
In unserem HiFi-Schaufenster der Deutschen HiFi-Tage 2018 in Leipzig habe ich unter anderem darüber berichtet, dass ich bei Dalibor Beric den neuen geschlossenen Kopfhörer Focal Elegia erbeuten konnte. Sinn und Zweck dieser Übung war natürlich, wie sich wohl die meisten Leser denken können, nicht das heimliche private Vergnügen, sondern ein Test bei den HiFi-IFAs.
Die Technik
Verpackt ist der der Focal Elegia wie seine Brüder in einem schicken Hardcase. Darin kann man den Kopfhörer wunderbar im Rucksack oder in der Aktentasche mitnehmen, ohne dass er Schaden erleidet. In besagtem Hardcase befindet sich neben dem Elegia auch das steckbare 1,20 m lange Kopfhörerkabel mit 3,5 mm Klinke für das mobile Hören. Auch der Home-HiFi-Fan kommt nicht zu kurz. Für ihn hat Focal dem Elegia einen hochwertigen – schraubbaren! – Adapter auf 6,3 mm Klinkenanschluss beigelegt. Das Haupt des Hörers bedenkt der Kopfhörer mit 430 Gramm, somit ist er ca. 20 Gramm leichter als der Clear bzw. Elear.
Erdacht und produziert wird der Focal Elegia in Frankreich. Auch die Breitbandchassis sind eine eigene Entwicklung und werden im eigenen Haus produziert. Dies ist in heutigen Zeiten auch bei hochwertigem HiFi keine Selbstverständlichkeit und verdient meiner Meinung nach hohen Respekt.
Die Bügel des geschlossenen Kopfhörers bestehen aus sauber verarbeitetem Aluminium. Wobei, wirklich geschlossen ist der Elegia nicht. Das Focal-Zeichen ist perforiert und hinter ihm befindet sich ein dreieckiger Schaumstoff. Dieser funktioniert ähnlich einem Fließwiderstand und lässt einen Teil der Bässe durch, aber kaum die hohen Töne. Die Bügel des Kopfhörers gleiten durch einen mit Leder abgedeckten Schiebemechanismus. In den Gabeln selber sitzen leicht und spielfrei die mit Microfaser bezogenen Hörmuscheln. In ihnen wiederum befinden sich die Breitbandtreiber, die aus einer Legierung aus Aluminium und Magnesium bestehen. Deren Impedanz liegt laut Focal bei 35 Ohm, was den Betrieb am Handy sowie anderen mobilen Abspielgeräten enorm erleichtert. Die Hörmuscheln sind mitsamt der Treiber so ausgerichtet, dass dem Hörer der Klang leicht von vorn erscheint. Dadurch soll sich die Illusion, dass die Musik vor einem spielt, verstärken. Doch nun genug der Worte, jetzt wird gehört.
Der Klang
Ab auf den Kopf mit dem Focal Elegia und angeschlossen an Kopfhörer-Verstärker Divaldi AMP 02. Der Elegia sitzt bei mir auf Anhieb gut und umschließt angenehm meine Ohren. Und dann mal sehen, sorry, hören, was unser Musikserver so im Angebot hat. Ready, set, go!
Der erste Höreindruck? Hm, ja, in Bezug auf Raum und Luft merkt man doch die geschlossene Bauweise. Vielleicht lasse ich den Kopfhörer doch erst mal ein paar Stunden alleine spielen und gönne mir in der Zeit einen Cappuccino bei Roberto. Nach einer Weile zurück vom erfrischenden Spaziergang an der herbstlichen Luft, dem leckeren Cappuccino sowie ein paar hoch intellektuellen Gesprächen über die Ulmer Politik geht es dann wieder frisch ans Werk, also ans Hören. Und in der Tat, das Einspielen hat dem Focal Elegia gut getan. Warum auch nicht, ist doch so ein Kopfhörer von der Technik her prinzipiell nichts anderes als ein Miniaturlautsprecher.
So höre ich mich in unser Referenzalbum, die gerippte Dali-CD, rein und beginne mit Jocelyn B. Smith. Hm, irgend etwas ist da immer noch faul heute. Ob da was in Robertos Cappucino war… Rein spaßeshalber denke ich an das Thema Netzpolung, ok, probiere ich das halt auch noch aus. Aha, jetzt passt es, kann einem ja mal passieren… Beim Intro das Perlen des Klaviers mit dem feinen Nachhall, dazu die schnellen Tastenläufe, die auch in den unteren Lagen klar definiert und trocken bleiben. Wenn dann noch Jocelyns begnadete glockenklare Stimme bei ihrer Interpretation des Leo Sayer Liedes „When I Need You“ einsetzt und ich ihr fast bis in den Hals schauen kann, ja, das macht mir Spaß!
Weiter mit Nils Lofgrens „Keith Don’t Go“. Seine Gitarre erklingt etwas grundtonstärker als gewohnt, ebenso seine Stimme. Das kann bei Aufnahmen wie dieser hier schon von Vorteil sein, da sie dann nicht so aggressiv klingen. Details werden dabei nicht verschluckt, sondern nur angenehmer verpackt. Und dem „Tock“ beim Klopfen auf den Korpus der Gitarre tut diese Grundtonstärke ebenfalls gut.
Monty Alexander mit „High Heel Sneakers“ vom Album „Harlem-Kingston Express Live“. Ob Mann es glaubt oder nicht, es gibt tatsächlich solche Schuhe! Nun, die Komposition von Monty Alexander ist ein ebensolches Durcheinander – eine Mischung aus Jazz, Reggae, Blues. Aber diese musikalischen „High Heel Sneakers“ tun meinem Ohr deutlich besser als ihre Vorbilder meinem Auge! Rasant fegen die klaren Anschläge über die Klaviatur, im Kontrast dazu der dunkel gezupfte Bass und man spürt den Drive des Schlagzeugers. Die tieferen Lagen sind dabei im Vergleich zu seinen Geschwistern Clear und Elear etwas kräftiger. Herrlich, wie das groovt! Chapeau! Der Focal Elegia steht der Band im Tempo nicht nach und lässt einen über die Impulsivität nicht im unklaren. Okay, vom Räumlichen her ist er nicht überbordend, aber von der Darstellung her in sich schlüssig.
Jetzt noch den Klassiker „My Way“ in der Interpretation von Brook Benton. Als ich das Lied in dieser Version das erste Mal hörte, war ich die ersten 17 Sekunden der Verzweiflung nahe: Das Lied kenne ich doch! Aber dieser Rhythmus, wie zum Teufel heißt das noch??? Da setzt die Stimme von Brook ein “ And now, the time is near…“. Alles klar! „My Way!“. Im Gegensatz zu Frankie sprüht es hier allerdings vor Lebensenergie und Drive. Bei meinen regelmäßigen Langstreckenfahrten quer durchs Land in der deutschen Bahn würde den Drive des Elegia wohl teilweise auch der Sitznachbar mitbekommen. Egal! Ob ich ihm – oder ihr – den Kopfhörer einfach mal kurz ausleihen würde? Nö, den geb ich so leicht nicht her…
Das Fazit
Der geschlossene Kopfhörer Focal Elegia spielt impulsiv, dynamisch und neutral mit einem Schuss Seidigkeit. Der Bass geht dabei kräftig und sauber zur Sache, ohne die Feinheiten von Stimmen sowie Instrumenten zu verdecken. Leicht kompakt ist die Darstellung bei guter Positionierung. Bei 35 Ohm Impedanz geht er auch mit mobilen Playern gern auf Reisen. Die fast geschlossene Bauweise schützt dabei die Umgebung weitestgehend vor der Musikauswahl des Hörers, schaltet aber nicht komplett auf stumm.
Im Test
Geschlossener Kopfhörer
Focal Elear
Preis 899 €
Vertrieb
»music line« Vertriebs GmbH
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.music-line.biz
Hier der Link zu unserem Test der beiden Focal-Geschwister Elear und Clear in offener Bauart.