Der Titel dieses Test kommt Ihnen bekannt vor? Das kann gut sein. Ein Jahr ist es jetzt her, da hatten wir den größeren Bruder Silver Luna Signature bei uns im Test. In diesem Test geht es um den kleinsten HiFi-Röhren-Vollverstärker der polnischen HiFi-Marke FEZZ Audio, den Alfa Lupi.
Die Technik
Wie auch der größere Bruder ist der 9,5 kg schwere FEZZ Audio Alfa Lupi äußerst massiv aufgebaut. Am Material spart der Hersteller auch bei seinem kleinsten Verstärker nicht. Wenn das mal keine gute Grundlage ist! Die Anfassqualität ist schlicht und einfach klasse. Auch die Pulverbeschichtung ist handwerklich einwandfrei ausgeführt.
Auf der Front links der Lautstärkeregler und rechts der Eingangswahlschalter für drei verschiedene Quellen. Da kommen bei der Bedienung wirklich keine Fragen auf. Den Ein- und Ausschalter hat FEZZ Audio aus optischen Gründen gut sortiert nahe des Stromanschlusses auf die Rückseite des schicken Verstärkers verbannt.
Gleich oberhalb der knackig laufenden Drehregler sitzen die PCL86 Röhren, die im Pentoden-Betrieb laufen. Laut FEZZ-Audio leisten sie 2*10 Watt. Der HiFi-Liebhaber, der die Röhren gegen andere tauschen möchte, hat dies mit der vorhandenen AutoBias-Schaltung komfortabel im Griff. Auch beim kleinen Alfa Lupi bleibt FEZZ seiner hauseigenen Technik mit den Torodial-Ausgangsübertragern treu, ebenso wie den Kondensatoren des Berliner Herstellers Wima. Auch die Anschlüsse auf der Rückseite wissen durch ihre Qualität zu überzeugen. Für die Lautsprecher gibt es Abgriffe mit 4 bzw. 8 Ohm.
Leider konnten wir das aktuellste optionale Feature nicht ausprobieren, da der Alfa Lupi erst nach unserem Test um diese moderne Schnittstelle ergänzt wurde: Die Übertragung von Musik per Bluetooth 4.2, die auch per aptX Standard möglich ist. Die drei analogen Eingänge bleiben dabei sogar erhalten!
Hintergrund zu FEZZ Audio
Die HiFi-Manufaktur FEZZ Audio wird von der Familie Lachowski geführt. Tomasz und Maciej sind die beiden Brüder, die den audiophilen Teil des Unternehmens darstellen. Ihr Vater gründete seine Firma 1992 und stellt Transformatoren und Ausgangsübertrager her. Tomasz arbeitete nach dem Absolvieren der University of Technolgy in Balystok seit 2005 in der Firma mit und der Bruder Maciej stieß später ebenfalls hinzu. 2015 wurde FEZZ Audio als HiFi-Manufaktur durch die beiden Brüder gegründet.
Eine Besonderheit ist der CRGO (Cold Rolled Grain Oriented) Kern von FEZZ Audio. Der Kern wird im Ausgangsübertrager eingesetzt und besteht aus speziellen Stahlstreifen. Diese werden kalt geformt und nicht warm, wobei es laut Hersteller dabei zu einer besseren Oberfläche sowie einer Ausrichtung der Moleküle zueinander kommt. Ähnlich dem Prinzip der monokristallinen Kupferkabel, die im HiFi-Bereich eine zeitlang Furore gemacht haben. Kryogenisch behandelte Kabel gehen in dieselbe Richtung – es geht im Enddefekt darum, den Elektronenfluss im Kabel durch Ausrichtung der Moleküle positiv zu beeinflussen. Dies nutzt FEZZ Audio auch beim Ausgangsübertrager.
In der Regel werden bei Röhrenverstärkern die Ausgangsübertrager als (viereckiger) Schnittbandkern-Übertrager ausgeführt. Bei FEZZ Audio kommt ein Torodialübertrager (rund) zum Einsatz. Diese sind einfacheren Transformatoren bezüglich Streufeld und niedrigerer Eigenimpedanz überlegen. Aus diesem Grund findet man bei Netzteilen hochwertiger Verstärker sehr häufig diese Bauform.
Die Breitbandigkeit der Ausgangsübertrager hat FEZZ Audio durch einen speziellen Luftspalt erreicht, den der Hersteller als Air Gap Toroidal Core Technology (AGTC) bezeichnet. Dabei wird der Kern in einem Elektro-Erosionsverfahren mit Hochspannung geschnitten – einfacher gesagt durch pulsierende Hochspannung.
Das Ergebnis ist ein Übertrager mit einem sehr definierten Luftspalt und somit einer steuerbaren inneren Isolation. Das verändert das Sättigungs- und Leistungsverhalten des Übertragers – und damit dessen Frequenzverhalten – positiv.
Die innere Balance des Ausgangstransformators ist durch diese spezielle Bearbeitung optimiert und wird daher nicht durch interne Gegenkopplung oder Anzapfungen linearisiert. Das ist die Philosphie von FEZZ Audio, keine Kompensation, sondern ein optimierter Ausgangstransformator von Grund auf.
Der Klang
Da wir den leistungsmäßig kleinen Verstärker FEZZ Alfa Lupi nicht gleich bei den ersten Gehversuchen in unserem Hörraum überfordern wollten, durfte er sich zur Einstimmung an den zeitgleich bei uns zum Test vorhandenen kompakten Lautsprechern Buchardt Audio S 300 MK II SE beweisen. Mit dem Lied „California Dreamin'“ in der Version von Diana Krall bereitete dies von Anfang an große Freude. Die zarten Verästelungen ihrer Stimme waren wunderbar nachvollziehbar, wie auch der ihr eigene, leichte Schmelz. Ebenso feinfühlig und mit einem kleinen Schuss Wärme ging der kleine FEZZ mit den Streichern um und der Flügel tönte mit vollem Körper.
Nun, um dem kleinen HiFi-Röhrenverstärker wirklich auf den Zahn zu fühlen, musste er anschließend an unsere Standlautsprecher LUA Con Espressione dran. Spannung! Wie wird er wohl mit diesen großen Eimern klarkommen? Verblüffend gut! Auch hier präsentierte er die Stimme von Diana Krall wie zuvor mit all ihren Feinheiten. Und dies jetzt noch klarer als zuvor an den Buchardt. Auch der Flügel drang jetzt noch durchsichtiger an unserer Ohren. Und der Raum? Nicht überbordend groß über die Lautsprecher hinweg, aber dafür absolut glaubwürdig in seinen Dimensionen.
Weiter mit Dusty Springfield mit „You Don’t Have To Say“. Ok, ist jetzt nicht unbedingt die HighEnd-Aufnahme. Aber muss es immer HighEnd sein? Nein! Musik soll Gefühle vermitteln, zumindest sehe ich das so, sorry für den Abschweifer. Bei der Kombi, die gerade spielt, kann ich herrlich gefühlvoll mitmachen. Au ja, das macht mir so richtig Spaß! Ich genieße mit geschlossenen Augen und gröle mit. Feuerzeug an und hoch damit. Hm, total vergessen dass ich Nichtraucher bin… Ist aber auch ohne eine Schau.
Wo ich gerade auf meinem Musikserver so in der Rubrik „D“ unterwegs bin, Dire Straits? Nö, keine Lust drauf heute. Nach der gefühlvollen Nummer mit Dusty bin ich in Stimmung und brauche noch was für die Füße. Da kommt mir „Giorgio By Moroder“ von Daft Punk gerade recht! Die Stimme von Giorgio versetzt mich zurück in meine doch schon ein paar Tage zurückliegende Jugend. Der treibende Rythmus dieser Nummer mit den Synthies. Richtig schön knackig geht es zur Sache, ok, in den untersten Lagen etwas zurückhaltender, aber immer sauber kontrolliert. Bin Bass erstaunt, dass so eine Kombi aus kleiner Röhre und großer Standbox funktioniert. Schon faszinierend, wie die kleine Röhre die Standlautsprecher im Griff hat! So lasse ich mich weiter durch den Abend treiben mit den verschiedensten Musikrichtungen und bin immer wieder begeistert, was aus dieser kleinen, weinroten Kiste so rauskommt…
Das Fazit
Der kleine Röhren Vollverstärker FEZZ Audio Alfa Lupi kann selbst an veritablen Standlautsprechern groß aufspielen. Dabei kommt er sauber, knackig und mit fein aufgelöstem Klang, plausiblem Raum und viel Gefühl rüber. Mit seiner sehr guten, aber nicht übertriebenen Auflösung passt die kleine Röhre auch gut zu wärmeren Lautsprechern. Versuch macht hier klug – und kann viel Freude bedeuten. Wer also mit einem feinen Röhrenverstärker im Einstiegssegment liebäugelt, sollte sich den FEZZ näher anschauen.
Im Test
HiFi Röhren Vollverstärker
FEZZ Audio Alfa Lupi 1.100 €
Fernbedienung 100 €
Bluetooth 4.2 Modul 175 €
Schutzgitter 50 €
Vertrieb
AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
D-12109 Berlin
www.audium.com/
Hier der Link zu unserem Test des großen Bruders Silver Luna Signature