Hier nun der zweite Rundgang der HiFi-IFAs über die Deutsche HiFi-Tage in Darmstadt, die 2023 von Audio+stereoplay veranstaltet wurden. Die Veranstalter zeigten sich mit den Besucherzahlen zufrieden und auch wir hatten den Eindruck, dass der Zuspruch des Publikums für genügend Andrang in den Hörräumen sorgte: Mal locker besucht, mal voll besetzt, mal proppenvoll – was natürlich zum Ende eines jeden Tages abflaute. Dabei ging es auf den Gängen, Atrien und Foren angenehm entspannt zu.
Im Vorjahr war die Organisation der Veranstaltung noch etwas holprig, aber – und das hat uns gut gefallen – haben die Ausrichter – auch nach eigenem Bekunden – zugehört, gelernt und reagiert. Die Deutsche HiFi-Tage 2023 wurden so zu einer runden Sache. Wir HiFi-IFAs sind zudem – wie Kollegen anderer HiFi-Magazine auch – Fans des Darmstadtiums, das als Veranstaltungs- und Kongresszentrum beste räumliche Voraussetzungen bietet – akustisch wie optisch. Die Mischung aus Glasfassade, Sichtbeton, Holzböden und Holzwänden mit Schallschutz sind allein schon einen Besuch wert, und die Hörräume verhältnismäßig groß. Doch nun zum Eigentlichen.Bernd hat in seinem Bericht ja bereits einen Überblick über das Treiben im Eingangsfoyer gegeben. Unter anderem präsentierte sich dort auch Lyravox, von denen wir die dort ausgestellten, aber stummen KARLOS bereits im Hörraum hatten. Einen Eindruck vom Klang und einen Blick aus der Nähe könnt ihr also im Test erhalten 😉 Einen weithin sichtbaren Kontrastpunkt zum HiFi-Treiben setzte Skoda mit einem giftgrünen Elektro-Auto Enyak.
Eine Haupt-Attraktion – nicht nur für Jugendliche – war im Foyer wohl der dynamische Rennsimulator von Race-Simulator.de, der mir schon bei der Hausmesse vom Heimkino-Spezialisten FM Audio und auf den Süddeutsche HiFi-Tage über den Weg gelaufen ist. Kein Zufall, sind die Geschäftsinhaber und Betreiber doch die gleichen Köpfe, wie die hinter Ost-Alb-Audio und Dess Akustik (siehe auch: Zu Besuch bei…) , die ebenfalls auf den Deutsche HiFi-Tage ausstellten. Dazu später mehr.
Einen in HiFi-Kreisen wohlbekannten Journalisten konnte die Marketing Agentur rtfm für den Digitalspezialisten Mytek gewinnen. Stefan Schickedanz führte einen Ausschnitt des Programms der US Amerikaner zweckmäßig an highend Kopfhörern vor. Star am Stand war – neben Stefan 😉 – das Musikserver-Flaggschiff Mytek Empire Streamer DAC mit Kopfhörerausgang. Der bekennende Auto-Fan hatte neben den High End und HiFi-Pretiosen glücklicherweise den sportlichen Skoda immer im Blick und konnte sich bei Gelegenheit mit dem McLaren Supercar auf dem Stand der Telekom ablenken, der mit einer Bowers&Wilkins Anlage nicht nur ambitionierten Motorsound lieferte, sondern auch audiophile Speedjunkies beglückte. Eine Partnerschaft, die sich auch in den Audio-Produkten von B&W fortsetzt.
Upstairs sollte das Kopfhören, also mit Kopfhörern, Kopfhörerverstärkern und was man noch so benötigt, zum Thema werden. Oben an der Treppe, gleich ums Eck, traf der Besucher auf SPL, die mit Produkten wie dem Phonitor x und Phonitor se auch bei uns HiFi-IFAs in diesem Metier bekannt ist. Häufig sah man Sascha Flocken und seine Kollegen in Gespräche mit Interessenten vertieft. In Sachen HiFi waren sie in gewohnter Konstellation im Hörraum unterwegs. Doch dazu später mehr.
Gegenüber von SPL präsentierte DENON seinen brandneuen In-Ear-Kopfhörer PerL, von dessen Sound ich mich, hygienisch jedes Mal einwandfrei präpariert, überzeugen konnte. Mit rund 400 Euro in einer gehobenen Preisklasse, der die EarBuds klanglich und funktional aber souverän gerecht wurden. Alleinstellungsmerkmal: eine individuelle Einmessung auf den Hörgang des Tragenden. Praktisch auch die App-Verbindung in der man beispielsweise die Funktionstasten frei belegen und den Sound einstellen kann.
Auf den Deutsche HiFi-Tage sollte auch die CanJam Europe wiederbelebt werden. Speziell bis zum frühen Mittag herrschte hier reges Interesse. Leider haben drei Aussteller kurzfristig abgesagt, so dass Flächen unbespielt blieben. Der CanJam Europe wünschen wir in den Folgejahren etwas mehr Wind im Segel, zumal auch die Veranstalter und Aussteller – Konkurrenz belebt das Geschäft – hofften, mit dieser Sparte das Programm für jüngere Musikfans attraktiv erweitern zu können. Rechteinhaber ist seit diesem Jahr der engagierte und nicht nur Kopfhörer-Fans bekannte Norbert Lehmann, der neben seinen Lehmannaudio Kopfhörerverstärkern und Phono-Vorstufen als Abspieler auch noch den nagelneuen Technics SL-1210 GR2 um 2.000 Euro im Gepäck hatte. Die Laune war gut und Norbert Lehmann präsentierte uns die Platinen seiner sorgsam aufgebauten Elektronik.
Hinten im Eck fand sich die Kopfhörer-Fraktion von Audiotrade. Auf den vier Stehtischen präsentierten sie unter anderem an Elektronik von Project die elektrostatischen Kopfhörer von STAX und die magnetostatischen Final. Star war hier der offene Final D8000 Pro um 4.000 Euro mit einem, aus dem vollen gefrästen, Aluminium-Magnesium-Gehäuse der Ohrmuscheln.
Am Anfang der CanJam-Ausstellerreihe an der Fensterfront hatte Lothar Kerestedjian seine Zelte aufgeschlagen. Einen Tisch aufgestellt, um genau zu sein. Ihm reicht der Platz, denn Lothar ist nicht nur der Chef, sondern auch der Gründer von Highresaudio, dem Streaming und Downloadportal von digitalem hochauflösendem Musikmaterial. Im Rahmen der CanJam hatte Norbert Lehmann sich also nicht nur um hochwertiges Besteck, sondern auch um feine Kost bemüht – denn darum geht es ja letztendlich. Das Besondere an highresaudio ist – verriet uns Lothar – die kuratierte Musik-Auswahl und das nicht nur im Sinne der Künstler, bei ihm muss auch die Aufnahme durch den Qualitätscheck. Nur wenn beides passt, nimmt er den Titel in seinen Katalog auf – eine Herausforderung für die Vielfalt in der Auswahl.
Mittendrin statt nur dabei auch Ingo Hansen. Hier demonstriert er Bernd seine Activator-Technologie, in der er eine Menge Energie und Forschung gesteckt hat, am Kabel eines Denon Kopfhörers. Bekannt ist er für die Demo der Wirkung seiner Produkte direkt am lebenden Subjekt, also dem Interessenten. Dazu gehören auch die Wirkung seines aktivierten Wassers oder der reduzierten Antennenwirkung von Kabeln auf die Akustik – im Falle der Messe seiner Sprache. Unvoreingenommene Interessenten sollten es sich vorführen und später dann in Ruhe und von der Situation unbeeinflusst darauf einlassen – und sich so selbst ein Bild machen.
Auf großer Fläche stellte MediaMarkt Saturn seine Eigenmarken wie PEAQ vor. Der Elektronik-Handelsriese zielt damit nicht auf die HiFi-Fans und HighEnder in den Hörzimmern ab, sondern auf Menschen – und das ist wohl der größte Teil der Bevolkerung – , die für schmalen Taler angemessen Freude an der Musik haben wollen. In die gleiche Kerbe haut auch das 32″ Smart-TV, das mit Akkubetrieb und WLAN überall aufgestellt und mitgenommen werden kann. Der PEAQ 32GH-5023C-B legt dabei nicht auf die prestigeträchtige 65″-Glotze im heimischen Wohnzimmer an, sondern empfiehlt sich als Zweitgerät im Haushalt oder für unterwegs.
Angekommen in den oberen Etagen führte auch unser Weg – ehrlich gesagt mehrmals – zu AUDIUM. Die Berliner hatten den Hörraum, der viel Glas zu bieten hatte, akustisch gut im Griff. Sie zeigten Elektronik von Ayon, Atoll und NuPrime sowie Plattenspieler von New Horizon. Im Mittelpunkt der Vorstellung standen allerdings die Röhre Fezz Audio Lybra 300B, die mit dem passiven großen Standlautsprecher AUDIUM Comp 9 erstaunlich groß Musik machte. Als Alternative kam im Wechsel die aktive Version der Comp 9 zum Einsatz. Moderiert wurde das Ganze vom gut aufgelegten Klaus Siegesleitner, einem der Masterminds von AUDIUM/Visonik.
Die stillen wie stilvollen Stars von Fezz waren der Röhren-Kopfhörerverstärker Evolution sowie der Röhren-Vollverstärker Titania Evolution Line, den wir noch kurz vor den Deutsche HiFi-Tage bei uns zum Test hatten. Spannend ist die Farbpalette des polnischen Herstellers für die umlaufende Zarge des Metallgehäuses. Neben Silber (Bleach) und Schwarz (Black Ice) bietet Fezz fünf weitere modische Farben für Menschen an, die ihr HiFi schlüssig in den Wohnraum integrieren oder einen bewussten Akzent setzen wollen.
Beim Vertrieb Audiotrade fielen neben den beiden Bronze Skulpturen im großen Raum direkt die mächtigen ATC SPM150PSL Passiv-Lautsprecher ins Auge. Von der Proportion Regallautsprecher, von der Gestalt mit Fuß wohl eher Standlautsprecher. Auf dem Rack ein Vollverstärker von Michi und ein highend Plattenspieler Project RPM10 Carbon. Hier ließ es sich verweilen. Schlicht, aber schick machte sich der Plattenspieler Pro-Ject Debut Carbon EVO in Satin Gold-Gelb für rund 600 Euro neben der exakt passend gefärbten Pro-Ject Speaker Box 5 S2 auf passenden Ständern. Stil muss nicht teuer sein.
Der Aktiv-Spezialist Backes&Müller trat mit der BM Jubilé Limited Edition an und feierte damit im angemessenen Rahmen sein 50-jähriges Bestehen. Der Lautsprecher mit dem auffälligen Design, das auch auf besondere technische Lösungen schließen lässt, nutzt die spezielle Wellenausbreitung im Tiefton-Bereich, die mächtigen 12-Zoll- Chassis im Innern des Lautsprechers unsichtbar unterzubringen und über rückwärtige Austrittsöffnungen zu übertragen. Die Schallwand bleibt dem Mittelhochton vorbehalten: dem Fraunhofer-Zylinderwellenstrahler im Hochton und acht Hochleistungsmitteltönern aus eigenem Haus. Zuspieler war ein Mytek Empire Streamer DAC. In dem großen Hörraum im Darmstadtium hinterließen die BM Jubilé Limited Edition bei mir einen angenehm musikalischen und gleichzeitig dynamischen Eindruck.
Richard Menzel hielt die HiFi-Fahne von Cayin hoch. Der Händler mit seinem Wohnraumstudio da staunt das Ohr in Horb am Neckar kredenzte nicht nur passioniert moderiert Musik, sondern auch ein gutes Schlückchen Weißwein, was vom Publikum der DHT sehr gut angenommen wurde. Also beides, Musik und Wein. Die Röhrenelektronik spielte an edlen Zingali Evo 2.1 MK2 um 22.000 Euro und hinterließ einen spielfreudigen Eindruck mit viel Gespür für die Musik.
Nach den Süddeutsche HiFi-Tage 2023 war auch dess akustik wieder mit dabei. Dieses Mal in einem größeren Raum, der den nicht eben schmächtigen Lautsprechern mehr Raum zur Entfaltung gab – optisch wie akustisch. In Darmstadt konnte die SPACE M Pro – die SPACE M und L waren schweigend zu Gast – eine ähnlich beeindruckende Show abliefern, wie schon die SPACE L bei meinem Besuch bei dess akustik in Göggingen. Lest einen ausführlicheren Höreindruck im Bericht. Partner in Sachen Kabel ist ViaBlue aus dem badischen Malsch (bei Karlsruhe), die gemeinschaftlich ihr Equipment zum anschauen und anfassen präsentierten und die Dank des großzügigen Raumes ihre Exponate auch an der Anlage gut sichtbar in Szene setzen konnten.
Daniela Manger bei der Arbeit. Im großen Hörraum wird sie einige Kilometer zurückgelegt haben, denn wer sich für eine analoge Vorführung entscheidet, schont seine Schuhsohlen nicht 😉 Auch das hat Tradition im Gemeinschaftsraum von Manger Audio, SPL (Sound Performance Lab) und WSS Audio, die gerne einen ambitionierten Plattenspieler Hersteller an Bord haben und damit vorführen. In diesem Fall mit Jochen und Dirk Räkes Transrotor, Die Anlage spielte wunderbar offen, räumlich und ergreifend, dabei aber spektakulär unspektakulär. Das lag wahrscheinlich erneut daran, dass die Wiedergabe auch im Darmstadtium schlicht korrekt und in sich schlüssig war, was das Ohr schnell feststellt. Wir durften in unserem Hörzimmer die aktive Manger s1 erleben. In Darmstadt spielte die passive p2 an der Stereo-Endstufe SPL s1200, die uns auch nicht unbekannt ist.
Dominique Klatte mit seinem Label Jazz on Vinyl hat mit HiFi eigentlich gar nichts am Hut, er ist leidenschaftlicher Produzent strikt analoger Aufnahmen, die ihre Prägung durch die Wahl der Musiker, des Aufnahmeortes und der Mikrofone sowie der Verwendung einer Studer Tonbandmaschine zur Aufzeichnung erhalten. Der gelernte Schreiner und ausgebildete Tontechniker moderierte engagiert die Vorführung einer Auswahl seiner Aufnahmen auf Band sowie als Plattenpressung und gab persönliche Hintergrundinformationen zu den Musikstücken. Die Aufnahmen heben sich bewusst von aktuellen Studioproduktionen ab und dies ließ sich – hier sind wir wieder bei der Authentizität – wunderbar an der Vorführanlage nachvollziehen. Auch der Meister selbst zeigte sich mehrfach und offensichtlich aus freien Stücken, angetan vom Setup. Eine besuchenswerte Präsentation, die ein gutes Stück über die Vorführung einer HiFi-Anlage hinausging, denn hier ging es um Musik. Lohnenswert.
Neben Räke auch mit dabei, Jochen Nummer zwei (reim dir oder ick fress dir 😀 ) . Gemeint ist der in HiFi-Kreisen umtriebige Jochen Bareiß, den ich gut von seinem Nürtinger Studio hoerenswert HiFi kenne (Zu Besuch bei…) und der letztes Jahr die Kabelmanufaktur WSS-Kabel von Konrad Wächter übernommen hatte. Nicht ganz ohne stolz – zu Recht, wie ich meine – präsentierte er seinen ersten Messestand in der Kommunikationsfarbe Blau. Jochen komplettiert das Aussteller-Trio mit Daniela Manger und den Jungs von SPL, das mittlerweile eine feste Größe auf den heimischen HiFi-Shows darstellt. Auch auf den HiFi-Tagen 2023 im Darmstadtium war es wieder eine gelungene Vorstellung und eine gelungene Gemeinschaftsleistung.
Nun sind sie rum, die Deutsche HiFi-Tage in Darmstadt von Audio+stereoplay und hinterlässt zwei glückliche und zufriedene HiFi-IFAs. Die gelungene Veranstaltung im Darmstadtium mit packenden HiFi-Vorführungen aller Couleur, Präsentation von Musik und Allerlei drum herum begeisterte mehrere tausend Besucher und uns. Die CanJam Europe stand an einem lohnenswerten Anfang, den es auszubauen gilt. Vom Pensum her waren die DHT für Interessenten an einem Messetag gut zu schaffen, für uns waren sie eine tolle Gelegenheit an beiden Messetagen in Ruhe Gespräche zu führen, Bekannte und neue Menschen zu treffen und schlicht etwas Zeit in Darmstadt zu verbringen. Im Saal des Darmstadtiums gab es Fachvorträge – die wir aus Zeitmangel gar nicht besuchen konnten – und am Samstag Abend stieg das Konzert von Carolin No, das ebenfalls 250-300 Musikfans anzog und erfreute. Mit dem Wunsch nach Fortsetzung im nächsten Jahr sagen wir hoffnungsvoll: nach den DHT ist vor den DHT. Gerne wieder in Kombination mit einer attraktiven CanJam Europe.
Fotos: F. Visarius, Bernd Weber (2)
Hier unser erster Messebericht von den Deutsche HiFi-Tage 2023 von Bernd: