Schick und schlank stehen sie in ihrem Hochglanz schwarz vor mir: Die Standlautsprecher Acoustic Energy AE 509. Der englische Hersteller von Lautsprechern ist bereits seit über 30 Jahren auf dem HiFi-Markt vertreten. Wie ich zu meiner Schande gestehen muss, habe ich mit Acoustic Energy bisher nicht wirklich beschäftigt. Somit ist es durchaus kein Fehler, mich in diesem Test eingehend mit den Engländern auseinander zu setzen. Wie ich dann überhaupt auf die Idee gekommen bin, mir die AE 509 anzuhören? Ganz einfach, habe ich sie doch auf den NDHT 2020 am Cambridge Audio Vollverstärker CXA-81 gehört, und das kam ziemlich gut rüber.
Acoustic Energy AE 509 – Technik
Elegant und unauffällig sind die Acoustic Energy AE 509 auf jeden Fall. So unauffällig, dass es meiner besseren Hälfte im ersten Augenblick gar nicht aufgefallen ist, dass wir im Wohnzimmer andere Standlautsprecher hatten. Der WAF – Woman Acceptance Factor – scheint demnach schon mal zu stimmen. Das ist in manchen Haushalten und kleineren Wohnzimmern definitiv von Vorteil. Und für den Hausherrn. Wird es ihm so doch erleichtert, seiner HiFi-Leidenschaft frönen zu dürfen oder zu können.
Die Verarbeitung der AE 509 hinterlässt schon auf den ersten Blick einen guten Eindruck, sind doch absolut keine Tränen auf dem ebenmäßigen schwarzen Hochglanzlack des stabilen Gehäuses zu sehen. Zudem lassen sich auf der Front des Lautsprecher nach dem Abnehmen der Frontbespannung auch bei genauem Hinsehen keine Löcher entdecken, ist diese doch magnetisch befestigt. Schade, dass diesen Aufwand nicht jeder Hersteller betreibt. Aber da die AE 509 das „größte“ Modell im Hause Acoustic Energy ist, haben die Engländer diese Kosten nicht gescheut. Bravo!
Ist die Abdeckung abgenommen, kommen zwei parallel laufende 125 mm messende Tiefmitteltöner aus Karbonfaser zum Vorschein. Respekt, dieses Material findet man bei einem Standlautsprecher für 2.600 € selten. Die gewebte Kohlefaser hat die höchst angenehme Eigenschaft, sehr dünn und dennoch stabil zu sein. Wodurch die 35 mm messende Schwingspule den großen Vorteil hat, eine relativ leichte Membran anzutreiben zu dürfen. Ergo funktioniert diese Mechanik sehr schnell, und die Signale können schnell ein- und ausschwingen.
Ebenso wichtig ist die vorgenannte Eigenschaft natürlich beim 25 mm Hochtöner, daher ist auch er aus Kohlefaser gewebt. Dieser befindet sich in einer D’Appolito Anordnung zwischen den beiden Tiefmitteltönern. Damit er lautstärkemäßig mit seinen beiden größeren Kameraden mithalten kann, ist er in einem recht steil bauenden Waveguide aus Aluminium verbaut.
Um aus einem so kleinen Volumen wie bei der AE 509 einen anständigen Bass zu zaubern, hat Acoustic Energy auf einen Bassreflex zurückgegriffen. Doch wer diesen klassisch unten auf der Rückseite sucht, wird die Öffnung nicht finden. Sitzt die Bassreflexöffnung aufgrund einer besseren akustischen Ankopplung an den Raum doch oben an der Rückwand. Ordnungsgemäß sitzen die Anschlüsse des Standlautsprechers unten. Ausgeführt sind sie qualitativ hochwertig als Single-Wiring.
Einen stabilen Eindruck hinterlassen die Ausleger aus massivem Aluminium. Ruckzuck sind sie an der Unterseite der AE 509 montiert. Ebenso schnell und einfach lassen sich die Spikes in der Höhe verstellen und die Lautsprecher somit ausrichten. Mit der großen Rändelschraube werden sie dann anschließend fixiert, fertig. Kleine, das Parkett schonende Unterlegscheiben, sind den Acoustic Energy selbstverständlich beigelegt.
Ein paar technische Daten
Hochtonchassis: 25 mm Kohlefaser
- Tiefmitteltöner: 125 mm Kohlefaser
- Frequenzbereich: 32 Hz – 25 kHz (+- 6 dB)
- Nennbelastbarkeit: 175 Watt
- Impedanz: 6 Ohm
- Größe: 1.000*185*270 mm
- Oberflächen: Hochglanz Schwarz oder Weiß, Walnuss Furnier
- Gewicht: 22 kg / Stück
Acoustic Energy AE 509 – Klang
Aufgrund der grundlegenden klanglichen Einsortierung beginne ich den Hörtest der Acoustic Energy AE 509 mit einem Klassiker. „Swingin‘ Safari“ von Bert Kaempfert, man braucht halt so seine Standards zur Orientierung. Und bei der grundlegenden Aufstellung ist es definitiv hilfreich, wenn man weiß, wie sich die Musik anhören sollte. Oder zumindest so, wie man sie sich vorstellt… Nach ein wenig Hin- und Herrücken ist dann auch ein klanglich guter Platz für die Standlautsprecher gefunden.
Entgegen der klassischen Lehre mit dem gleichseitigen Dreieck gefällt mir bei den AE 509 das leicht spitzwinklige besser. Die Lautsprecher soweit eingedreht, dass ich die inneren Seitenwände gerade noch so sehen kann, so rastet das Klangbild ein und wirkt geschlossen ohne Löcher aufzuweisen. Berts Band kann jetzt losswingen. Und über die Acoustic Energy macht der alte Schinken schon Spaß, klingt er doch nicht ganz so dünn und ausgezehrt, wie es gelegentlich bei älteren Aufnahmen vorkommt.
