Test: Streaming-Verstärker Loewe multi.room amp – Coole Kiste

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Es begab sich im Oktober 2023, da schlenderten Falk und ich gemütlich über die Deutsche HiFi-Tage 2023 in Darmstadt. Mal schauen und hören, was es denn so an Neuheiten auf dem HiFi-Markt gibt. Auf einem Eingangsschild zu einem der Räume stand „Loewe“. Okay, Tests über Flachbildfernseher sind ja nun nicht unbedingt das Metier unseres HiFi-Blogs. Doch zur Erweiterung seines Horizonts kann Mann ja doch mal reinschauen.

Nun denn, unser Wagemut wurde mit wirklich guten Klängen belohnt. Loewe präsentierte auf dieser HiFi-Messe einen kleinen Streaming-Verstärker namens „multi.room amp“ für knappe tausend Euro, der ein paar Standlautsprecher Monitor Audio Silver 300 7G für 2.200 Euro befeuerte. Das Gehörte sagte neben den vielen Besuchern auch uns beiden zu. Bald wurden wir uns mit Leander Albert, dem Sales Manager von Loewe, einig, und kurz vor Weihnachten stand der Streaming-Amp dann auch bei uns zum Test.

Nicht zum Testen, sondern von den Eltern in jungen Jahren geschenkt bekommen, besaß ich einen Cassettenrecorder namens Loewe Opta Optacord 440 plus Mikrofon plus Tasche, das war meine erste Berührung mit dieser Marke. Mit dem Recorder nahm ich daheim per Mikro Musik unter anderem vom Musikladen und Ilja Richters Disco auf, und spielte auch gelegentlich mal in der Schule Reporter. Tja, wie sich dieses Thema mach vielen Jahren in einen anderen Beruf entwickelt hat, das habt ihr, liebe Leser, ja mittlerweile mitbekommen…


Loewe multi.room amp – Technik

Klein ist er, der Loewe multi.room amp, lediglich 22*22*8 cm, und damit über den Daumen im halben HiFi-Raster. Diese Größe hat er gemeinsam mit vom Konzept her ähnlich gestrickten Streaming-Verstärkern. Beispielhaft seien hier der Bluesound POWERNODE oder der Sonos Amp genannt. Allen gemein ist allerdings zu meinem Bedauern auch, dass diese kleinen Zauberkästen, die technisch einiges bieten, kein Display besitzen. Immerhin gibt es beim multi.room amp ein zentral angeordnetes „Feld“, an dem sich der Amp einschalten lässt. Auch die Lautstärkeregelung und Titelwahl, wie auch bei längerem Drücken die Eingangswahl funktionieren darüber, komfortabler geht dies allerdings über die dem multi.room amp beiliegende Fernbedienung. Zügig erfolgen darüber dann zusätzlich auch die Bass- und Höhenregelung, diese wird dann wie auch die Lautstärke im oben angeordneten LED-Streifen am Gerät angezeigt. Auch der gewählte Eingang ist darüber erkennbar, und zwar durch verschiedene Farben. Apropos Eingang: Sobald ein Musiksignal anliegt, wird es erkannt und automatisch auf den entsprechenden Eingang umgeschaltet.

Loewe multi.room amp. Bass bzw. Höhen angehoben bei rechts längerem LED-Balken.

Um jedoch alle Möglichkeiten des neuen Streaming-Amps ausschöpfen zu können, ist die Bedienung per App unerlässlich. Loewe hat dafür keine eigene entwickelt, die Kronacher greifen auf Google Home und die etwas umständliche DTS Play-Fi App zurück, die gerne etwas schneller reagieren dürfte. Über diese App lassen sich dann alle grundlegenden Einstellungen treffen. Wer dies einmal alles erledigt hat, kann sich dem Musikvergnügen auch mit dem mconnect Player widmen, und Chromecast gibt es ja schließlich auch noch. Wer nicht wie ich mit den Androiden unterwegs ist, der kann zudem Apple Airplay nutzen. Und Roon Tested ist kleine Loewe seit kurzem auch noch. Bevor ich noch zu den Einstellungen und Möglichkeiten näher eingehe, kurz ein Blick auf die rückwärtige Anschlussseite des multi.room amp.

Praxisgerecht gelöst sind die Lautsprecheranschlüsse. Wer Bananas an den Lautsprecherkabeln hat, zieht die Nupsis raus und steckt die Bananas rein. Wer ohne diese kommt, steckt die Kabel einfach in die Schraubklemmen und zieht diese fest. Soll der multi.room amp in eine Surround-Anlage integriert werden, lässt er sich per Schiebeschalter für die vorderen bzw. hinteren Kanäle konfigurieren. Für mehr Power untenrum ist auch ein Subwoofer-Ausgang mit an Bord. Praktisch für die Analogis ist der Cincheingang, da lässt sich, einen Phonovorverstärker vorausgesetzt, dann auch mal ein Plattenspieler anschließen. Wie es sich für ein Gerät dieser Kategorie gehört, ist natürlich auch ein HDMI-ARC Eingang mit dabei.

