Eine der sicherlich sinnvollsten Investitionen für Menschen, die gerne mit Kopfhörern Musik genießen, ist ein spezialisierter Kopfhörerverstärker. Spätestens ab einer gewissen Güte und einem bestimmten Wert des Ohrhörers macht es Sinn, einen angemessenen Betrag für eine adäquate, vorgeschaltete Elektronik aufzuwenden. Der Kopfhörer wird es dem Hörer klanglich danken. Dabei ist aber auch zu beobachten, dass sich der Kopfhörerverstärker – quasi durch die Hintertür – funktional zur Schaltzentrale der HiFi-Anlage mausern kann, indem er neben seiner Hauptaufgabe zudem gleich eine Vorstufensektion und einen Digital/Analog-Wandler mitbringt. Einen Vertreter dieser Gattung in der attraktiven Preisklasse um – in diesem Fall etwas über – 2.000 Euro, die hochwertige technische Lösungen bietet, haben wir HiFi-IFAs zum Test in unserem Hörraum: aus deutschen Landen den Violectric DHA V380².
Annäherung
Außer, dass ich bereits den mobilen Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler CHRONOS testen durfte, verbindet mich persönlich mit Violectric ein gemeinsames Frühstück mit Fried Reim, dass sich zufällig während der HighEnd in München ergab, weil wir im gleichen Hotel nächtigten und der gut besuchte Speisesaal hungrige Menschen am Tisch zusammen brachte und für Zufallsbekannschaften sorgte. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich zwar die Marken Lake People, Violectric und Niimbus aus Konstanz am Bodensee, war mir aber anfangs nicht bewusst, dass ich mit dem Mastermind hinter den spezialisierten Kopfhörer-Produkten am Tisch saß. So erinnere ich mich an ein interessantes Gespräch mit einem Menschen, der einiges erlebt, bewegt und zu erzählen hatte. Das bestärkte auch meine Vorfreude, mich einmal mit einem Produkt auseinandersetzen zu können, dessen geistigen Vater ich seitdem kannte.
Kurz zum Hintergrund. Die Lake People GmbH vereint die Marken Lake People im Profi-, aber neuerdings auch im privaten Segment. Violectric im ambitionierten HiFi- und Highend-Bereich sowie Niimbus in der Preisklasse über 5.000 Euro ein stückweit in der Luxusklasse. Wobei speziell die beiden erstgenannten optisch das Motto „Tools not Toys“ verkörpern und sich Niimbus ein Hauch mehr Extravaganz in der Formgebung gönnt. Niimbus bitte nicht mit dem Stuttgarter Leuchtenhersteller Nimbus verwechseln 😉
Die Lake People vom Lake Constance – so heißt der Bodensee auf englisch – entwickeln und fertigen in der Manufaktur in Konstanz und setzen auf Zulieferer, die weitestgehend aus Deutschland stammen. Dies beschert den Produkten das Gütesiegel Made in Germany. Lake People startete 1986 mit Lösungen für Tonstudios, die sich über 35 Jahre weiter entwickelt haben und in der Reference Series mündete. Mit ihren Marken wendet sich das Unternehmen vom Bodensee an Pragmatiker, für die hochwertige technische Lösungen im Vordergrund stehen, was sich eben auch in der Gestaltung widerspiegelt.
Im Jahr 2020 übernahm Christof Mallmann die Geschäftsleitung des Elektronik-Spezialisten und bildete die Unternehmensgruppe aus cma audio GmbH und Lake People electronic GmbH. Damit vereinte er einen Hersteller mit Vertrieb und Verkauf. Doch nun vom Bodensee zurück ins Hörzimmer nach Oberaichen.
