Audiophiler Einstieg auf exzellentem Niveau, so bezeichnet Audio Physic den Standlautsprecher Classic 8 auf seiner Homepage. Nun, für rund 2.500 Euro erwarte ich dann doch ein wenig mehr als lediglich einen Einstieg. Aber vielleicht stapeln die Sauerländer ja entsprechend ihrem bodenständigem Charakter einfach nur tief mit ihrer Aussage und überraschen mich im Test.
Audio Physic Classic 8 – Technik
Nach der Durchsicht des Lautsprecher-Programms auf der Homepage von Audio Physic erklärt sich dann auch die Aussage mit dem Einstiegslautsprecher. Die Classic-Serie beinhaltet schlicht und einfach die günstigsten Schallwandler aus Brilon. Ausgepackt sind die Classic 8 dann schnell und auch aufgestellt, zur Justierung legt Audio Physic sogar eine Dosenlibelle bei. Dazu werden lediglich kurz die höhenverstellbaren Spikes eingeschraubt, fixiert werden diese dann mit Rändelschrauben. Ein wenig Obacht sollte man auf seinen Boden geben, da den Standlautsprechern leider keine Unterlegscheiben beigelegt sind. Doch Mann weiß sich ja zu helfen, und verwendet bis zur endgültigen Positionierung der Klangsäulen einfach Centstücke unter den Spitzen der Spikes.
Die Classic 8 sind endlich mal wieder Lautsprecher im Haus, zu deren Bewegung von rund 17 kg mal keine Ameise benötigt wird. Doch keine Bange, einen stabilen Eindruck hinterlassen sie beim obligatorischen, prüfenden Klopftest dennoch. Dabei fällt dann natürlich auch der Blick auf das Gehäuse. Echt schick das Furnier, wohlgemerkt: Echtholz-Furnier in Kirsche steht vor mir. Als weitere Furniere gibt es Walnuss oder Schwarz, alternativ noch eine Lackierung in Satin Weiß.

Zum angenehmen Gewicht trägt unter anderem natürlich die mit einer Breite von lediglich 17 cm schlanke Statur der Klangsäulen bei. Die Front reicht somit gerade mal für den 17 cm messenden Tiefmitteltöner sowie den ebenso großen Tieftöner. Die schmale Konstruktion ist von den Entwicklern so gewollt, da auf diese Weise die Kantenreflexionen minimiert werden, was für eine gute räumliche Darstellung sprechen soll.
Ein wenig breiter ist dann der Lautsprecherfuß, welcher die Standfestigkeit der Classic 8 sichert. Standfester wird dadurch auch der Tiefton. Bitte durch diese Aussage nun nicht irritiert sein, denn zwischen dem Korpus und der Bodenplatte des Lautsprechers befindet sich ein schmaler Schlitz. Auf diesen strahlt eine der beiden Bassreflexöffnungen der Classic 8 ab. Die zweite sitzt dann weit oben auf deren Rückseite. Im Gegensatz zu den Bassreflexen sind die Sauerländer bei den Anschlüssen sparsam. Hier ist Single-Wiring angesagt, was ich weniger tragisch finde, da die meisten Hörer eh mit nur einem Kabel unterwegs sind. Vollständig rein bekomme ich die Bananas leider nicht in die dafür vorgesehenen Öffnungen, dazu sind sie nicht tief genug. Daher benutze ich einfach deren Quer-Bohrungen, diese sind ausreichend dimensioniert und garantieren zudem einen bombenfesten Sitz der Lautsprecherkabel, quasi Kindersicherung.
Aufgebaut sind die Audio Physic Classic 8 als 2½ -Wege-Konstruktion. Den Hochton betreut eine Seidenkalotte mit einem relativ kleinen Durchmesser von 22 mm, der Vorteil dabei ist die schnelle Signalverarbeitung und hohe Frequenzen bis zu respektablen 30 kHz. Laut genug kann der Softdome durch eine leichte hornähnliche Vorsatzmulde dennoch spielen, zudem wurde die Form laut Audio Physic so gestaltet, dass der Sweetspot etwas größer als üblich ist.