Praktisch sind die beiden LAN-Anschlüsse, so ist eine Daisy-Chain-Konfiguration – also das Durchschleifen von Signalen – möglich. Interessant für die Multi-Room-Beschallung, der Name des Loewe sagt es bereits aus, ist die Mono-Taste, so erschallen aus allen Lautsprechern alle Signalanteile der Musik. Apropos Multi-Room: Der multi.room amp lässt sich für B2B in Restaurants kaskadieren, bis zu einer Anzahl von 16 Geräten und 32 Lautsprechern ist dies möglich. Dazu lassen sich diese, wenn gewünscht, paarweise in 19 Zoll Racks montieren, zudem gibt es auch noch Wandhalterungen an der Unterseite des Verstärkers.

Loewe multi.room amp System-Aufbau. Bild: Hersteller.

Wer mag, kann auch passive und aktive Lautsprecher mischen. Über den Line-Ausgang ist der Anschluss letzterer möglich. Oder er integriert seine vorhandenen Lautsprecher in das Loewe Multiroom- oder Loewe Home-Cinema-System. Möglichkeiten genug bietet das System also, in diesem Fall ist dann die „my Loewe App“ erforderlich, um die Klangbars einzubinden.

Fast hätte ich ihn übersehen: Unscheinbar, aber praktisch: Der USB-Eingang am Loewe multi.room amp für den Anschluss von USB-Sticks oder Festplatten. Leider gibt es keine Titelanzeige, für musikalische Überraschungen ist also gesorgt 😉

Loewe multi.room amp von innen. Bild: Hersteller.

Power hat er ohne Ende, dieser kleiner Digitalverstärker, Loewe gibt eine respektable Leistung von 2* 300 Watt an 8 Ohm bzw. 2* 600 Watt an 4 Ohm an, da bin ich doch mal gespannt. Ermöglicht wird die hohe Leistungsabgabe durch Gallium-Nitrid(GaN)-Transistoren, diese Halbleiter besitzen eine höhere Leistungsdichte und somit auch einen höheren Wirkungsgrad als die klassischen MOSFETs. So ist GaN sehr effizient und verringert den Leistungsverlust laut Herstellern wie Texas Instruments um bis zu 80 % in den Stromwandlern. Daher werden auch kleinere Kühlkörper benötigt und die Geräte werden nicht so warm, aus diesem Grund ist der Platzbedarf solcher Konstruktionen nicht so hoch.

Loewe multi.room amp – Technische Daten

  • Sinus-Leistung: 2* 300 Watt / 8 Ohm, 2* 600 Watt / 4 Ohm
  • Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Endstufen: Class-D Technik
  • Anschlüsse: 1/ HDMI ARC, 1* Line-In, 1* Line-Out, 1* Sub-Out, 1* USB-A
  • 2* LAN RJ45 für Daisy-Chain-Konfiguration
  • Bluetooth 5.0
  • WiFi
  • DTS Play-Fi
  • my Loewe App
  • Google Chromcast
  • Apple Airplay
  • Spotify Connect
  • Roon Tested
  • Formate: PCM, MP3, M4A, AAC, FLAC, WAC, AIFF, Hi-Res AUDIO
  • Größe: 21,7*21,7*7,9 cm
  • Gewicht: 2,2 kg

Loewe multi.room amp – Klang

Robbie William Cover SwingEine Mandoline erklingt aus den schlanken Standlautsprechern Quadral Signum 70 und ein warmer sowie weicher Bass kommt hinzu. Unverkennbar ist die Melodie des altbekannten Duetts „Somethin‘ Stupid“, heute mal in der Version von Nicole Kidman und Robbie Wiliams. Traut man ihm ja eigentlich gar nicht zu dem Robbie, wie er den Charmeur spielen kann und seine Partnerin ansäuselt. Die sich dafür revanchiert und ihn geradezu anzuhimmeln scheint, ein schönes Paar. Und ein schönes, gefühlvolles Trio geben auch die HiFi-Geräte dabei ab: der Loewe multi.room amp und die Hannoveranerinnen. Das Digitalverstärker das Gefühlvolle nicht drauf haben, stimmt im Fall des Loewe multi.room amp also nicht. Und bei den meisten anderen Verstärkern seiner Zunft auch nicht, das war einmal.

Mark Knopfler & Evelyn Glennie: Altamira.Klar und sauber erklingen die Gitarrensaiten bei Knopflers Altamira, doch nicht übermäßig oder gar zu hart, nein, der Loewe multi.room amp gibt den Schwingungen eine gewisse Art von Zartheit mit. Ein fein gesponnener, seidiger Teppich aus Streichern kommt hinzu, auch diesen bringt mir der kleine Streaming-Amp gekonnt zu Gehör. Wäre auch schlimm, wenn nicht, schließlich ist er ja auch so aufgenommen. Im Hintergrund steigen dazu dann noch ganz dezent geschlagene Filzklöppel auf einem Marimbaphon ein, einem Instrument in das ich aufgrund seiner warmen Klangfarben geradezu verliebt bin. Diese Klänge umfließen mich geradezu, so dass ich dieses schöne Lied mit der Repeat-Taste markiere, und es rund ein dutzendmal in einer Schleife laufen lasse. Einfach mal runterkommen, genießen und fallen lassen…