Schon beim Auspacken machte der fast 6 kg schwere Violectric DHA V380² – was soviel wie V380 Mk2 oder 2. Generation bedeutet – einen soliden Eindruck. Ebenso fand ich den Anspruch, ein pragmatisches, aber gleichsam hochwertiges Produkt dem Kunden an die Hand geben zu wollen, in der äußeren Erscheinung spontan als bestätigt. Das Gehäuse besteht aus 3 und 4 mm starken Aluminium-Blechen sowie einer soliden 18 mm Aluminium-Frontplatte in gebürstetem Finish, gerundeten Ecken und gefasten Kanten sowie mit vier versenkten Innensechskant-Schrauben befestigt. Schönes Element sind die großzügig gefasten, runden Gehäusedurchbrüche für die drei unterschiedlichen Kopfhörerbuchsen. Die gleiche Fase findet sich am großen, griffigen Volumenregler links an der Front.
Pragmatisch wie selbsterklärend auch die Schalter, Beschriftungen und Indikatoren. Schaltzentrale sind drei dreistufige Kippschalter, deren Funktionen in der jeweiligen Stellung in sachlicher Typografie erläutert und deren Aktivität mit zugeordneten kleinen LEDs signalisiert wird. Die LEDs leuchten in hellem Blau, einzig die „OFF“-LED erstrahlt beim Einschalten, in Schalterstellung oder bei einem Fehler mahnend in Rot. Die Logik ist einfach. Ausgabe an Kopfhörer (Head), Cinch-/XLR-Ausgänge (Line) oder nix (OFF). Eingang können zwei analoge Hochpegeleingänge (RCA1 / RCA2) sein oder der digitale Signalpfad (DIG). Ist letzterer aktiv, wählt der dritte Kippschalter zwischen den digitalen Eingängen optisch (OPTO), coaxial (COAX) oder USB (USB). Zwei LEDs signalisieren dann das anliegende Signal im PCM oder DSD Format.
Ebenso einfach war es dann den DHA V380² anzuschließen. Der Schaltlogik der Frontplatte folgend fand sich auf der Rückseite der jeweils entsprechende Anschluss. Die Funktionseinheiten sind grafisch gruppiert: Eingänge digital sowie analog als Cinch-Buchsen und analoge Ausgänge im Format Cinch und XLR. Als digitalen Eingang nutzte ich USB, der vom LUMIN U1 mini über einen innuos PHOENIX reclocker gefüttert wurde. Am RCA1 hing analog ein MERASON DAC-1 D/A-Wandler. In dieser Sektion sind auch die DIP-Schalter der PRE-Gain-Einstellung untergebracht, die einen sinnvollen Regelbereich für niederohmige oder sehr hochohmige Kopfhörer ermöglicht. Pre-Gain wirkt dabei nur auf den Kopfhörer-Strang im Verstärker, nicht auf die Line Outputs. Die Wirkung der DIP-Schalter ist in der Bedienungsanleitung gut beschrieben. Bei meinem ULTRASONE Edition 15 konnte ich die Werkeinstellung belassen. Für zu laute oder zu leise Kopfhörer kann man sich schrittweise an einen sinnvollen Pegel herantasten.
Zur Cambridge Audio Edge W Endstufe ging ich symmetrisch via XLR raus. Achtung! Beim Signal-Schalter kann einem die Intuition einen Streich spielen. Der Druckschalter ist zwar eindeutig beschriftet, PRE bedeutet aber nicht die Lautstärke geregelte Vorverstärkerfunktion, sondern, dass das Signal VOR der Lautstärkeregelung abgezweigt wird, also fix ist. POST, also gedrückt, bedeutet den Abgriff des Signals NACH dem Lautstärkeregler. In der Stellung PRE wird der DHA V830² zusätzlich zum Kopfhörerverstärker zum externen D/A-Wandler zum Beispiel für einen Verstärker. Mit POST wird er zur Vorstufe, z.B. für Aktivlautsprecher oder Endstufen – in diesem Fall unbedingt die SIGNAL Schalterstellung beachten! So, jetzt noch das Netzkabel in die Kaltgerätebuchse einstecken und den Power-Knopf (er trennt den Strom hart, es gibt keinen Standby) an der Front betätigen, dann kann sich der Badener Spezialist schon mal an meinen Lautsprechern warmspielen.
