Nachdem wir im winterlichen Januar 2019 die Streaming Bridge und Transport LUMIN U1 Mini zum Test in unserem Hörraum hatten, gibt sich nun zum Frühlingserwachen der große Bruder – der auf den schlichten Namen U1 hört – ein Stelldichein.
Mit dem LUMIN U1 haben wir wieder einen kompromisslosen High-End-Gesellen zu Gast. Technisch wie kaufmännisch. Lässt sich der kleine Bruder U1 Mini noch für 2.190 Euro zum dauerhaften Einzug ins Musikzimmer überreden, muss der Hifi-Perfektionist für den großen nochmal rund zehn große Euro-Scheine zücken, bis die stolzen 6.990 Euro UVP im Fachhandel abgegolten sind. Im High-End verläuft die Preis-/Leistungskurve halt progressiv. Dafür erhält der audiophile Digital-Hörer eine Streaming Bridge mit ausgeklügelter Technologie und separatem Netzteil. Der U1 ist echter Spezialist im edlen Gewand.
Das Stelldichein des edlen U1 hatte zugegebenermaßen aber auch einen guten Grund. Der Lumin U1 diente in Kombination mit dem Musikserver Lumin L1 (2TB, 1.190 Euro) als Zuspieler für den ebenso edlen wie high-endigen B.A.T. REX DAC, der als reiner DAC mit 19.200 Euro ebenfalls einen Punkt an der Spitze des highfidelen Eisbergs markierte. Der Test des B.A.T. REX DAC erschien bei uns im April 2019.
„Sicher ist sicher“ dachte sich also der HiFi-Händler und Vertrieb CM-Audio und schickte die Lumin U1 / T1 Kombi gleich in einem zweiten Testpaket hinterher. Für uns die Chance, den LUMIN U1 gleich mit unter die Lupe zu nehmen…
Kurz zur Funktion einer Streaming Bridge. Hier heißt das Motto: digitales Signal rein, digitales Signal raus. Im Gegensatz zum Streamer oder Netzwerkspieler hat diese Gerätekategorie keinen Digital/Analog-Wandler (DAC) mit an Bord. Die Wandlung ins analoge findet also erst in einem nachgeschalteten Gerät statt, z.B. – wie in unserem Fall – einem spezialisierten Digital-Analog-Wandler, in einem Aktivlautsprecher mit integrierter Digital-Abteilung oder anderen Kombi-Geräten mit DAC. Die Streaming Bridge verwaltet das digitale Quellmaterial und spielt es ab. Beispielsweise Dateien von einem Musikserver, wie dem Lumin L1 oder einem Computer NAS (Network Attached Storage) oder aus dem Internet, wie Internet Radio oder Streaming-Dienste. Die Streaming Bridge verwaltet und empfängt die digitalen Daten und verarbeitet sie weiter.
Zu guter Letzt taktet der digitale Vorarbeiter die Daten gemäß Benutzervorgabe in den digitalen Datenfluss ein, der die Nahrung für den Digital-Analog-Wandler darstellt. Dies sollte verlustfrei in in größtem digitalem Einverständnis zwischen beiden Parteien erfolgen. Aus technischer Sicht kann eine formidable Streaming Bridge aus einem schlechten nachgeschalteten DAC keinen guten machen – aber sie kann aus einem ebenso hervorragenden DAC alles rausholen was möglich ist. Im Falle des LUMIN U1 ist dazu zum Beispiel auch Upsampling bzw. die Konvertierung in ein anderes Format möglich. Der DAC erhält damit einen größeren Spielraum bei der Signalverarbeitung. Um die Spitze des digitalen Eisberges erklimmen zu können – um im Bild zu bleiben – ist also die Qualität der Streaming Bridge mathematisch gesehen – die notwendige (!) , aber (noch) nicht hinreichende Bedingung für einen perfekten Datenstrom. Die Unumgänglichkeit erschließt sich somit.
Der LUMIN L1 ist als Musikserver der hauseigene Spielpartner für den U1. Erhältlich mit 2TB und 5TB Festplatte. Verpackt im schlanken wertigen Gehäuse passend gestylt zu den LUMIN Komponenten darf er seinen Platz im HiFi-Rack finden. Nicht hinter verschlossenen Schranktüren oder gar irgendwo im Keller. Der UPnP Server erfordert keine Konfiguration, sondern stellt dem Musiknetzwerk automatisch die gespeicherte Musik zur Verfügung. USB 3.0 dockt ihn direkt an den Computer an, per Gigabit Ethernet geht’s ans Netzwerk. Netzwerkkabel eingesteckt, Strom angestöpselt – los geht’s.
Technische Daten
Der Transport U1 basiert auf dem LUMIN S1 und bietet fünf verschiedene digitale Ausgänge einschließlich des eines USB. Vier außergewöhnliche „low-phase-noise“ Quarz Oszillatoren generieren einen stabilen Takt. Die Stromversorgung erfolgt in einem separatem Gehäuse mittels „dual-toroidal“ Netzteilen. Der U1 sampled vor der Ausgabe des digitalen Signals rauf oder runter in jedes unterstützte Format.
DoP (DSD over PCM) for Optical, Coaxial RCA, Coaxial BNC & AES/EUB SPDIF
Gesteuert wird der U1, wie auch die anderen LUMIN Streamer, von einer eigenen benutzerfreundlichen APP mit praktischer digitaler Lautstärkeregelung. Das LUMIN Programm zur kontinierlichen Weiterentwicklung hat allein in 2017 Roon, MQA, und Spotify Unterstützung ergänzt. LUMIN meint es also ernst mit der Langlebigkeit seiner Geräte.
U1 Spezifikation
DSD Unterstützung: Bis DSD512 / 22.5MHz, 1-bit
PCM Unterstützung: Bis 768kHz / 16–32-bit, Stereo
Digitale Ausgänge:
2x USB:
DSD512 22.5MHz, 1-bit, StereoPCM 44.1–768kHz, 16–32-bit, Stereo
Optisch, Coaxial RCA, Coaxial BNC und AES/EBU:
DSD (DoP, DSD over PCM) 2.8MHz, 1-bit; PCM 44.1kHz–192kHz, 16–24-bit
Externes Netzteil
Dual Toroidal, erhältlich in 240V oder 110V Ausführung
Gehäuse
Finish: Gebürstetes Aluminium natur (silber) oder schwarz eloxiert
Solides Aluminium Gehäuse des LUMIN:
Maße: 350 x 345 x 60 Millimeter ( B x T x H )
Gewicht: 8kg
Netzteil (PSU):
Maße: 100 x 315 x 55mm
Gewicht: 2kg
Spezifikationen aller LUMIN Music Streamer
Streaming Protokoll:
UPnP AV Protokoll mit Audio Streaming Extension (OpenHome)
Roon Ready, Spotify Connect, Apple AirPlay
Gapless Playback
On-Device Playlist
Features
Native Unterstützung für TIDAL, MQA, Qobuz und TuneIn Radio.
Tidal MQA Icons zur Kennzeichnung von Highres Musik
Qobuz Highres Icons zur Kennzeichnung von Highres Musik
Lautstärkeregelung
High-Resolution Artwork und Artwork caching
Suchfunktion
Multiple Tag Handling
Composer Tag Support
Album-Grouping in der Playlist
Automatische Internetlinks zu Künstler / Album/ Song Informationen
Speichern und Laden von Playlists (einschließlich Tidal and Qobuz)
Unterstützte Audio Datenformate:
DSD verlustfrei: DSF (DSD), DIFF (DSD), DoP (DSD)
PCM verlustfrei: FLAC, Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF
Komprimiertes Audio: MP3, AAC (im M4A Container)
MQA
Eingänge
Ethernet RJ45 network 1000Base-T Gigabit
USB storage, flash drive, USB hard disk (Single-partition FAT32, NTFS and EXT2/3 only)
Unterstützte Steuergeräte
Apple iPad (v2 or later), alle Geräte. iOS 8.0 oder neuer erforderlich. Volle Retina Display Unterstützung.
Android devices: Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) oder neuer erforderlich.
Sonstiges
Kontinuierliche Weiterentwicklung: Firmware upgradefähig für spätere Features oder Verbesserungen
L1 Spezifikation
2TB und 5TB Ausführung (2,5″ HDD) erhältlich
Keine Konfiguration erforderlich
Automatische Bereitstellung der gespeicherten Musik
UPnP AV (Openhome) kompatibel
USB 3.0 Slave für die Verbindung zum Computer
Gigabit Ethernet
Unterstützte Audio Datenformate:
DSD verlustfrei: DSF (DSD), DIFF (DSD), DoP (DSD)
PCM verlustfrei: FLAC, Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF
Komprimiert (verlustbehaftet) AUDIO: MP3, AAC (im M4A Container)
Stromversorgung
12V DC mit beiliegendem Netzteil
POWER SUPPLY: 100–240V AC auto-ranging
Maße: 100mm x 204mm x 55mm ( B x T x H )
Gewicht: 1kg
Klang
Ich befürchte, ich habe es schon einmal erwähnt, aber ich erwähne es vorsichtshalber nochmal. Wer sich Gedanken über eine High-End Streaming Bridge macht, speziell in diesem Preissegment, ist auf der Suche nach einem Optimum. Nach seinem (!) Optimum. Eine hervorragende Streaming Bridge kann nicht ausbügeln, was ein ein Lautsprecher im Raum falsch macht oder aufgrund seiner Auslegung schlicht nicht leisten kann. Aber eine hervorragende Streaming Bridge kann einiges zum richtigen Klang beitragen. Dem guten Bauchgefühl das einem sagt: So ist’s recht.
Den Auftakt machte wieder Ellie Goulding. Warum? Eigentlich bin ich gar kein Ellie Goulding Fan, aber irgendwie vernarrt in den Song „Dead in the water“. Warum? In einem guten Setup kann er unter die Haut gehen. Mit mittelmäßigen oder schlecht abgestimmten Komponenten einfach belanglos, fast trivial klingen. Warum? Ich weiß es nicht. Aber mein Bauchgefühl sagt es mir. Es lässt die Gänsehaut entstehen. Mit dem U1 höre ich trotz Studiotrickserei viel Ellie Goulding. Die Person, den Menschen, der für mich singt. Mit Initimität, Ruhe, Gelassenheit in einem musikalischen Fluss. Darum!
Weiter mit der nächsten bekannten Größe: „Poem of the Chinese Drums“. Der Bass kam konturiert. Etwas schärfer gezeichnet als gewohnt. Die Trommeln schienen ewig lange auszuklingen, als der Impuls verging. In einem perfekten Spannungsbogen. Der LUMIN setzte der Musik die Krone der Präzision: Natürlichkeit. Ich schwelge. Dann die große Trommel. Bäm! Tiefschwarzer Bass.
Wenn man sich überraschen lassen will sollte man in Gefilden wildern, in denen man keine Überraschungen erwartet. In diesem Fall AC/DC: „Hells Bells“. Ich wurde mit einer super authentischen Glocke in Empfang genommen. Der LUMIN U1 ließ mich praktisch das Gefüge im Metall hören, wie sich durch Eigenfrequenz der Klang entwickelt und in der Glockenwandung fortpflanzte. Dann noch die fantastischen Hi-Hats bei „Shoot to thrill“. Dazu trockene Base-Drum. Knackige Gitarren. Bisher habe ich AC/DC noch nie so authentisch gehört.
Der LUMIN U1 brachte die Musik in einen tollen Fluss. Vollkommen stimmig. Wo der Porsche-Fahrer sich dereinst auf sein „Popometer“ verlassen hat, da meldet sich hier wieder das musikalische Bauchgefühl.
Das Charlie Watts und Jim Keltner Project forderte beim Titel „Art Blakey“, der fast hypnotisierende Züge annehmen kann. In dieser Hör-Session behielt der U1 vollkommene Übersicht. Offenbarte feine Details im größten Chaos. Die Musik wurde beliebig zoombar und blieb natürlich.
Zum Abschluss noch einen Abstecher in die Klassik Abteilung. Modest Mussorgsky schrieb Bilder einer Ausstellung für das Klavier. Die wahrscheinlich bekanntere Orchesterfassung von Ravel folgte erst später, ist opulenter. Evgeny Kissin setzte sich in einer schönen Aufnahme ans Klavier, um uns an die Hand zu nehmen und mit uns durch die Bilder-Galerie zu promenieren. Im „Ballet of the unhatched chicks“ ließ sich jeder Anschlag im schnellen Spiel plastisch nachverfolgen. Der U1 wußte Ereignisse zu trennen. Mir war die Wahrnehmung des Klaviers als natürlichen Instruments leicht gemacht. Der Anschlag der Saite, die Resonanz des Rahmens und des Holz-Korpus bei gewaltigen Passagen, zum Beispiel bei „The great Gate of Kiev“ nahmen mich gefangen. Weil es so schön war doch noch kurz in die Orchesterfassung gehört. „The great gate of Kiev“: Wunderbar akzentuiertes Spiel, ein geschlossener und wohl sortierter Raum. Stimmungsvoll. Mit Spannung und dem Gefühl der Würde durchschritt ich an diesem Abend das große Tor von Kiev. Dem LUMIN U1 war sein Anteil daran nicht ab zu sprechen.
Fazit
Der LUMIN U1 versorgt die nachfolgende digitale Kette mit Gourmet-Zutaten und ermöglicht so dem nachgeschalteten DAC daraus ein audiophiles 5-Sterne Menue zu zaubern. Der U1 ist der audiophile Enabler, der den DAC erstrahlen läßt und die Grundlage für Feinsinn, Authentizität und Gespür für Rhythmus liefert. Knapp 7.000 Euro sind ein Wort für den LUMIN U1. Doch die Suche nach Perfektion wird belohnt. Mit dem L1 liefert LUMIN zudem noch einen Server aus eigenem Haus. Aug und Ohr erfreut’s gleichermaßen.
Im Test
Streaming Bridge Lumin U1: 6.990 Euro
Optional
Musikserver Lumin L1: 1.190 Euro (2TB)
Vertrieb
IAD GmbH
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