Mit einem wunderbar schönen und ruhigen Lied fühle ich den AE 509 auf den Zahn respektive die Kohlefasern. Valeska Steiner & Sonja Glass, besser bekannt unter ihrem gemeinsamen Namen Boy singen für mich in der akustischen Version den Song „Boy“ von ihrem Album „Mutual Friends“. Ein wunderbar ruhiges Lied. Sonjas Gitarre im Hintergrund gefällt mir durch ihr lockeres, unangestrengtes und farbiges Spiel. Dazu gesellt sich die melancholische Stimme von Valeska. Klar und sauber zentriert steht sie vor mir im Raum und nimmt mich gefangen.
Doch die beiden können auch anders. Das zeigen sie mir mit ihrem Lied „Little Numbers“. Wobei das eigentlich eine größere Nummer ist. Ein wunderbares Gute-Laune-Lied für den frühen Morgen, oder gerne auch für später am Tag, eigentlich für immer. Vom ersten Takt an wippen meine Füße bei dem flotten, treibenden Rhythmus mit. Die Grundlage dafür bildet ein kräftiger trockener Basslauf, gelegentlich spielt er sich jedoch ein wenig zu sehr in den Vordergrund. Da muss ich wohl noch ein wenig in der Aufstellung der Lautsprecher nachjustieren. Und siehe da, mit etwas mehr Luft im Rücken, so ab ungefähr 80 cm Abstand zur rückwärtigen Wand, bin ich vollends zufrieden. Jetzt werden weder die leicht und locker gezupfte Gitarre noch die Stimme von Valeska übertönt. Sehr schön.
Die Stimme von Filippa Giordano kann bei dem Titel „Casta Diva“ aus „Norma“ über manche Lautsprecher scharf klingen. Das macht sie aber über die Acoustic Energy in keinster Weise. Ganz im Gegenteil, gelingt der AE 509 eine wunderbar gelungene Kombination aus Wärme wie auch klarer Verständlichkeit. Sehr schön lässt sich das Tremolo der genialen Sängerin nachverfolgen. Sie ertönt mit einer angenehmen weichen Zärtlichkeit. Der große Chor, der Filippa begleitet verteilt sich weitläufig und großzügig im Hintergrund, ohne das irgendwelche Löcher oder Lücken zwischen den AE 509 entstehen.
Der seidige Charakter der Karbonfasern kommt auch den Geigen bei „Casta Diva“ entgegen. Hier ist nichts was unangenehm in den Ohren zirpen würde, bin ich doch unter anderem gerade in diesem Punkt recht empfindlich. Diese Empfindlichkeit betrifft auch die tiefen Töne. Hat doch diese Einspielung diesbezüglich schon einiges aufzuweisen. Und die AE 509 bringt dieses ordentliche Pfund im Bass definitiv ans Tageslicht beziehungsweise in den Hörraum. Gut, dass ich vorhin eine Weile mit der Justierung der Standlautsprecher verbracht habe. Nachjustieren muss ich jetzt nicht mehr, ich genieße einfach dieses satte Fundament.
Ordentlich rund im Keller, und auch beim Arrangement, geht es bei „Blues In The Basement“ mit Lalo Schifrin & The London Philharmonic Orchestra. Mal schauen, wie die AE 509 mit dieser doch recht komplexen Aufnahme umgehen, und ob dieses Stück sie in die Knie zwingen kann. Ohne Anstrengung geht es mit dem locker gezupften Kontrabass los, aber ok, handelt es sich bisher schließlich auch nur um ein einziges Instrument.
Goldig blitzende Blechbläser kommen dazu, welche ich auch schärfer kenne. Die Acoustic Energy geben einen kleinen angenehmen Extraschuss Wärme dazu. Im Hintergrund setzt das Schlagzeug ein, die Bespannung der Fußtrommel und Becken unterstützen das muntere Treiben auf der Bühne. Auch die zärtlich gespielte Triangel und die Piccoloflöte finden in dem großen Orchester ihren Platz. Sie gehen über die Standlautsprecher Acoustic Energy AE 509, die stets die Übersicht über das musikalische Geschehen bewahren, in diesem Gewusel nie unter.
Acoustic Energy AE 509 – Fazit
Die schlanken Standlautsprecher Acoustic Energy AE 509 verblüffen mit einem für ihre Größe sehr kräftigen Bass, der mittelgroße Räume ab circa 20 qm erfordert. Ihre Markenzeichen sind warme, homogene Klangfarben und eine großzügige Darstellung der Musik. Auch bei komplexen Arrangements gehen die Feinheiten nicht unter und die Übersicht bleibt stets gewahrt. Gut, dass ich mich auf einen Test der AE 509 eingelassen habe.
Im Test
Standlautsprecher Acoustic Energy AE 509
Oberflächen: Hochglanz Schwarz oder Weiß, Walnuss Furnier
Größe: 1.000*185*270 mm
Gewicht: 22 kg / Stück
Preis: 2.600 Euro / Paar
Vertrieb
Anja Hobbs
M.A.D. Anja Hobbs
Hardenberger Str. 71
D-42549 Velbert
Tel.: +49 (0) 2051 4177600
Fax: +49 (0) 2051-4177602
Mail: info@acoustic-energy.de
Web: www.acoustic-energy.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Yamaha A-S2200, Vollverstärker Cambridge CXA-81, Vollverstärker Rega Aethos
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8