Technik
Wie bereits beschrieben vereinigt der Violectric DHA V380² die Funktionen des Kopfhörerverstärkers (KHV), D/A-Wandlers und der Vorstufe in einem Gehäuse. Durch geschickte Schaltungsmöglichkeiten, in dessen Zentrum eine CPU steht, können die jeweiligen Funktionen separat, beziehungsweise der KHV oder der Vorverstärker natürlich auch in Kombination mit dem DAC genutzt werden. Damit wird der DHA V380² zu einer vielseitig einsetzbaren Schaltzentrale.
Als Digital/Analog-Wandler kommt ein Sabre ES9026PRO mit acht Kanälen und 32bit zum Einsatz. Die eingehenden Signale werden auf 32bit hochgerechnet. Optisch werden bis 24-Bit / 96 kHz, Coaxial bis 24-Bit / 192 kHz und per USB bis 32-Bit / bis 384 kHz für PCM Signale sowie DSD 64 bis 256 in Empfang genommen. Im Wandler werden von den acht Kanälen jeweils vier Kanäle für den rechten und linken Stereo-Kanal zusammengefasst, um das Rauschen und den Klirr zu optimieren.
Der Violectric DHA V380² verarbeitet die analogen Signale konsequent unsymmetrisch und symmetriert sie erst vor der Ausgabe beziehungsweise Verstärkung. Der leistungsstarke Kopfhörerverstärker ist dabei echt symmetrisch aufgebaut. Für den Stereo-Betrieb hat er also vier eigenständige Verstärkerzüge. Die Verstärkung übernehmen 8 Transistoren je Verstärkerzug. Insgesamt sind also 32 (zwei (Stereo) mal zwei (symmetrisch) mal acht Transistoren) Transistoren im Einsatz. Das Signal wird dann symmetrisch über eine vergoldete 4-pol XLR Neutrik- und eine vergoldete 4,4 mm Pentaconn-Buchse an geeignete Kopfhörer ausgegeben. Asymmetrisch dient eine versilberte 6,3 mm Neutrik-Klinken-Buchse.
Durch eine interne Betriebsspannung von 50 Volt (+/-25 Volt) ist eine hohe Ausgangsspannung möglich, die den Anschluss von hochohmigen Kopfhörer ermöglicht. Eine hohe Ausgangsleistung ermöglicht den Betrieb von Kopfhörern mit niedrigen Impedanzen und auch Magnetostaten. Positiv wirkt sich auch ein hoher Dämpfungsfaktor durch niedrigste Ausgangsimpedanz auf Kopfhörer mit schwierigen Lasten aus. Durch die hohe Einsatzbandbreite ist die PRE-GAIN-Schaltung sinnvoll, die das Eingangssignal an die Last / den Wirkungsgrad des Kopfhörers anpasst und so einen sinnvollen Regelbereich des Alps RK 27 Potentiometers in der analogen Domäne ermöglicht (zu laut = zu kleiner Regelbereich, zu leise = Regelbereich reicht nicht aus).
Technische Daten
- Digitale Eingänge:
OptischCoaxial mit 24-Bit / 96 kHz
Coaxial mit 24-Bit / 192 kHz
USB mit bis 32-Bit / bis 384 kHz für PCM Signale, DSD 64 – 256 - Pre-Gain: +/- 18 dB zur optimalen Anpassung des V380² zwischen Quelle und Kopfhörer
- Verstärker: 4 Stück, 5000 mW Pmax an 50 Ohm, 21 V RMS an 600 Ohm
- D/A-Wandler:
2 x 32-Bit pro Kanal mit -112 dB THD+N und 123 dB Dynamik
32-Bit Resampling / Reclocking mit 180 dB Dynamik - Analoge Eingänge: 2x unsymmetrisch über Cinch
- Kopfhörerausgänge: 1x 4-pol XLR, 1x 6,3 mm Klinke, 1x 4,4 mm Pentaconn
- Line Out: 1x symmetrisch über XLR und 1x unsymmetrisch über Cinch
- Netzteil: Zwei Ringkern Transformatoren, > 26,500 uF Sieb-Kapazität
- Verzögerte Zuschaltung der Kopfhörer nach Power-On
- Kopfhörerweg und Line-Out Weg getrennt wählbar
- Lautstärkeregelung mit Alps RK 27 Poti
- Gehäusemaße: 290 x 254 x 80 mm ( 290 x 282 x 90 mm über alles)
- Gewicht: 5,5 kg
Klang
Wie zuvor beschrieben, gibt es ja viele Möglichkeiten, den VIOLECTRIC DHA V380² unter die Lupe zu nehmen. Ich entschloss mich, im Schwerpunkt seine Fähigkeiten als Kopfhörerverstärker auszuloten und meine Höreindrücke detailliert über den Referenz-Digital/Analog-Wandler MERASON DAC-1 via analogem RCA-Eingang zu dokumentieren. Dabei floss natürlich viel vom Klangcharakter des sehr geschmeidig und gelassen aufspielende MERASON DAC-1 in die Eindrücke mit ein. Der integrierte DAC des DHA V380² präsentierte sich sehr offen und luftig mit Blick auf das Detail. Dabei zog er einen schönen Raum auf und verstand es, dem Hörer mit seiner klaren, direkten Ansprache zu Gefallen.
Sehr gut harmonierte der Klangcharakter des integrierten DAC auch mit der integrierten Vorstufe, die in meinem Hörraum via symmetrischen XLR-Kabeln die Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe mit den passiven Diapason Adamantes V bediente. So hatte ich den Violectric auch eine gute Zeit lang einspielen lassen. Auch mit der externen Quelle machte der Violectric als Vorstufe eine gute Figur, da er mit seiner tendenziell neutralen und präzisen Spielweise die Eigenschaften des Zuspielers gekonnt weiterzugeben vermochte. Insgesamt war das Gesamtpaket aus Kopfhörerverstärker, Digital/Analog-Wandler und Vorstufe in seiner Preisklasse knapp über 2.000 Euro bereits absolut stimmig. Die Eigenschaft des DHA V380², mit seinen Zuspielern noch weiter wachsen zu können, ist zudem eine schöne Tugend.
Doch nun zum Hördurchgang. Zum Abhören diente mir als Kopfhörer der ULTRASONE Edition 15 in offener Bauweise. An dieser Stelle bekam also der Badener vom Bodensee angemessene Unterstützung vom Oberbayern vom Starnberger See. Und ich startete – für mich etwas ungewohnt, aber dem Forscherdrang beim Streaming-Dienst QOBUZ geschuldet – mit Klassik. Bei den Neuerscheinungen gab es Hilary Hahns Album Eclipse zu entdecken, das sie zusammen mit dem Frankfurter Radio Symphony Orchester des hessischen Rundfunks unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada für die Deutsche Grammophon aufgenommen hatte. Das Album vereint je ein Violinkonzert Dvořáks und Ginasteras sowie Sarasates bekannte »Carmen-Fantasie«.
Das Hören mit dem Kopfhörer schenkte dem Spiel allein schon durch die räumliche Nähe zum Ohr viel Aufmerksamkeit, so dass ich fast das Gefühl bekam, ein Ohr auf den Korpus des Instruments legen zu können. Der Violectric DHA V380² erzeugte dabei durch seine seidige Art, die zwar detailliert, aber nicht scharf war, eine Art angenehme Intimität, wenn die Bühne der Solistin allein oder nur dezent begleitet gehörte. So konnte ich mich auf das Spiel der dreifach Grammy-ausgezeichnete Geigerin entspannt, aber auch konzentriert einlassen. Wunderbar arbeitete meine Abhörkette die Emotionen und Launen der Stücke heraus. Von schmalzig flehend bis zur bissigen Attacke war alles geboten. Dabei war die Schärfe nachdrücklich, aber nie aufdringlich. Gesellte sich die große Besetzung des Orchesters hinzu, füllte sich auch der Raum zwischen und um die Ohren sehr homogen.
