Nach eins kommt zwei, das sagt man so. Das ist schlicht und einfach die mathematische Reihenfolge unserer Zahlen. Es gibt allerdings auch noch eine sprichwörtliche Bedeutung für diese Redewendung: Immer mal mit der Ruhe. Was ja auch irgendwie zum Test des Plattenspieler Blue Aura Blackline PG2 passt, denn rund drei Jahre nach Nummer eins ist die Nummer zwei zum Test bei uns HiFi-IFAs eingetroffen. Man, ist das eine Zählerei mit nach eins kommt zwei kommt drei, egal, ich werde das schon noch auf die Reihe bekommen.
Blue Aura PG2 – Technik
Ein Griff in den Karton, und schon ist er raus, der neue Plattenspieler Blue Aura PG2. Was kein Wunder ist, da er ein paar grundlegende Gene des kleineren Bruders Blue Aura PG1 wie die Vormontage einzelner Komponenten in sich trägt. Die Basis des Ganzen ist eine in Hochglanz Schwarz lackierte Platte aus MDF, die einen guten optischen Eindruck bei mir hinterlässt.
Unterhalb besagter MDF-Platte sieht es dann jedoch schon wieder etwas anders aus, der PG2 besitzt im Gegensatz zum Einser schwingungsabsorbierende, in der Höhe nicht verstellbare Füße. Ein Gleichteil mit dem PG1 wiederum ist der relativ leichte, riemengetriebene Plattenteller mit zwei Grifföffnungen. Dieser wird auf einen Dorn aus Edelstahl gesetzt, welcher in einer geschmierten Buchse läuft. Die Grifföffnungen des Plattentellers haben den praktischen und wohl auch angedachten Nebeneffekt, dass durch diese der Antriebsriemen greifbar ist, der sich dann völlig easy um die Antriebsachse legen lässt.
Beim Tonarm des PG2 haben die Entwickler einen höheren Aufwand als beim PG1 betrieben, denn das Antiskating funktioniert nicht wie bei vielen Plattenspielern mit dem üblichen Baumelgewicht, sondern per Feder. Eine leichte Übung ist übrigens das Aufdrehen des Gegengewichts auf den Tonarm, und genau so einfach vonstatten geht die Justierung desselben. Ist er durch das Drehen am Gegengewicht in der Waagerechten angelangt, wird die Skalenscheibe – und nur diese – so lange gedreht, bis die 0 oben steht. Ein weiteres Drehen erfolgt dann wiederum am Gegengewicht bis die gewünschte Auflagekraft – mir gefielen klanglich am Besten die von Blue Aura empfohlenen 2,5 Gramm – auf der Skala wiederum oben steht, fertig. Bitte nicht durch die 0,5 auf dem Bild irritieren lassen, die Skalierung geht nur bis 2,0 Gramm, da heißt es dann einfach weiterdrehen bis das gewünschte Auflagegewicht erreicht ist.
Eine Montage des Tonabnehmers, beim Blue Aura PG2 handelt es sich um ein MM-System, bleibt dem Hörer erspart, denn es ist bereits fertig im Tonarm montiert und justiert. Das macht es gerade Ein- oder Wiedereinsteigern ins Vinyl einfach. Sollte mal jemand die Nadel verschlissen oder unvorsichtigerweise erledigt haben, tja, sie ist nicht austauschbar, da muss dann ein neues System her. Allerdings dürfte es so teuer auch nicht sein, denke ich, oder man greift gleich zu einem höherwertigen beispielsweise in der Klasse um 100,- bis 150,- Euro, damit dürfte dieser Plattenspieler meiner Meinung nach gut klarkommen. Um was für einen Tonabnehmer genau es sich bei dem im PG2 installierten handelt oder welcher Hersteller dahinter steckt, tja, das konnte ich Günter Härtel vom Vertrieb leider nicht entlocken.
Als praktisch erweist sich der im Plattenspieler eingebaute, abschaltbare MM-Phono-Verstärker, der laut Hersteller gegenüber dem PG1 verfeinert wurde. So ausgestattet lässt sich der Blue Aura PG2 unkompliziert auch in vorhandene HiFi-Anlagen integrieren, da schließlich nicht jeder Verstärker heutzutage noch eine eingebaute Phonostufe besitzt. Für den Fall, dass der vorhandene Amp dann auch noch keine Cinch-Eingänge hat, was bei Streaming-Verstärkern bekanntermaßen häufig der Fall ist, hilft der Bluetooth 5.0 Ausgang des Plattenspieler weiter, was dann doch eine praktikable Angelegenheit ist.
Ein wenig Verwunderung kommt dann auf, wenn alles verkabelt oder verbluetootht ist. Hinten die Eintaste gedrückt und vorne den Drehschalter auf „ein“ positioniert und dann: Pustekuchen, das Vinyl dreht sich nicht, verfluchte Hacke, das kann doch wohl nicht wahr sein! Tja, der Teufel liegt im Detail. Der Blue Aura PG2 hat halt nicht nur eine Endabschaltung, nein, er setzt sich auch erst dann in Bewegung, wenn der Tonarm Richtung Schallplatte geführt wird. Ich schreibe das hier mal extra mit rein, nicht dass ihr euch selber mal wundert… Und eine weitere Kleinigkeit gibt es noch zu beachten: Der Ausgang Phonovorverstärker Cinch-Line funktioniert nur beim Abschalten der Bluetooth-Funktion, in diesem Fall wechselt die Farbe der LED auf dem Plattenspieler-Chassis zur Kenntlichmachung von blau auf rot.
Blue Aura PG2 – Technische Eigenschaften
- Geschwindigkeiten 33 1/3 & 45 U./min.
- Geschwindigkeitsabweichung ± 1,5 %
- Gleichlaufschwankung ≤ 0,15 %
- Signal-Rauschabstand 55 dB
- Geeignet für Tonabnehmer von 2,5 – 6,0 Gramm.
- Effektive Tonarmlänge 8,6 Zoll (218,5 mm)
- Überhang 1,85 cm
- Leistungsaufnahme 5 Watt
- Stromversorgung 12V/ 500 mA AC-DC
- Abmessungen 42,0*36,0*12,5 cm
- Gewicht 4,8 kg
- Ausgänge RCA / Bluetooth 5.0
- Tonabnehmertyp MM
- Arm-Typ nach Spezifikation von Blue Aura
- Integrierter Phono-MM-Verstärker
Blue Aura PG2 – Klang
Die besten Ideen kommen einem unter der Dusche, sagt der Volksmund, und auch bei mir ist dies gelegentlich so. Doch für gute Ideen gibt auch noch andere Orte und Gelegenheiten, in diesem Fall am Samstagmorgen nach dem Marktgang beim üblichen Cappuccino im Stammcafé. Dort lief Klassik-Pop aus den vergangenen 80ern und mein schlürfender Nebensitzer fragte den Wirt, was das denn für eine Musik sei. Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich – zufällig mal ungefragt – Rondo Veneziano aus den 80ern. Was mir wiederum die Musikauswahl für den Test des Blue Aura PG2 erleichterte, von denen müsste ich doch noch eine LP im Regal haben…
Tatsächlich. Also erstmal die Plattenwaschmaschine angeworfen und die Platte geputzt, rauf auf den Plattenteller mit ihr und den Plattenspieler angeworfen. Die blau blinkende LED weist noch auf die gewünschte – abschaltbare – Verbindung mit einem Bluetooth-Empfänger hin, was im Falle des Atoll ST 300 Signature wie auch dem Bluesound Powernode zügig gelingt. Beim Aufsetzen der Nadel erreichen die ersten Töne meine Ohren. Als ein wenig scharf empfinde ich diese, das mag wohl dem nagelneuen nicht eingespielten MM-System geschuldet sein. Dies ändert sich dann leicht nach mehrfachem Abspielen der LP, ganz zufrieden bin jedoch noch nicht. Hm, ob da wohl der Spurfehlwinkel mit im Spiel sein könnte? Die Überprüfung mit der Justierschablone bringt Gewissheit, daher justiere ich den Tonabnehmer eine Kleinigkeit nach. Und siehe da, die Verbesserung stellt sich wie gewünscht ein.
Sehr klar erklingt der Gesang der australischen Band Husky von der LP Ruckers Hill, einen flotten und durchsichtigen Rhythmus haben die Musiker drauf. Dies gilt ebenso für das recht crispe Gitarrenspiel, das beim Titel „Heartbeat“ hin und wieder klanglich in Richtung Banjo geht. Vor rund drei Jahren schrieb ich im Test des Phonoverstärkers Blue Aura PH1 über den harmonischen Gesang von Husky, beim PG2 bin ich nicht ganz überzeugt. Woran könnte das wohl liegen? Die Justierung des Tonabnehmers stimmt jetzt ja. Der Teufel steckt wie immer im Detail, einfach mal Einspielen die Tondose. Dies betrifft jedoch nicht die Nadel, denn die ist logischerweise bockhart. Gut tut die Maßnahme jedoch der Aufhängung – dem Gummi – das geschmeidig gespielt werden möchte. Drum lasse ich diese und auch die nachfolgenden Schallplatten mehrfach laufen. Nach rund 20 LP-Durchläufen wird die Geschichte dann auch etwas geschmeidiger.
Zed Mitchell spielt auf Route 69 einen melodischen Rock, der den Hörer nicht zum Rocken, sondern eher zum relaxten Hören einlädt. Das macht er auch über den Blue Aura PG2, der den Sänger mit seiner leicht kratzigen Stimme eine Spur schlanker und zurückhaltender erscheinen lässt als ich ihn gemeinhin kenne. Seelenruhig und gleichmäßig dreht der Plattenspieler seine Runden, dies bemerke ich beim elektronischen Keyboard, das im Verlauf des Stücks „The Key That Broke Your Heart“ hin und wieder auftaucht. Auch den langgezogenen Schwingungen der E-Gitarre, gespielt von Zed Mitchell persönlich, kommt die Laufruhe des Plattenspielers zu Gute.
Als eine Mischung aus Jazz, Soul und Elektro beschreibt der Musikalienhändler JPC die Compilation arte Electro, was sich bei der von mir blind gekauften LP interessant anhört. Ein leichtes Karibik-Flair hinterlässt bei mir der Titel „Cirrus“ von Bonobo, den der Plattenspieler Blue Aura PG2 schlank und zurückhaltend bei natürlich gespielten Rhythmen wiedergibt.
Witzig und spielerisch geht der PG2 dann bei Kid Francescoli ft. Julia Minkin „Prince Vince“ mit dem elektronisch erzeugten Zwitschern um. Einen flotten Dancefloor mit E-Piano Sequenzen bringen Kiddy Smile „Be Honest“ zu Gehör, der Blue Aura PG2 ist jetzt nach rund 30 abgespielten LPs in den Hüften um einiges lockerer geworden, bleibt aber seinem dezenten Grundcharakter treu. Dezent abgestimmt ist auch der Bass beim nachfolgenden Irène Drésel „Victoire“ sowie Laurent Garnier „Wake Up“, einen übermächtigen dröhnenden Bassschub wie auf der Tanzfläche von Tanzclubs verkneift sich der Plattenspieler glücklicherweise.
Blue Aura PG2 – Fazit
Der riemengetriebene Plattenspieler Blue Aura PG2 besitzt eine komplette Ausstattung mit MM-System, integriertem Phono-MM-Verstärker, A/D-Wandler sowie einem abschaltbaren Bluetooth-Ausgang. Dabei überzeugt er mit einer sauberen Verarbeitung. Der PG2 ist tonal klar sowie schlank abgestimmt und tendiert von der Auflösung her in die zurückhaltende Richtung. Etwas Geduld beim Einspielen des Tonabnehmers zahlt sich dabei klanglich aus. Mit dem grundsoliden Aufbau und seinem gleichmäßigen ruhigen Lauf ist der Blue Aura PG2 zudem eine gute Grundlage für Tonabnehmer in der Preisklasse von 100,- bis 150,- Euro.
Im Test
Plattenspieler Blue Aura PG2
mit MM-Phonoverstärker,
D/A-Wandler und Bluetooth
Farbe: Hochglanz Schwarz
Preis: Um 430 Euro
Vertrieb
Günter Härtel
Handelsvertretungen
Lütgestrasse 18
59069 Hamm
Tel.: 02385-5236
Mobil: 0171-3119300
Web: www.haertel-vertrieb.de
Mail: gh@haertel-vertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Regallautsprecher Q Acoustics 5020
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
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