Focal Kanta N°1
Die Kompaktlautsprecher Focal Kanta N°1 bei uns im Test. Aufgrund ihrer kleineren Gehäuse sind sie optisch nicht ganz so markant wie ihre großen Schwestern Kanta N°3, die wir erst kürzlich bei uns zu Besuch hatten. Für den, der audiophil in kleineren Räumen oder in einer Mietswohnung hochwertig seine Musik genießen möchte, können sie aufgrund des von Haus aus schlankeren Bassfundaments die geeigneteren Lautsprecher sein.
Ins Auge fallen einem die Kanta N°1 allein schon wegen ihres Designs. Was ich persönlich definitiv gut finde. Weg von diesem nicht nur im HiFi üblichen Mainstream. Diesem „ich will allen und jedem gefallen“. Das nervt mich manchmal schon… Ich persönlich finde das Design der Kanta N°1 sehr elegant, lassen sie sich doch sehr gut in die meisten Räume integrieren. Was unter anderem auch an den vielfältigen Farbkombinationen liegt.
Zudem kann der Käufer bei Focal optisch sowie mechanisch wunderbar passende Ständer für die kompakten Lautsprecher erwerben. Was sich auch klanglich positiv auswirkt. Die wenigsten Lautsprecher können direkt auf einem HiFi-Rack oder sonstigem Möbel ihr klangliches Potential ausschöpfen.
Technik
Die kompakten Lautsprecher Focal Kanta N°1 besitzen zwei recht dicht beieinander liegende Chassis, welche das Gehör aufgrund ihrer Nähe zueinander ab einem gewissen Abstand eh nicht auseinander halten kann. Trotzdem macht Focal sich auch bei der Kanta N°1 die Mühe einer aufwändig herzustellenden, gebogenen Schallwand. Laufzeitunterschiede zwischen den beiden Schallwandlern werden dadurch wirksam verhindert. Der Hersteller meint es also ernst mit der Philosophie, in seiner Kanta-Serie auf dem Hörplatz eine Punktschallquelle darzustellen.
Die Schallwand der Focal Kanta N°1 ist aus hochdichtem Polymer „HDP“ (High Density Polymer) gefertigt. Laut Focal hat dieses spezielle Material eine 70 Prozent höhere Dichte als das gebräuchliche MDF. Dadurch hat das HDP eine höhere Eigendämpfung und leitet Resonanzen der Chassis schlechter an das restliche Gehäuse aus mehrfach verleimten Schichtholz weiter. Ob dieser Behauptungen konnte ich mir die obligatorische Klopfprobe, die zu meiner vollsten Zufriedenheit ausfiel, nicht verkneifen.
Bei den Chassis greift Focal wie bei den größeren Standlautsprechern Kanta N°3 sowie Kanta N°2 auf die gleichen bewährten Materialien zurück. Der 165 mm messende Tief-Mitteltöner besteht aus dem von Focal selbst entwickelten Flachsmaterial, Focal hat seinen Sitz übrigens in einer traditionellen französischen Flachsgegend. Der 27 mm Invers-Hochtöner aus Beryllium ist den größeren Lautsprechern Utopia und Sopra entlehnt. Auf der Rückseite dann das stabile Singlewiring-Terminal sowie die Bassreflexöffnung, die dem Tiefton auf die Sprünge hilft. Übrigens, schön gerundet ist die Rückseite der Kanta N°1, was stehenden Wellen im Gehäuse des Lautsprechers entgegen wirkt.
Die Fertigungsqualität der Focal Kanta N°1 ist ein Traum. Sie begeistert mich inklusive der feinen Lackierung. Apropos Lackierung: Die Kanta N°1 ist wie ihre Geschwister in sage und schreibe acht verschiedenen Farbkombinationen erhältlich.
Wer ein Heimkino besitzt, der kann sich zudem ein Setup aus den Modellen Kanta N°1, Kanta N°2, Kanta N°3 sowie dem Kanta Center zusammenstellen.
Klang
Unser Interesse an der Focal Kanta N°1 wurde bereits auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen 2018 in Leipzig geweckt. Dort konnten Stefan und ich den kompakten Lautsprecher am Vorverstärker Naim NAC 202 sowie am Endverstärker Naim NAP 200 DR hören. Das, was an unsere Ohren kam, war schon verdammt gut. Und dies in den Räumlichkeiten einer HiFi-Messe. Wie das wohl erst daheim klingen würde? Die Neugierde siegte, die Kombi wurde kurzerhand zum Test bestellt! Für die ersten Höreindrücke, und zum besseren Vergleich mit den hauseigenen LUA Con Espressione, durften die Kanta N°1 an die hauseigenen Referenzen Cambridge 851.
Zur Einstimmung etwas Ruhiges: „What A Wonderful World“ in der Version von Eva Cassidy von ihrem Best Of-Album. „I See Trees“ beginnt sie zu singen. Sauber und feingliedrig wie die Blattadern der Bäume erscheint mir ihre Stimme. Zärtlich gespielt, fast gestreichelt steigt das Piano mit ein. Dazu gibt der recht straffe trockene Bass das Wurzelwerk, dass dem Lied die Bodenhaftung verleiht und verhindert, dass ich entschwebe… „Ain’t No Sunshine“ ist auch so eine Nummer, bei der Akustikgitarre komme ich in den Genuss der prägnant angespielten Saiten. Wie Eva Cassidy die Töne in die Länge ziehen kann und dabei den Ton hält, Respekt. Das Klavier perlt dezent im Hintergrund und geht dabei auch mal gut in den Keller, was die Kanta N°1 relativ schlank darstellt. Allerdings beschleicht mich das Gefühl , diese Kompaktlautsprecher in Leipzig besser gehört zu haben…
Womit ich wieder beim ersten Absatz meiner Klangbeschreibung und den Mitteldeutschen HiFi-Tagen angelangt wäre. Also kurzerhand den Vorverstärker Naim NAC 202 sowie den Endverstärker Naim NAP 200 DR mit den beiden Focal Kanta N°1 verkabelt. Der Cambridge 851N als Streamer darf bleiben. Unter anderem auch deshalb, weil Falk sich den Naim NDX 2 zum Test gekrallt hat…
Nochmal von vorne. Oh Eva, deine zärtliche Stimme verzaubert mich jetzt noch mehr, dein Hauchen wird eine Spur natürlicher. Die Saiten der Gitarre bekommen mehr Grip und das Plektron wird hörbarer. Der Raum öffnet sich weiter vor mir, und die räumliche Darstellung wird stabiler. Was mir bei diesem Album auch auffällt, der Sweetspot der N°1 ist recht großzügig gehalten. Ich muss nicht millimetergenau in der Mitte sitzen bleiben. Den größten Unterschied stelle ich jedoch in den tiefen Lagen fest. Die Naim-Kombi hat die Focal Kanta N°1 felsenfest im Griff. Die klanglichen Unterschiede verschiedener vorgeschalteter Elektronik zeigen die Kompaktlautsprecher also wunderbar auf. Allerdings darf der Hörer für die Naim-Kombi mit 5.500 Euro auch tiefer in die Tasche greifen als bei der von Cambridge für 3.200 Euro.
Eine etwas anders geartete Stimme ist die von Philipp Poisel mit „Seerosenteich“. Seinen Gesang zu verstehen kann schon Mühe bereiten. Mit der Kanta N°1 nicht, super! Für seine Verhältnisse sehr klar ist Herr Poisel hier und heute zu hören. Endlich verstehe ich mal seine Texte wirklich. Dabei wird die Sauberkeit nicht durch Härten oder Schärfe erkauft, eine leichte Vollmundigeit der Stimme bleibt erhalten. Auch das Klatschen der Live-Aufnahme erscheint mir sehr natürlich im heimischen Hörraum. „Halt mich, halt mich fest…“ singt Philipp Poisel. Ich halte mich auf dem Sofa fest. Ja, so muss diese Musik erklingen.
Bei Falk „darf“ ich mir immer Ellie Goulding und „Dead In The Water“ anhören. Nun, das will ich mir doch auch mal daheim mit der Focal Kanta N°1 antun. Hat ja schon seinen Reiz diese elektronisch eingespielte Musik mit dem künstlichen Nachhall. Das dieser auch fein abgestuft wiedergegeben werden kann, zeigt N°1 wunderbar auf, auch bei der Stimme von Ellie Goulding und dem Chor im Hintergrund. Wobei diese nicht vom trockenen Bass verdeckt wird. Bei diesem Lied probiere ich aus, wie sich die Positionierung der Kompaktlautsprecher auf den Bass auswirkt. Sie dürfen bis ca. 25 cm an die Wand rücken, dies verstärkt den Bass natürlich, was mit dann doch etwas zu viel des Guten, und unsauber wird. Daher probiere ich die Bassreflexstopfen aus. Dies gefällt mit allerdings auch nicht wirklich, diese Aktion klaut zuviel Energie und Räumlichkeit. Also wieder raus mit den Schaumstoffstopfen und die Lautsprecher mit einem Abstand von ungefähr 50 cm vor der Wand positioniert, und ich bin wieder glücklich.
Ähnlich geartet vom Musikstil her gönne ich mir zum Schluss „Hey Now“ von London Grammar. Dieses Stück ist von der Instrumentalisierung vielfältiger als Ellie Goulding. Was die Focal Kanta N°1 allerdings nicht im Geringsten beeindruckt, es scheint ihr geradezu Vergnügen zu bereiten. Alles wird übersichtlich auf dem Hörtablett präsentiert, die Zuordnung der einzelnen Instrumente sowie davorstehend die Sängerin Hannah Reid, ein Traum. Der diesem Lied innewohnende fette Bass wird mit einer leichten Zurückhaltung, für einen so kompakten Lautsprecher jedoch sehr guten Nachdruck trocken in den Raum gefeuert. Es gibt HiFi- und sogar High End Anlagen, die brechen unter solchen komplexen musikalischen Lasten zusammen, und der Hörer fühlt sich in die Zeiten vor Stereo versetzt. Nicht bei dieser Kombi aus Focal und Naim, hier kommt die Musik wie aus einem Guss.
Fazit
Die kompakten Design-Lautsprecher Focal Kanta N°1 spielen in kleinen Räumen groß auf. Mit ihrem schlanken sowie strukturierten Bass fühlen sie sich hier definitv wohl. Feine leicht warme Klangfarben sind eine ihrer Domänen, zu denen auch eine überzeugende räumliche Darstellung gehört. Auch komplexe Aufnahmen bereiten den Focal Kanta N°1 großes Vergnügen. Dabei goutieren sie hochwertige kräftige Verstärker mit verblüffend großen Klangsteigerungen.
Im Test
Kompaktlautsprecher Focal Kanta N°1: Paarpreis 5.000 Euro
Farben: 8 Farbkombinationen
Maße: Ca. 23*42*39 cm
Gewicht: Je ca. 13 kg
Lautsprecherständer Focal Kanta N°1: Paarpreis 1.000 Euro
Farbe: Schwarz
Vertrieb
Focal Naim Deutschland GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.focal-naim.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet