Zum Test bei uns ist der Netzwerkspieler und DAC Naim NDX 2 aus Naims Classic Serie zum Preis von 5.999 Euro. Quasi als Amuse-Gueule vom Music-Line HiFi-Vertrieb vor dem ganz großen Gedeck der Classic Serie mit der Naim Vor-Endstufen-Kombi NAC 202 und NAP 200 DR sowie den Standlautsprechern FOCAL Kanta N° 3. Wir sind gespannt, wie sich der NDX 2 ohne seine Brüder und Schwestern schlägt.
Es ist wie es ist. Der Mann trägt (mindestens) drei Dinge tief in sich. Mammuts jagen, Feuer machen und den Wert der Dinge am Gewicht fest machen. Die Evolution lässt sich nicht austricksen. Auch nicht beim Erstkontakt mit dem Paketboten, der mir den Karton mit dem Testgerät in unserem Hausflur im Erdgeschosses übergeben hat. Respekt. Der Hörraum liegt eine Etage höher. Also war zuerst einmal Fleiß angesagt. Natürlich in bescheidenem Maße, aber dennoch. So hinterließ der Naim NDX 2 schon beim Auspacken aus dem Karton nach oben beschriebenem Glaubensgrundsatz einen entsprechend wertigen Eindruck.
Das mit 432 x 87 x 314 Millimetern (B x H x T) sehr schlanke Gerät lag mit 10 Kilogramm Gewicht sehr satt in den Händen. Das Übrige tat die Haptik und Optik des Gehäuses aus Aluminium in gebürstetem und matt eloxiertem Finish mit schöner Anfassqualität. Das ein gewisses Gewicht nicht nur psycho-akustische Wirkung hat liegt sicher daran, das sensible elektronische Bauteile im Inneren, aber auch in der Außenwirkung, vor schädlicher elektromagnetischer Einstrahlung und mechanischer Schwingung geschützt werden. Und das zieht in der Regel einen gewissen Materialaufwand nach sich. Wie bei beispielsweise auch bei mechanischen Uhren, die Ihre sensiblen Uhrwerksbauteile durch ein entsprechend dimensioniertes Weicheisengehäuse vor Magnetismus schützten. Obwohl das neue Zauberwort bei der Werkeherstellung „Amagnetismus“ heißt – aber das ist ein anderer Schnack. Zurück zum Naim NDX 2, der mittlerweile ein Plätzchen auf dem Rack gefunden hat. In Kombination mit Aktiv-Lautsprechern – wie in meinem speziellen Fall – bedarf es auch nicht mehr. Die Situation auf dem Möbel blieb somit überschaubar.
Der Anschluss war eigentlich denkbar einfach. Ein Netzkabel mit Kaltgerätestecker lag bereit. Check. Netzwerkkabel. Lag bereit. Check. Damit sparte ich mir das Einschrauben der zwei WLAN-Antennen. Der Quick-Start-Up-Guide forderte nun noch zum Einschrauben der Bluetooth-Antenne und des Abschlusssteckers für die Buchse zur nicht vorhandenen externen Naim-Stromversorgung auf – fast fertig. Doch jetzt Achtung. Hier stößt die Intuition an ihre Grenzen. Deshalb „eigentlich“. Zum Anschluss des Naim NDX 2 an die Anlage stehen zwei Optionen zur Verfügung. Der proprietäre 5-polige Naim Anschluss für die markeneigenen Geräte und ein Standard Stereo-Paar Cinch Line-Out für den Rest der Hifi-Welt.

Also die Lautsprecher an die Cinch-Ausgänge des Netzwerkspieler angeschlossen und in freudiger Erwartung den NDX 2 mit Bluetooth gekoppelt. Die Kopplung funktioniert sehr intuitiv, da der Bildschirm sagt, wie’s geht. Beim weiteren Setup sollte schonmal was dudeln. So der Plan. Doch: Schweigen. Nahe liegende Vermutung: die Ausgänge des Streamer sind schaltbar.

Aber wo das Schalten passiert steht in keiner Anleitung. Gefunden hatte ich die Einstellung für die Schaltung der Ausgänge und die Umschaltung fixer und regelbarer Ausgänge dann in der Naim App (Abbildung rechts). Sinnigerweise nicht im Einstellungs-Menü am Gerät.
Also der Tipp: Während des Aufstellens und Anschließen des Netzwerkspieler schon mal die App installieren. Alles weitere ist dann menügeführt und kinderleicht. Nach einer weiteren Minute konnte der Naim NDX 2 dann die heimische Höhle rocken. Habe Feuer gemacht…

Naim NDX 2 – Technische Daten

Der Naim NDX 2 besitzt gegenüber dem Vorgänger eine Naim-eigene Streaming Sektion. Der Ahne wie auch viele Marktbegleiter setzen auf zugekaufte Streaming-Module, wie zum Beispiel die von Audivo. Auch der DAC ist gegenüber dem Vorgänger verbessert. UPnP-Streaming von Audiodateien ist mit einer Auflösung bis zu 32 Bit und 382 kHz mit unterbrechungsfreier Wiedergabe aller Formate möglich. Vier S/PDIF-Digitaleingänge nehmen Signale mit bis zu 24 Bit und 192 kHz in Empfang. Mit Bluetooth, Chromecast und Apple AirPlay kann der NDX 2 einfach mobile Geräte kabellos anbinden. Auch ein frontseitiger USB-Eingang mit 1,6A Ladestrom steht bereit.
Spotify- und TIDAL-Streaming-Dienste sowie das Webradio-Angebot über vTuner (Fünf-Sterne-Premium-Service) sorgen für Unterhaltung aus dem weltweiten Netz. Komfortabel sind auch die Benutzerschnittstellen über die bidirektionale, zigbee®-fähige Fernbedienung – die automatisch die Beleuchtung aktiviert, wenn sie bewegt wird – in Kombination mit dem farbintensiven 5″-Display an der Gerätefront. Die Fernbedienung kann, wenn die Funktion aktiviert ist, die Lautsärke des NDX 2 regeln. Alternativ lässt sich der Netzwerkspieler natürlich auch vollumfänglich über die iOS oder Android App steuern. Und das im Multiroom- und Partymodus mit fünf weiteren Naim-Mitspielern. Eine RC5-Integration ermöglicht die Fernbedienung angeschlossener und kompatibler Naim-Verstärker über die Naim-App. Die App lief stabil und war ausgesprochen funktional.


Stromversorgung
Spannung: 100 V, 115 V oder 230 V, 50 oder 60 Hz
Leistungsaufnahme: Betrieb: 19 W / Standby: <2 W / Ruhezustand: <0,5 W
Audio-Eingänge
Digital (S/PDIF):
2 x TosLink optisch (bis 24 Bit/96 kHz)
1 x Cinch koaxial (bis 24 Bit/192 kHz, DoP 64Fs)
1 x BNC koaxial (bis 24 Bit/192 kHz, DoP 64Fs)
Digital (USB):
2 x USB-Buchse Typ A (Vorder- und Rückseite – 1,6 A Ladestrom)
Streaming:
Chromecast built-in, Apple AirPlay, TIDAL, Spotify® Connect, Bluetooth (aptX HD), Webradio,
UPnP™ (hochauflösendes Streaming), Roon-Ready
Analoge Audio-Ausgänge
1 x Cinch paar (schaltbar)
1 x DIN 5-polig (schaltbar)
Lautstärkeregelung (schaltbar)
Netzwerk-Anschlüsse
Ethernet (10/100 Mbps), WiFi (802.11b/g/n/ac mit extern Antenne)
Udates
Aktualisierung der Firmware über die Naim-App
Multiroom
Partymodus: Synchronisation von bis zu sechs Naim-Geräten mit Steuerung über die Naim-App
Audio-Formate
- WAV – bis 32 Bit/384 kHz
- FLAC und AIFF – bis 24 Bit/384 kHz
- ALAC (Apple Lossless) – bis 24 Bit/384 kHz
- MP3 – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)
- AAC – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)
- OGG und WMA – bis 48 kHz (16 Bit)
- DSD – 64 und 128 Fs
- M4A – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)
- Hinweis: Unterstützt die unterbrechungsfreie Wiedergabe aller Formate
Internetradio-Formate: Windows-Media-formatierte Inhalte, MP3-, ACC, OGG-Vorbis-Streams und MMS
Webradio: vTuner (Fünf-Sterne-Premium-Service)
Speichern
2 x USB-Buchse Typ A (Vorder- und Rückseite – 1,6 A Ladestrom)
Allgemein
Gehäuse: Aluminium, gebürstet und eloxiert
Maße: 87 mm x 432 mm x 314 mm (H x B x T)
Gewicht: 10 kg
Bedienung
zigbee® RF4CE Fernbedienung
Naim-App für iOS und Android
5″ Vollfarb-LCD und vier Tasten am Gerät
Lieferumfang
Zigbee®-Fernbedienung (inkl. Batterien), Power-Line Lite-Netzkabel (nur in Großbritannien ), Burndy-Link-Stecker, 5-poliges DIN-Verbindungskabel, BNC-zu-RCA-Adapter, Wi-Fi (x2) und Bluetooth-Antenne, Reinigungstuch, Kurzanleitung
Upgrades
Power Supply 555 PS DR/ XPS/ XP5 XS

Naim NDX 2 – Der Klang

Nach erfolgreichem Setup des Netzwerkspieler Naim NDX2 stand mir der Sinn nicht nach übertrieben Feingeistigem, sondern nach handfester Pop-Musik. Carly Rae Jepsen sollte es sein, die mich via Bluetooth wachrütteln sollte. „Call me maybe“ entführte mich unbeschwert ins Seelenleben von Carly Rae und die 1,15 Milliarden Youtube-Clicks in eine Welt, von der sich als HiFi-IFAs nur träumen lässt. Natürlich taugt das nicht für ernsthafte Klanguntersuchungen, ich darf aber sagen, das ich so die initiale Pflicht mit sattem Sound beschwingt abschließen durfte.
Meine erste Hörsession mit dem Streamer sollte sich nach einem langen Arbeitstag ergeben – und da hatte ich zuerst keinen Nerv für Feinsinniges. So machte ich auf meiner NAS einen weiten Bogen um Audiophiles und Vorführmusik. Nicht alles was die HiFi-Anlage sendet kann der Kopf auch wertschätzend empfangen. Deshalb zog an diesem Abend ein anderer musikalischer Ansatz – mehr vom Bauch ausgehend:

Opener war Ronald James Padavona, besser bekannt als Ronnie James Dio, mit „Rainbow in the dark“, einer Aufnahme aus 1983 vom Album „Holy Diver“. Obwohl die Aufnahme sicherlich nicht zu den Besten zählt, brachte sie eine Menge Energie ins Hörzimmer und spannte den Raum energetisch ordentlich vor. Es bedurfte einer Steigerung. Sichere Bank: Rage against the machine’s „Renegades of Funk“. Der NDX 2 transportierte den Song mit mächtig Druck. Der Protest lag spürbar in der Luft. Fantastisch. Den Rückenwind musste ich nutzen.
Ein Song gibt den anderen. Als Konsequenz muss es dann ab und zu mal Nickelback sein. In „How you Remind me“ trennte trotz rockigem Drang nach vorne der NDX 2 schön Chad Kroegers Stimme vom Gitarren-Teppich. „Never made it as a wise man, …“ Macht nix, Chad, hau einfach rein!
Gipfeln sollte es für mich in Evanessence „Everybodies Fool“ und „Bring me to life“. Obwohl ich diese Titel liebe, können sie mit S-Betonungen und Schärfe anstrengend werden. Nicht so beim NDX 2, der die Stimme von Amy Lee reuefrei ans Ohr brachte.

Bei „The dog days are over“ von Florence and the Machine sah ich förmlich die klatschenden Hände vor mir, die sich vom Geschehen lösten. Die Trommeln ertönten mächtig und authentisch ebenso wie bei Ane Bruns „Do you remember“, wo die Felle des Instruments greifbar und detailliert erklangen. Der Naim Audio NDX 2 wuchs mit seinen Aufgaben. Detailreichtum und gelassene Authentizität waren dabei seine große Stärke.
In dieser Konstellation darf es zum Abschluss eines langen Tages gerne Tori Amos „Winter“ sein, das den Hörer zu Tränen rühren kann, tonal aber nicht ganz einfach ist. „You say that things change … my Dear…“ Wie Tori Amos leise aber scharf auf dem „change“ hängt um fast flehentlich das „my Dear“ nachzuschieben ist einfach großartig. Der Song verdichtete sich weiter. Gänsehaut. Tori Amos war zum Greifen nahe.

Okay. Das konnte denn doch nicht alles gewesen sein. Zu schön wars. Mit sattem Synthie-Bass begann Kate Bush die Liebeserklärung des Mathematiker Archimedes von Syrakus an die Zahl Pi. Ihrer fast schon lasziven Stimme war der Naim NDX 2 ganz nah. Inhalt: die Zahl Pi. So voller Hingabe kann wohl nur Kate Bush eine irrationale Zahl Vortragen. Bei aller Begeisterung setzt Sie ihrem Vortrag nach sechs Minuten zwar ein Ende – Kate Bushs Botschaft hatte der NDX 2 transportiert. Da Pi eine unendlich lange nicht periodische Nachkommastelle aufweist müsste Kate Bush sonst heute noch singen.
Den Abschluss bildete dann tatsächlich Madonna mit „Ray of light“ und „Frozen“. Vordergründig sind das einfach nur Pop-Songs. Mich faszinierte, das ich mit dem NDX 2 nicht einfach nur einen Madonna Song hörte, sondern im opulenten Madonna Sound (produziert von Patrick Leonard und William Orbit) hörte ich den Menschen Madonna singen. Und das machte dann doppelt Spaß.
Der Sound des Naim NDX 2 zeugte in jeder musikalischen Lebenslage von Understatement und Wärme, war ausgewogen ohne Aggressivität dabei detailliert und authentisch. Er servierte die Musik nicht auf einem blendend polierten Silbertablett, sondern auf seidig glänzendem Porzellan.

Naim NDX 2 – Fazit
Der Naim NDX 2 ist ein Netzwerkspieler und Digital/Analog-Wandler der eleganten Sorte. Bereits beim Auspacken suggeriert das elegante Gehäuse Wertigkeit und bietet (Hand-)Schmeichlerei, die sich über die Fernbedienung bis in den Gehörgang fortsetzt. Hörsessions dürfen gerne etwas länger ausfallen. Der stolze Besitzer des NDX 2 muss sich dabei keine Gedanken bei der Wahl des Musikmaterials machen. Er wird mit Detailreichtum, feinsinnigem Klang und musikalischer Wärme belohnt. Und er darf sich dabei eins sicher sein: Ihn erwartet ein unglaublich angeNAIMes Hörerlebnis.
Im Test
Netzwerkspieler Naim NDX 2
Preis 5.999 Euro
Kontakt
»music line« Vertriebs GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
Deutschland
Telefon: +49 4105 7705-0
Telefax: +49 4105 7705-29
E-Mail: info@music-line.biz
Home: www.music-line.biz