Wir HiFi-IFAs beschäftigen uns ja gerne mit sündhaft teuren, high-endigen HiFi-Gerätschaften. So auch bei In-Ear Kopfhörern, bei denen die bisherige Spitze des Eisbergs der ULTRASONE Saphire (um 3.000 Euro) darstellte – mit Zwischenstufen über den Campfire Solaris 2020 (um 1.500 Euro) und den FiiO FH7 (um 500 Euro). Neben der Suche nach dem perfekten Klang gehört ein gutes Stück Liebhaberei und ein entsprechend prall gefüllter Sparstrumpf dazu, um in diesen Preissegmenten unterwegs zu sein.
Möchte der Musikfreund für einen budgetfreundlichen Taler einen ordentlichen Schritt nach vorn in Sachen Sound machen, gibt es in der Preisklasse bis 100 Euro Spannendes zu entdecken. Als Vertreter des attraktiven Preis/Leistungsverhältnisses testen wir hier den kabellosen In-Ear-Kopfhörer MusicMan BT-X52 aus der Produktpalette des deutschen Herstellers Technaxx. Was er neben praktischen Funktionalitäten wie Bluetooth, Noise-Cancelling und Freisprechen klanglich zu bieten haben, beleuchten wir für euch in diesem Review.
Annäherung
Die MusicMan BT-X52 kommen im kompakten Pappkarton daher, der bereits alle wichtigen Informationen aufgedruckt hat, die der Kaufinteressent oder Besitzer wissen möchte beziehungsweise aus sollte. Von Verpackungs-Profis platzsparend, aber übersichtlich einsortiert, finden sich innen drin schnell alle wichtigen Zubehörteile.
Die In-Ears stecken in der handschmeichlerischen Transport- und Ladebox mit USB-C-Buchse. Eine Etage tiefer im Karton befinden sich zwei weitere Paar SIlikon-Ohrstöpsel, die eine Anpassung an den äußeren Gehörgang ermöglichen. Montiert ist die mittlere Größe. Ebenfalls enthalten ist ein kurzes USB-Ladekabel. Ein Steckernetzteil mit USB-A-Anschluss liegt nicht bei, was ich aber sehr vernünftig finde, da dies in der Regel bereits im Haushalt vorhanden ist. Zudem gibt es bereits viele Netz-Steckdosenleisten, die solche Anschlüsse mitbringen, oder sie finden sich in der Computer-Umgebung. Viele Nutzer wird die handliche, gedruckte Bedienungsanleitung erfreuen. Das Meiste funktioniert ja intuitiv, aber wenn es mal vorbei ist, mit der Intuition – ein häufig diagnostiziertes Männerproblem 😉 -, hilft der verstohlene Blick ins gedruckte Booklet sicher.
Bei der Erstbenutzung gibt sich der MusicMan BT-X52 ungebunden, kontaktfreudig und energiegeladen. Der Akku ist praktischerweise bereits vorgeladen und die Leuchtdioden im Deckelfach zeigen dies an. Nach kurzer Vollladezeit ist der kabellose In-Ear dann grundsätzlich einsatzbereit. Die Hohlräume für die In-Ears sind übrigens in der Box passend als Negativ-Form ausgespart. Das sieht zum einen schick aus, ist aber auch konstruktionsmethodisch konsequent, da so etwas im CAD leicht mit einem Off-Set und der Wahl der Entformungs-(Entnahme-)Richtung berücksichtigt werden kann. Solche Details finde ich ja prima.
Bei der Entnahme kontaktieren sich zuerst die beiden Ohrteile. Das Bluetooth-Modul ist bei erster Entnahme noch nicht mit einem Gerät „gepaart“. Logisch. Somit bietet sich der BT-X52 automatisch möglichen Spielpartnern an – in diesem Fall meinem Laptop. Das funktioniert sehr einfach und sicher, ebenso wie das Wiederverbinden mit demselben Gerät. Eine Frauenstimme vermeldet alsdann den erfolgreichen Vollzug. Als ich die In-Ears mit meinem iPhone verbinden wollte, gab sich der MusicMan eher als InvisibleMan. Hier half es – ich sprach davon – einen Blick ins Booklet zu werfen. Das findet man übrigens auch online.
Zugegebenermaßen muss so ein In-Ear in unfassbar kleinem Volumen sehr viel unterbringen, was für mich eh ein kleines Wunder ist. Neben Kopfhörer, D/A-Wandler, Kopfhörerverstärker, Bluetoothmodul, Akku, LEDs usw. auch noch je eine Kontaktfläche zur Benutzerinteraktion. Da ist es verständlich, dass manche Funktionen anmuten wie ein Cheat-Code bei einem Computerspiel. So beim Rücksetzen der Bluetooth Verbindung. Beide In-Ears ins Kästchen, den rechten entnehmen, Taste 10 Sekunden drücken, LED blinkt 5 mal, In-Ear-zurück tun, beide entnehmen: Voilá! Die Bluetooth-Verbindung ist neutralisiert. Hat gut funktioniert, man muss es nur wissen. Die Verbindung zum Handy ist dann wieder easy.
Die Kopfhörer sind mit ihren 10,6g recht leicht, schon allein deshalb empfinde ich den Sitz der In-Ears als sehr angenehm und sicher. Der Stab der Ohrhörer legt sich gut an den Kopf an, so dass dieser im Schwerpunkt vom Außenohr gestützt wird. Sie schließen auch gut zum Gehörgang ab, das ist für die Wiedergabe der tieferen Frequenzen und das Noise-Cancelling wichtig. Die Sensortasten lassen sich nach etwas Eingewöhnung gut bedienen. Zu Beginn hatte ich etwas Probleme durch die Verzögerung zwischen Befehl und Ausführung, was aber nicht am Kopfhörer sondern an der Applikation lag. Wenn man weiß, dass es funktioniert, gewöhnt man sich schnell ans kurze „Abwarten“.
Mit den In-Ears habe ich auch einige Stunden über die Freisprechfunktion an Teams-Besprechungen teilgenommen. Das geht auch nur mit dem rechten In-Ear alleine. Die Qualität der Sprache war gut, so meldeten es mir meine Gesprächspartner zurück. Wenn man im Home-Office ist, ist die Bewegungsfreiheit durch die kabellose Verbindung verlockend. Bei mir stand das Notebook zentral, so dass ich mich auch in den umliegenden Räumen gut bewegen konnte. Erst in den letzten Ecken oder mit mehreren Wänden dazwischen riss der Kontakt ab. Sollte also die Toilette in der Nähe sein, ist Vorsicht geboten. Vergisst man das Mikro auszuschalten… Ich erinnere an „Die nackte Kanone 2 1/2“. Hier ist schon Frank Drebbin Opfer der Funktechnologie geworden… Ein Klassiker 😉 Apropos Technologie: werfen wir noch einen Blick auf die Technik.
Technik
Der MusicMan® ANC TWS Bluetooth In-Ear Kopfhörer BT-X52 (so heißt er mit vollem Namen) ist ein True Wireless Stereo-In-Ear-Kopfhörer (TWS) mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Er unterstützt eine Sprachassistentfunktion und hat eine automatische Ein-/Aus-Funktion, die den Akku schont. Die Kopplung erfolgt mit Bluetooth V5.0. Ein integriertes Mikrofon ermöglicht Telefongespräche. Multifunktionstasten an beiden In-Ohr-Kopfhörern sorgen für Benutzerfreundlichkeit, da Funktionen wie Wiedergabe/Pause/Titelwechsel, Telefonanrufe annehmen und ablehnen und den Sprachassistenten des Telefons direkt am Ohr aktiviert werden können.
Die Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) habe ich als angenehm empfunden. Sie wirkt ja in Kombination mit der passiven Wirkung, die die In-Ears für sich schon als „Ohrstöpsel“ haben. Aktivitäten in der Umgebung habe ich erst wahrgenommen, wenn die Geräusche laut, oder impulsiv waren. Da kommt auch ein ANC an seine Grenzen. Die Betriebszeit von 6h ohne und 5h mit ANC war nachvollziehbar. Die vollgetankte Aufbewahrungsbox kann die In-Ears in jeweils 1,5h viermal komplett laden. Zum selber Volltanken benötigt die Box circa 2 Stunden an 5 Volt und einem Ampere.
MusicMan ist die Audio Produktlinie der Technaxx Deutschland GmbH, die hierzulande gestaltet und entwickelt. Details zum BT-X52 entnehmt bitte nachfolgend den technischen Daten.
Technische Daten
Besonderheiten
- True Wireless Stereo-In-Ear-Kopfhörer (TWS)
- Aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
- Unterstützung der Sprachassistentfunktion
- Automatische Ein-/Aus-Funktion
- Kopplung mit Bluetooth V5.0
- Integriertes Mikrofon für Telefongespräche
- Multifunktionstasten an beiden In-Ohr-Kopfhörern;
- Wiedergabe/Pause/Titelwechsel, Telefonanrufe annehmen und ablehnen, Sprachassistent
Technische Spezifikationen
- Bluetooth-Version V5.0
- Bluetooth Übertragungsreichweite ~10m (im Freien)
- Frequenzband 2,4GHz
- Abgestrahlte Sendeleistung max. 2,5mW
- Lautsprecher / Frequenz / Impedanz 5mW*2 / 20Hz-20kHz / 32Ω
- Audio-Codec SBC
- ANC-Leistung 20-25 dB
- Betriebsdauer ~6h (ANC AUS) / ~5h (ANC EIN)
- Aufladungen mit Ladebox 4 volle Aufladungen
- Standby-Zeit ~15h ohne / ~180d mit Ladebox
- Ladedauer Kopfhörer ~1.5h
- Batterie-Kopfhörer (jeder) Wiederaufladbarer 60-mAh-Lithium-Polymer-Akku 3,7V integriert /
- Aufladen über Ladebox
- Ladedauer Ladebox ~2h (5V/1A)
- Akku der Ladebox 500-mAh-Lithium-Polymer-Akku 3,7V / Aufladen über USB-Anschluss Typ C
- Betriebstemperatur -10°C bis +50°C
- Gewicht / Abmessungen Kopfhörer 10,6g / 40 x 22 x 25mm (L x B x H)
Verpackungsinhalt:
- MusicMan® BT-X52
- Ladebox, USB-Ladekabel Typ-C
- 3 verschieden große Kopfhöreraufsätze
- Gebrauchsanleitung
Gewicht und Maße:
- Gerätegewicht: 35,0g
- Gerätemaße Box: 49 x 32 x 54 mm (L x B x H)
Klang
Da ich euch meinen Anblick ersparen möchte – der aktuelle Corona-Lockdown und das damit einhergehende kommerzielle Frisierverbot haben meine Entscheidung zusätzlich bekräftigt – seht ihr im oben stehenden Hersteller-Foto, wie es ausschaut wenn man mit einem MusicMan BT-X52 Musik hört.
Ich hatte schon eine Weile mit den angenehm zu tragenden In-Ears Musik gehört und auch an Besprechungen teilgenommen. Am PC und am iPhone. So bekam ich bereits einen guten Eindruck. Und während ich den oberen Teil des Berichts verfasst habe, habe ich mich bereits schon durch eine vorgefertigte Soundtrack-Score-Playlist gehört. Das hat eine Menge Spaß gemacht. So entschloss ich mich, die Playlist noch einmal stichpunktartig zu rekapitulieren. Die Musik hat für meinen Geschmack eine Menge hergegeben. Den Hördurchgang, den ich für euch dokumentiere, mache ich übrigens mit dem Smartphone und einem Musikstreaming-Dienst in HD und UHD Qualität.
Ich fange also wieder mit dem Iron Man 3 Thema an – ich will nicht wieder den Fluch der Karibik ins Haus, beziehungsweise meine Gehörgänge holen, obwohl ich ursprünglich danach gesucht habe. Dafür geht Iron Man direkt steil auf Reise-Flughöhe.
Der Song kommt mit sattem „Wumms“ der Pauke daher. Der BT-X52 hat das toll wiedergegeben – mit dem nötigen Hauch an Oppulenz, so das es Freude macht. Die Blechbläser treiben den Titel voran, ohne sich aber unverschämt in den Vordergrund zu drängeln.
„Samwise The Great“ vom Herrn der Ringe „Zwei Türme“ Soundtrack kommt mit getragener Stimmung daher. Eine Runde Sache, die sich ins Ohr schmeichelt und für fast wehmütige Stimmung sorgt. Aggressivere Streichersätze kommen mit Nachdruck, aber nicht scharf rüber. Das der MusicMan BT-X52 kein Weichspüler ist und auch Schwächen einer Aufnahme aufdecken kann, zeigt sich dann beim Thema des Godfathers, des Paten, in der Movie-Version. Die alte Aufnahme passt womöglich bestens zum Film, als Musikstück isoliert betrachtet kommt sie sehr blechern und scharf daher und wirkt irgendwie seltsam distanziert. Da nimmt der In-Ear kein Blatt vor den Mund. Bei „Heart of Courage“ von Invincible geht es dann ganz anders zu. Der Song haut wieder voll in die musikalische Kerbe von Iron Man.
Mit dem „Imperialen Marsch“, Star Trek Into Darkness „Kirks Theme“ und „Gladiator“ geht es so weiter. Film Soundtracks haben, speziell die vorgenannten, eine Tendenz zum Pompösen, verpackt in ein klassisches Gewand. In diesem Metier fühlt sich der BT-X52 offensichtlich sehr wohl. Ich merke kaum wie die Zeit vergeht und Höre mich mit großer Freude durch die größtenteils bekannten Soundtracks.
Das der Bluetooth-Kopfhörer auch anders kann, beweist er bei „Ghost“. Der Film an sich ist für mich schon eine Nummer zu schnulzig. Ist der Song „Unchained Melody“ in der Orchesterfassung aber von der Last des Bildes befreit, kommt er richtig gut rüber. Schnulzig ist hier dann eher schmelzig. Der BT-X52 löst die Höhen vielleicht nicht bis ins Letzte auf, die besondere Atmosphäre vermag er aber zu transportieren. Auch die kleinen Nebengeräusche der Aufnahme sind heraus zu hören. Und im „Love Theme“ von Romeo und Juliet erhält das Piano eine angemessene Größe und Volumen. Die smarten Ohrstöpsel setzen dabei mehr auf die hölzerne Wärme des Korpus und etwas weniger auf das drahtige der feinen Saiten. Der Gesamteindruck bleibt aber durchaus stimmig. So könnte ich mich stundenlang durch die Film-Scores hören…
Um aus dem Film-Trott raus zu kommen, wage ich den den Absprung mit Prodigys „Need Some1“ und „Light up the sky“. Die Musikrichtung kommt dem BT-X52 sehr entgegen. Ebenso wie das satte „Colder than ice“ von Pond. Das war zu erwarten. „But now something completely different“ würden die Monthy Pythons nun statieren: Emiliana Torrinis Album „Me And Armini“. Die markante Stimme der damals 30-jährigen Isländerin schmeichelt sich in meinen Gehörgang ein. Ich bemerke, wie mein Kopf zum akzentuierten Rhythmus mit zu nicken beginnt. Ebenso beim anschließenden Titelsong mit seinem brummeligen Bass. Beim leichten „Birds“ wird die entrückte Stimme Emiliana Torrinis von einer recht nah aufgenommenen Gitarre begleitet und einem Hauch von Klavier begleitet. Sehr schön, sich wieder zurück zu lehnen und fallen zu lassen – bis mich das herausfordernd komplex werdende Geschehen aus den Träumen reißt.
Zeit für den Abschluss. Ich möchte noch einmal gedanklich raus aus dem Alltag. Da kommt mir beim Stöbern Helium Volas „Selig“ grad zu pass. Eine schöne Kombination aus kundig dargebotenem Minnegesang vermischt mit mittelalterlicher Songstruktur und Instrumenten, zusammengekittet mit fetten Elektrobeats und Effekten. Das macht er richtig prima, der MusicMan, und ich frage mich: soll nun wirklich schon Schluss sein mit dem Musik hören? Der Akku hält ja noch eine Weile…
Fazit
Der kabellose Bluetooth In-Ear-Kopfhörer MusicMan BT-X52 bietet mit seinem UVP von rund 100 Euro alltagstaugliche Funktionalität mit aktiver Geräuschunterdrückung (Noise-Cancelling), gut verständlicher Freisprecheinrichtung sowie Sensortastensteuerung an den Ohrhörern. Guter Tragekomfort und eine Akku-Laufzeit von bis zu 6 Stunden taugen auch für ausgiebigere Musik- oder Konferenz-Sessions. Viermaliges Nachladen in der handschmeichlerischen Aufbewahrungsbox verlängert nochmals die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Ordentlich ist auch der runde, satte Sound, der Spaß macht und auch bei längerem Hören angenehm bleibt. Das macht den MusicMan BT-X52 zu einem tollen Allrounder für jeden Tag.
Im Test
Bluetooth In-Ear-Kopfhörer
MusicMan BT-X52 mit aktiver Geräuschunterdrückung und Freisprecheinrichtung
Preis: 99 Euro UVP
Hersteller
Technaxx Deutschland GmbH & Co. KG
Kruppstr. 105
60388 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0) 69 9047552-0
Mail: info@technaxx.de
Web: www.technaxx.de/
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1, HP Notebook Windows 10, iPhone, FiiO M11
Kopfhörer- / Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, FiiO FH7
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, WSS Platin Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly Audio bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos Phoenix
Fotos: F, Visarius (wenn nicht anders gekennzeichnet)