Geweckt werde ich dann von „Dream of the Bison“. Etwas Ping-Pong von einer Triangel, ein Gequietsche ähnlich einem singenden Sägeblatt, ein leichtes gläsernes Klirren und ein immer lauter werdendes Getöse. Da stampft was an und verscheucht die anwesenden, erschrockenen, nicht so großen Lebewesen. Ein wildgewordener Bison rückt an. Ganz so wild, dass ich davon renne, erscheint er mir dann allerdings doch nicht. Doch der Schub ist schon erstaunlich kräftig für das kleine schwarze Kästchen vor mir, der kann wenn verlangt sehr ordentlich zuschlagen der Loewe mit seiner Pranke. Vor allem, wenn ich weiter aufdrehe, meine bessere Hälfte erklärt mich in diesen Fällen übrigens immer für verrückt… Das funktioniert nicht nur mit den Quadral Signum 70 , sondern auch mit den eigenen großen Standlautsprechern verblüffend gut.

Also wieder etwas leiser weiter über die Signum 70 mit Sinead O’Connor Ballade „Nothing Compares 2 U“ per Qobuz gestreamt. Eigentlich von Prince geschrieben, gefällt mir die eindringlich vorgetragene Geschichte in der sie das Verhältnis zur Mutter beschreibt, in ihrer Version viel besser. Es ist diese auf das substanzielle reduzierte Interpretation des Liedes, welche die ausdrucksvolle Stimme der Sängerin auch über so eine kleine Multifunktionskiste wiedergegeben tief unter die Haut gehen lässt. Die Irin schreit ihre Emotionen nicht raus wie viele, sondern macht dies auf leise und nachdenkliche Art. Und der Loewe multi.room amp legt da noch eine kleine Schippe drauf… Wieder ein Wechsel bei den Lautsprechern, von Hannover an den Bodensee und ran mit den preislich nicht unbedingt passenden LUA Con Espressione. Uih, das harmoniert überraschend gut. Klasse, wie diese Kombi das Geschehen noch weiter und klarer aufzuziehen versteht, und die Gefühle von Sinead O’Connor noch intensiviert.

Flotter geht es mit „Snap“ von Rosa Linn weiter. Da kommen ordentlich fette und kräftige Bässe zu Beginn des Songs. Das pumpt gewaltig, bevor es wieder ruhiger wird. Respekt, das macht der kleine Digital-Verstärker begeisternd für so ein 1.000 Euro-Gerät. Das macht Lust auf mehr. Noch eine Runde Vollgas zum Schluss des Testberichts über den Loewe multi.room amp muss sein. „The Race“, der alte Disco-Gassenhauer von Yello muss ran. Vom eigenen Musikserver ist mir dies immer noch am liebsten. Bei einer lokalen Quelle weiß man halt doch, was man hat. Na, du kleiner Löwe, zeig mal, was du kannst. Das rast von links nach rechts und zurück, Lücken in der Darstellung gibt es keine. Farbige Blechbläser setzen ein, das Schlagzeug will auch noch mit in seiner schnell und sauber gespielten Art, jeder Stockschlag ist gut hörbar und auch die elektronisch angereicherte, rauhe Stimme von Dieter Maier macht Spaß. Sehr gekonnt geht der multi.room amp mit dem Elektro-Pop um, so, als wäre er genau für ihn komponiert worden. Die Kontrolle behält der Streaming-Amp auch bei sehr hohen Lautstärken und führt die Lautsprecher mit straffer Hand, und auch beim Handauflegen brennt nichts an. Ist schon eine coole Kiste, der Loewe multi.room amp.


Loewe multi.room amp – Fazit

Der Loewe multi.room amp ist für viele Fälle gerüstet, sei es im B2B-Bereich, im klassischen Stereo- oder auch im Surround-Betrieb. Schick und unauffällig ist der kleine Streaming-Amp, und er lässt sich auch im Schrank verstecken ohne heiß zu werden. Bis zu 2* 600 Watt fährt er auf und hat damit selbst anspruchsvolle Lautsprecher bestens kontrolliert im Griff. Doch er spielt auch erstaunlich feinfühlig sowie ausgewogen. Abschweifungen in nervöse oder warme Gefilde sind nicht das Ding des multi.room amp, der Franke hält es mit der berühmten schweizer Neutralität.


Im Test

Kompakter Streaming-Verstärker
Loewe multi.room amp
Farbe: Schwarz
Größe: 21,7*21,7*7,9 cm
Gewicht: 2,2 kg
Preis: 999 Euro


Kontakt

Loewe Technology GmbH
Industriestraße 11
96317 Kronach

Tel.: +49 (0)9261 / 99-0
Mail: loewe(at)loewe.de
Web: www.loewe.de


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Closer Acoustics OGY
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight

About Author

Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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