Test: Fyne Audio F701 Koaxial-Kompaktlautsprecher – Klare Laute

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Vor gut 2 Jahren schrieb ich über die Standlautsprecher Fyne Audio F501 SP: Her mit den kleinen Engländerinnen. Nun denn, mit den Regallautsprechern F701 – so tatsächlich die offizielle Bezeichnung, für mich sind es ja eher „Kompaktlautsprecher“ – kann Fyne Audio noch etwas kleiner. Im Gegenzug ist der für die hier getesteten so eben noch kompakten Koaxial-Lautsprecher aufgerufene Preis mit 5.800 Euro rund 1,5-mal höher.

Wer die Lautsprecher von Fyne Audio das erste Mal sieht und sich schon etwas länger mit dem Thema HiFi beschäftigt, dem kommen der Aufbau und die Lautsprecher-Chassis verdächtig bekannt vor. Hat da etwa jemand bei Tannoy abgekupfert? Nun denn, die Entwickler der beiden Fabrikate sind im Großen und Ganzen dieselben. Allerdings arbeiten diese nicht für beide Hersteller, sondern haben sich 2017 mit Fyne Audio selbständig gemacht, um ihre eigenen etwas frischeren Klangideale in die Lautsprecher zu einzubringen.


Fyne Audio F701: Geriffelte Gummisicke mit FYNEFLUTE™ Randeinspannung.

Fyne Audio F701 – Technik

Der Mittel-Hoch-Ton Koaxial-Chassis der Fyne AudioWer sich die Lautsprecher von Fyne Audio anschaut, dem fällt auf Anhieb auf, dass die Briten bei allen ihren Modellen die Koaxial-Chassis IsoFlareTM-Technik einsetzen. Hinter dieser Bezeichnung versteckt sich dann schlicht und einfach eine Punktschallquelle, der ein optimales, gleichmäßiges Zeitverhalten bei allen Frequenzbereichen nachgesagt wird. Ein weiterer Vorteil dieses Aufbaus ist der, dass einzelne Chassis wie beim klassischen Aufbau von Mehrwege-Lautsprechern definitiv nicht ortbar sind. Dazu „versteckt“ der Chef-Entwickler Dr. Paul Mills den 25 mm messenden Magnesium-Hochtöner, der als Horn ausgebildet ist, im Tief-Mitteltöner, der einen Durchmesser von 20 cm aufweist und aus faserverstärktem Papier besteht.

Auch beim Tief-Mitteltöner gibt es etwas Interessantes zu Sehen. Auf Anhieb fällt die geriffelte Gummisicke FYNEFLUTE™ Randeinspannung auf. Diese ist zu ihrer Stabilisierung geriffelt und somit in der Lage, die Membran sauberer als bei einer klassischen einfachen Sicke zu führen. Da kompakte Lautsprecher nicht unbedingt große Meister der tiefen und kräftigen Töne sind, kommt bei den Fyne Audio F701 ein Bassreflex zum Einsatz, den man nicht auf Anhieb entdeckt. Mills und seine Mitstreiter haben diesen als Downfire konstruiert, aufgrund dieser Bauweise soll der Lautsprecher bei seiner Aufstellung im Bass unkritisch sein. Nun denn, da bin ich schon gespannt ob dem wirklich so ist, denn auch bei dieser Art der Bassreflex-Ausführung habe ich Lautsprecher gehört, bei denen das nicht wirklich funktioniert…

Fyne Audio F701: Downfire-Bassreflex mit BassTrax-System.

BassTrax nennt sich dies übrigens bei Fyne Audio. Beim Regallautsprecher – ich persönlich finde diese Bezeichnung doch etwas irreführend, da sich die F701 auf Stands wesentlich wohler fühlen – besteht dieser aus zwei kräftigen Platten aus Aluminium. In der oberen befindet sich die Reflexöffnung, die über einen Kegel mit Traktrixkontur auf die zweite Platte unten abstrahlt. Aufgrund des Bassreflexes sowie des Hochtonhorns kommen die Kompaktlautsprecher laut Hersteller auf einen beachtlichen Wirkungsgrad von 91 dB bei einem Widerstand von 8 Ohm.

Beim Gehäuse setzt Fyne Audio statt auf des häufig verwendetem MDF auf Sperrholz aus Birke, das unter anderem den Vorteil hat, dass es sich im Querschnitt des Lautsprechers gut in die Form einer klangförderlichen Laute biegen lässt. Als Oberfläche, die bei den Test-Modellen im Hörzimmer echt ein Traum ist, stehen weiß, schwarz sowie wie in meinem Fall Walnuss-Funier zu Verfügung. Alle drei gibt es in Hochglanz. Fast hätte ich es vergessen, aber da ich gerade über das Gehäuse schreibe: Auf der Rückseite der kompakten Lautsprecher gibt es ein standesgemäßes Bi-Wiring-Anschlussfeld. Weiter oben habe ich es schon angesprochen, das Wort Regallautsprecher. Kann man machen, muss man aber nicht, auf Stands erreicht man mit den Fyne Audio F701 wesentlich bessere Klänge als auf dem Sideboard. Fyne Audio bietet daher die passenden Lautsprecherständer FS8 für 1.300 Euro an, die sich fest mit den F701 verschrauben lassen.

Fyne Audio F701 – Technische Daten
  • Koaxial-Regallautsprecher
  • 2-Wege System mit nach unten abstrahlender BassTrax™
  • Tractrix Diffusor Schallführung
  • 1* 200 mm IsoFlare™ Punktschallquelle mit Fasermembran
  • FyneFlute™ Randeinspannung Tief-Mitteltöner
  • Druckkammer-Hochtöner mit 25 mm Magnesiumkalotte und Neodymmagnet
  • Wirkungsgrad: 91 dB bei 2,83 V / 1 m
  • Nennimpedanz: 8 Ohm
  • Frequenzgang: 35 Hz – 34 kHz (-6 dB)
  • Trennfrequenz: 1,7 kHz
  • Größe: 27,8*38,9*46,5 cm (B*T*H)
  • Gewicht: 13,6 kg / Stück
  • Hochglanz-Ausführungen: Schwarz, Weiß, Walnuss
  • Paarpreis: 5.800 €

Fyne Audio Standfuß FS8

  • Optionaler Standfuß für Fyne Audio Kompaktlautsprecher
  • Spezielle Befestigungspunkte für F700, F701 und F1-8
  • Aluminiumprofil-Mittelsäule mit integriertem Kabelmanagementsystem
  • Aus Aluminium gefräster Sockel für einfache Nivellierung
  • Sockel aus zwei 8 mm per Distanzhalter getrennten Aluminium-Platten
  • Spikes sowie Aluminiumteller zum Schutz des Bodens liegen bei
  • Farbvarianten: Satiniert / schwarz eloxiert / poliert
  • Standhöhe ohne Spikes: 644 mm
  • Maße Topplatte 16,0*25,0 cm (B*T)
  • Maße Fußplatte 34,8*40,0 cm (B*T)
  • Gewicht: 9,8 kg je Standfuß
  • Paarpreis: 1.300 €

Koaxial-Lautsprecher Fyne Audio F701 mit Rega Aethos und Röhren-Vollverstärker FEZZ Audio Titania Evolution.

Fyne Audio F701 – Der Klang

Ein Samstagnachmittag im August 2023, draußen scheint die Sonne, wir haben im Freien locker über 35 Grad, und drinnen ist es auch nicht wirklich kühler. Wie gerne würde ich jetzt bei einer erfrischenden Brise am Strand unter einer Tamariske liegen. Stattdessen sitze ich daheim auf dem Sofa und höre mir Lautsprecher an, die Fyne Audio F701. Da muss ich jetzt wohl durch, nur mit faul rumsitzen wird der Test der Regallautsprecher halt auch nicht fertig. Und Spass macht es ja auch, sich mit den neuen Lautsprechern zu beschäftigen.

Und so hole ich mir etwas griechisches Feeling nach Hause. Auf Dalkas 88,2 habe ich im Radio neulich „An Eisai Ena Asteri“ von Nikos Vertis gehört, ein Lied mit einer wunderschönen Melodie. Über Qobuz – praktisch das es so einen Streamingdienst gibt – hole ich mir zum Hören der Fyne Audio F701 besagtes Lied in besserer CD-Qualität heim. Eine wunderbare Stimme schwebt durch den Raum, sie erreicht nicht nur meine Ohren, sondern auch meine Seele. Der Text ist, so wie es sich bei einem solchen Lied – der Grieche sagt Laiko dazu, der Deutsche Schlager… – gehört, wunderbar schmalzig. „Αν είσαι ένα αστέρι που φως θα φέρει στην άδεια μου ζωή“ – „Wenn du ein Stern bist um Licht in mein leeres Leben zu bringen“, alter Schwede ist das ein Text! Egal, der verträumte und dennoch saubere Gesang wie auch die Melodie berühren mein tiefstes Inneres! Bevor ich nun aber im Meer der Tränen davonschwimme, lege ich doch lieber mal was Flotteres auf…

Zu wild soll es dann aber auch nicht gleich werden. Ein guter Übergang ist für mich die Ballade „Alone In The Morning Alley“ von Hemi Hemingways Album Strangers Again. Die Stimme des Sängers ist noch klarer aufgenommen als die von Nikos Vertis, behält aber dennoch eine gewisse Sanftmütigkeit. Der komplette Gegensatz dazu ist die teilweise leicht aggressiv und teilweise verzerrt gespielte E-Gitarre, da gehen die Fyne Audio F701 schon in Richtung sehr ehrlicher Charakter mit Biss. Ich finde es interessant, wie der Koaxial-Lautsprecher mit den beiden komplett gegensätzlichen Klängen in einem Lied umgeht und diese auch dementsprechend differenziert wiedergibt. Da ist jetzt nichts mehr mit Schmalz, das ist einfach nur entwaffnende Ehrlichkeit.

Einen Gemütlichen gönne ich mir noch, das Niklas Knudsen Trio mit der Western Music Box mit 96 kHz und 24 Bit. Das Album läuft bei Qobuz unter der Rubrik Jazz, diese Kategorisierung ist auf den ersten Blick schon etwas verwunderlich beim Titel, doch gut nachvollziehbar beim Hören der entspannten Musik. Der Besen streicht mit einer guten, aber nicht exorbitanten oder gar nervenden Auflösung über das Becken. Passend zum Musikstil ist das Schlagzeug locker und relaxt, was die Fyne Audio F701 gekonnt rüberbringen. Der Stehbass wird vom BassTrax Bassreflex gut konturiert wiedergegeben, geht jedoch entsprechend der Lautsprecher-Größe nicht in die allertiefste fette Etage, was kleineren Räumen entgegenkommt. Mit der auf diesem Album gelegentlich vorkommenden E-Gitarre gehen die kompakten Lautsprecher klanglich ähnlich einer Fender um, die angenehm melodiös jammt.

„Hey Now“ singt Hannah Reid von London Grammar mit klarer Stimme, die Fyne Audio F701 interpretieren dies musikalisch angehaucht. Anfangs etwas zu sehr ins Ohr gehend, sagt mir Hannah bei einer leichten Einwinkelung der Lautsprecher von rund 15 Grad am Meisten zu. Der einsetzende Bass hinterlässt bei mir einen kräftigen Eindruck, um noch etwas mehr Definition zu bekommen rücke ich die Koaxial-Lautsprecher daher noch etwas weiter von der rückwärtigen Wand ab, so ab einem Abstand von rund 60 cm rastet der Tiefton dann sauber ein. Die soeben vorgenommene Maßnahme tut auch dem auf elektronischem Wege hergestellten und organisch klingendem Gewabere gut, dass sich in der Tiefe ungefähr auf Achse der Kompaktlautsprecher bewegt und von links nach rechts lückenlos staffelt.

BossHossVollends Schwung in die Hütte kommt dann mit „Don’t Gimme That“ von The BossHoss. Das ist eine Musik, die gerne etwas lauter gespielt werden möchte, nein, muss, das kennt man bei diesem Lied. Bis hin zur Zimmerlautstärke ist es ganz okay, aber noch nicht wirklich mitreißend. Doch darüber, wenn ich den Lautstärkeregler weiter aufdrehe, geben die Fyne Audio F701 und The BossHoss so richtig Schmackes, da sind die beiden Paare nicht mehr zu bremsen. Wenn ich dann noch mehr Gas gebe, passiert nichts, außer das es halt lauter wird und der Klang klar bleibt. Der Bass fegt durch die Gegend und bleibt wie es sich gehört definiert. Auch die schmissigen Bläsersätze lassen nichts zu wünschen übrig mit ihrer klaren und durchsichtig knackigen Art.


Fyne Audio F701 – Fazit

Die Regal-Lautsprecher Fyne Audio F701 sind mit ihrem Koaxial-Aufbau keine 08/15 Technik und von der Verarbeitung her erste Sahne. Wer einen Schmuselautsprecher sucht, wird bei den Briten nicht fündig. Die Koaxial-Lautsprecher sind gedacht für die Liebhaber klarer und sauberer Klänge. Eine sorgfältige Aufstellung der Fyne Audio F701 ist erforderlich, dann erreicht man eine lückenlose Darstellung mit guter Fokussierung. So positioniert behalten sie auch bei schwungvoller dynamischer Musik mit knackigem Grip auch auf kurvigen Strecken stets die Bodenhaftung.


Im Test

Koaxial-Regallautsprecher
Fyne Audio F701
Hochglanz-Ausführungen: Schwarz, Weiß, Walnuss
Paarpreis: 5.800 €
Größe: 27,8*38,9*46,5 cm (b*t*h)
Gewicht: 13,6 kg / Stück


Vertrieb

TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau

Tel.:  +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE, Röhren-Vollverstärker FEZZ Audio Titania Evolution Line
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Monitor Silver Audio 200 7G
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight


Bei uns HiFi-IFAs ebenfalls im Test von Fyne Audio der Koaxial-Standlautsprecher F501 SP

Test: Fyne Audio F501 SP – schlanker Koaxial-Standlautsprecher mit Dynamik

About Author

Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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