Test: Phono Vorverstärker Gold Note PH-5 – halber Preis, halbe Portion?

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Mit Gold Note habe ich in der Vergangenheit durchweg gute Erfahrungen gemacht. Was hatte ich nicht schon alles bei mir von den Italienern: Vollverstärker, Endstufen, Phonoverstärker, Tonabnehmer… ganz besonders gerne erinnere ich mich an eine Phono-Vorverstärker namens „PH-7“ zurück, der einfach klasse war – er hatte zwei Eingänge, war flexibel konfigurierbar und vor allem war er (in Zusammenarbeit mit dem externen Netzteil) ein „kleiner Gigantenkiller“.

Leider hat man das auch bei Gold Note viel zu schnell bemerkt und die PH-7 dann wieder relativ flott vom Markt genommen. Offiziell, weil sie ein ziemliches Problem mit dem „Rauschen“ hatte – wovon ich wiederum fast nichts bemerkt habe. Okay, eventuell habe ich dieses Rauschen nie gehört, zur besagten Zeit wohnte ich in der Nähe des Frankfurter Flughafens..

Insgesamt gesehen ist der italienische HiFi-Vollsortimenter Gold Note für mich also eine sympathische Marke, die meiner Meinung nach auch immer einen gewissen „Familienklang“ mitbringt – was erst einmal per se nichts schlechtes oder auch nichts gutes heißen soll. Später werden wir sehen, ob sich besagter „Gold Note – Charakter“ nun auch bei der noch relativ neuen Phonostufe PH-5 zeigt.

Der Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 ist ein direkter Ableger der größeren Schwester PH-10 – äußerlich sieht man ihr das auch an. Form sowie Touchscreen sind geblieben, der Preis hat sich hingegen fast halbiert. Auf den ersten Blick schaut das aus wie ein richtig guter Deal… auf den zweiten Blick auch?


Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 – Die Technik

Die Phono-Stufe Gold Note PH-5 schaut – wird sie nur flüchtig erblickt – aus wie ihre große Schwester PH-10. Aber irgendwo muss doch „gespart“ worden sein? Ja, sie hat nicht das wunderschöne, aus vollem Aluminium gefräste Gehäuse, sondern muss mit einem einfacheren „Stahldeckel“ auskommen. Und ja, dieser könnte ein wenig besser gedämmt sein, der übliche Klopftest verrät das. Muss das von Nachteil sein?

Nein, nicht unbedingt. EMV-technisch ist Stahl nämlich alles andere als eine Billiglösung, denn gegen elektromagnetische Einstreuungen gibt es nicht viel Materialien, die so viel besser sind… Dem Touchscreen steht bei der PH-5 nicht der geniale Drück/Drehknopf der PH-10 als bestimmendes Bedienelement zur Seite – demnach funktioniert die komplette Bedienung der „kleinen“ ausschließlich über den Touchscreen. Doch was heißt schon „Bedienung“ einer Phonovorstufe? Eigentlich macht man doch nach dem Kauf das Setup und schaltet sie ab dann nur noch ein oder aus. Demnach ist auch der fehlende Drück/Drehknopf in diesem Fall eine eher lässliche Sünde, nein, „Ersparnis“.

Der „Capo“ von Gold Note, Maurizio Aterini, wollte mit der PH-5 eines erreichen: Eine Phono-Stufe, die noch bezahlbarer ist als die PH-10 – und das, ohne klangliche Einbußen hinnehmen zu müssen. Zumindest kaum.

Was bietet die PH-5 also? Zunächst einmal ein Schaltnetzteil. Oha, da ist es, das böse Wort… aber bei Gold Note kennt man keine Dogmen, sondern verbaut das, was dem Klang nicht abträglich ist. Für ängstliche Naturen sei hinzugefügt, dass man die Möglichkeit hat, ein externes Netzteil anzuschließen (PSU-10, leider stand es mir während der Testwochen nicht zur Verfügung), das dann den kompletten analogen Teil mit entsprechend „analogem“ Strom versorgt. Die Verstärkung wird in der PH-5 komplett von Operationsverstärkern übernommen – sowohl MC-Vorverstärkung als auch der eigentliche, nachfolgende (MM-) Phonoverstärker funktionieren so, das entspricht klassischem, solidem Phonostufenbau.

Sehr schön und fast schon zum guten Ton bei Gold Note gehörend ist die Möglichkeit zwischen 3 verschiedenen sogenannten „Entzerrungsarten“ wählen zu können: American Columbia, Decca London und natürlich der bekanntesten – RIAA. Letztere wählt der gemeine „Ottonormalhörer“ für seine Stereo-LPs, die beiden ersten sind schon etwas spezieller und befriedigen eher die Freaks, die seltene und vielleicht sogar wertvolle Monoeinspielungen im Regal stehen haben. Jeder dieser Entzerrungskurven kann übrigens zusätzlich ein „Enhanced“ – Modus zugeschaltet werden, der als eine Art Hochtonerweiterung wirkt und ab circa 15 Kilohertz aufwärts eine gewisse Höhenanhebung ins Spiel bringt, was historischen, teilweise dumpfen Einspielungen etwas mehr Frische sowie Durchhörbarkeit verleihen kann.

Die PH-5 ist ansonsten offen für fast alle Tonabnehmer, die man so bekommen (und auch nicht bekommen) kann: MM und MC umschaltbar, bei MC kann man 9 (ja, neun) verschiedene Impedanzwerte über den Touchscreen anwählen (10 Ohm, 22 Ohm, 47 Ohm, 100 Ohm, 220 Ohm, 470 Ohm, 1.000 Ohm, 22 Kiloohm sowie 47 Kiloohm), was meiner Einschätzung nach tatsächlich „wunschlos“ ausreichend ist.

Gleichfalls sollte die Verstärkung circa 90 Prozent aller am Markt erhältlichen Tonabnehmer genügen, es kann ein Wert von 34 dB bis 66 dB in acht Stufen zugewiesen werden. Was ich außerdem gut finde sind die symmetrischen Ausgänge. Wie oft habe ich schon in meinem nicht ganz so kurzen HiFi-Leben erst unter Nutzung dieser Verbindungsart eine Phonovorstufe brummfrei bekommen – und falls das nicht der Einsatzbereich sein muss, hat man wenigstens eine zusätzliche „Spiel“art. Das Kind im Manne findet das toll.

Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 – Technische Daten
  •  Entzerrungskurven einstellbar – 3 Entzerrungskurven
  • (RIAA, Decca London, American Columbia), alle mit „Enhanced-Modus“
  • Für alle Tonabnehmer geeignet – MM und MC kompatibel
  • Eingangs-Impedanz – Zur Anpassung des Tonabnehmers stehen neun Impedanzen zur Auswahl:
    10, 22, 47, 100, 220, 470, 1000Ω, 22 und 47kΩ
  • Verstärkungsfaktor – 8 Stufen von 34dB bis 66dB
  • Einfache Bedienung mittels Touch-Display
  • Analog Eingang: 1 x RCA stereo MM/MC
  • Audio Ausgänge:
    1 x RCA unsymmetrisch und 1 x XLR symmetrisch

Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 – Der Klang

Etwas Kate Bush gefällig? Kate hatte nach einer ewig langen Pause im Jahre 2005 endlich die Muße, eine neue LP zu bringen: Auf dem Plattenteller lag „Aerial“ und ich hoffte darauf, dass die Gold Note PH-5 genau die Stimmung rüberbringen solle, die dieses Album, das es verdient mit „Hounds of Love“ aus dem Jahre 1985 in einem Atemzug genannt zu werden, innehat. Die ersten Worte, die mir einfielen während „King of the Mountain“ lief, waren „klar“, „strukturiert“, „sehr gut artikulierend“ sowie „kräftig“. In der Tat hat die Diktion der Phono-Stufe Gold Note PH-5 etwas bodenständiges, gerade so als ob sie absichtlich Vertrauen erwecken möchte.

Kates Stimme steht fest wie große Eiche zwischen den Lautsprechern, sie fleht und bettelt und beschwört – die PH-5 lässt es geschehen. Kein dynamischer Ausreißer stört die felsenfeste Präsentation. Das war fürs erste schon einmal ganz großartig, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Preisklasse man hier gerade wildert. Im ersten Setup hatte ich hier mein Ortofon Cadenza Red am Start, abgeschlossen mit 100 Ohm, Verstärkung knapp unter 70 dB. Das passte wunderbar, die Charakteristik des „Red“ wurde mehr oder weniger einfach durchgereicht und nicht groß verändert – sehr gut. So hörte man schön die ganz leichte, für Ortofon-MCs typische „Hochtonfrische“ heraus als auch die hervorragende Stimmenwiedergabe. Unerwartet gut, diese Gold Note PH-5 – sollte sie tatsächlich an die gute, alte PH-7 heranreichen?

Im Jahre 1999 nahm sich Kari Bremnes vor, ein kleines Stück ihrer ganz persönlichen, norwegischen Traumwelt auf LP zu bannen – „Svarta Bjorn“ lädt demnach zum träumen und schwelgen ein. Zudem ist diese LP eine einzige Klangsensation, schon der erste Track „Sangem om ved Tornehamn“ strotzt nur so vor klanglichen Feinheiten und einem abgrundtiefen, Hausfundamenterschütterndem Bass. Natürlich nur, wenn die Anlage das auch so rüberbringt; und ja, abgesehen von einem ganz leichten „Basslupfer“ in der untersten Oktave lässt sich die Gold Note PH-5 dadurch nicht beindrucken. Sie zieht locker und ruhig ihr Ding durch, lässt gespenstisch erscheinende Details scheinbar nebensächlich rechts hinten im Raum zerplatzen und haut gleichzeitig Karis Stimme so deutlich-unnachgiebig in der Mitte oberhalb der Lautsprecherkanten in den Raum, dass man nur noch mehr davon möchte. Zu was wäre diese PH-5 noch in der Lage, wenn ich jetzt noch die Möglichkeit hätte, das passende, externe Netzteil anzuschließen?

Übrigens reagiert die Gold Note PH-5 fast gar nicht auf „gute“ oder „schlechte“ Netzkabel, was wohl am Schaltnetzteil liegt. Dennoch versorgte ich sie während der Testwochen immer über relativ gute Strippen (HMS) mit Strom – sicher ist sicher. Eine weitere Eigenheit betrifft den symmetrischen (XLR-) Ausgang der PH-5. Obwohl die Gold Note intern unsymmetrisch aufgebaut ist, bietet diese Anschlussart den rhythmisch etwas genaueren, detaillierten Klang – allerdings reden wir hier über Nuancen, die sich lediglich im schnellen A/B – Vergleich sowie unendlich vielen Wiederholungen verifizieren lassen. Die Cinchausgänge sind hingegen etwas „weicher“, verträumter; jede Variante für sich ist Geschmackssache. An der grundsätzlichen klanglichen Ausrichtung der PH-5 ändert das nichts, denn diese ist wirklich sehr gut – überraschend gut.


Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 – Fazit

Der Phono-Vorverstärker Gold Note PH-5 ist ohne wenn und aber ein tolles Gerät – ungeachtet seiner Preisklasse. Aufrüstbar durch ein externes Netzteil, schönes Bedienkonzept ausschließlich über Touchscreen, sowie flexibel anpassbar sticht er allerdings aus der Masse heraus. Zieht man dann noch die XLR-Ausgänge sowie vor allem die klanglichen Fähigkeiten (sehr gutes Impulsverhalten, schöne Räumlichkeit, klare, feste Diktion und super Stimmenwiedergabe) hinzu, muss man feststellen, dass es nicht viele solch guter Angebote am „ach so großen“ Hifi-Markt gibt. Zu dem Preis? Der Gold Note PH-5 ist ein absolutes „Must-Hear“ – Gerät. Von wegen halbe Portion!


Im Test

Phono-Vorverstärker
Gold Note PH-5
Unverbindliche Preisempfehlung: 890,- Euro
Größe: B x H x T (mm): 200 x 80 x 260
Farbe: schwarz
Gewicht: 1,2 kg
Garantie: 2 Jahre
Besonderheiten: Touchscreen, drei schaltbare Entzerrungskurven, Enhanced-Modus, XLR-Ausgang, anpassbar (Widerstand und Verstärkungsfaktor)


Vertrieb

TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau

Tel.:  +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, High End CD-Spieler AMR CD-777
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer EMT HSD 006 und Ortofon SPU Classic GE MKII, Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R)
Verstärker – Vollverstärker Unison Unico 150, Vorstufe Audio Hungary APR 204, Endstufe Bryston 4 BSST, Hybridvollverstärker Circle Labs Audio A 200
Lautsprecher – Standlautsprecher Sonus Faber Olympica 2
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic


Ebenfalls bei uns HiFi-IFAs im Test von Gold Note der Streamer-Vorverstärker DS-10 und die Stereo-Endstufe PA-10.

Test: Gold Note DS-10 Streamer-Vorverstärker & Gold Note PA-10 Endverstärker

About Author

Kein Studium der Elektrotechnik. Keine Lehre im Hifi-Laden, auch sonst kein Job in der einschlägigen Branche. Nur pure, echte Leidenschaft, die schon im Kindesalter dazu geführt hat, dass ich mir die Nase an den entsprechenden Schaufensterscheiben plattgedrückt habe. Dann ging es - ich hatte meinen ersten Job – richtig los und es folgte ein sehr langer, steiniger, harter und arg teurer Weg ins Klangnirvana mit der Erkenntnis, dass man dieses mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eh nie erreichen wird. Problem: Diese Erfahrung stachelt die Motivation nur noch weiter an. Da hilft nur „keep cool“ und immer weiterhören!

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