Test: Kopfhörerverstärker FEZZ Omega Lupi Evo – Der Röhrenpanzer

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Seit Jahren boomt die Kopfhörerszene – das ist nicht zuletzt den Heerscharen von Mobiltelefonnutzern geschuldet, die ihre Musik auch dank ihrer In-Ears, Over-Ears oder auch On-Ears immer bei sich haben. Natürlich reden wir hier über eine Klangqualität, die zwar für „mobile Belange“ völlig ausreichend ist, aber im „HiFi-Sinn“ geht logischerweise immer noch ein bisschen mehr – sowohl softwaretechnisch (MP3 vs. High-Res) als auch von den Wiedergabegeräten her. Genau da setzt FEZZ Audio mit seinem neuen Kopfhörerverstärker Omega Lupi Evolution an und beantwortet die Frage „wieso sollte man zu Hause qualitativ schlechter über Kopfhörer der Musik lauschen müssen als über die eigentliche Stereoanlage“ ? Die Idee: Man besorge sich einen hochwertigen Kopfhörer für zu Hause, ergänze diesen durch einen adäquaten „Treibsatz“ (eben einen Kopfhörerverstärker) und fertig ist eine highendige Stereoanlage, die sich mehr als sehen lassen kann und die in den eher „ruhigen“ Nachtstunden dynamische Feuerwerke zaubert, ohne dass die lieben Nachbarn sich beschweren müssen.

Kopfhörerverstärker sind „Spezialisten“ – sie sind dafür konstruiert, die ankommenden Musiksignale so gut wie möglich zu verstärken und dem nachgeschalteten Kopfhörer die besten Arbeitsbedingungen zu bieten. Mehr können und sollen sie meist nicht tun – das aber eben richtig gut. Ein dedizierter Kopfhörerverstärker ist somit in den allermeisten Fällen einem gewöhnlichen Kopfhöreranschluss beispielsweise eines Stereovollverstärkers mehr als überlegen, denn bei letzterem haben wir es eher mit Verlegenheitslösungen zu tun. Schauen wir uns also den Fezz Audio Omega Lupi Evolution an.


Kopfhörerverstärker FEZZ Omega Lupi Evo – Optik und Technik

Erfreulicherweise geht der Trend moderner HiFi-Komponenten endlich wieder mehr hin zu wertiger, langlebiger und insgesamt sehr guter Verarbeitung. Die Güte der verwendeten Materialien lässt immer weniger zu wünschen übrig – zumindest ist das bei etwas höherpreisigen Geräten aktuell so. Der FEZZ Omega Lupi Evo macht da keine Ausnahme, sondern lebt eher vor, wie das heutzutage auszuschauen hat: Er kommt daher wie ein veritabler Panzerschrank. Das betrifft nicht nur das Gewicht, sondern der Verstärker verströmt mit jedem Quadratmillimeter Klasse, Wertigkeit und Langlebigkeit. Hier hat man nicht nur einen Kopfhörerverstärker, sondern ein Erbstück vor sich – ja, sie machen einen tollen Job, die Kollegen von FEZZ Audio in Polen.

Ein gutes Stück Kampfgewicht machen die hinter den Röhren (übrigens sind das sogenannte „Rundfunkröhren“ des Typs PCL 86, die auch ohne Beschaffungskriminalität noch in üppigen Mengen erhältlich sind) befindlichen Ausgangsübertrager aus. Die sind nicht nur sackschwer, sondern ermöglichen es dem Omega Lupi Evo vor allem auch, mit einem an der Vorderseite befindlichen Drehknopf „schweizerischer“ Präzision, drei Abgriffe anzuwählen – eben genau so, wie es der jeweilig angeschlossene Kopfhörer gerade braucht: „Low“ (für Kopfhörer mit 32 Ohm Eingangsimpedanz), „Mid“ (für Kopfhörer mit bis zu 150 Ohm Eingangsimpedanz) und „High“ (für Kopfhörer mit einer Impedanz von 150 bis 600 Ohm). Links davon sitzt der Laustärkeregler. Ansonsten haben wir vorne „nur“ noch einen Kopfhöreranschluss in der Ausführung 6,3mm-Klinke und ein schön sanft hinterleuchtetes „FEZZ“ – Logo.

Die abnehmbare Abdeckung für die Röhren ist sehr hübsch gemacht, eine Glasscheibe erlaubt jederzeit den Blick auf die ganz sanft glühenden PCL 86. Auf der Rückseite gibt es insgesamt nicht überraschendes, dafür befinden wir uns auch hier auf einem verarbeitungstechnischen Niveau, über das zu diskutieren sich erübrigt, sobald man es gesehen und gar berührt hat. Machen wir es kurz: Es gibt einen Netzschalter, die Netzbuchse, einen Cincheingang und einen „durchgeschliffenen“ Cinchausgang. Das war es – und damit möchte der FEZZ Omega Lupi Evo anscheinend genau das ausdrücken, was Eingangs erwähnt wurde: Mehr als einen Kopfhörer anzutreiben soll ein Kopfhörerverstärker nicht tun – das aber richtig gut. Mal sehen, ob ihm das gelingt!

Während der Testwochen des FEZZ Omega Lupi Evo standen mir vier Kopfhörer verschiedener Impedanzklassen sowie klanglicher Charakteristika zur Verfügung:

  • Grado GS2000e (Impedanz 32 Ohm)
  • Beyerdynamic DT 990 Pro (Impedanz 250 Ohm)
  • HiFiMan HE 400SE (Impedanz 25 Ohm)
  • Sonus Faber Pryma 01 (Impedanz 32 Ohm)

Gehört wurde über Plattenspieler sowie meistens der schnellen Vergleichbarkeit wegen „High-Res-gestreamtes“ über Qobuz als auch über Deezer (dort aber „nur“ in CD-Qualität).

Kopfhörerverstärker FEZZ Omega Lupi Evo – Technische Daten

  • Max. Ausgangsleistung: 2 x 250mW
  • Schaltungstyp: Push-Pull Class AB1
  • Ausgangsimpedanz: 32-600Ω, schaltbar in 3 Stufen
  • Eingänge: 1 x RCA
  • Ausgänge: 1 x RCA, 1 x 6,3 mm Stereo-Klinke
  • Harmonische Verzerrungen THD: < 0,3%
  • Frequenzgang: 20Hz-120kHz (-3dB)
  • Röhren: 4x PCL86 (Vorverstärker und Treiber)
  • Bias-Einstellung: automatisch
  • Leistungsaufnahme: 90W
  • Abmessungen: 355x380x175 (B x T x H in mm)
  • Gewicht: 15,2 kg

 

Kopfhörerverstärker FEZZ Omega Lupi Evo – Der Klang

Endlich war es soweit – der FEZZ hatte eben seine Röhren angewärmt und ich nahm das Beste an Kopfhörer, was ich zur Verfügung hatte – der Omega Lupi Evo konnte auf Stellung „Low“ seine Künste am Grado zeigen. Hat der FEZZ Omega Lupi Evo Röhrencharme? Ja, hat er, wenn auch nicht im Überfluss – was im „HiFi-Sinne“ ja auch richtig ist. Dieser Charme manifestiert sich vor allem in den Mitten und in den höheren Tönen; letztere haben einen eher goldenen Schimmer als einen silbernen, wenn Sie wissen, was ich meine. Man hat auch nach längeren Hörsessions keine „scharfen“ Ohren, dennoch entgeht einem kein Detail. So soll es sein. Der wahre Zauber befindet sich aber im Bereich der Singstimmen als auch „natürlicher“ Instrumente wie Bongos, Percussion, Holzblas- als auch Blechblasinstrumenten.

Eine der beeindruckendsten Sänger/innen der letzten Jahre ist Yola aus England. Sie war lange Zeit Sängerin der Band Phantom Limb, bevor sie sich dann glücklicherweise endlich dazu durchringen konnte, ihre Solokarriere zu starten. Ihr Song „Starlight“ aus dem 2021-er Album „Stand for Myself“ ist wie geschaffen für den FEZZ Omega Lupi Evo. Was dieser dem Grado auf die Membranen zimmert, ist schon großes Tennis. Melodisch, melancholisch und einfach schön – schön echt: Yola versteht es, einem die Armhärchen zu Berge stehen zu lassen. Wenn man sich darauf einlässt, ist man hinterher traurig, froh, gut als auch schlecht gelaunt zugleich. Man durchlebt mit Yola all diese Gefühlszustände und weil es sich eben so echt und authentisch anhört, will man immer weitermachen. Was ein Verdienst des FEZZ Omega Lupi Evo ist – klar, der Grado GS2000e ist beileibe kein schlechter, aber der FEZZ beherrscht ihn perfekt und so gut habe zumindest ich den GS2000e noch nicht gehört.

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Unbedingt mal reinhören. „Touch“ ist unzweifelhaft ein Meisterwerk. Als Album gesehen sicherlich mit das Beste, was Blank & Meier jemals kreiert haben

Atmosphärisch ist der FEZZ Omega Lupi Evo also ein großer – kann er jedoch gleichfalls Bassgewitter donnern lassen, bis der Teppich flattert? Keine Frage, ja, er kann; „The Expert“ von Yello verliert mit dem FEZZ nichts vom abgrundtief-schwarz-bedrohlichen Bass, der Angst macht und gleichfalls so „echt“ rüberkommt, dass man nach einigen Minuten unweigerlich den Hörer abnimmt und sich umschaut – stehen die Hausmauern alle noch? Gleich noch „You better hide“ hinterher – Till Brönners Trompete hat nur selten so leuchtend zu Heidi Happys Gesang gejammert. Boah, ein echtes Statement haut der FEZZ auch hier raus.

Beim Wechsel auf andere Kopfhörer fällt auf, dass nichts auffällt. Der Beyerdynamic mit seinen 250 Ohm hört sich beispielsweise auf Stellung „High“ des FEZZ tatsächlich am besten an – und auch er lässt sich vom Omega Lupi Evo nur zu gerne die Beats in die Hörmuscheln hämmern. Wieder zurück auf „Low“ – Stellung und hin zum Sonus Faber Pryma. Dieser kann Dank des FEZZ das sein, was er ist: ein grundtonstarker, räumlicher Kopfhörer mit ganz leicht betonten Mitten. Diesen klitzekleinen Makel, der dem Sonus Faber anhaftet, kann jedoch auch ein solches Monstrum von Kopfhörerverstärker wie es der FEZZ Omega Lupi ist, nicht ausbügeln. Dafür ist der FEZZ trotz aller „Schönheit“ zu ehrlich.

Klar, dass am Ende auch der HifiMan HE 400 SE im FEZZ seinen kongenialen Spielpartner findet. Es wird wahrscheinlich mehr als schwer sein, einen Kopfhörer zu finden, den der Omega Lupi Evolution nicht „beherrscht“.


Kopfhörerverstärker FEZZ Omega Lupi Evo – Fazit

Der Omega Lupi Evo ist nicht nur verarbeitet wie ein sprichwörtlicher Panzerschrank, er schaut auch so aus und fasst sich gleichfalls so an. Quasi ein Statement des Kopfhörerverstärker-Bau. Besser geht es in dieser Hinsicht nicht. Austattungstechnisch eher auf der spartanischen Seite, macht er das durch seine klanglichen Qualitäten mehr als wett. Der FEZZ Omega Lupi Evo ist ohne weiteres in der Lage, jeden Kopfhörer an die Kandare zu nehmen und diesen dazu zu bringen, das Beste aus sich herauszuholen. Natürlich ist der FEZZ eine Röhre und das hört man auch ganz leicht durch seine „Schönheit“ in den Mitten heraus, was jedoch im audiophilen Sinne mehr als wünschenswert ist. Ansonsten brilliert der FEZZ durch die Fähigkeit, knallharte Beats rauszuhauen bei gleichzeitig ganz, ganz leicht güldenen allerhöchsten Höhen. So soll das sein, damit man auch nach Stunden noch unbeschwert „im FEZZ-Flow“ durch die Nacht fliegen kann. Tolles Gerät, dieser FEZZ Omega Lupi Evolution. Getreu nach dem Motto „mehr als verstärken muss er nicht. Das aber richtig gut“. Gut gebrüllt, polnischer Löwe!


Im Test

Kopfhörerverstärker mit Röhre
FEZZ Omega Lupi Evo
Unverbindliche Preisempfehlung: 2.295,- Euro
Farben: Schwarz, Silber, Burgund, Rot, Evergreen und Champagner (jeweils Aufpreis € 100,-)
Optionales Bluetooth-Modul (€ 249,-)
Garantie: 2 Jahre


Vertrieb

AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
12109 Berlin

Tel.: +49 030 613 47 40
Mail: kontakt@visonik.de
Web: www.audium.com


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, CD-Spieler AMR CD-777, Streamer WIIM Pro
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer Ortofon Cadenza Red, Ortofon SPU Classic GE MKII, EMT HSD006, Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R), Übertrager von Phasemation
Verstärker – Vollverstärker Circle Labs A 200
Lautsprecher – Standlautsprecher Sonus Faber Olympica 2, Paradigm Founder 80f
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic, Tellurium Q


Bei uns HiFi-IFAs im Test folgende Röhrenverstärker von FEZZ Audio

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About Author

Kein Studium der Elektrotechnik. Keine Lehre im Hifi-Laden, auch sonst kein Job in der einschlägigen Branche. Nur pure, echte Leidenschaft, die schon im Kindesalter dazu geführt hat, dass ich mir die Nase an den entsprechenden Schaufensterscheiben plattgedrückt habe. Dann ging es - ich hatte meinen ersten Job – richtig los und es folgte ein sehr langer, steiniger, harter und arg teurer Weg ins Klangnirvana mit der Erkenntnis, dass man dieses mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eh nie erreichen wird. Problem: Diese Erfahrung stachelt die Motivation nur noch weiter an. Da hilft nur „keep cool“ und immer weiterhören!

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