Im Tief-Mittelton von 500 Hz bis 3 kHz arbeitet eine 17 cm Membran, die aus Glasfasern gewebt ist. Dieses Material ist leicht und dennoch stabil, selbst bei hohen Pegeln entstehen daher keine Partialschwingungen. Kompressionseffekten steht dabei zudem der „Phase-Plug“ entgegen. Dieser kühlt zudem den Magnetantrieb des Chassis, eine feste Verbindung zwischen Membran und der schwarzen Nase gibt es nicht. Das zweite untere 17 cm Chassis dient ausschließlich der Wiedergabe von Frequenzen unter 500 Hz. Damit der Klang homogen bleibt, wird er aus dem gleichen Material wie der Tief-Mitteltöner gefertigt.
Audio Physic Classic 8 – Klang
Malia mit „Last Show“ von The Garden Of Eve, das ist ein schöner Einstieg. Locker leicht und luftig beginnt der Hörtest mit dem Easy Listening Blues, wobei ich dies jetzt nicht despektierlich meine. Erschließt die Künstlerin auf ihre eigene Art der Interpretation vielleicht doch dem einen oder anderen diese schöne Musikrichtung. Mich auf jeden Fall bringt der Soul-Blues gleich in Hörlaune, was natürlich auch an den Lautsprechern liegt. Leicht angeraut ertönt die Stimme von Malia aus den Audio Physic Classic 8. Schön stabil singt sie zwischen den beiden Klangsäulen, und bleibt dort auch wenn ich mich nach links und rechts bewege, der von den Entwicklern versprochene Sweetspot ist als tatsächlich größer als von den meisten Lautsprechern gewohnt.
Oscar Peterson & Singers Unlimited „Sesame Street“. Hier geht es nicht so albern zu wie in der gleichnamigen Serie, aber mindestens ebenso wuselig. Auf der Bühne vor mir ist ein munteres Treiben unterwegs. Das behände Klavierspiel des Altmeisters tänzelt geradezu vor mir, und ich bin fasziniert, dass das Tasteninstrument die komplette Breite zwischen den Audio Physic Classic 8 ausfüllt. Halblinks macht sich der sauber gezupfte Kontrabass bemerkbar, jedoch nicht über Gebühr laut. Und ohne die dann einsetzenden Damen des The Singers Unlimited Quartett zu übertönen, das, so wie es sich gehört, vor der Band steht. Auch die Herren sind natürlich mit dabei und kommen von der rechten Seite her ins Spiel, Ein Traum wie die Aufnahme von MPS swingt. Übrigens: Mein Kompliment an die Aufnahmetechniker! Bitte mehr davon.
Sehr angenehm und milde erscheint mir das Pfeifen bei „Isn’t She Lovely“ von Livingston Taylor vom Manger-Album Musik wie von einem anderen Stern. Die Audio Physic machen das Hören sehr angenehm, da sie sich jeglichen Anflug von unangenehmer, beißender Schärfe verkneifen. Auch die Stimme von Livingston Taylor erscheint mir einer leichten zarten, wie auch wohligen Note. Passend ergänzt wird der Sänger von einem angenehmen Gitarrenlauf. Dieser ist nicht dünn und ausgezehrt, sondern das Instrument bekommt durch den klanglichen Charakter der Classic 8 einen schönen, angenehmen und vollen hölzernen Korpus.
Einfach mal weiterlaufen lassen das Album, und nicht gleich immer weiterzappen. Macht man ja gerne heutzutage im Streaming-Zeitalter, auch ich erliege gelegentlich dieser Versuchung. Mit „Grandma’s Hands“ geht es weiter. Noch so ein Cover, denke ich mir… Doch dies ist kein Fehler, wie es sich mir beim Hören des Gospels umgehend erschließt. Vielleicht sollte man doch öfter mal „A Cappela“ hören, ohne dieses manchmal doch recht elektronische Hintergrundgedudel. Schön durchsichtig und transparent ist die Darbietung der schlanken Standlautsprecher. Wunderbar natürlich klickt linkerhand das Fingerschnippen, währenddessen sich kurz hinter der Lautsprecherlinie der Chor ausbreitet. Livingston Taylor wiederum steht kurz vor der gedachten Linie, die Tiefenstaffelung passt also. Am Besten übrigens bei einer leichten Einwinkelung der Lautsprecher. Komm, bei dieser Musikrichtung, da muss ich doch noch ein wenig aufdrehen. Wow, singen die Classic 8 gerade nur für mich hier im Wohnzimmer? Noch glaubwürdiger und echter wird der Live-Charakter dieser Aufnahme durch das gelegentliche dezente Fußstampfen auf dem hölzernen Bühnenboden.
Recht sparsam instrumentiert ist auch „Humming Bird“ von Helge Lien & Knut Hem. Was mir jedoch bei „Take Another Five“ nicht wirklich auffällt. Dies dürfte im Wesentlichen wohl an der von Knut Hem gespielten Weissenborn-Gitarre liegen, die mit ihrem hohlen Hals einen schönen Resonator besitzt, und allein daher eine große Klangfülle besitzt. Unterstützt wird dies durch die weitläufige Klangausdehnung der Classic 8. Doch auch der Hochtöner wird vom Gitarrenspiel gefordert, was die beiden Audio Physic jedoch quasi mit links erledigen. Unterlegt wird das Ganze vom perlenden Klavierspiel von Helge Lien, das gelegentlich die Führung übernimmt und damit einen schönen Kontrast bildet.
Von Kari Bremnes Album Det Vi Har gönne ich mir zum Abschluss des Tests der Standlautsprecher noch das Lied „Kanskje“. Auch mit ihrer über 60 Jahre alten, noch glockenklaren Stimme betört mich diese Sängerin immer wieder. Auch bei diesem doch sehr stark elektronisch angehauchten Lied steht die Stimme der Künstlerin wunderbar frei vor mir. Zwar verstehe ich die Worte und die Sprache nicht, doch das ist mir grad egal. Trotz dieses Nichtwissens tauche ich tief hinein in diese Aufnahme, die nordische Magie und die sphärischen Klänge, die zeigen hier einen großen Reiz. Zudem geht es noch abgrundtief hinein in die mächtigen Bässe, die durch das heimische Wohnzimmer rollen und es mit voller Pracht füllen.
Audio Physic Classic 8 – Fazit
Im Gegensatz zu ihrem zierlichen und schlanken Auftreten spielen die Standlautsprecher Audio Physic Classic 8 sehr großzügig und vollmundig auf. Sie schmeicheln dem Hörer mit feinen, warmen und angenehmen Klängen. Bereits bei Zimmerlautstärke erstaunen der volle Korpus bei Stimmen und Instrumenten wie auch der profunde Bass. Ein Tipp ist die Classic 8 übrigens für Besitzer von spärlich eingerichteten Loftwohnungen oder halligen Räumen.
Im Test
Standlautsprecher
Audio Physic Classic 8
Preis: 2.500 Euro / Paar
Größe: 17,0*29,0*105,5 cm
Gewicht: 17 kg / Stück
Ausführungen: Echtholz-Furnier in Esche Schwarz, Walnuss oder Kirsche. Lackierung in Satin Weiß
Hersteller
Audio Physic GmbH
Almerfeldweg 38
59929 Brilon
Tel.: +49 2961 961715
Mail: info@audiophysic.de
Web: www.audiophysic.com
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Röhrenverstärker Ayon Spirit V
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Audio Physic CLASSIC 8
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8