
Bereits seit einiger Zeit haben Falk und ich die Lautsprecher von XAVIAN im Blick-, oder besser gesagt, Hörfeld. Zum Test wollten wir sie gerne einladen, doch eine etwas wechselvolle Geschichte mit den Vertrieben machte uns die Sache nicht leicht. Doch dann erreichte uns kürzlich die Pressemeldung, dass Günter Härtel sich von nun an um den Vertrieb der edlen Lautsprecher in Deutschland kümmert.
Die Gunst der Stunde nutzend nahm ich also den Telefonhörer in die Hand, und schon stand ein Paar dieser edlen Pretiosen bei bei mir daheim: Die schlanken Standlautsprecher XAVIAN MADRE PERLA. Interessant ist die Preisklasse, in der die beiden Kandidaten antreten. Viele Marktbegleiter bewegen sich beim Preis pro Paar bei 1.000 oder 2.000 Euro. Oder dann gleich bei 5.000 Euro. Im Bereich dazwischen herrscht eine große Lücke. Mit einem goldenen Mittelweg von rund 3.000 Euro das Stereo-Paar will Günter Härtel diese Lücke schließen. Ob das gelingt, soll dieser Test herausfinden.
XAVIAN – Geschichte

Gegründet wurde XAVIAN vom Italiener Roberto Barletta, der mittlerweile in Prag lebt. Aufgewachsen ist er in einer musikalische Familie, in der fast jedes Familienmitglied ein Instrument beherrscht. Was ja nun die schlechtesten Voraussetzungen für die Entwicklung von HiFi-Produkten wirklich nicht sind. Den echten natürlichen Klang kennt so ein Entwickler dann.
Roberto Barletta selbst spielte in jungen Jahren Geige und Gitarre. Bereits mit 14 Jahren entwickelte er 1984 seine ersten eigenen Lautsprecher. Und so kam er dann später unter anderem zu Audax und Peerless um dort zu arbeiten. Zusätzlich studierte er Elektrotechnik, und entwickelte während seiner Studienzeit einen Class A Verstärker.
Im Alter von 24 Jahren beschloss er dann, wieder selber in die Lautsprecherentwicklung und auch deren Produktion einzusteigen. Bei der Entwicklung der Lautsprecher sind Barletta die Musikalität und sein eigenes Gehör sehr wichtig. Auf aufwändige Computerprogramme oder technische Messwerte setzt er dabei weniger. 1994 zog Barletta von Italien nach Prag um und gründete zwei Jahre später XAVIAN, da er in Tschechien günstige Produktionsstätten gefunden hatte. Land und Leuten ist Roberto Barletta bis heute treu geblieben. Shareholder-Mentalität und Produktion in Fernost sind sein Ding nicht. Daher ist XAVIAN nach wie vor ein Familienbetrieb. Seit ca. 2000 exportiert er seine Produkte, mittlerweile sogar nach Asien. Es geht also auch anders herum, wovor ich wirklich meinen Hut ziehe.

XAVIAN MADRE PERLA – Technik
Wunderschön sind sie anzusehen, die Standlautsprecher XAVIAN MADRE PERLA mit ihrer Maserung. Wer nun meint, das sei lediglich wie so oft Furnier auf MDF, der liegt hier definitiv falsch. Aus massivem, abgelagertem und verleimten Stabholz aus Eiche werden die schlanken Klangsäulen hergestellt, da scheut Roberto Barletta weder Aufwand noch Kosten. So erklärt sich neben dem Preis auch das für diese Größe doch recht erkleckliche Gewicht von 18 kg je Lautsprecher.

Beim Streicheln des edel verarbeiteten Holz verspüren die Finger nicht den Hauch einer störenden Kante, dafür lässt sich die Maserung fein ertasten. Auch beim Umrunden der „Ecken“ stört kein einziger Grat die Haptik. Lediglich beim waagerechten vorderen Bassreflex-Schlitz können sie mal hängen bleiben, schmal und vorn ist er übrigens um Strömungsgeräusche zu minimieren. Wem dies nicht gefällt: Es gibt eine magnetisch gehaltene Abdeckung. Zu dem was weiter innen hinter dem Schlitz steckt: Obwohl das Gehäuse aus massivem Holz besteht, wird es zusätzlich von mit Bitumenplatten bedämpft.
Wo die Finger logischerweise auch hängen bleiben können, sind die Chassis der 2-Wege-Konstruktion. Diese werden übrigens seit ein paar Jahren sogar selber in Italien unter dem Namen „AudioBarletta“ hergestellt. Für den Hochton wird bei den MADRE PERLA eine 26 mm Kalotte verwendet und für die unteren Lagen ein 15 cm messender Tief-Mitteltöner aus Polypropylen. Getrennt werden die beiden bei 3.000 Hz von einer seriellen Weiche, die hochwertige Bauteile wie unter anderem Mundorf-Kondensatoren enthält. Diese Bauart soll aufgrund ihrer Phasengenauigkeit eine besonders gute räumliche Darstellung ermöglichen.
Auf der Rückseite der Lautsprecher befindet sich „lediglich“ ein stabiles Single-Wiring-Terminal, anders geht es aus technischen Gründen bei einer seriellen Frequenzweiche nicht. Nun, Bi-Wiring muss auch nicht unbedingt sein, ist meine persönliche Meinung. Über dem Terminal befindet sich ein kleiner silberner Fleck, daher dürfte wohl der Name „PERLA“ stammen. Da so ein schmaler Standlautsprecher von Natur aus doch recht kippelig daher kommt, hat Roberto Barletta ihm zur Stabilisierung eine schwarze Bodenplatte spendiert. Unter deren vier Ecken sind höhenverstellbare Füße zur Anpassung an unebene Böden vorhanden. Erreicht werden diese per Inbus durch eine Bohrung, eine praktische und unauffällige Lösung.

Technische Daten
- Gehäuse: Massives abgelagertes Eichenholz!
- Bauart: 2-Wege mit vorderem Bassreflex
- Tief-Mitteltöner: 15 cm Polypropylen-Membran
- Hochtöner: AudioBarletta – 26 mm Schwingspule
- Frequenzgang: 50 – 20.000 Hz (Herstellerangabe)
- Übergangsfrequenz: 3.000 Hz
- Impedanz: 8 Ohm
- Empfindlichkeit: (2,83 V/1m) 88 dB
- Größe: 19,0*92,0*23,6 cm (b*h*t)
- Gewicht: 18 kg / Stück
- Eiche Natur, Eiche schwarz, Eiche Dunkel , Schwarz Matt, Weiß Matt: 2.780 Euro / Paar
- Marina, Hochglanz Schwarz, Hochglanz Weiß: 3.190 Euro / Paar
XAVIAN MADRE PERLA – Klang
Ob der Namensteil „PERLA“ in der Bezeichnung der Lautsprecher etwas über den Klang aussagen soll? Ich bin gespannt. „Wie sieht der Himmel aus“ singt Philipp Poisel. Nun, ich schaue aus dem Fenster und ich erblicke das milde Licht der Abendsonne. Und so ertönen auch die Klänge aus den XAVIAN MADRE PERLA, angenehm mild und weich zum gerade gewählten Testlied, also doch nicht so „PERLA“. Dies macht sie jedoch nicht langweilig, sondern sehr gefühlvoll passend zum Text. „Du fehlst mir, oh du fehlst mir“ höre ich den Sänger klagen. Im Gegensatz zu ihm fehlt mir glücklicherweise nichts. Die Dramaturgie, die dem Lied innewohnt, übertragen die kleinen Standlautsprecher gekonnt in den heimischen Hörraum.
Mit der Klavierversion von „Eiserner Steg“ geht es weiter, begleitet wird Philipp Poisel dabei von Matthias Schweighöfer am Flügel. Poisel, der ja doch gerne nuschelt, und dessen Worte über manche Lautsprecher ein wenig verloren gehen, ist über die XAVIAN verblüffend gut zu verstehen. Ungewohnt sauber und klar ertönt seine Stimme vor mir, die MADRE PERLA machen dies jedoch ohne die Spur zu sezieren. Die Sehnsucht, die in diesem Text steckt, geht mir tief unter die Haut, wohl auch ob der guten Aussprache von Philipp Poisel.
Dann kommt Matthias Schweighöfer auf die Bühne und wird von geradezu frenetischem Pfeiffen vom Publikum begrüßt, was ich als sehr Live empfinde. Das leichte und luftige Klavierspiel muntert mich jetzt auch wieder ein wenig auf, ich bin begeistert wie das Tastenspiel „PERLA“t, sorry für den Kalauer, aber er passt halt grad so gut. Mit ihrem Gesang und Spiel ergänzen sich die beiden Interpreten hervorragend, wie sie miteinander kommunizieren, das kann ich bestens nachvollziehen.
Um auch eine Frauenstimme zu hören, suche ich mir Ane Brun mit „These Days“ von der DALI CD Volume 3 heraus. Auch bei diesem Stück fällt mir von Anfang an die sehr gute Durchhörbarkeit der Aufnahme auf. Sphärisch beginnt die elektronische Orgel, welche die Basis des Songs ist. Diese wabert wie im aufkommenden norwegischen Nebel… Darauf baut die charismatische Norwegerin auf. Mit ihrem feinen, künstlichen Nachhall scheint sie vor mir im Raum zu schweben. Wie schon bei anderen Liedern zuvor vernehme ich auch die feinen reichlichen Klangfarben, die wie mit dem Pinsel gemalt auf mich wirken. Dezent begleitet wird die Künstlerin unter anderem von einem Schlagzeug, dass ich mit anderen Lautsprechern, die dann allerdings auch größer sind, schon mit mehr Tiefgang gehört habe. Für kleinere Räume in Mietwohnungen oder bezüglich der Bassgewalt zarter besaiteter Seelen gelingt den schlanken Säulen so jedoch ein wirklich gelungener Kompromiss.
Eine ordentliche Lautstärke können die schlanken Standlautsprecher dennoch aufbauen. Dies spüre ich bei „How it Feels“ von Sophie Zelmani. Genial geht es los mit der Gitarre, dass die Saiten gezupft werden höre ich gleich. Danach setzen wunderbar trockene Bassschläge ein, doch sie überdecken die Stimme der Dame vor mir nicht. Mit noch mehr Volumen und Kraft setzt dann Teitur mit „Stormy Weather“ ein und der Rhythmus nimmt mich mit auf die musikalische Reise. Mit diesem Titel möchte ich die XAVIAN MADRE PERLA zum Einknicken bringen. Was mir in gewisser Weise auch ein wenig gelingt, dies jedoch erst bei wirklich nachbarschaftsunfreundlichen Lautstärken. Bis dahin jedoch erfreue ich mich an einer hervorragenden Struktur von Musik und Stimme. Es ist schon toll, was die kleinen Tschechinnen diesbezüglich drauf haben. Das Schöne dabei: Auch jetzt geht nicht mal so ein zärtlich gespieltes Instrument wie das Xylophon unter.
Auch vor großorchestraler Musik wie „Nobody Home“, „Vera“ und „Comfortably Numb“ von Pink Floyd schrecken die XAVIAN nicht zurück. Wie großartig das Orchester sich vor mir ausbreitet, das ist schon verblüffend. Bei geschlossenen Augen vermute ich doch um einiges größere Standlautsprecher, als die gerade vor mir anwesenden. Diese Klanglandschaften von Pink Floyd kommen mir fast so vor wie in einem Breitbandfilm, so richtig schön, um in ihnen zu versinken.
Funktioniert das mit Transistor-Verstärkern bereits sehr gut, geht mir das Herz im Zusammenspiel mit einem Röhren-Verstärker wie dem AYON SPIRIT 5 vollends auf. So könnte ich jetzt noch Stunden und auch viel länger hören. Doch leider müssen die Lautsprecher wieder zurück in ihre Kartons und den Weg in ihre Heimat antreten.
XAVIAN MADRE PERLA – Fazit
Für die schlanken Standlautsprecher XAVIAN MADRE PERLA findet sich auch in kleinen Hörräumen jederzeit ein Platz. Dies liegt neben ihrer eleganten optischen Erscheinung auch an einem Bass, der nicht in den untersten Keller steigen will, dafür jedoch in seinem Wirkungsbereich äußerst strukturiert ist. Die XAVIAN sind Meister der feinen Zwischentöne und malen diese mit einem feinen, farbigen Pinsel. Aber auch wer gerne großorchestrale Werke hört, hat mit diesen Standlautsprechern große Freude.
Im Test
High End Standlautsprecher
XAVIAN MADRE PERLA
Preis: ab 2.780 € / Paar je nach Oberfläche
Größe: 19,0 * 92,0 * 23,6 cm ( B * H * T )
Gewicht: 18 kg / Stück
Vertrieb
Günter Härtel
Handelsvertretungen
Lütgestrasse 18
59069 Hamm
Tel.: 02385-5236
Fax: 02385-5711
Mobil: 0171-3119300
Web: www.haertel-vertrieb.de
Mail: gh@haertel-vertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Atoll IN 300, Röhrenverstärker Ayon Spirit V
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8