Schallplatten waschen. So mancher meiner Bekannten fasst sich verständnislos an den Kopf, wenn ich ihm erzähle, was ich in meiner Freizeit so mache. Musik hören. Ja, das hat was! Von der Schallplatte? Da wird es schon bedenklicher. Und dann die LPs auch noch nass reinigen! Wohl in der Badewanne? Auch diese Kommentare kenne ich zur Genüge. Doch der westfälische Dickschädel in mir lässt sich nicht beirren. Also habe ich mir die Plattenwaschmaschine Levar AMANO für 1.490 Euro für die HiFi-IFAs zum Test bestellt, um euch einen Eindruck vom Waschergebnis zu vermitteln.
Levar AMANO – Aufbau
Karton auf, die Einzelteile der Schallplattenwaschmaschine vorsichtig aus der Verpackung geschält, und schon kann das Zusammenbauen losgehen. Okay, so kompliziert ist das ja nun wirklich nicht.
Der Arm mit der Mikrofaserbürste (1), welche den Reiniger verteilt und einbürstet, wird in die hintere rechte Öffnung gesteckt. Bitte nicht erschrecken, durch einen Magneten wird der Arm nach unten gezogen.
Der zweite Arm (2) ist mit zwei schmalen Mikrofaserbürsten versehen. Zwischen diesen beiden Bürsten ist ein schmaler Schlitz, über den der Schallplatten-Reiniger abgesaugt wird. Montiert wird dieser Arm in die vordere linke Öffnung. Mittels einer Feder schwebt er im Ruhezustand über der Schallplatte. Wird er über den Plattenteller gedreht, und der Absaugprozess mittel der Taste „Vacuum“ gestartet, senkt sich der Arm aufgrund des nun entstehenden Unterdrucks selbsttätig auf die Schallplatte.
Der große magnetische Puck (3) dient dem festen Halt der Schallplatte auf dem Plattenteller. Dieser ist vom Durchmesser her so groß, dass er das Label der LP abdeckt, und es somit vor der Flüssigkeit schützt. Da der Mitteldorn des Plattentellers geerdet ist, werden statische Aufladungen beim Reinigen vermieden.
Der Levar AMANO liegt ein halber Liter Schallplatten-Reiniger bei, ebenso wie ein Puck für Singles. Ebenfalls dabei ist ein Mikrofasertuch. Dieses Tuch ist unter anderem dafür gedacht, die Mikrofaserstreifen von Kleinstpartikeln, die während der Reinigung in ihnen hängen bleiben, zu befreien. Am Besten gelingt das natürlich, wenn man dies vor dem Waschen der Schallplatte macht, da die „Bürsten“ dann noch trocken sind.
Weiterhin liegen der AMANO selbstklebende Mikrofaserstreifen zum Wechseln bei. Diese sollten laut Hersteller nach ungefähr 200 Reinigungen ausgetauscht werden, da sich im Laufe der Zeit in ihnen die Rückstände der Reinigungen ansammeln.
Apropos Reinigungsflüssigkeit: Nach ungefähr 30 bis 40 Wäschen sollte der Behälter geleert werden. Wer nun dafür keine Strichliste führt, führt die Leerung durch, wenn er den halben Liter Reiniger verbraucht hat. Das geht ruckzuck mit dem Schlauch auf der Rückseite der Maschine. Aber bitte anschließend auch wieder den Pfropfen in den Schlauch drücken!
Levar Amano – Technische Daten
- 34,2 * 34,2 * 24,8 cm (B * T * H)
- 10,5 kg Gewicht
- 400 ml Tankinhalt Reiniger
- 500 ml Tankinhalt Schmutzwasser
- Ablass-Schlauch
- 230 Volt, 115 Volt gibt es auch
- Leistungsaufnahme bei Betrieb 250 Watt
Die Schallplattenwäsche
Ruckzuck ist sie also zusammengebaut, die Levar AMANO. Elegant steht sie jetzt vor mir, gefertigt aus hochwertigen und gut verarbeiteten „Kunststoffen“. Und schon kann es auch losgehen mit dem Reinigen. Aber bitte zur Sicherheit vorher einen Lappen griffbereit legen, für den Fall, dass man mit dem Reiniger zu verschwenderisch umgeht und er auf dem Gehäuse landet. Ist mir, unter uns gesagt, anfangs auch passiert. Kurz abgewischt die Flüssigkeit, und gut ist es. Spuren hinterlässt sie keine auf dem Gehäuse der Plattenwaschmaschine.
Also den „POWER“ Knopf gedrückt, und die Platte dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn. Wichtig: bitte den ersten Reiniger auf die LP gießen, bevor (!) der Reinigungsarm abgesenkt wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass vorhandener trockener Schmutz ein paar unschöne Gravuren auf der Schallplatte hinterlässt. Dann wird der Reinigungsarm über den Plattenteller gedreht und sanft nach unten gedrückt. Durch den im Gehäuse vorhandenen Magneten wird der Arm dann komplett nach unten gezogen. Bei Bedarf kann dann noch Reiniger nachdosiert werden, und dabei bitte nicht zu geizig sein.
Ungefähr zwei bis drei Minuten Zeit sollte man dem Reiniger zum Einweichen des Schmutz schon geben. Während der Wäsche sollte auch hin und wieder mal die Drehrichtung gewechselt werden. Dies geschieht ganz einfach, indem der Schalter „PLATTER“ gedrückt wird, der Plattenteller dreht sich dann im Uhrzeigersinn.
Nach dem Waschen wird der Reinigungsarm leicht angehoben und zur Seite gedreht. Dann ist die Zeit gekommen, um die Reinigungsflüssigkeit abzusaugen. Der Absaugarm wird über die Schallplatte gedreht, per Druck auf den Schalter „VACUUM“ wird die Absaugung gestartet. Durch den entstehenden Unterdruck senkt sich der Arm, und die Waschlotion wird abgesaugt. Die Geräuschpegel liegt während der Reinigungsphase bei ungefähr 73 dB. Eine Lautstärke, mit der ich sehr gut leben kann. Nach ein paar Umdrehungen ist die Schallplatte dann trocken. Durch erneutes Drücken der Taste „VACUUM“ wird die Absaugung beendet und der Arm hebt sich dann eigenständig durch die eingebaute Feder.
Ergebnis
Ob sich der ganze Aufwand lohnt, will ich natürlich auch wissen. Optisch auf jeden Fall, die Schallplatten glänzen und funkeln, dass es eine wahre Pracht und Freude ist. Viel wichtiger ist natürlich, ob es auch klangliche Verbesserungen gibt.
Und die gibt es! Ich habe Schallplatten aus den 80ern, die so manche tolle Fete mitgemacht haben, mit der Plattenwaschmaschine gereinigt. Ok, den ganz verheizten (Möchte gar nicht daran denken, was die wohl alles mitgemacht haben…) habe ich noch einen zweiten Waschgang gegönnt. Und LPs, die erst ein paar Jahre alt sind, habe ich ebenfalls die Nassreinigung verpasst. Auch nagelneuen, wie zum Beispiel der LP „Another Time, Another Place“ von Jennifer Warnes. Bei den brandneuen Scheiben werden die Trennmittel aus der Produktion der Schallplatte entfernt. Herrlich anzuschauen ist er dann, der neue Glanz des Vinyls.
Der Effekt der Plattenwäsche ist immer der gleiche. „Stille in der Rille“. Die Schallplattennadel läuft jetzt butterweich durch die Rille. Nicht alles Knistern verschwindet bei den Oldies, aber es knackt und zischelt sehr viel weniger, was doch wesentlich mehr zum Genuss der Musik beiträgt. Selbst bei den neuen Platten ist der Effekt verblüffend groß. Ich komme mir vor wie im Frühling nach einem ordentlichen Regen. Die ollen Pollen, die sich überall verteilen, sind wie weggewaschen. Alles klingt jetzt viel luftiger und freier. Ich bekomme einen wesentlich klareren Durchblick und entdecke neue Details in altbekannten Stücken.
Levar AMANO – Fazit
Die Plattenwaschmaschine Levar AMANO für 1.490 Euro macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck und ist stabil aufgebaut. Ihre Bedienung ist einfach und die Reinigungsleistung überzeugend. Nach der Wäsche herrscht „Stille in der Rille“. Der Klang der Schallplatte wird dadurch hörbar feiner und räumlicher. So werden neue und gepflegte Schallplatten aufgewertet und die lieb gewonnenen alten Schätzchen erleben ihren zweiten Frühling.
Im Test
Plattenwaschmaschine
Levar AMANO
UVP 1.490 Euro
Abdeckhaube
UVP 79 Euro
Vertrieb
MHW AUDIO GmbH
Burgsiedlung 1
87527 Sonthofen
Tel.: +49 8321 6078900
Mail: info@mhw-audio.de
Web: www.mhw-audio.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Pier Audio MS-480 SE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8