Die High End 2023 hat nun genau so lange geschlossen, wie sie geöffnet war: 4 Tage. Genaugenommen war die Leitmesse der Branche in Europa für 1800 Minuten den Fachbesuchern und der Presse geöffnet, Interessenten hieß die HighEnd Society am Samstag und Sonntag des vergangenen Wochenendes willkommen. Bei über 1000 ausgestellten Marken blieb also dem einzelnen Fachbesucher weniger als zwei Minuten je Marke, um sich mit ihr zu beschäftigen. Brutto, also ohne Pausen, Wegezeiten etc. . Ihr merkt also, das ist zwar nur Zahlenspielerei, macht aber das gewaltige Ausmaß der Show greifbar. Und das mit den vielen Neuigkeiten, die die Hersteller und Vertriebe bereit hielten… Wir HiFi-IFAs präsentieren euch handverlesen in fünf Rundgängen, was uns in der knapp bemessenen Zeit auf dieser beeindruckenden HiFi-Show an Neuheiten interessierte. Hier nun Rundgang zwei, der gleich mit dem Hörraum anfängt, in dem für viele Besucher die Anreise endete: dem Automobil.
Im Foyer präsentierte FOCAL sein exklusives Inside-Kit P60 LIMITED EDITION Kit für den Porsche 911 (Baureihe 992) und begrüßte mit eben diesem die Besucher, die in die Hallen des MOC (Munich Order Centers) strömten. Fahrer von neueren Panameras, Cayennes oder Taycans, die am Sound schrauben wollen, müssen nicht traurig sein. Auch hier passt das Kit. Schaut in unsere News.
Excited by Exciters. Die Firma Silberform, die viele aus dem Automobilumfeld aus dem Modellbau kennen, beschäftigt sich schon sein Jahren mit der Exciter-Technologie. Ich durfte die ersten Schritte bereits 2016 im Prototypen-Stadium bestaunen. Seit dem ist Silberform dabei, die Technik serienreif ins Auto zu bringen und war auf der High End mit einem Fahrzeugprototypen am Start: einer akustisch sicher nicht einfachen G-Klasse in der (aufgehübschten) Militärversion. Exciter sind, wenn man so will, Lautsprecherchassis ohne Membran. Sie regen die Oberfläche an, mit der sie verbunden sind. Einige kennen vielleicht Exciter für den Schreibtisch, in diesem Fall dient die Platte als Übertrager. Im Automobil können dies beispielsweise Verkleidungsteile sein. Ein DSP korrigiert dabei den Frequenzgang. Besonderheit im ausgestellten Fahrzeug: der Hybrid-Modus, bei dem auch konventionelle Lautsprecher speziell für den Hochton mit einsteigen. Dieser endet bei Excitern früher als bei anderen System. Im Bass arbeitete ein klassischer Subwoofer. Im Gespräch mit Jürgen Müller, Chef von Silberform, konnte ich mich auch vom vielversprechenden Klang überzeugen.
Eher Silent stand das Ausstellungsfahrzeug von Silent Wire in der Halle. Passt ja zum Namen. Wohltuende Abwechslung für die Augen der HiFi-Fans, die auch der Klassik-Automobil- und Tuning-Szene nicht abgeneigt sind.
Weiter zur Pressekonferenz vom Vertrieb Audio Reference aus Hamburg, der mit seinen 15 Marken auf der High End 2023 ein ebenso umfassendes wie beeindruckendes Portfolio präsentierte. Zugegebenermaßen nichts für den schmalen Geldbeutel – aber man darf sich auch gerne mal zum Staunen bringen lassen, ohne gleich ein Ausstellungsstück mit nach Hause nehmen zu wollen. Klasse fand ich, dass Wilson Audio ein Paar Lautsprecher nebst Subwoofer in unserer HiFi-IFAs CI-Farbe orange mitgebracht hatte. Zwar nicht extra für uns, sondern eher zufällig. Aber man wird ja noch träumen dürfen 😉
Weltpremiere feiert hier auch die Perlisten S7t LIMITED EDITION, die ausgiebig bestaunt wurde. Das ist der Lautsprecher auf dem Sockel – besser in der Fotogalerie mit den Präsentatoren zu sehen.
Und das fand ich wirklich klasse, das von jeder ausstellenden Firma ein hochrangiger Vertreter, oder einige Ikonen der HiFi-Branche selbst, wie Dan D’Agostino, ihre Produkte vorstellten. Es moderierte der Chef und das Gesicht von Audio Reference Mansour Mahmaghani, es stellten sich vor (von oben links nach unten rechts): AR (Vertrieb), Dan D’Agostino (Elektronik), Wilson Audio (Lautsprecher), VTL Elektronik), VPI Industries (Plattenspieler), Vicoustic (Raumakustik), Perlisten (Lautsprecher), Nordost (Kabel), Meridian (Lautsprecher), dCS (digitale Elektronik), Krell (ELektronik), Bassocontinuo (HiFi-Racks)
Und nicht selten war die Foto-Kulisse ein Setup mit Dan D’Agostino sowie dCS Elektronik und Wilson Audio Lautsprechern. Hier bedankte sich Mansour Mamaghani, der sich bescheiden, aber sicher nicht zu Unrecht, als Gesicht des Hamburger Vertriebes identifizierte, beim gesamten Audio Reference Messe-Team für die tolle Gemeinschaftsleistung. Ein feiner Zug.
Bus Stop. Im traditionellen roten, englischen Linienbus erklärte Tony Scott von Cambridge Audio die unterschiedlichen Serien wie AX, CX, MX, EVO und Edge. Besonderes Augenmerk richtete er auf das neue Evo CD Laufwerk, das passend zum All-In-One-Streaming-Verstärker EVO konzipiert wurde und dessen D/A-Wandler zur Wiedergabe nutzt. Die Kollegen zeigten sich interessiert und fotografierten fleißig mit.
Volles Programm im Sound Performance Lab. SPL hat so Einiges neues aus dem Portfolio der Professional Fidelity Serie aufgefahren. Schwerpunkte sind Endstufen (Stereo und Mono), Vorverstärker, Kopfhörerverstärker und einiges mehr. Unten links im Bild ist der brandneue Diamond DAC, der die Produktlinie abrundet – dank Volumenregelung kann er direkt mit der darunter stehenden Endstufe Performer s800 spielen. Rechts im Bild der Vorverstärker Director Mk2.2 sowie die potente Stereo-Endstufe Performer s1200. Beide hatten wir zum Test (den Director noch als Mk2).
Einen großen, einladenden Stand hatte auch sonoro aus Neuss. Hier erfuhren wir unter dem Siegel der Verschwiegenheit einige Neuigkeiten, die wir (noch) für uns behalten müssen – und eigentlich habe ich sie gemäß Versprechen auch schon wieder vergessen 😉 Bei sonoro bewegt sich was, soviel sei gesagt. Es wird spannend. Gut tat auch die Einkehr am Stand und der Retro-Genuß – zumindest für mich – einer kühlen Bluna Limonade.
In der Ausstellung war das gesamte aktuelle Portfolio zu sehen, in dessen Zentrum natürlich die bekannten kompakten All-In-One-Systeme standen sowie auch die neueren HiFi-Einzel-Komponenten. Gut gelaunt stellte die Belegschaft des Hörraums die neuen Reallautsprecher ORCHESTRA Gen2 und SLIM (HiFi-IFAs-Test) vor. Außen spielend zum Vergleich die GRAND ORCHESTRA (HiFi-IFAs Test). Quelle und Verstärker der Streaming Receiver MAESTRO (HiFi-IFAs Test) nebst Plattenspieler PLATINUM (HiFi-IFAs Test). Wie man also die sonoro Komponenten zu einer Sounds Clever Anlage zusammenstellt, erfahrt ihr im nächsten Rundgang von Bernd.
Im Eck von Halle 3, am Übergang zu Halle 4, hatten die beiden Supra Cables Spezialisten Gerd Kopistecki und Stefan Eisenhardt alles im Blick. An ihnen kam (außer Bernd mit schnellen, entschlossenen Schritten – der aber nicht unbeobachtet blieb 😉 ) fast keiner vorbei. Neu, auf vielfachen Wunsch, die Steckdosenleisten mit USB-Anschlüssen – ein praktisches Detail bei ständig wachsender Zahl von USB-Steckernetzteilen – , sowie den neuen Signalkabeln mit XLR und RCA Konfektionierung mit verdrilltem Innenleiteraufbau.
Noch ein kurzer Abstecher zu Antipodes Audio aus Neuseeland, Fachleute für edle Musikserver, Player und Reclocker. Der aufwändige und fantastisch spielende OLADRA ist das absolute Flaggschiff der Antipoden. Den OLADRA hatten wir bereits als erstes deutsches HiFi-Magazin zum Test, sowie weitere Modelle der K-Serie, die nun anhand der konzeptionellen Idee des großen Vorbildes neu und modular aufgestellt wurde. So ist schrittweises Ergänzen von Funktionalität (z.B. Reclocking) möglich. Tiefer gehende Einblicke in die K-Serie gab das Ausstellungsstück im Foto unten.
Einblicke gab im Hörraum in den oberen Stockwerken auch Yamaha Europe mit den Standlautsprechern NS-2000A und den neuen, aufgeständerten Kompaktlautsprechern NS-800A. Relaxter Sound, der zum Verweilen einlud. Sie spielten an den ebenfalls neuen R-N100A / R-N800A (siehe auch Bild unten). Schönes Detail: ihr feines OLED Display. Neben der Vollverstärkung erlaubt die Digital-Abteilung auch die Nutzung als DAC oder Streamers via MusicCast.
Noch tiefere Einblicke – und Höreindrücke – gab es im Separee, in dem der brandneue Edelkopfhörer Yamaha YH-5000se spielte (Preis: um 5.500 Euro). Lange Jahre Entwicklungsaufwand zeichneten sich in jedem Detail ab: nicht nur im Antrieb des leichten Magnetostaten, auch im Gehäuse bis hin zur Lochung der Gitter. Mit zugegen war der Entwickler der Pretiose, der gerne Rede und Antwort stand. Der offene, ausgewogene Klang erweckt den Wunsch auf ein intensiveres Hörvergnügen. Ihm zur Seite stand ein Vorserien-Modell des passenden Kopfhörerverstärkers, der auch die „5“ der Yamaha Referenzmodelle tragen wird. Er kann auch als audiophiler Vorverstärker für Endstufen oder Aktivlautsprecher eingesetzt werden.
Auf dem Weg zur der Empfehlung von Malte Ruhnke („das bläst euch weg“) ging es auch vorbei an einem stummen Setup von Klipsch, die dort die Komponenten ihrer Reference Heimkino-Lausprecherserie ausstellten, sowie den 11.2 Kanal AV-Receivern TX-R270 von Onkyo. So lässt es sich wohl im Heimkino aushalten.
Was Malte allerdings anpries, spielte im Hörraum gegenüber: die Klipsch Jubilee 75th Anniversary Edition. Lautsprecher in einem Format, das man sonst nur vom schwedischen Möbelhaus oder chinesischen Hochzeitsschränken kennt. Sie spielten standesgemäß an feinster Elektronik von McIntosh. Und ja, Malte hatte recht, das Publikum wurde ordentlich geföhnt, aber mit de luxe Sound, der Spaß machte und bei aller Macht nicht aufdringlich sondern sehr musikalisch wirkte.
Eine Nummer Größer ging es dann doch noch. So was habe ich tatsächlich bisher noch nicht gesehen. Freunde chinesischer Möbel und Geschirrs haben sich sicher am großflächig aufgebrachten, landestypischen Lack erfreut, den HiFi-Fan erstaunte unweigerlich das 4 Wege Hornsystem mit je einer Bass-Lautsprechersäule pro Kanal – 5 Kanäle also insgesamt im Super Dragon Sound System. Wenn ich das chinesische Schild richtig gedeutet habe, bringt jeder Stereo-Kanal (!) in Summe 2.500 kg auf die Waage. Dazu kommt noch die Elektronik-Phalanx. Der Sound war dafür erstaunlich ausgewogen und losgelöst – natürlich aber nichts für den Nahbereich, passend eher für Palast oder Industrie-Loft. Bitte fragen Sie noch Ihren Architekten oder Statiker, den sich der solvente Kunde sicher nicht erst aus den gelben Seiten raus suchen muss… 😉
Wohnraumfreundlicher geht es mit den deutlich kleineren Aktiv-Lautsprechern aus der AVIATOR-Serie – die trotzdem noch 35kg (ohne Stands) wiegen. Sie sind mit Stands oder Fuß erhältlich, haben zwei getrennte Gehäuse-Abteilung für Horn und Bass sowie auf der digitalen Seite Bluetooth und DAC.
So, dass war’s mit Rundgang 2 mit einer Menge Neuheiten. Mir taten vom Laufen die Füße weh und die Kehle war vom Reden trocken. Nach diesem China-Kracher ist also erstmal Feierabend. Weiter geht es die Tage bei den HiFi-IFAs mit Rundgang 3 und als Gegenentwurf zur Gigantomanie stellt Bernd dann die Sounds Clever Anlagen vor – und berichtet über die von Dimi Vesos moderierte, aufschlussreiche Podiumsdiskussion Future-Fi, bei der er on stage mittendrin dabei war.
Fotos: F. Visarius