mit dem bPower wiederholt. Und siehe da…

Cover-Sohn-TremorsAlsdann ertönte Christopher Taylor, alias SOHN, gleich deutlich ambitionierter aus den Dutch&Dutch 8c  Aktivlautsprechern im Hörraum. Vermittelte eine deutliche Spur mehr Freude an der Darbietung, als er es zuvor bei dem Standard-Kabel vermochte. Der Titel „Veto“ bekam das Maß mehr Substanz, das man sich wünscht. Das Kabel wirkte im Tieftonkeller leicht schlanker, war aber dadurch präziser und dynamischer. Sound-Effekte wie das Geklicke und Geklacke im Song waren schärfer umrissen. Das Klangbild erhielt mehr Kontur.

Ein Wechsel zur O-Zone Percussion Group und dem hinreichend strapazierten – aber irgendwie genialen – „Jazz Variants“ offenbarte mehr Strahlkraft und Glanz in den Klangfarben. Das Schlagzeug erhielt durch das höherwertige Stromkabel mehr Präsenz und die Bassimpulse mehr Schwärze. Das Zusammenspiel in den Zwischentönen macht die „Jazz Variants“ ja erst so hörenswert und zeugt von der Klasse von Orchester und Aufnahme.

Cover-Massive-Attack-MEZZANINEMeine Ausflüge ins Elektronik-Fach landen häufig bei Massive Attack und bevorzugt bei „Teardrops“. Das könnte ich mitsingen. Das will aber keiner. Selbst mit dem besten Kabel der Welt nicht. Anders, wenn Elizabeth Frazer am Mikro steht. Das bPower ermöglichte der Elektronik, die Stimme fein und nahbar heraus zu arbeiten und gleichzeitig das Tiefbass-Geschehen zu generieren. Dieser tonale Kontrast ließ durch den gleichzeitigen Zusammenhalt des daraus entstehenden Klangbildes die besondere Atmosphäre des Titels entstehen.

Den Abschluss machte dann die „Swingin‘ Safari“ von Bert Kaempfert. Eine Safari ist ja auch eine Art von Ausflug. Der Band-Sound bekam wieder diese Geschmeidigkeit und Feinsinnigkeit, die man sich als Musikhörer wünscht. Toll auch die fragile Lautmalerei der weiblichen Singstimme, die wieder mit dieser Spur Lebendigkeit angereichert war. Und ja, damit schließt sich wieder der Kreis. Auch hier ist das subsummierende Zauberwort: Spielfreude. Spielfreude, die man ungern hergeben mag, wenn man sie erst einmal kennengelernt hat.


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Fazit

Wenn die HiFi-Anlage einen gewissen Wert und damit zumeist auch ein respektables klangliches Grundniveau erreicht hat, darf der HiFi-Fan gerne einen Gedanken an das Netzkabel verschwenden. Das bfly Audio bPower steigt bei 239 Euro ein und bietet dafür schon beim Anschließen eine wertige Haptik. Klanglich ermöglicht es den angeschlossenen Geräten, eine schöne Fein- und Grobdynamik zu entwickeln, die sich in der Musik deutlich als Zuwachs an Spielfreude und Natürlichkeit wahrnehmen lassen. Was zuerst schlank wirkt, ist tatsächlich ein Gewinn an Präzision und Impulsivität. Der Musikfreund, der das bPower nur zum Spaß testet, muss sich mit dem Gedanken anfreunden, es dann nicht wieder hergeben zu wollen.

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Im Test

bfly pPower Highend Netzkabel
Preise mit Standard Stecker (im Test):
1m 239,- € / 1,5m 289,- € / 2m 349,- €
Preise mit Furutech FI-E11
1m 399,-€ / 1,5m 449,-€ / 2m 509,- €
Jeder weitere Meter 120,- €


Hersteller und Vertrieb

bFly-audio
Reinhold Schäffer
Theodor-Sachs-Str. 60
86199 Augsburg

Mail: info@bfly-audio.de
Web: www.bfly-audio.de
Tel.: 0821/9987797


Mitspieler im Test

Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1,
Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200, Digital: Boaacoustic Silver Digital Krypton
Zubehör –  Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi-Switch, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos PHOENIX Reclocker


Fotos: F. Visarius

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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