Im Jahre 2014 hat der chinesische Hersteller Aune seine klassische Röhren-DAC-Serie aufgelegt und ist mit dem FLAMINGO nun in der 5. Generation angekommen. Das überaus schicke Design, die hohe Anfassqualität und das rötliche Glimmen der Röhre, die keck aus dem schicken Gehäuse scheint, hat auf der diesjährigen High End in München auch uns HiFi-IFAs angelockt.
Auf dem Schreibtisch oder einem Beistelltisch gleich neben dem Lieblingssessel wird sich der Kopfhörerverstärker sicherlich hervorragend machen, soviel ist schon beim ersten Anblick klar. Mit seinem integrierten DAC und den digitalen Schnittstellen Cinch, USB und Bluetooth nimmt er zudem bereitwillig digitale Kost entgegen, die ihm der Musikfreund zum Beispiel vom PC oder Smart-Gerät andient. Dazu kommt noch ein lautstärkegeregelter Analogausgang. Beste Voraussetzungen also für eine unterhaltsame Zeit mit seiner Lieblingsmusik. Was der Aune FLAMINGO BT DAC für unter 300 Euro und optionaler Aluminium Fernbedienung um 30 Euro klanglich zu bieten hat, dem gehen wir in diesem Review auf den Grund.
Aune Flamingo BT DAC – Annäherung
Wir sind ja keine Unpackaging-Influencer, aber in diesem Kapitel muss gesagt werden, dass der chinesische Hersteller Aune die Passungen seiner wertigen knallroten Pappverpackungen besser im Griff hat als mancher Hersteller hochpreisiger Geräte seine Gehäuse, eine echte Freude ist das. Und wir reden hier von einem Gerät um 300 Euro mit einer Aluminium-Fernbedienung um 30 Euro als Zubehör. Die Deckel des FLAMINGO und auch der Fernbedienung öffnen sich langsam und leicht saugend mit spürbarem Druckausgleich zur Umgebung durch die schmalen Spalte. Ebenso passgenau gefertigt sind die schützenden Formeinleger in den Schachteln. Beim Flamingo BT liegt alles bei, was der neue Besitzer benötigt: Ein Steckernetzteil, ein USB-A/B-Digitalkabel, für die Gerätebuchse passend ein Adapter USB-C auf USB-B und passend zur Kopfhörerbuchse ein vergoldeter Klinkenadapter 3,5 mm auf 6,3 mm. In die Fernbedienung, die einen Flamingo BT und BD (Bluetooth-Empfänger mit DAC) bedienen kann, ist die Batterie bereits eingebaut.
Die Verarbeitung möchte ich für diese Preisklasse als sensationell bezeichnen. Schmale, präzise Fugen, saubere Flächenübergänge und wertige Oberflächen – mattiert wie glänzend – sowie saubere Bedruckungen lassen den Aune Flamingo BT DAC zur Zierde des Schreibtisches werden, noch bevor der erste Ton erklingt. Nettes Detail: der Grundriss der Fernbedienung ist dem Querschnitt des Gehäuses entlehnt und erinnert im Volumen an eine amtliche, sauber konstruierte Passfeder. Schnell die Bluetooth-Antenne anschrauben, die 12V-Gleichtrombersorgung und das USB-Kabel anstöpseln und schon kann es los gehen. Hinten am Gehäuse befindet sich das Kippschalterchen, das dem Flamingo Leben einhaucht – was sich an zwei Dingen erkennen lässt: das hochauflösende OLED-Schönschriftdisplay erscheint und verleiht der schwarzen Plexiglasfläche ein Gesicht und durch das Sichtfenster oben im Gehäuse erglimmt rötlich die Röhre. Neugierig probiere ich auch direkt das Pairing mit dem Mobiltelefon via Bluetooth aus – auch das funktioniert problemlos.
Das Benutzerinterface, das eigentlich nur aus dem glatten, aber gut greifbaren, schwarzen Dreh/Drückknopf rechts an der Front besteht, ist schnell erklärt. Drehen ändert die Lautstärke, Drücken die Quelle, zweimal kurz hintereinander Drücken wechselt zwischen Röhren- und OP-Verstärkung, langes Drücken aktiviert die Auswahl der verfügbaren Digitalfilter. Die Fernbedienung spiegelt mit ihren fünf runden Tasten ebendiese Funktionen wider, mit denen man gut durch den Tag kommt. Als Kopfhörer habe ich während der Testphase den offenen Highender ULTRASONE Edition 15, den geschlossenen, satt aufspielenden DENON AH-D7100 sowie den feinen In-Ear FiiO FH7 ausprobiert.
Und ich muss mich gleich zu Beginn noch outen… dadurch, dass der Flamingo ein Steckernetzteil und eine Standard-12V-Buchse besitzt, ist er empfänglich für Netzteil-Upgrades. In meinem Fall ist dies ein SBooster BOTW mk2-Netzteil, das bei mir im Hörraum steht und ich musste es einfach nur anstöpseln. Ich bin halt Fan von gutem Saft, da dieser nun mal die Basis für alles ist, was in einem elektrischen Gerät danach kommt. Mir ist klar, dass das Netzteil genauso teuer ist, wie der Aune Flamingo BT DAC mit Fernbedienung für sich, aber einen Versuch war es wert und hat sich gelohnt. Soviel sei gesagt.
Aune Flamingo BT DAC- Technik
Der Aune Flamingo BT DAC ist ein Röhren-Kopfhörerverstärker mit D/A-Wandler, lautstärkegeregeltem Cinch-Ausgang sowie Bluetooth Adapter. Der Aune Flamingo BT kann in zwei Modi betrieben werden: mit einer Röhre oder mit einem Operationsverstärker. Die Entwicklung des FLAMINGO hat ein ganzes Jahr gedauert. Der große und komplexe Stromversorgungs-Schaltkreislauf, der 6,3V / 5V / 3,3V / ±9V / ±24V Spannungsversorgung umfasst, sowie das hochwertige Schaltungslayout machen den Flamingo kompakt und leistungsstark. Der klassische OP+BUF-Rahmen und das Hochstromnetzteil ermöglichen es dem Flamingo BT alle Arten von Kopfhörern und In-Ears zu betreiben. Im Inneren kommen hochwertige Komponenten wie PCBs (Printed Ciruit Boards) auf Niveau der Kommunikationstechnik, WIMA-Kondensatoren, Panasonic FK-Kondensatoren, C0G-Kondensatoren sowie Low-Ripple-LDOs zum Einsatz.
Als Wandler dient ein ESS Technology ES9038Q2M Prozessor. Die DAC-Sektion kann via USB PCM bis zu 32bit / 768kHz dekodieren, DSD ist bis DSD512 möglich. Der coaxiale Eingang verkraftet PCM bis zu 24bit / 384 kHz und DoP128. Dem digitalen Eingangssignal sind damit praktisch fast keine Grenzen gesetzt. Kabelloses Bluetooth ist in High-Resolution bis 24bit / 96kHz möglich und unterstützt die Standards aptX HD und LDAC. Bei der Wandlung kann der Hörer aus sieben Filtermodi wählen.
Technische Daten
- Digitale Eingänge:
Coax: PCM bis zu 24bit / 384 kHz und DoP128
USB: PCM bis zu 32bit / 768kHz, DSD bis DSD512
Bluetooth: aptX HD, LDAC bis 24bit / 96kHz - Wandler-Chip: ESS Technology ES9038Q2M
- Filtermodi: 7
- Fernbedienung: ja (optional)
- Gehäusemaße (B * T * H): 135mm * 103mm * 27mm
- Gewicht: 1 kg
Aune Flamingo BT DAC – Klang
Den Klang des Aune Flamingo BT kann man aus einigen Perspektiven betrachten. Zum einen aus der Perspektive der Quelle, bei der ich mich auf USB eingeschossen habe, weil ich auf diesem Weg mein Mobilgerät bequem verkabelt anschließen konnte. Obwohl ich Bluetooth sehr schätze, bin ich beim Musikhören immer noch ein Fan verkabelter Lösungen. Auch wenn die Unterschiede sehr gering waren, gab ich bei gleichem Material dem Universal Serial Bus klanglich den Vorzug. Als Kabel verwendete ich dazu das ebenso zweckmäßige wie bezahlbare Neo by Oyade d+ USB. Unter praktischen Erwägungen bleibt die ordentliche Bluetooth-Schnittstelle zugegebenermaßen die erste Wahl und die Aktivierung ist denkbar einfach.
