Als nicht mehr ganz so junger Hörer von Langspielplatten ist mir die traditionsreiche Plattenspieler-Marke Dual bestens bekannt. Besaß ich doch in früheren Jahren mit dem CS 1228 mit Reibrad-Antrieb und Wechsler selber einen Plattendreher dieser Marke. Audiophiler wurde die ganze Geschichte dann, als ich mir einen CS 741 Q mit Direktantrieb zulegte und diesem dann auch noch ein Ortofon MC 10 MK II nebst Übertrager gönnte. Mit diesem Gespann war ich viele Jahre glücklich und zufrieden. Rückblickend auf diese schöne Episode habe ich nun den Dual CS 800 mit Riemenantrieb und dem MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red zu den HiFi-IFAs zum Test eingeladen.
Dual CS 800 – Technik
Die Zeit schreitet voran, das ist nun mal so, ändern lässt sich daran nichts. Gut sichtbar sind die neuen Zeiten unter anderem auch an der Optik des Dual CS 800, sieht der neue Plattenspieler doch ein wenig anders aus als seine älteren Geschwister. Was sich dagegen nicht geändert hat, ist der Produktionsstandort. Hergestellt werden die Plattenspieler nach wie vor in St. Georgen im Schwarzwald. Allerdings nicht vom Markeninhaber – der Dual Phono GmbH in Landsberg – sondern von der Alfred Fehrenbacher GmbH & Co. KG, welche die Lizenzrechte für die Fertigung hat.
Das Nußbaumfurnier des CS 1228 und das silberne Plastikgehäuse des CS 741 Q sind beim CS 800 einer stabilen MDF-Platte gewichen. Am Rand ist die besagte Platte nach unten hin angeschrägt für einen optisch leichteren Eindruck. Das Holzfasermaterial besitzt eine leicht raue Oberfläche und ist schwarz lackiert. Der ganze Plattenspieler selbst ruht dann auf drei nicht höhenverstellbaren Füßen, welche an ihrer Unterseite Halbkugeln aus Sorbothan besitzen.
Im Inneren ist die Bodenplatte ausgefräst. Einmal, damit das Subchassis an seiner Oberseite eben mit der Zarge abschließt. Zum anderen, um dem Motor und den elektronischen Bauteilen den nötigen Platz geben zu können. Das Subchassis selbst besteht aus einer schmalen Platte aus MDF, die beidseits mit einer dünnen Platte aus gebürstetem Aluminium beschichtet und stabilisiert ist. Diese liegt auf vier relativ weichen Gummilagern in der Bodenplatte und bietet somit einen rudimentären Schutz gegen Trittschall.
Der Gleichstrommotor des Dual CS 800 ist direkt unten am Subchassis montiert und bezieht seine Energie aus einem Steckernetzteil. Entgegen meinen ersten Befürchtungen ist das Motorgeräusch trotz der direkten Befestigung des Motors am Subchassis doch relativ leise und nicht über Gebühr groß. Ab einem Abstand von ungefähr einem halben Meter sind keine Laufgeräusche mehr vernehmbar. Zur Inbetriebnahme des CS 800 wird kurz die Sensortaste berührt, und der Dual läuft mit 33 U/min. los. Eine erneute Berührung des Sensors veranlasst den Plattenspieler dann zu 45 U/min., ein entsprechender Puck für Singles gehört zum Lieferumfang. Beim Wechsel der Geschwindigkeit wechselt die LED dann ihre Farbe von weiß auf blau. Verbleibt der Finger länger auf dem Sensor, stoppt der Plattenteller.
Der relativ leichte Plattenteller des CS 800 besteht aus einem schwarz eingefärbten Aludruckguss. An seinem Innenrand befindet sich ein breites Gummi gegen Klingeln, zudem wird dadurch die Masse am Tellerrand erhöht und der Gleichlauf stabilisiert. Ganz klassisch wird die Aluplatte dann auf einen Subteller aus Kunststoff aufgelegt. Verbunden ist dieser mittels eines geschliffenen Flachriemens mit der Antriebsachse des geregelten Motors. Den oberen Abschluss dieser Konstruktion bildet die obligatorische schwarze Filzmatte.
Nicht wesentlich geändert haben sich bei Dual die Optik und Mechanik des Tonarms, diese Bauteile sind beim CS 800 so schlank und leicht wie eh und je konstruiert. Sein Tonarmrohr besteht aus einem dünnen Aluminium-Rohr und besitzt an seinem Ende eine anschraubbare Headshell aus Carbonfaser mit zwei Bohrungen im Halbzollstandard. Die Verschraubung der Headshell selbst ist eine Dual eigene Norm und daher nicht mit SME kompatibel.
Mit dem Gegengewicht am anderen Ende des Tonarm wird nicht die Auflagekraft eingestellt, sondern erstmal der Tonarm waagerecht austariert. Erst danach erfolgt die eigentliche Einstellung der Auflagekraft per Federkraft und Drehrad seitlich am Kardan, wobei angemerkt sein darf, dass die Skala ziemlich genau stimmt. Ebenfalls per Feder eingestellt wird das Antiskating über die Drehscheibe unterhalb des Kardangelenks. Beides also in guter alter Dual-Tradition, warum auch sollte eine jahrelang bewährte Lösung geändert werden.
Auf der Rückseite des Plattenspieler und unterhalb des Tonarms befindet sich das Anschlussfeld für den Phono-Vorverstärker. Hier finden sich ein paar Cinchausgänge für den linken sowie den rechten Kanal und die Erdungsklemme, wie auch die Buchse für das Steckernetzteil. Praktisch, dass der Hersteller dem CS 800 auch gleich ein solides Cinchkabel beigelegt hat.
Ein paar technische Daten
- Drehzahl: 33/45 U/min.
- Übertragungsbereich: 20 Hz – 22 kHz
- Gleichlaufschwankungen DIN / WRMS: ± 0.06 / 0.035 %
- Rumpel-Fremdspannungsabstand: 48 dB
- Rumpel-Geräuschspannungsabstand: 72 dB
- Effektive Tonarmlänge: 211 mm
- Kröpfungswinkel: 26°
- Überhang: 19.5 mm
- Tonabnehmersystem: Ortofon 2M Red
- Abmessungen (BxHxT): 440 x 130 x 370 mm
- Gewicht: 5.5 kg
Dual CS 800 & Ortofon 2M Red – Klang
Ja was lege ich denn heute mal auf… Das ist immer die große Frage. Da Dual eine altbekannte Marke ist, suche ich mir zum Test des CS 800 als erstes Stück das ebenso gut abgehangene „Am Fenster“ von City aus. Ruhig und sauber pflügt die Nadel des Ortofon 2M Red dabei durch die Rille der LP. Von rechts ertönt das Ticken des Weckers, die Kirchenglocken ertönen im Hintergrund und werden nach dem Hochziehen eines Rollos lauter, leichte Straßengeräusche kommen auch noch dazu. Der Mensch in der Wohnung wird langsam munter und summt und pfeift sich eins. Ein paar Gitarrenakkorde ertönen und dann kommt die fein gestrichenen Geige dazu.
Genau in der Mitte der Hörachse ertönt die leicht nasale Stimme des Sängers. Gelegentlich wird das musikalische Geschehen durch einen leichten Knackser gestört, na ja, die Scheibe hat ja auch schon einige Feten mitmachen dürfen. Es gefällt mir, dass keine Details der mittlerweile doch sehr rasant gespielten Geige verschliffen werden. Hochinteressant finde ich es auch zu hören, wie die Saiten zwischendurch gezupft werden. Dem steht die Gitarre mit ihrem Flamencotouch in nichts nach. Den Schwung dieses Klassikers überträgt der Dual CS 800 in den heimischen Wohnraum. Alles dies ertönt so schlank wie ich die Aufnahme kenne, jedoch nicht ganz so klar und durchsichtig vor mir, wie ich es vom eigenen Plattenspieler gewohnt bin.
Weiter geht es mit einer ebenfalls älteren Stimme, aber neueren Aufnahme. „Last Man Standing“, dem Spätwerk von Willie Nelson zu seinem 85. Geburtstag. Im Gegensatz zu „Am Fenster“ fällt bei dieser LP sofort auf, dass es in den unteren Lagen jetzt ein Mehr an Druck gibt. Und das „Old Willie“ in früheren Zeiten etwas besser gesungen hat, aber dennoch höre ich ihm gerne zu. Auf jeden Fall macht es Spaß, mit ihm durch den Country-Rhythmus zu reiten. Dabei betont die leicht warme Abstimmung des Ortofon 2M Red den Charakter, der Musik dieser Art zu eigen ist.
Damit mir aber nicht der Gaul durchgeht, zieht Willie Nelson bei „Bad Breath“ ein wenig die Zügel an und lädt zum Schunkeln ein. Bei der jetzt ruhigeren Spielweise kann ich mich daher auch besser auf die Musik konzentrieren. Wie zum Beispiel die gefühlvoll gespielte Mundharmonika, die vom Salonpiano und einer Gitarre im typischen Westernklang begleitet wird. All dies ist ordentlich auf der Ebene zwischen den Lautsprechern vor mir sortiert. Doch dann geht es auch schon wieder flotter weiter und meine Füße wippen fleißig mit im Takt der Musik. Dabei erinnere ich mich daran, dass ich es zu dieser Art von Musik mal mit Square Dance probiert hatte… Wie es dazu kam? In Neu-Ulm waren bis in die 80er amerikanische Einheiten mit ihren Pershings stationiert, was auch seine Auswirkungen auf die örtliche Kultur hatte.
Bei leicht zurückhaltenden Bässen steigt Peder af Ugglas mit „Harvest Song“ ein. Dabei verleugnet der CS 800 seine Vorliebe für warme und langzeittaugliche Klänge nicht. Etwas mehr Transparenz in der Wiedergabe der Musik würde mir schon gefallen. Wer, wie ich, eher in diese durchsichtige und klare Richtung tendiert, dem kann auch geholfen werden. Oder er hilft sich selber, so wie ich, und tauscht das dem Plattenspieler beiliegende Cinchkabel, das wohl eine relativ hohe Kapazität besitzen dürfte, einfach gegen ein anderes aus.
Und siehe da: Aus dem grundsoliden CS 800 wird nun kein High End Plattenspieler, aber die Performance ist jetzt doch eine deutlich andere als zuvor. Der Besen streicht leichter nachvollziehbar über das Becken, welches in Richtung angenehme und kupferfarbene Klänge tendiert. Die Feinauflösung und Räumlichkeit steigern sich um eine ordentliche Portion, und auch der Tiefton wird hörbar straffer wie auch agiler. Es lohnt sich also, an diesem Punkt anzusetzen. So „getunt“ lassen sich die Klangfarben der E-Gitarre und ihrer Slides besser als zuvor heraushören. Die Posaunenzüge auf dem Album „Autumn Shuffle“ bleiben wie gehabt grundtonreich, bekommen durch die besagte Maßnahme aber mehr Struktur.
Eine wirkliche Herausforderung an den Gleichlauf von Plattenspielern ist ruhiges Klavierspiel. Unter anderem wie bei Nora Jones Album „feel like home“ ertönt. Nun, in dieser Disziplin weiß der CS 800 auf ganzer Linie zu überzeugen. Der Gleichlauf ist wirklich gut, und keine Spur von Eiern ist zu vernehmen, sehr schön. Und so höre ich mich noch eine ganze Weile durch die LP, da mich diese Art von Musik, wie auch der harmonische Charakter des Dual, zu einem entspannten Abend einladen.
Dual CS 800 – Fazit
Der CS 800 ist ein manueller Plattenspieler in guter alter Dual Tradition. Mit seinem stabilen Gleichlauf weiß er unter anderem bei anspruchsvollen Klavierläufen zu überzeugen. Ausgestattet mit dem soliden MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red ist er ein Freund der warmen und sonoren Klänge und verspricht dem Vinylhörer einen ruhigen und angenehmen Abend. Für den Wechsel auf ein höherwertiges Cinchkabel bedankt sich der CS 800 mit einem Mehr an Struktur und Feinzeichnung.
Im Test
Plattenspieler Dual CS 800
mit Ortofon 2M Red
Preis: Um 1.200 Euro
Vertrieb
SINTRON Vertriebs GmbH Electronic Import Export
Südring 14
D-76473 Iffezheim
Tel.: + 49 (0) 7229 / 1829 – 98
Mail: info(at)sintron.de
Web: www.sintron.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Blue Aura PG1, Phono Verstärker Atoll PH100, Phono Vorverstärker Blue Aura PH1
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Rega Aethos
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Acoustic Energy AE509
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, Plattenspieler Auflage Vertere techno mat