Test: Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit MM- und MC Phono Verstärker

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Test: Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit MM-und MC Phono Verstärker

Die erste Begegnung mit einem neuen Testgerät beginnt bei den Hifi-IFAs häufig mit den Worten „guck mal, was ich hier habe“. So auch beim Divaldi AMP-02, den wir zum Test vom polnischen Hersteller MEDIAM zur Verfügung gestellt bekommen hatten und den mir Bernd mit eben diesen Worten bei einer gemeinsamen Hörsession in Ulm noch im Karton unter die Nase hielt. Divaldi kannte ich bis dato nicht. „Klasse“, dachte ich im ersten Augenblick, „wenn das Interface schon so formschön und wertig ist, wie soll dann erst das Gerät dazu ausschauen…?!“. Bernd’s knappe Erläuterung: „Das ist der Divaldi AMP 02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Vorverstärker. Haben wir zum Test bekommen.“ Aha. Gut dass ich nicht laut gedacht habe. Das ist schon das ganze Gerät. Wäre auch was für meine Eyecatcher-Serie… Und schon kam reflexartig der Wunsch bei mir auf, sich damit näher zu beschäftigen…

Nächster Gedanke, eher technischer Natur: Was für eine Kombination! Ein reiner Kopfhörerverstärker, aufs Wesentliche reduziert. Moderne Gestaltung mit Konzentration auf das Interface. Kein Schnick-Schnack. Und das in Kombination mit einem integrierten Phono-Vorverstärker. Was?! Hier hätte ich heutzutage felsenfest einen integrierten D/A-Wandler erwartet… Das ist schon sehr speziell. Ein (gewichtiger) stylischer Retro Exot also. Eher was für Bernd – er ist der Phono-Fachmann – hören und ausprobieren möchte ich den Divaldi AMP-02 aber trotzdem. Glücklicherweise hat er auch einen Line-In. Ich bin gespannt.

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. IF Design Award 2017.

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. IF Design Award 2017 (Foto: Hersteller)

Das allein das Anschauen Spaß macht bekam der AMP-02, neben seinem kleinen Bruder AMP-01, auch amtlich bescheinigt. Das IF Industrie Forum Design zeichnete ihn mit dem Design Award 2017 aus. In 2018 folgte für den AMP-01 noch der A’Design Award Gold. Eine schöne Bestätigung für den Hersteller MEDIAM, aber auch für den ebenfalls im polnischen Krakau ansässigen Designer Piotr Jagiellowicz, aus dessen Feder der Entwurf der Kopfhörerverstärker stammt. Und warum „DIVALDI“? Laut eigenen Aussagen ist der Name eine Kombination aus den beiden Namen der Gründer Duval (gesprochen „Dival“) und dem Spitznamen Waldemar Łuczkoś’s („Waldi“). Den Marketing-Experten freut das Wortspiel: die sprachlichen Nähe zum Namen des Komponisten Vivaldi liefert die Assoziation zur feinen Musik gleich mit.

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. Rückseitige Anschlüsse

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. Rückseitige Anschlüsse (Foto: Hersteller)

Die Ausstattung ist schnell beschrieben:

  • Line In, Cinch.
  • Phono MM/MC, Cinch, mit Erdung.
  • Kopfhörerausgang, 6,3mm-Klinke.
  • Lautstärkeregelung.

Das ist es.

 

 

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. MM/MC Einstellungen an der Unterseite

Divaldi AMP-02 Kopfhörerverstärker mit Phono-Eingang. MM/MC Einstellungen an der Unterseite (Foto: Hersteller)

Zwischen den Eingangssignalen Line-in und Phono sowie zwischen MM und MC kann per Kippschalter auf der Geräterückseite gewählt werden. Seiner Rolle als Phono-Spezialist wird der AMP-02 dann mit der Einstellung des Eingangs-Widerstandes bzw. der Eingangs-Kapazität zur individuellen Anpassung an den Tonabnehmer gerecht. Um die Sichtflächen des hübschen Gerätes zu schonen sind die zugehörigen Drehschalter folgerichtig am Gehäuseboden platziert. Man stellt ja in der Regel nicht jeden Tag daran herum. Dem Besitzer des Schönlings bleibt in dieser Konstellation der Blick auf das Wesentliche: Der in einer Mulde platzierte, hinterleuchtete prominente Lautstärke-Drehknopf und die Kopfhörer-Buchse.

Das Aluminium-Gehäuse ist in den Ausführungen weiss, schwarz sowie gold/schwarz erhältlich. Letztere hat einen Aufpreis gegenüber den Uni-Varianten. Die Kombi aus Kopfhörerverstärker und Netzteil bringt 1.320 Gramm auf die Waage. Das wirkt nicht nur wertig, es hat auch einen praktischen Nutzen: einen stabilen Stand auch bei Kopfhörerkabeln in solider Ausführung.

Preise

Der Divaldi AMP-02 wird mit dem POW-01 16Volt Netzteil geliefert. Für die 1.320 Gramm schwere, zweigeschossige Kombi verlangt MEDIAM 1.077 € netto ohne Mehrwertsteuer (Gold: 1.212 € netto).

Zum Vergleich: Der weniger aufwändige, einstöckige AMP-01 schlägt mit 627 € netto zu Buche (Gold: 761 € netto). Er kann später optional mit dem Power Supply POW-01 für 289 € netto aufgewertet werden (Gold: 356 € netto).

Höreindruck Line-In (Falk)

Wie eingangs erwähnt ist Phono nicht so meins. Meine Musik daheim ist rein digital gespeichert. Da das herausstechende Merkmal des Divaldi AMP-02 nunmal der Phono-Eingang ist, hat mich zu Anfang das Gefühl beschlichen, mich beim Line-In nur mit der Notlösung zu beschäftigen. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Warum? Weil der Divaldi einfach ein hervorragender Kopfhörer-Verstärker ist. Wenn man so will, verknüpft der Divaldi mit dem Umschalter eben genau die digitale und analoge Welt. Echte Symbolik. Am Line-In findet also wunderbar ein Digital-Analog-Wandler Anschluss, der von Hause aus ohne Kopfhörer-Ausgang daher kommt – während gleichzeitig der Plattenspieler für den Fall der Fälle angedockt bleibt.

Den AMP-02 habe ich mit verschiedenen D/A-Wandlern und Kopfhörern ausprobiert. Jede Veränderung konnte am formschönen Gerät fein nachvollzogen werden. Der Tausch der Kopfhörer, der Wechsel der D/A-Wandler – jedesmal bekam ich das Resultat detailliert präsentiert. Ein Zeichen dafür, daß der Divaldi mit den Eingangssignalen höchst sorgsam umgeht. Höhepunkt war für mich dann die Kombination aus dem AMP-02 mit dem edlen schweizer D/A-Wandler PURSON DAC-1 (Test 11/2018) (Preis: 4.500 €), die ich mit meinem DENON AH-D7100 gehört habe.

Abhörkette: Divaldi AMP-02 am PURSON DAC-1 mit Denon AH-D7100 Kopfhörer

Abhörkette: Divaldi AMP-02 am PURSON DAC-1 mit Denon AH-D7100 Kopfhörer (Foto: F. Visarius)

Ich konnte nicht nur hören wie der Klang entsteht, sondern auch wie er entschwand. Ausgeblendet bis ins letzte Dezibel bis kurz vor minus unendlich. Feinste Schwebungen erzeugten eine Natürlichkeit und eine Spannung, die mich in die Musik hineinsog. Aber auch Attacke und Impulse schossen in die geschlossenen Hörmuscheln des Denon und verklangen wie sie gekommen waren. Das Ganze nicht effekthascherisch dick aufgetragen, sondern maßvoll korrekt, druckvoll, schlank. Ich wagte mich wieder in Regionen meiner Musiksammlung vor, in denen ich mich seit geraumer Zeit nicht mehr bewegt hatte. Die Klassik-Abteilung, die für mich sehr anstrengend sein kann. Nach den eher fetten Songs von Felix Laband („Miss Teardrop“), Sohn („Veto“) und den feinen Aufnahmen von Katja Maria Werker („Streets of Africa“) und Kari Bremnes („Coastal Ship“) landete ich bei den „Bildern einer Ausstellung“. Einem Klavierstück von Modest Mussorgsky, das von Maurice Ravel einzigartig orchestriert wurde. Ein Klassiker der Klassik. Die Aufnahme war von den Berliner Philharmonikern geleitet von Herbert von Karajan. Jedes Detail im Orchestergeschen war hörbar, ohne das der Überblick verloren ging. Die kleinen Küken tanzten greifbar fröhlich in ihren Eierschalen und das große Tor von Kiew wurde in all seiner Imposanz würdevoll durchschritten. Hat das Spaß gemacht. Ich habe es in allen Wandler- und Kopfhörer-Konstellationen komplett durchgehört. Erhöhte Suchtgefahr. Und dann als Krönung noch der Pianist Evgeny Kissin, der die Bilder einer Ausstellung in der Originalfassung Mussorgskys in den schönsten Klangfarben des Pianos in meine Ohren zaubert. Klaviermusik kann mich nerven. Schnell. Aber hieran konnte ich mich schier nicht satt hören. Vermutlich, weil es so richtig und so unmittelbar aus den Hörern perlte, das Piano. Auch mit den kleineren D/A-Wandlern. Bravo!

Nun der fliegende Wechsel zu Bernd. Er hat sich den Eindruck vom Phono-Klang verschafft…

Höreindruck Phono (Bernd)

Tja, was bleibt mir noch zu schreiben, nach den begeisterten Worten von Falk? „Dem schließe ich mich an“ wäre wohl ein etwas zu minimalistisch verfasster Beitrag.

Erst mal kurz was zur Technik des Phono-Vorverstärker, macht man ja immer so… Der Verstärkungsfaktor für MM-Tonabnehmersysteme liegt bei 40 dB sowie mit MC-Systemen bei 60 dB. Der Eingangswiderstand beträgt bei MM 47 kOhm, die Kapazität ist zwischen 100 pF und 200 pF wählbar. Bei MC sind zehn Abschlusswiderstände von 10 – 2.400 Ohm möglich. Im unteren Bereich sind sie aus meiner Sicht etwas engmaschig und im oberen Bereich etwas weitmaschig abgestuft.

Gehört habe ich dann meine üblichen Verdächtigen… Diana Krall, Loreena McKennitt, Paul Simon sowie die Dire Straits. Kurz zusammengefasst: Auch über den Phonoeingang setzte sich für mich der von Falk gewonnene Klangeindruck fort. Sehr feinfühlig geht der Kopfhörerverstärker mit den minimalistischen Phonoströmen um. Wenn beim softigen Jazz von Diana der Besen zart über das Becken streichelt ist das schon sehr beeindruckend. Die Klavierläufe sehr präzise… Die Stimme haucht. Bei Loreenas „Bonnie Portmore“ bin ich zu Tränen gerührt, wenn ich in diese mystischen Klängen tief eintauche und mich in ihnen verliere. Paul Simon gibt sich auf seinem Album „Graceland“ ebenfalls fein und schwebend. Zurück auf den Boden der Tatsachen holte ich mich mit den Dire Straits und „Private Investigations“. Mark Knopfler nölte rum, sein typisches Gitarrenspiel, die anlaufende Dynamik des Stückes und dann die schnellen trockenen Läufe der Bassgitarre, die quasi auf mich hämmern. Wowww!

Kopfhörer Verstärker Divaldi Amp 02 mit MC- und MM sowie Line Cinch Eingang

Fazit

Der Divaldi AMP-02 ist ein Hammer. Nicht, weil man mit dem rund 1.300 Gramm schweren, massiven Metallgehäuse zur Not auch einen Nagel in die Wand bekäme. Eher, weil er begeistert. Unter die Haut geht. Weil er mit den Aufgaben wächst. Natürlich sind rund 1.100 € netto kein Schnäppchenpreis. Aber das Gebotene stimmt:  Ein audiophiler Kopfhörer-Verstärker mit integrierter MM/MC-Phono-Vorstufe im wertigen, prämierten Designer-Gewand können den Divaldi AMP-02 zum schicken Dreh und Angelpunkt in einer Phono-Anlage machen, in der der Kopfhörer den Ton angibt – und nicht nur die zweite Geige spielen soll. Mit Line-In offen für allerlei Neues auf gleich hohem Niveau. Sicher ist sicher.


Im Test

Kopfhörerverstärker mit Phono MM/MC Verstärker
Divaldi AMP-02 inkl. POW-01 16Volt Netzteil
Farbe schwarz: 1.290 Euro.
Farbe gold: 1.450 Euro

Kontakt

MEDIAM SP. Z O.O.
ul. Wadowicka 12
30-415 Kraków
Poland

+48 12 269 29 74
trade@mediam.com
http://divaldi.pl/en/

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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