Zum anderen stellte sich mir die Frage, betrachte ich hier den Kopfhörerverstärker und/oder den Vorverstärker? Natürlich habe ich den Flamingo BT an meine Anlage angeschlossen und muss sagen, dass sich das Vorverstärkerle (wie der Schwob so soge tät) achtbar an den Schwergewichten im Hörraum geschlagen hat. Hier warteten die Makroaudio LittleBIG Power (um 1.700 Euro) Monos und die SPL Performer s1200 Stereoendstufe (um 6.500 Euro). Das sind natürlich ganz andere Kaliber, aber das Hören machte Spaß und kam für die Leichtgewichtsklasse um rund 300 Euro prima rüber. Wichtig bei dieser Betrachtung: Die Kirche im Dorf lassen und Preis/Leistung mit in Betracht ziehen. Nach einiger Zeit des Hörens traute ich mir die Aussage zu, dass der Flamingo ein hervorragender Zuspieler für Aktivlautsprecher im passenden Preissegment unter 1.000 Euro sein kann, wie auch für eine kleine Endstufen/Lautsprecher-Kombi – warum auch nicht?! Mit der Wahl der Lautsprecher bestimmt der Hörer dann, wie auch beim Kopfhörer, in welche klangliche Richtung es gehen kann und soll. Eine sorgfältige Auswahl belohnt der Aune Flamingo BT DAC mit wunschgemäßem Sound.
Ich konzentriere mich in dem Review auf das, was ich für die Kernkompetenz des Aune erachte: den Kopfhörerverstärker mit DAC, wie schon erwähnt: befeuert per USB, schwerpunktmäßig gehört mit dem ULTRASONE Edition 15, mit dem ein ernst zu nehmender Spielpartner um 3.000 Euro – also dem zehnfachen Preis des Flamingo BT DAC – am Start war. Und das klang mal nicht nach gähnender Unterforderung des Kopfhörers, sondern nach einem angemessenen Ausloten der Fähigkeiten des kleinen KHV/DAC. Im Quervergleich standen dem Duo noch der geschlossene Denon AH-D7100 und der FiiO FH7 In-Ear-Kopfhörer zur Seite, die allesamt ihre unterschiedlichen Klangcharakteristiken offenbarten.
Ich starte mit dem Duo Vivid Curls. Das Album Jäger der Glückseligkeit hält sauber aufgenommene Singer/Songwriter Musik bereit, die von beschwingt bis nachdenklich und sogar empört daherkommt. Der Opener „Ausflug zum Mond“ spielt frei auf, der strukturierende Bass ist gut herauszuhören, charismatisch erscheint die Stimme der Sängerin Irene Schindele in Allgäuer Mundart. Der Titelsong „Jäger der Glückseligkeit“ präsentiert sich mit innerer Geschlossenheit in die sich der zweistimmige Gesang mit Inka Kuchler homogen einbettet. Auch hier kann der Bass von brummelig begleitend bis knackiger im Vordergrund. Auch die anderen Saiteninstrumente wie die Gitarre werden schön nachgezeichnet. Nahtlos der Übergang zu „In Gottes Nama“ mit dem Kontrast durch das voluminöse Schlagzeug, den Frauenstimmen und der sehnigen Gitarre. Dabei macht der FLAMINGO eine gute Figur und leuchtet den Song bis ins Detail – zum Beispiel die zweite Stimme ganz im Hintergrund, aber auch die leichte „s“-Betonung im Gesang – ordentlich aus. Auf angenehme Art präsent ist der Gesang bei „G8“. Vivid Curls und der FLAMINGO verstehen sich schonmal gut.
Eine andere Richtung schlägt Cake mit dem fetzigen „Short Skirt/Long Jacket“ ein. Beim ULTRASONE Edition 15 bringt der FLAMINGO richtig Fleisch an den Knochen. Bei Röhrengeräten wird schnell a priori von Wärme geunkt – wobei das rote Glimmen einer Röhre dazu verleitet, aber nicht automatisch mit musikalischer Wärme gleichzusetzen ist. Beim FLAMINGO würde ich auch nicht von Wärme sprechen, sondern eher von Substanz, die der Kopfhörerverstärker der Musik verleiht.
Der Charakter der unterschiedlichen Kopfhörer bleibt dabei erhalten. Deutlich wird dies im Vergleich mit dem recht basslastigen DENON AH-D7100. Es besteht beim FLAMINGO kein Anlass zur Sorge, hier könnte irgendetwas dünn oder übertransparent klingen. Mit dem EDITION 15 klingt der E-Bass brummelig sehnig, die Stimme des Sängers leicht nölig, die „Trompeten“ erklingen rund und ohne unnötige Schärfe. Alles ist in einem angenehmen Fluss auf dem ich treibe und ehe ich mich versehe, ist der Titel rum. Anspieltipp ist noch der Titelsong „Comfort Eagle“, der seine Botschaft gehörig in die Ohren des Hörers stampft.
Noch ein Wechsel ins Jazz Genre mit Koobs Album That Tree, das Victoriah Szirmai für die HiFi-IFAs rezensiert hat. Super lässig kommt der Opener „Greed“ daher. Der FLAMINGO ist dabei kein Kopfhörerverstärker der Ecken und Kanten in der Musik zusätzlich nachschärft, er rundet sie eher ein wenig ab und liefert sie dem Gehör gut verdaulich an. Details unterschlägt er dabei trotzdem nicht und färbt auch nicht schön. Auch teilt er den Raum gut unter den Akteuren auf. Im Falle von „Knockin'“ zwischen der charismatischen Sängerin Valeria Dele, dem Bassisten, dem Schlagzeug und der Gitarre. Wie schon bei Vivid Curls ergibt sich eine schöne Symbiose aus Musik und Abspieler.
Auch wenn es mal unübersichtlich oder hektisch wird, lässt sich der chinesische KHV/DAC nicht aus der Ruhe bringen oder zum Krawall anstiften. Den Unterschied zwischen den Betriebsmodi hörte ich übrigens nicht immens heraus, habe aber meistens auf TUBE gehört, weil ich das einen Hauch(!) runder fand und OPA (so die Anzeige für den Operationsverstärker-Modus) meine Lebenssituation auch nicht richtig beschreibt 😉 So erklingt „No Condescendence“ angenehm fließend aus den Ohrmuscheln meines Edel-Kopfhörers und macht – das meine ich positiv – auch musikalisch anspruchsvollere Musik abseits des Mainstreams einem Kultur-Banausen wie mir zugänglich. So höre ich Koob gerne zu Ende und vollziehe die Worte Victoriahs Reviews weiter kopfhörend nach.
Aune Flamingo BT DAC – Fazit
Der Kopfhörerverstärker Aune Flamingo BT DAC ist für unter 300 Euro mit seiner Röhre ein echter Hingucker, seine Form ist handschmeichlerisch und die Verarbeitung über alle Zweifel erhaben. Zudem bringt er einen D/A-Wandler mit, der neben digitalem Coax auch USB und Bluetooth als zeitgemäße, praktische Schnittstellen bietet. Praktisch ist der Cinch-Vorverstärkerausgang zum Anschluss von aktiven Lautsprechern oder einer Endstufe. Sinn macht da die optionale Aluminium Fernbedienung für mehr als faire 30 Euro. Kopfhörer lassen sich über eine 6,3 mm Klinke anschließen. Der FLAMINGO ist also universal einsetzbar und empfiehlt sich für Spielpartner in seiner Preisklasse und auch noch darüber. Der Sound ist selbstbewusst offen und hat Substanz. Dabei drängt sich der FLAMINGO aber nicht auf, sondern lädt zum Hören ein. Wer mit schlankem Budget den Sound von PC oder Mobilgerät aufwerten will, ist beim Aune Flamingo BT DAC genau richtig. Mit sorgfältiger Wahl des Kopfhörers hat der Musikfreund dann die Möglichkeit, den Klang nach seinem Wunsch zu prägen. Der faire Preis des KHV/DAC ermöglicht dabei den entsprechenden Spielraum.
Im Test
Röhrenbestückter Kopfhörerverstärker mit D/A-Wandler und Vorverstärkerausgang
Aune Flamingo BT DAC
Preis: 289 Euro
Optionale Aune Aluminium Fernbedienung
Preis: 29 Euro
Kontakt
Aune-Store
Aune Audio Distribution Deutschland & Österreich
Europaring 11
94315 Straubing
Tel.: +43-6505605607
Mail: service@aune-store.com
Web: www.aune-store.com
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, FiiO FH7, Denon AH-D7100
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius