Tag zwei der Süddeutschen HiFi-Tage 2019. Unser Rundgang geht weiter mit dem Messebericht Numero drei. Wie wir uns am Tag eins vorgenommen hatten, blieben wir unserer geplanten „Zündfolge“ E-1-4-3-2 treu. So starteten wir nach dem Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss des Tages eins nun am zweiten Tag im vierten Obergeschoss. Und folgten der Schwerkraft nach unten. Am Sonntag schlossen die SDHT bereits um 16 Uhr. Doch bis dahin gab es einiges zu entdecken. Also mussten wir uns sputen. In einigen Hörzimmern wollten wir unbedingt vorbei, in andere wurden wir mit sanftem Nachdruck „einbestellt“… 😉 Also, los geht’s!
Verabredet hatten wir uns am Vortag bereits mit Modal Akustik, die mit klArKUSTIK Lautsprechern und Menning Audio Elektronik im Hörzimmer zum musikalischen Trio komplettiert wurden.
Den Akustik Bass, der nach dem „Ri-Pol“-Prinzip arbeitet, hatten wir bereits bei uns im Test. So waren wir im April diesen Jahres „hammermäßig“ angetan von dem knackig aufspielenden Sub mit gerichteter Schallabstrahlung. Dieser Effekt reduziert auf akustische Weise die Anregung von Raummoden. Extravagant ist die Sandwich-Bauweise aus Acryl-Platten.
Die klArKUSTIK Lautsprecher fielen optisch durch den aufgesetzten Tweeter auf. Die Gewaltenteilung zwischen dem Akustik Bass Subwoofer und dem klArKUSTIK Lautsprecher stellte eine aktive Frequenzweiche von Axel Ridtahler, der mit Michael Wydra zusammen einer der Masterminds von Modal Akustik ist, her. So kamen am Verstärkerzweig der jeweiligen Lautsprecher nur die Frequenzen an, die sie zu bedienen hatten.
Beeindruckt hat uns, wie übergangslos der Sub und das Zweiwege-System harmonierten. Der Sound kam tatsächlich wie aus einem Guß. Wunderbar auch die Komponenten von Menning Audio. Da diese, wie auch klArKUSTIK, Manufaktur Produkte sind, ist sogar die Verwendung einer Holz-Charge an Lautsprecher und Elektronik-Komponenten machbar. So wäre nicht nur der Sound, sondern auch die Optik aus absolut einem Guß. Sehr reizvoll.
Wunderbares Holz zog uns auch bei Diapason in den Bann. Edles, natürliches Finish in Kombination mit einer technisch anmutenden Facettierung der Schallfront. Eine schöne optische Ergänzung war der Plattenspieler vom deutschen Hersteller ToneTool mit Holztonarmen. Da Kollege Bernd nur Flausen im Kopf hatte, kann ich Zweiflern versichern, dass die beigelegte Plattenbürste sehr hautverträglich ist.
Als Zuspieler für die kompakten Diapason fungierten Elektronik-Komponenten von C.E.C. und Audreal. Die exquisiten Kabel im Strick-Gewand stellte „Bruder Jacob“ bei. Und das Ensemble machte seine Sache sehr gut. Das Setup spielte größer, als es die Komponenten erwarten ließen. Mit schönen Klangfarben und viel Raum. Der warme Holz-Look ist ein echtes Sahnehäubchen dazu.
Wo wir grad bei Holz sind. Bohne Audio führte ein Paar YOLO Lautsprecher mit Vollholzgehäuse vor. Weltpremiere auf den SDHT. Das geübte Auge erkennt das Vollholz schnell am Verlauf der Maserung an den Kanten. Die Erscheinung der Bohne Audio Lautsprecher ist amtlich. Ebenso der Sound. Bohne Audio verspricht Impulsivität. Und liefert diese auch reichlich. Der Hörer bekommt – im besten Sinne – knackigen Sound nur so um die Ohren gepeitscht. Da geht nichts unterwegs verloren. Aber die Dynamik ist nicht nur ein vordergründig Effekt. Auch im Detail und im Raum passiert viel Gutes. Ein paar Eckdaten der YOLO:
Vollaktive 3 Kanäle, raumoptimiert und mit aktiv Weiche. Das Bändchen ist von Bohne patentiert, dazu ein einzigartiger Mittel-Tieftöner und ein Doppel-Bass mit 4 Passivmembranen. Das Vollholz misst 32mm.
Die Lautsprecher kamen zudem in den Genuss einer Raumanpassung durch Trinnov Elektronik. Das ist schon sehr spürbar und eine echte Wohltat im Hotel-Hörzimmer, wie der „An-Aus“-Vergleich zeigte.
Wie auch in Hamburg auf den Norddeutschen HiFi-Tagen mit im Bohne-Boot: neben Trinnov der Plattenspieler Hersteller Reed und der kleine, aber feine Phono-Vorverstärker Spezialist A.S.
Geht es um feine Materialien, darf auch die serbische HiFi-Schmiede AURIS nicht unerwähnt bleiben. Holz und Leder sind die Materialien der Wahl. AURIS führte die schlanke, aber recht tiefe Poison 8 am Röhren-Verstärker Fortino 6550 mit der Digitalsektion D2D vor. Der Sound war sehr erwachsen – satter als es die schmale Schallfront zuerst vermuten ließ. Die Ansprache war recht direkt. So sind sie, die Schönheiten…
Mit dabei – etwas ins Eck gedrängt ob der Präsenz des Lauschgifts 8 – die Kopfhörerverstärker Elektronik.
Eine eher technische Ästhetik weisen die JERN Lautsprecher auf. Neben einem stattlichen Gewicht, dass dem massiven Graugußgehäuse geschuldet ist, lieferten sie einen ordentlichen Sound ab. Designaffine dürfen also gerne mal reinhören, wollen sie den Wohnraum extravagant aufhübschen und trotzdem angemessen beschallt werden. Zudem erinnern die JERNS so manchen doch so nett an die Barbapapas aus den 70ern… Übrigens: Der Name Barbapapa leitet sich vom französischen Wort für Zuckerwatte ab: „barbe à papa“, Papas Bart. Jetzt weiss ich’s nach über 40 Jahren endlich auch mal 😉
Ungewöhnlich die „Akustischen Spiegel“ von ARAKAS. Wobei die Idee eigentlch logisch nachvollziehbar ist. Die Spiegel sollen gezielt Schallanteile reflektieren und diese entweder auf den Hörplatz oder bewußt in den Raum abstrahlen. Den direktesten Einfluss dürfte dabei der „Spiegel“ haben, der direkt in der Nähe des Lautsprechers platziert wird. In diesem Falle war es sogar ein Koaxial-System – also quasi eine Punktschallquelle aus Höhen und Mitten – die reflektiert wurde. Unser Höreindruck: Einen Versuch ist es wert.
Deutlich handfester ging es bei Schanks und Merovinger zu. Schanks stellte zum Setup zwei fast zierliche Kompaktlautsprecher mit markant gestalteter Schallfront bei. Merovinger einen brachialen Sub, der sich hinter keiner Industrie-Waschmaschine zu verstecken braucht. Und auch nicht kann. Das Resultat war ebenso mächtig, wie es aussah. Ohne jedoch im Bass zu dick auf zu tragen. Eine echte Spaßkombi. Entsprechend gefönt gingen wir dann weiter.
Schön spielten die Komponenten vom französischen Hersteller db System auf: La Rosita und Zardoz. Auch wenn die La Rosita Lautsprecher aussahen, als sei mit Ihnen nicht zu spaßen, zeigte sich die Kombi eher als französischer Feingeist denn als grober Rüpel. Das hat, auch in der Kürze des Verweilens im Messe-Hörzimmer, schon sehr viel Freude bereitet. Homogenität, Klangfarben, Raum… alles da.
Wohlklang auch im Hörraum von Hoerenswert-HiFi aus Nürtingen. Jochen Bareiss versammelte Komponenten von Anthem, einen Plattenspieler von Scheu Analog und WSS-Kabel, um den passiven Manger P2 angemessen zuspielen zu können. Ergebnis: ein fantastischer Sound mit einer Bühne in allen drei Raumdimensionen. Zum aktiven Geschwister Manger S1 gibt es bald mehr bei den HiFi-IFAs zu lesen.
Daniela Manger und Jochen Bareiss zeigten sich am Ende der zwei SDHT-Tage erschöpft, aber sichtlich zufrieden. Eine gelungene Vorstellung, die zum Verweilen einlud.
Nichts für Freunde des Understatement: Cube Lautsprecher mit Aries-Cerat Elektronik und Rui-Borges-Turntables Plattenspielern. Wer sich für audiophilen Klang entschieden hat, ohne die erzeugenden Komponenten in Schränken verstecken zu wollen, bekommt bei diesem Setup ebenso prächtige wie wohlklingende Exponate.
Als wir in der „Zwei-Raum-Wohnung“ No.200 von Blue Planet Audio – bpa – aufschlugen waren wir schon mächtig müde und ein wenig maulfaul. Nichtsdestotrotz haben wir – auch ohne viele Worte – spannende Coaxialsysteme entdeckt. Der Online-Shop des Anbieters hält Breitbandlautsprecher, Koaxial Systeme, Hochtöner und Basslautsprecher auf allerhöchstem Niveau für den Selbstbau-HiFiisten bereit.
Im zweiten Raum des Zimmers 200 stellte die Firma Fusion-Sound seine patentrechtlich geschütze Konstruktion vor. Der Hersteller, der seine Lautsprecher im Gegensatz zu bpa ausschließlich als Fertigprodukte anbietet, verspricht eine deutlich gesteigerte Performance im Bassbereich und in der räumlichen Darstellung. Der Klangeindruck auf die Schnelle war sehr beachtlich.
Tragbare Digitalgeräte hat FiiO für unterwegs und angedockt an die HiFi-Anlage im Programm. Musiklieferanten auf höchstem Niveau. Deine Musik immer dabei…
Denon residierte direkt an der Drehtür des Foyers. An denen kam also keiner unbemerkt vorbei… Meine Favoriten: Die geschlossenen High-End Referenz-Kopfhörer AH-D 7200 und das Top-Modell AH-D 9200. Ersterer mit Walnussgehäuse, letzterer mit exotischem Bambusgehäuse. Von meinem AH-D 7100 weiß ich, was Denon Kopfhörer können… und der 7200 (699 Euro) und 9200 (1.599 Euro) wussten dem noch eins draufzusetzen – nach dem Aufsetzen….
Und damit schließe ich für diesen Rundgang. Der abschließende Abschluss der SDHT 2019 folgt aber erst die Tage. Schaut also gerne wieder vorbei zu: Süddeutsche HiFi-Tage 2019 – Rundgang & Messebericht 04
Fotos: Falk Visarius