Mein erstes Mal mit den Koaxial-Lautsprechern F501 von Fyne Audio hatte ich auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2018. Was ich dort zusammen mit Falk gehört hatte, war nicht ohne. Okay, das ist jetzt schon ein paar Tage her, aber im Hinterkopf schwirrten mir die kleinen Engländerinnen immer noch herum. Und so habe ich zu Weihnachten ein Paar der Fyne Audio zum Test bestellt. Der TAD-Audiovertrieb hat sich dann aber doch noch ein paar Tage Zeit mit dem Versenden gelassen. Dies allerdings war dann – wie sich herausgestellt hat – dem Brexit geschuldet. Freudige Überraschung meinerseits: Ich erhielt zudem dann noch die getunte Version dieser Standlautsprecher, die Fyne Audio F501 SP, den neuesten Streich von Dr. Paul Mills.
Fyne Audio F501 SP – Technik
Wenn man sich die Lautsprecher von Fyne Audio so anschaut, steigt doch ein sehr großer Verdacht in einem auf. Ja, die Fyne Audio F501 SP schauen so aus, als würden die kleinen Engländerinnen mit ihrer Höhe von knapp einem Meter von Tannoy stammen. Was in gewissem Sinne auch nicht unbegründet ist, haben doch der Chefentwickler Dr. Paul Mills und einige seiner Kollegen viele Jahre für diesen englischen Lautsprecherhersteller gearbeitet. Die schlechtesten Voraussetzungen sind das also nicht. Und auch, wenn ich mich so an die Feten meiner Jugendzeit erinnere, bei einem Freund von mir spielten sie immer toll auf, diese Engländerinnen.
Entstanden sind die F501 SP wie auch die größere Schwester F502 SP aus dem Gedanken heraus, die High End Gene der großen Fyne Audio Modelle auf kleine und preislich erschwinglichere Lautsprecher zu übertragen. Und so mehr Hörern diesen hochwertigen Klang zu ermöglichen. Übrigens ein – nicht nur bei HiFi – oft gewählter und logischer Weg, dass neuere günstigere Modelle von den Entwicklungen der teuren Geschwister profitieren. Und so haben die Schotten kurzerhand einige ihrer Erfahrungen aus der Treiber-, Gehäuse- und Frequenzweichen-Entwicklung den SP-Modellen spendiert.
Von ihrer Konstruktion her sind die F501 SP 2,5-Wege Koaxial-Lautsprecher, die im Tiefton durch einen Downfire-Bassreflex unterstützt werden. Beim Koaxial-Chassis IsoFlareTM , das von den größeren F700 Lautsprechern abgeleitet ist, geht es nicht darum Platz zu sparen, wie vielleicht manch einer vermuten könnte, sondern dem Ideal einer Punktschallquelle nahe zu kommen, also das Orten einzelner Chassis beim Hören zu vermeiden. Ganz tricky hat Mills dabei den Hochtöner als Horn im Tiefmitteltöner versteckt. Einen weiteren Vorteil hat die Ausbildung als Horn: Es kann ordentlich laut spielen. Für die Verarbeitung der hohen Frequenzen besitzt es einen Kalotten-Hochtöner aus Magnesium, dieses Material soll eine sehr saubere und kontrollierte Abstrahlung der Frequenzen ermöglichen.
Die Gummisicke, die den Tief-Mitteltöner umgibt, ist in ihrer Struktur geriffelt, wodurch sie stabilisiert wird und daher die Membran sauber führt. Auch dieses Detail wurde der großen F700 Serie entlehnt. Ebenso wie die BassTrax Schallführung im massiven Aluminium Standfuß. Zwischen den beiden im Bild sichtbaren Aluminiumplatten hat der Tieftöner seinen den Bass verstärkenden Reflex-Austritt. Durch diese Konstruktion bleibt auch bei einer Höhenverstellung der Lautsprecherfüße der Abstand zwischen den beiden Platten – und damit der Schallaustritt – immer gleich, und bietet so dem Bassreflex die immer gleichen akustischen Verhältnisse. Diese Konstruktion soll die Aufstellung der Lautsprecher insbesondere im Bassbereich vereinfachen.
Rückwärtig an den in Europa hergestellten Gehäusen – drei verschiedene Dämmstoffe verwendet Fyne Audio im Inneren – befindet sich das solide ausgeführte Bi-Wiring Anschlussterminal, das per fünftem Pol sogar eine Erdung der Lautsprecher-Chassis ermöglicht. Im Inneren der F501 SP geht es dann weiter mit silberplattierten Van Den Hul High-End Kabeln. Die Frequenzweichen werden von Hand mit hochwertigen Bauteilen hergestellt. Als sehr praktisch und leicht bedienbar empfinde ich übrigens die von oben in der Höhe verstellbaren Spikes, die in den Lautsprecherfüßen montiert sind.
Ein paar technische Daten
- 2 ½ Wege, Doppelkammergehäuse mit nach unten abstrahlender BassTrax™ Tractrix Diffusor Schallführung
- Bestückung: 1 x 150mm IsoFlare™ Punktschallquelle mit Fasermembran und FyneFlute™ Randeinspannung sowie Druckkammer Hochtöner mit 25mm Magnesiumkalotte und Neodymmagnet. Bassunterstützung durch 1 x 150mm Tiefmitteltöner mit Fasermembran und FyneFlute™ Randeinspannung
- Empf. Verstärkerleistung: 30 – 180 Watt
- Wirkungsgrad: 91 dB
- Nennimpedanz: 8 Ohm
- Frequenzgang: 36 Hz – 34 kHz (-6 dB)
- Trennfrequenz: 250 Hz und 1,7 kHz
- Größe: 98,4*28,8*31,8 cm
- Gewicht: 21 kg je Lautsprecher
- Hochglanz Schwarz oder Weiß, Walnuss
- 3.500 €, 4.000 € / Paar
Fyne Audio F501 SP – Klang
„Hätt‘ auch anders kommen können“ ist das deutschsprachige Album mit dem gemeinhin recht nuschligen Gregor Myle. Wie mag seine Stimme wohl über die kleinen Standlautsprecher kommen? Ich bin positiv überrascht. Sehr klar und sauber erscheint gleich zu Anfang des Liedes „Von ganzem Herzen“ ein Damenchor, den ich von anderen Lautsprechern etwas süsslicher und verführerischer kenne. Etwas zu scharf für meinen persönlichen Geschmack ist diese Ausrichtung allerdings. Deshalb spiele ich ein wenig mit den drei unterschiedlichen Filtern meines Streamers, und komme so meinen Hörgewohnheiten etwas näher. Ebenso sauber vernehmbar wie die Stimmen ist auch der Besen des Schlagzeugers. „…Ich hätt‘ wohl ziemlich viel versäumt…“ singt Gregor Myle im Titellied seines Albums. Über die F501 SP versäume ich nichts, die Detailfreudigkeit der Fyne Audio ist schon ausgesprochen gut.
Unser Testklassiker „Swingin‘ Safari“ mit Bert Kaempfert muss natürlich auch mal wieder sein. Die Fyne Audio F501 SP bleiben ihrem klanglichem Charakter treu und die Klarheit in der Interpretation der Musik zieht sich weiterhin durchs Programm. Griffig und körperhaft höre ich die Bassgitarre auf der linken Seite und die Trompete begleitet diese sehr klar und energiereich. Etwas mehr Emotionen wünsche ich mir schon, der Swing will sich nicht so richtig in meinen Füßen einstellen. So ganz glücklich bin ich mit der Darbietung noch nicht. Doch die Worte von Pavel Ilitschov vom TAD Audio Vertrieb klingen mir noch im Ohr, kurz vor dem Test hatten wir telefoniert. 500 Stunden Einspielzeit, so seine Worte, benötigen die Lautsprecher von Fyne Audio schon. Ganz schön lange, denke ich so bei mir, aber was solls, ich habe ja Zeit. Und so dürfen die F501 SP auch des Nächtens hinter der verschlossenen Wohnzimmertür vor sich hindudeln.
Eines Nachmittags, ich war zuvor mit meiner eigentlichen Arbeit unterwegs und komme nach Hause, sagt mir die Dame des besagten: Du, horch mal, da hat sich echt was getan mit den neuen Lautsprechern. Was ich natürlich sogleich überprüfe. Also nochmal von vorn das Ganze. Und horch da, ihren Grundcharakter haben die F501 SP nicht geändert, muss ja auch nicht sein. Aber jetzt, nach dem langen Einspielen, kommen auch Emotionen ins Spiel. Die Bassgitarre bei „Swingin‘ Safari“ ist weiterhin sehr stramm und knackig, hat jetzt allerdings einen Schuss Wärme und Geschmeidigkeit bekommen. Und die Trompete strahlt etwas güldener und ich empfinde sie natürlicher als zuvor. Dazu kommen rechts die Flöte und mittig angeordnet das Schlagzeug. Ja, übersichtlich angerichtet wird alles, die Anordnung der Mitspieler haben die Fyne Audo F501 SP bestens im Griff.
Was Friend ‚N Fellow aus dem gut abgehangenen Klassiker „My Baby Just Cares For Me“ so machen, finde ich schon beeindruckend. Und so auch hier über diese Standlautsprecher. Sehr körperhaft, griffig und sichtbar erscheinen die Stimme der Sängerin Constanze Friend und das Zupfen der Gitarre von Thomas Fellow. Geschmeidiger als mit dem höchst neutralen Vollverstärker Technics SU-G700 spielen die Fyne Audio F501 SP übrigens an der Endstufe Cambridge Audio 851W. Eine sorgfältige Wahl der Elektronik ist also unabdingbar, und das Probieren ist es ja auch, was den Reiz an unserem Hobby ausmacht.
Eine komplett andere Musikrichtung sind nun BossHoss mit „Don’t Gimme That“. Uiii, da geht aber die Post ab im Basskeller, Dynamik ist wohl der zweite Name dieser Lautsprecher. Ein wenig Feintuning an der Aufstellung ist noch erforderlich, wie ich jetzt feststelle. Fyne Audio empfiehlt mindestens 50 cm Abstand zur rückwärtigen Wand. In meinen heimischen vier Wänden gelange ich dann bei ungefähr 60 cm an, dann steht ein knochentrockener Bass vor mir. So kann ich es nun richtig knacken und fetzen lassen. Und ich bin bass erstaunt und verblüfft wieviel Energie aus diesen kleinen Dingern kommt. Auch an 1812 mit Erich Kunzel und dem Cincinnati Pops Orchestra, die muss ich mir jetzt noch gönnen, verschlucken die F501 SP sich nicht. Laut und krachend knallen die Kanonen. Sind irgendwelche Unsauberkeiten zu hören? Nein, nicht die Spur!
Fyne Audio F501 SP – Fazit
Wer einen kleinen dynamischen Koaxial-Standlautsprecher mit Power sucht, sollte sich die Fyne Audio F501 SP anhören. Sie sind Freunde der klaren Ansage und wünschen ein wenig Aufmerksamkeit bei der Zusammenstellung mit der Elektronik, dann jedoch erreichen den Hörer Sauberkeit und Durchsichtigkeit gepaart mit sehr hoher Neutralität. Und die Kraft und Energie, die die schlanken Säulen besitzen, ist schlicht und einfach umwerfend.
Im Test
Koaxial-Standlautsprecher
Fyne Audio F501 SP
Paarpreis: 4.000 € Hochglanz Schwarz oder Weiß
Paarpreis: 4.600 € Hochglanz Walnuss
Größe: 98,4*28,8*31,8 cm
Gewicht: 21 kg / Stück
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD/SACD- & Netzwerkplayer Technics SL-G700
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Digital-Verstärker Technics SU-G700
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, 501
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8