Dabei schien mir der Kopfhörerverstärker aus Konstanz weniger wert auf das Sezieren zu legen, sondern bevorzugt eine Klammer um das Ganze zu setzen, was das Geschehen stimmungsvoll wie aus einem Guss wirken ließ. Gelungen auch die Balance in der Aufnahme zwischen Solistin und Orchester. Natürlich fehlten auch die Details nicht, die man von diesen Aufnahmen kennt. Ein Atmen hier, ein kleines Knacken oder Knarzen da. Etwas, was der Hörer im Konzert nicht erleben kann. Schön auch mit zu verfolgen, wie der Klang der Violine sich an den Saiten und über den hölzernen Korpus formte. Obwohl Kunst, bedeutet das Spiel eines Instruments auch immer Handwerk, das ich hier sehr gut verfolgen konnte. Insgesamt lud mich der DHA V380² zum Verweilen im Konzertsaal ein.
Um der Klassik einen starken Kontrast zu setzen, skippte ich in das Album LP1 von FKA Twigs. Elektronische Musik für Fortgeschrittene, beziehungsweise wenn man mal explizit Lust „explicite Lyric“ hat 😉 Das Album fängt mit „Preface“ und „Lights On“ schon recht speziell an. Aber auch hier kam die Eigenschaft des DHA V380² der Musik zu Gute, dem Geschehen eine Integrität zu verleihen. Die Stimme von Tahliah Debrett Barnett, die mit reichlich Hall versehen ist, stand schön gezeichnet im Raum und wurde in die elektronischen Effekte eingebettet. Extravagante Stimme, satte Beats und feine Effekte, die eine Einheit bildeten. Egal, ob die Musik nun gefällt oder nicht, entstand der Eindruck, das sich der Produzent in seinem Schaffen etwas dabei gedacht hat.
Deutlich gefälliger kommt „Two Weeks“ daher. Trotz einer gewissen Opulenz differenzierte der Kopfhörerverstärker schön zwischen Stimme, Chor, Beats und Effekten. Dabei zeigte er sich homogen und recht straff, so dass der Sound nicht einen Millimeter ins breiige abrutschte, sondern straff bliebt. Gleichzeitig bewies der DHA V380², dass er den Kopfhörer gut im Griff hatte. Neben der Qualität des Signals war auch immer genügend Energie da, um Impulsivität und Kontrolle über den Schallwandler zu behalten. Der ULTRASONE Edition 15 zeigte sich dabei kooperativ und auch der Pre-Gain konnte knapp noch auf Werkseinstellungen bleiben. Als Anspieltipp möchte ich noch „Pendulum“ mitgeben, das neben der sehr direkt aufgenommenen Stimme auch noch Effekte zu bieten hat, die zwischen dem rechten und linken Kanal hin und her pendeln. Speziell auf Kopfhörern ein intensives Vergnügen.
Von der jungen Britin zu reiferen Herren aus Brasilien: The Ipanemas. Unbekannt? Aber absolut hörenswert! Bei der Suche im Internet aber immer das „the“ mit dazu schreiben, sonst findet man nur Badelatschen 😉 Ich bekam das Album Samba Is Our Gift sehr konkret von einem musikbegeisterten Kollegen empfohlen und bin auf der Suche in meiner Musikbibliothek wieder darauf gestoßen. Nach wenigen Takten zog mich schon das südamerikanische Feeling in seinen Bann. Nicht zuletzt eben wegen der Fähigkeit des Violectric, eine schlüssige Stimmung zu erzeugen, die die Lässigkeit und Abgeklärtheit der erfahrenen Samba-Kombo unaufgeregt wiedergab. Auch hier stimmte wieder der Raum, den die Akteure einnahmen und auch die Balance untereinander.
Dabei konnte der Kopfhörer durch seine Direktheit auf den Ohr nicht so sehr ein Club-Feeling vermitteln wie Lautsprecher, die vor einem stehen – also schon physikalisch – wie eine Bühne. Die Bühne im Kopf gab mir aber das Gefühl mittendrin dabei zu sein. Neben dem knorrigen Kontra-Bass in „Malandro Quanda Vaza“ und dem Schlagzeug – und mitten in den Stimmen, die sich – ich wiederhole mich vielleicht – ohne mich zu bedrängen zum umgeben schienen. Nahe auch die Gitarren bei „Mangue“. Mit etwas Fantasie entstand der Eindruck wie bei den Straßenmusikanten, denen man zufällig begegnet: Hier möchte ich verweilen und zuhören. Großartig auch der Gesang bei „Samba pra Mim Mesmo“, der zwar präsent war, sich aber im Zusammenspiel nicht zu wichtig nimmt. Sehr cool. Eine Erscheinung des Alters und der Routine? Egal, denn es machte Spaß.
Zum Schluss noch ein kleiner Abstecher zu meinem frisch wieder entdeckten Lieblingsalbum Back To Earth von Lisa Ekdahl und dem Peter Nordahl Trio besetzt mit Piano, Kontrabass und Schlagzeug. Ein Trio mit Sängerin: Das klingt übersichtlich und einfach wiederzugeben. Ist es aber meiner Meinung nach nicht. Stimmt etwas nicht auf dem Weg von der Aufnahme und Abmischung bis zu den Lauschern, droht der Sound an den Kanälen kleben zu bleiben. Nicht so bei den vier Schwed*innen und dem Badener. Die vier Akteure verteilten sich aufs kameradschaftlichste über die ganze zur Verfügung stehende Bühne. Das Piano spielte von links zur Mitte, das Schlagzeug verteilte sich mit seinen Komponenten in der Mitte nach außen und der Kontrabass nahm mitte-rechts seinen Platz ein und bildete eine Aura, in der der Gesang von Lisa Ekdahl eingehüllt wurde.
Die sehr nah aufgenommene Stimme und die zum Teil betonten einzelnen Worte und Passagen waren hautnah mitzuerleben, als sänge die Schwedin neben mir auf der Couch. Dabei hinterließ der Violectric DHA V380² als reiner Kopfhörerverstärker einen sehr detaillierten, aber gleichzeitig leicht seidigen Eindruck, der zum längeren, ermüdungsfreien Hören einlud, da er das Gehör nicht unnötig reizte. Und weil das so war, werde ich das auch nun so tun und nach dem Vortrag des „Laziest Girl In Town“ das Album noch in Ruhe zu Ende hören.
Fazit
Ein hochwertiger Kopfhörer verdient eine hochwertige Kraftquelle, die das Beste aus ihm herausholt. Zu dieser Kategorie gehört der vielseitige Violectric DHA V380² mit einem Preis von rund 2.300 Euro. Seine hervorragende Kopfhörerverstärker-Abteilung versteht es, die Musik mit hoher innerer Geschlossenheit und mit einem schönen musikalischen Fluss aufzubereiten und an den Hörer zu übermitteln. Der integrierte DAC wertet den DHA V380² funktional auf und ermöglicht ansprechenden Musikgenuss aus einer Hand. In Kombination mit der ebenfalls integrierten Vorstufe – deren analoge Ausgänge bei Bedarf auch auf konstanten Pegel geschaltet werden können – kann der Violectric DHA V380² so zum Dreh- und Angel-Punkt eines kompakten Anlagenkonzepts werden, das die Freude an Kopfhörern und Lautsprechern gleichermaßen berücksichtigt.
Im Test
Kopfhörerverstärker und Vorstufe mit integriertem Digital/Analog-Wandler
Violectric DHA V380²
Preis: 2.299 Euro
Kontakt
cma audio GmbH
Münchener Straße 21
82131 Gauting
Mail: gmbh@cma.audio
Web: www.cma.audio
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Rega Aria Mk3
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, SPL Director Mk2.2, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius