Im dritten Bericht von der High End 2023 in München berichten wir über gutes und günstiges HiFi unter 5.000 Euro. Dazu hat die High End Society eigens den Slogan „Sounds Clever“ kreiert. Eine, wie wir HiFi-IFAs finden, hervorragende Idee. Schließlich hat nicht jeder gleich 5- oder 6- stellige Summen im Geldbeutel frei verfügbar für eine gute HiFi-Anlage. Wobei es finanziell nach oben ja keine Grenzen zu geben scheint und die alleinige Fokussierung auf diese luftigen Regionen wäre unserer Meinung nach ein unguter Trend. Doch genug des Geschwurbels, zurück zu Sounds Clever, das einen Kontrapunkt setzt. Alle diese an dieser Aktion teilnehmenden Anlagen konnte ich aufgrund des großen Getümmels auf der High End leider nicht in Augenschein nehmen. Ein paar der Sounds Clever Teilnehmer haben auch ein wenig geschummelt, haben sie doch das in fast jedem Haushalt vorhandene Smartphone als Musik-Quelle deklariert, was das Ganze HiFi-technisch natürlich etwas günstiger macht. Doch warum auch nicht, auch so kann man beispielsweise prima streamen. Deshalb habe auch ich ein wenig geschummelt, und zwei andere günstige HiFi-Anlagen mit in den Bericht aufgenommen…
Eine feines Gespür für preiswertes HiFi hat Dietmar Hölper und sitzt mit den von HVH vertriebenen Produkten fest im günstigen HiFi-Sattel. Eine sichere Bank dafür ist er definitiv, also galt ihm bei meinem Rundgang und dem Abklappern der Sounds Clever Anlagen mein erster Besuch. Gleich zwei preiswerte Anlagen mit einem aufgerufenem Preis von jeweils unter 5.000 Euro hatte er mit im Gepäck.
Mit einer Summe von 4.699 Euro blieb Anlage 1 gerade mal so unter der magischen Marke. Als Quelle diente der CD-Player Pier Audio CD-880 SE für 1.799 Euro mit Röhren- und Transistorausgangsstufe. Für die Verstärkung war der Vollverstärker Pier Audio MS-580 SE für 1.599 Euro zuständig, welcher die Standlautsprecher Indiane Line Tesi 561 für 749 Euro anfeuerte. Verkabelt waren die HiFi-Komponenten dann mit Melodika-Kabeln aus Polen. Nicht nur ich, sondern auch die vielen Besucher waren ob der weiträumigen wie auch natürlichen Klänge erstaunt. „Wie, mehr kostet das hier nicht?“ ein oft gehörter Satz.
Für die HiFi-Anlage Nummer 2 ruft Dietmar Hölper gerade mal 2.499 Euro auf. Auch hier wieder mit dabei: Indiana Line mit der Tesi-Serie. Die 261 (379 Euro) sind schlanke Kompaktlautsprecher und natürlich wiederum mit Verkabelung von Melodika. Neu im Programm bei HVH dagegen der Vollverstärker AMC XIA50se (849 Euro) mit Phono-Eingang und D/A-Wandler, auch neu im Vertrieb der CD-Player AMC XCDise (849 Euro). Preislich gesehen wurde da für manchen Zeitgenossen mit Kanonen auf Spatzen sukzessive die Lautsprecher geschossen, doch diese waren sehr angemessene Spielkameraden für die im Verhältnis etwas teurere Elektronik.
Nur ein paar Räume weiter entdeckte ich bei Pink Triangle einen kleinen Kraken, welcher den Vollverstärker Atoll IN200 Signature (1.750 Euro) vor begehrlichen Langfingern schützte. Die Kompaktlautsprecher EMIT 30 (1.500 Euro) steuerte Dynaudio bei und die Verkabelung für 65 Euro Van Damme. Von Audio Technica mit im Rennen der direkt angetriebene Plattenspieler 120XUSB (350 Euro) mit integrierter Phonostufe sowie USB-Ausgang in Verbindung mit dem MM-Tonabnehmer AT 540ML (250 Euro). In Summe kostete diese komplette HiFi-Anlage also 4.935 Euro. So hätte man noch Luft für zwei LPs.
Wer meint, dass ich mich verrechnet haben könnte, dem ist nicht so, da der günstige Plattenspieler für respektable 980 Euro von „The Funk Firm“ gepimpt wurde. Namentlich mit der Amp Mat (190 Euro), der Cobra Headshell (140 Euro), dem Houdini Cartridge (300 Euro) und den entkoppelnden Füßen Bo!ng Isolation Feet (155 Euro). Der Houdini entkoppelt den Tonabnehmer vom Tonarm und lässt ihm einen gewissen elastischen Spielraum. Da durch den Einbau dieses Entkopplers der Tonarm nicht mehr in der Waage liegt, benötigt man zusätzlich noch die höher bauende Headshell zusätzlich. Allerdings funktioniert dieses Prinzip naturgemäß nur bei Tonarmen mit SME-Anschluss. Klangliche Unterschiede zwischen gepimpt und ungepimpt konnte ich leider nicht feststellen, da nur der modifizierte Plattenspieler Audio Technica 120XUSB in der Vorführung seine Runden drehte. Interessant finde ich das Konzept auf jeden Fall.
Bei der High End Company gaben sich von Totem Acoustic der Verstärker Kin Amp II (890 Euro), die Standlautsprecher Bison Monitor (2.790 Euro) und die Tress Lautsprecherkabel (60 Euro) die Ehre, um die Hörer mit feinen Klängen zu verwöhnen. Bei einer Summe von 3.740 Euro bleibt dann noch genug Geld für den Erwerb einer Quelle übrig. Gestreamt wurde hier dennoch per Bluetooth und aptx HD, was wiederum den Vorteil hatte, seine Lieblingsstücke hören zu können. Obwohl die Bisons von ihrer Erscheinung her eher possierlich sind, spielten sie im Bass überzeugend auf. Und großartig waren sie auch in der Abbildung.
Ja wo ist sie denn die Sounds Clever Anlage von ELAC? Leicht verschämt in einer Ecke stehend habe ich sie dann doch gefunden. Viel Platz braucht das Konzept wirklich nicht, und defintiv auch nicht viel Geld vom Konto. Die komplette Kette, bestehend aus dem Plattenspieler Miracord 50 (499 Euro), dem aktiven Subwoofer Debut S10.2 und den ELAC Aktivlautsprechern ConneX DCB41 (529 Euro) ermöglicht für schmale 1.417 Euro auch dem sehr schlanken Geldbeutel in den Genuss von Musik zu kommen. Die Aktivlautsprecher sind mit ihrer großen Konnektivität für so gut wie alle Fälle gerüstet. Rein geht es per HDMI-ARC, Bluetooth apt X, USB-B bis 96 kHz / 24 Bit und optisch. Der Knaller, wie ich finde, ist der analoge Eingang, der sich ganz clever per Schiebeschalter auch noch auf Phono-MM umstellen lässt.
Reingeschummelt in den Sounds Clever Rundgang habe ich die Standlautsprecher Q Acoustics 5040 für 1.299 Euro das Paar. Dazu den Vollverstärker Cambridge Audio CXA81 für 1.199 Euro und den Netzwerkplayer Cambridge Audio CXN V2 für 999 Euro, die allesamt mit QED Kabeln verbunden waren. Das war schon HiFi-IFAs-Hammer verdächtig diese großzügigen Klänge. Sehr neutral und detailreich mit dem gewissen Touch an Charme, der mich einfach gefangen nahm.
Erst kürzlich hat unser Autor Alfredo Mascia die Sounds Clever QR 3 vom in-akustik Vertrieb zum Test daheim gehabt und von ihr in seinem Bericht geschwärmt. Das magische Dreieck, so sein Fazit, besteht aus dem Streaming-Verstärker Primare I15 Prisma MKII (1.900 Euro), den passiven Standlautsprechern Audiovector QR 3 (2.600 Euro) und den hauseigenen Lautsprecherkabeln in-akustik Referenz LS-104 Micro Air (499 Euro). Macht in Summe 4.999 Euro, ein Euro bleibt dann noch für die Trinkgeldkasse über 😉 Nun denn, nach einem Smalltalk mit Dieter Amann und Tobias Tritschler hörte ich kurz in die Anlage rein, und konnte mich der Meinung von Alfredo nur anschließen.
Bei sonoro in Halle 3 konnte man die guten Klänge der Sounds Clever Anlage nicht wirklich genießen, zu groß der Trubel hier in den Gängen, egal an welchem der vier Tage auch immer. Doch ich bin überzeugt davon, dass die Kombi genussvolles Hören ermöglicht, kenne ich doch den Plattenspieler sonoro PLATINUM (599 Euro) und Falk den All-In-One-Receiver sonoro MAESTRO aus eigenen Erfahrung und eigenen Tests. Und die Kompaktlautsprecher sonoro ORCHESTRA SLIM (999 Euro) laufen sich bei uns bereits ebenfalls zum Test warm. Das komplette Paket gibt es dann übrigens für 3.396 Euro käuflich zu erwerben.
Wer der Meinung ist, das die Schweizer nur teuer können, ist defintiv auf dem Holzweg, PIEGA kann auch Sounds Clever. Clever kombiniert haben die Schweizer den führenden Aktivlautsprecher PIEGA Ace 30 Wireless TX (1.140 Euro) mit seinem Slave Ace 30 Wireless RX (950 Euro), die auch noch Roon Ready sind, mit dem hauseigenen Subwoofer PIEGA Sub Medium (2.190 Euro). HDMI eARC-fähig sind die kleinen Kästchen auch noch, WiSA ist mit im Paket, Apple Airplay, Spotify Connect etc. Da ist dann auch noch das Geld über für ein paar Lautsprecherständer PIEGA Stand Ace (360 Euro). Macht komplett 4.640 Euro, die restlichen 360 Euro könnt ihr dann gerne auf einem schweizer Sparbüchli anlegen 😉
Gutes muss nicht teuer sein, und auch nicht teurer werden. Die HiFi-Komplettanlage Rega Sytem One wird sogar günstiger und kostet jetzt nur noch 1.299 Euro! So führt man die Jugend und auch den älteren HiFi-Nachwuchs gekonnt ins analoge Hobby. Das nenne ich mal wirklich „Sounds Clever“! Auch wenn Rega und der TAD Audio Vertrieb offiziell gar nicht mit bei der Aktion waren, sollen sie diesen Titel doch ehrenhalber erhalten. Für den der es genauer wissen will: In diesem Paket enthalten sind der Vollverstärker Rega io, der Plattenspieler Planar 1 sowie die Regallautsprecher Rega Kyte sowie Lautsprecherkabel mit einer Länge von 3 m. Also eine Plug and Play Anlage.
Ganz minimalistich schwäbisch gab sich Carsten Hicking von Audionext mit seinem Sounds Clever Konzept, das auch noch in die kleinste Studentenbude passt. Was passt zu so beengten Verhältnissen besser als ein Kopfhörer wie der Sendy Audio AIVA für 659 Euro und der Streaming-Verstärker Volumio Integro 1.199 Euro? Studentin oder Student können so Streaming-Dienste wie Qobuz nutzen. Oder auch – für Kommilitonen nervenschonend – den Fernseher anschließen. Wobei ich mir nicht wirklich sicher bin, ob die junge Generation dieses Medium noch nutzt. Auch weitere digitale und analoge Verbindungen sind noch möglich. Und sollten die Student*innen mal wieder etwas flüssiger sein, können sie später gerne mal ein Paar Lautsprecher an die Klemmen des Verstärkers anschließen.
Der Veranstalter der High End hatte übrigens noch eine weitere clevere Idee:
FUTURE-FI – What’s next
Eine Podiumsdiskussion über die Zukunft des HiFi unter der Leitung von Dimi Vesos. In welchem Medium sehen die Diskutanten die Zukunft der Musikwiedergabe?
Als Teilnehmer mit dabei von links nach rechts: Patrik Scholz – YouTuber Sound In Grooves, Markus Wierl – HiFi-Fachhändler und Akustik-Spezialist, Dimi Vesos – Moderator und YouTuber, Bernd Weber – HiFi-IFAs und Lars Baumann – Geschäftsführer ELAC.
Weiter geht es dann in den nächsten Tagen mit dem vierten Bericht über die High End 2023.