Test: Aktiv-Lautsprecher Manger S1 – Ein facettenreicher Charakter

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Test Manger S1 Wandler

Wandler der aktiven Manger S1 (Foto: F. Visarius)

Der Test des vollaktiven Standlautsprechers Manger S1 ist ein Bericht, dem ich mich mit großem Respekt nähere. Respekt, warum? Sollte einen HiFi-IFA nicht einfach nassforscher Tatendrang anleiten? Nun ja. Vielleicht sollte es das. Manger ist für mich schon ein bedeutungsvoller Name. Natürlich stehen hinter vielen HiFi-Firmen große Namen und große Entwicklungen, aber Manger ist für mich etwas Besonders. Für mich bedeutet der „Manger“ die Verkörperung eines persönlichen Ideals, das Resultat einer Suche nach der optimalen Klangreproduktion und die Verwirklichung einer Vision. Der Vision von Josef W. Manger.

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Daniela Manger bei hoerenswert-HiFi (Bild B. Weber)

So ist der Firmenname Manger auch nicht einfach ein Produkt der Fantasie, sondern es ist der Name des Entwicklers und Firmengründers. Und seiner Tochter Daniela Manger, die heute die Geschäfte führt. Und der wir die Teststellung der aktiven S1 in Zusammenarbeit mit Jochen Bareiss vom Nürtinger HiFi-Studio Hörenswert-HiFi zu verdanken haben.

Für Bernd und mich, die wir uns lange schon auf den Test eines Manger Lautsprechers für die HiFi-IFAs freuten, war es dann auch ein schönes Erlebnis, mit Jochen und Daniela bei der Abholung der Lautsprecher persönlich abseits irgendwelchen Messerummels gemütlich in Nürtingen bei einem leckeren Craft-Bier zu plaudern, und vielleicht auch ein bisschen philosophieren zu können. Über HiFi, Musik und Gott und die Welt.

Eine kleine Anekdote, die mich belustigt hat, noch nebenbei. Als ich mich, kurz bevor ich diese Zeilen verfasste, mit dem Autor Stefan Schickedanz in einem Stuttgarter Café traf, stellten wir im Gespräch über Respekt und Ikonen amüsiert fest, dass wir aktuell beide einem S1 verfallen waren. Stefan stand nämlich eine Geschichte über die Rallye-Legende AUDI S1 quattro aus den Achtzigern in Aussicht. So schwelgten wir beide noch angeregt bei einem Cappuccino in Gedanken an unsere S1 Passionen. Stefan in freudiger Erwartung auf Interview und Testfahrt und ich im versonnenen Rückblick auf meine Hörsessions… Doch nun frisch ans Werk. Hier lautet das Thema Manger S1. Und zwar die aktiven Lautsprecher.

Annäherung

Die physische Annäherung an die Manger S1 war noch nicht so bequem wie später die akustische. Haben die Götter doch vor den Erfolg den Schweiß gesetzt. Und so galt es die rund fünfzig Kilogramm schweren Kartons zuerst in den Kofferraum meines Autos und dann aus dem Kofferraum in den ersten Stock zu befördern. Fünfzig Kilogramm pro Packstück, wohlgemerkt. Eine körperliche Erfahrung, die Stefan in dieser Form bei der Beschäftigung mit dem Audi S1 quattro erspart bleibt 😉

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, und jeder Orthopäde empfiehlt es wohl auch, die Lautsprecher Rücken schonend und zu zweit zu bewegen und ebenso der Verpackung zu entnehmen. Stehen die Manger S1 erstmal auf ihren eigenen Füßen und ist das schützende Fließ entfernt, lassen sich die Standlautsprecher angenehm bewegen. An meinem Paar waren weit außen befestigte Anti-Spikes von audioplan aus Sicomin verbaut, die einen  sicheren Stand boten und auch das Verschieben auf dem Fliesenboden einfach ermöglichten.

Aktiven Manger S1 im Hörzimmer

Aktive Manger S1 im Hörzimmer (Foto: F. Visarius)

Und so standen dann die vollaktiven Manger S1 Standlautsprecher in meinem Hörraum zum Test und warteten auf Energie und Signal. Jochen Bareiss wollte in Sachen Kabel kein Risiko eingehen und legte noch einen Satz güldener Stromkabel ISOTEK EVO 3 Elite (je 549 Euro) sowie ein Paar 3 Meter langer XLR-Kabel von WSS bei, die als Signalkabel dienten. Auf der Quellenseite des WSS-Kabels standen zwei verschiedene Spielpartner bereit: Der Vorverstärker mit D/A-Wandlermodul SPL Director Mk2, den wir ebenfalls von Hörenswert-HiFi zur Verfügung gestellt bekamen und über den wir bereits berichteten. Sowie der D/A-Wandler MERASON DAC-1, der auf digitaler Seite vom LUMIN U1 mini mit Daten versorgt und bei Bedarf digital in der Lautstärke geregelt werden konnte. So konnte der DAC-1 alternativ auch direkt an den Manger S1 spielen.

Für WSS-Kabel hat Jochen Bareiss neuerdings den Online-Vertrieb übernommen. Um sicher zu gehen, dass signalseitig alles passt, gab er mir die symmetrische Version des WSS KS200-Kabels aus der Premium-Line zum Preis von 1.615 Euro (2x 3m) mit auf die Reise von Nürtingen nach Leinfelden.

ISOTEK EVO 3 Netzkabel und WSS Platinum-Line KS200 XLR-Kabel

ISOTEK EVO 3 Netzkabel und WSS Platinum-Line KS200 XLR-Kabel (Foto: F. Visarius)

Weil ich sehr sehr neugierig war und schnell an die ersten Töne kommen wollte, stellte ich die Manger S1 leicht nach links versetzt zu meinem eigenen Setup auf, das ich dazu einfach stehen ließ. Ich sitze im Normalfall schon eher links auf der Couch, so dass ich für die Manger S1 fast auf die Lehne rutschen musste. Aber egal. Bequemlichkeit wird eh überbewertet. Die Abstände zur Seitenwand passten und ein respektvoller Abstand zur Rückwand blieb auch gewahrt. Deshalb wollte ich diese Aufstellung einfach auf die Schnelle wagen. Die Verkabelung ging recht schnell von der Hand. War ja alles dabei. Und so kam ich nach wenigen Minuten zu meinen ersten Klangeindrücken. Mich überraschte die schöne räumliche Abbildung trotz meiner improvisierten Aufstellung. Die S1 erschienen überraschend unempfindlich gegen Asymmetrie, auch bezüglich der Hörposition. Für die nächste Hörsession sollte es dann aber an die Optimierung gehen. Ich war gespannt, was noch drin ist.

Der Manger Wandler

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Membran (Foto: Hersteller)

Herzstück des 2-Wege Lautsprechers Manger S1 ist der sogenannte MANGER® Schallwandler. Nach den Überlegungen Josef W. Mangers können Mehrwege-Lautsprecher zwar auf einen linearen Frequenzgang optimiert werden, Zeitrichtigkeit sowie Einschwingfehler treten aber unabhängig davon an jedem Chassis auf. Der Manger®-Schallwandlers basiert auf der 30-jährigen Entwicklungstätigkeit des Firmengründers mit dem Ziel eines eigenschwingfreien Abstrahlprinzips. Manger erreichte dies durch den Einsatz eines Biegewellenwandlers, der die Nachteile der kolbenförmigen Bewegungen gewöhnlicher dynamischer Lautsprecher umgeht, welcher mit dem Problem fehlerhafter Überschwingern der Membrane zu kämpfen haben.

Bei einem Biegewellenwandler laufen die Wellen vom Zentrum einer Plattenmembran ausgehend nach außen, vergleichbar mit Wasserwellen die in einem Teich von einem Steinwurf erzeugt werden. Die Steifigkeit der dünnen biegeweichen Platte nimmt von innen nach außen in einem gleichen Verhältnis ab, vergleichbar mit der Basilarmembran im menschlichen Ohr. Von der Spule angeregte hohe Frequenzen bewegen sich dabei im inneren Bereich der Membran. Die langen Wellen tiefer Frequenzen laufen konzentrisch bis zu den Sterndämpfern am Rand des Wandlers. Die Dämpfer absorbieren die Wellen , damit sie nicht vom Rand reflektiert werden und in die Membran zurücklaufen.

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Antrieb des Manger Wandlers (Foto: Hersteller)

Der in Deutschland gefertigte, 1,2 kg schwere und nur 22 mm tiefe Manger®-Schallwandler folgt der Idee des Breitbänders. Er bedient homogen einen Übertragungsbereich von 80 Hz bis 40.000 Hz als Punktschallquelle. Der Schallwandler mit 21 cm Einbaumaß hat eine aktive Fläche von 19 cm Durchmesser. Die akustisch wirksame Fläche der biegeweichen Platte nimmt aber mit zunehmender Frequenz von außen nach innen ab, so dass sie immer sehr klein gegenüber der abzustrahlenden Wellenlänge ist. Bei der Fertigung sind daher Toleranzen von bis zu acht tausendstel Millimetern gefordert.

Manger S1 Wandler im Wohnraum

Foto: F. Visarius

Trotz des großen Arbeitsbereichs von 80 Hz bis 40 kHz und des Wirkungsgrades von 91 dB 1W/1m ist die Anstiegszeit mit 13 µs sehr schnell. Der Tieftonbereich benötigt große Auslenkungen, um die akustischen Wellen zu generieren. Ein Problem für klassische dynamische Lautsprecher. Der Manger Wandler löst dies mit zwei Schwingspulen, die mechanisch in Serie und elektrisch parallel geschaltet sind. Diese Anordnung ermöglicht eine Auslenkung von ± 3,5 mm bei einem Gesamtgewicht von nur 0,4 Gramm und bei weitgehender Verringerung von Nichtlinearitäten. Die für Manger 1968 patentierte Doppelschwingspule hebt die Gegen-EMK (Elektromotorische Gegenkräfte) durch die beiden gegensinnig gewickelten Spulen auf; somit ist der Manger Wandler extrem reaktionsschnell, da keine induktive Kraft dem Eingangssignal entgegenwirkt. Der Manger Wandler wird, entgegen seiner technischen Möglichkeiten, bei 330Hz getrennt, damit er auch bei höheren Pegeln in seinem optimalen Frequenzbereich arbeiten kann.

Zielsetzung bei der Konstruktion des Manger Wandlers ist eine Optimierung des Impulsverhaltens ohne die störende Wirkung von Einschwingfehlern, die den Masse/Feder behafteten Hubbewegungen konventioneller Lautsprecher zu eigen sind. Das eingehende Signal wird im Manger Wandler direkt in Schall umgewandelt. Auf diese Weise sollen die feinen Einschwingvorgänge, die nach der Meinung Mangers für das Erkennen und das räumliche Lokalisieren von Stimmen und Musikinstrumenten für das menschliche Ohr besonders wichtig sind, möglichst perfekt wiedergegeben werden.

Damit soll der Manger-Schallwandler ein besonders realitätsnahes und räumliches Abbild der Musik liefern können. Das Fehlen der Einschwinggeräusche soll zugleich der Hörermüdung entgegenwirken, da das Gehör von Irritationen entlastet wird und erweitert zudem den Bereich der Hörposition, der als angenehm empfunden wird. Der Klang soll also spät auf nur einen Lautsprecher überspringen. So bin ich nach all der Theorie gespannt auf meine eigenen Hörsessions.

Senkrechte Steckerverbindungen bei der aktiven Manger S1

Senkrechte Steckerverbindungen bei der aktiven Manger S1 (Foto: F. Visarius)

Technische Daten

Allgemein:
Bauart: Aktive 2-Wege-Standbox
Gehäuse: geschlossen
Frequenzbereich: 30 Hz – 40 kHz
Trennfrequenz: 330 Hz
Maximaler SPL: 110 dB Peak

Gehäuse:
Abmessungen: 1139 x 270 x 214 mm (H x B x T)
Gewicht: 48 kg
Gehäuse-Ausführungen: RAL und NCS Farben seidenmatt, Furnier oder UltraHigh Gloss

Hochtöner:
Manger Schallwandler, Bandbreite 80 Hz – 40 kHz, Ansteigszeit 13 μs
Arbeitsbereich 330 Hz (Trennfrequenz) bis 40 kHz
Tieftöner:
200 mm Glasfaser-Polyester Sandwich Design, 38 mm Schwingspulen-ø

Elektronik:
Max. Ausgangsleistung Tiefton: 250 W @ 8 Ohm Class AB
Max. Ausgangsleistung Hochton: 180 W @ 8 Ohm Class AB
Frequenzbandbreite Hochton: 250 kHz (-3dB)
Eingangsempfindlichkeit: 6 dBu (1.55 V) oder 0 dBu
Eingangsimpedanz: 10 kOhm
Eingangsbuchse: XLR-3 (balanced)

Einstellmöglichkeiten:
Trimmer Eingangsempfindlichkeit 11 Positionen (-2.5 dB bis +2.5 dB)
Schalter Eingangsempfindlichkeit 6 dBu, 0 dBu
AV Filter Hochpassfilter (80 Hz, 12 dB)
Schalter für LF-Modul LF -6 dB
Schalter Raumanpassung Hochpass bei 100 Hz (+3 dB, 0 dB, -3 dB, -6 dB)
Schalter f. Nahfeld-/Leinwandanpassung Glockenfilter bei 3.25 kHz, 1.0 oct. (+3 dB, 0 dB, -1.5 dB, -3 dB)
Trimmer Hochtonanpassung Shelving Filter bei 10 kHz (+2 dB, +1 dB, 0 dB, -1 dB, -2 dB)

Einstellmöglichkeiten am Aktivmodul der Manger S1

Einstellmöglichkeiten am Aktivmodul der Manger S1 (Foto: F. Visarius)

Klang

Nachdem ich ein wenig an der Aufstellung gefeilt und meine eigenen Lautsprecher auf die Seite gestellt habe, sitze ich nun nicht nur bequemer auf der Couch im Sweetspot, das Klangbild rastet zudem noch schlüssiger ein. Es spannt sich ein unglaublich schöner Raum mit realistischer Tiefe auf. Und ich gebe gleich an dieser Stelle zu, dass ich bei den Schaltern zur Klanganpassung nichts verstellt habe. Die Einstellungen im Anlieferzustand haben bestens gepasst. Jedes experimentieren – mit womöglich zweifelhaftem Erfolg – hätte mich nun ja nur vom Musik hören abgehalten…

Sich den Manger S1 klanglich anzunähern hat natürlich auch mit meiner Erwartungshaltungen zu tun. Und so suche ich in meiner Musiksammlung nach irgend etwas mit natürlichen Instrumenten. Und was kann natürlicher sein als natürliche Instrumente auf Vinyl. Nur habe ich leider keinen Plattenspieler in meinem Hörraum. Aber es gibt ja stereoplays Vinyl Classics, in meinem Falle das Volume 2. Stereoplay spielte für dieses Projekt Schallplatten auf hochwertigen Plattenspielern ab und nahm den Klang ebenso hochwertig mit beachtlichem Ergebnis digital auf.

Aktive Manger S1 im Hörzimmer

Aktive Manger S1 im Hörzimmer (Foto: F. Visarius)

Da ich unlängst die große James Bond Film-Collection auf Blu-Ray geschenkt bekommen habe, bin ich bei der Wahl des ersten Titels vorbelastet: das James Bond Theme von John Barry & Orchestra soll es sein. Die Gitarre im Dialog mit den Bläsersätzen leiten zackig in das wohlbekannte James Bond Thema über. Später treiben die feinen Hi-Hat-Schläge in Kombination mit der knorrigen Gitarre den Song voran. Wer kennt diese Musik nicht.

Fast wäre der Song nie veröffentlicht worden, hatte Monty Norman ihn für ein Musical komponiert, das niemals aufgeführt wurde. Für United Artists griff Monty Norman dann nicht zur Feder, sondern in die Schublade. Der Beginn einer musikalischen Legende. Die Manger S1 schützen die prominente Musik vor dem Drift ist Profane. Der Hörer darf bei den Mager S1 neu eintauchen. Die Gitarre links hat einen Körper, ihre Saiten einen eigenen Character. Ebenso wie die Bläser, die sich über die Szene verteilen und mit der nötigen Attacke sagen, wo es hier lang geht.

Okay, Bert Kämpferts „A Swingin‘ Safari“ ist jetzt nichts Neues in meiner Playlist, bietet sich aber wunderbar zum Weiterhören an. Haut Kämpfert doch in die gleiche Kerbe wie John Barry. Der knackige Bass spielt herrlich entspannt auf, die Trompete tönt lässig, ebenso wie das mit dem Besen gespielte Schlagzeug. Es swingt. Der E-Bass wurde bei der Aufnahme geschickt seiner Tiefen beraubt, so dass er eben so knackig daher kommt. Der Tiefbass sollte dem Contrabass überlassen bleiben. Mit den Manger S1 kann ich das schön nachvollziehen. Der Raum ist wohlgeordnet. Wohl ausgefüllt, aber nicht zugekleistert. Das macht Freude zu zu hören. I-Tüpfelchen die entrückte weibliche Stimme, der man förmlich zuschauen kann, wie sich der Ton im Mundraum bildet.

Cover-Lisa-Bassenge-ThreeAls nächstes reiht sich das Lisa Bassenge Trio ein. „Wir machen Musik“. Ilse Werner singt in dieser Aufnahme für mich. Für mich ganz allein. Eins meiner Lieblingsstücke. Die Aufnahme lässt den Hörer nahe an die damals 83-jährige Ilse Werner heran. Ein Jahr vor ihrem Tod. Für mich ein Zeitdokument. Ilse Werner steht in realistischer Größe zwischen den Lautsprechern. Nein, einen Schritt davor und wird begleitet von Klavier und gezupftem Bass. Sie singt nicht als abstrakte Projektion, sondern sie ist umgeben von einer Aura, die sie mit der Band verbindet ohne von ihr vereinnahmt zu werden.

„Wir machen Musik, bis das euch der Takt packt“… Ein kleine Stolperer in der Stimme Ilse Werners lässt sie so menschlich rüberkommen. Die Manger S1 sind beim Musizieren keine technische Barriere, sondern ein wohlmeinender Vermittler. So begleite ich das obligatorische Pfeifen Ilse Werners bis es vom jugendlichen Esprit Lisa Bassenges, die zu dieser Zeit runde 30 Jahre alt war, nachdrücklich kontrastiert wird. Die Manger S1 bilden das mit Bravour ab. Auch harmonieren sie wunderbar mit dem Klangcharakter des MERASON DAC-1, der feinfühlig und musikalisch mit einem Hauch von Vinyl zuspielt. Eine tolle Kombination.

So wechsele ich ins klassische Fach. Shostakovich’s siebte Symphonie Nr. 7 „Leningrad“. Dargeboten vom Mariinsky Orchester unter der Leitung von Valery Gergiev. Das Mariinsky Theater ist in Sankt-Petersburg ansässig, dem ehemaligen Leningrad. Leider haben wir es bei unserem Besuch in St. Petersburg nicht geschafft, das Theater zu besuchen. So darf ich den Klängen in meinen vier Wänden lauschen. Das erste Stück „Allegretto – Moderato – Adaggio“ entwickelt sich großartig vor meinen Augen und Ohren. Der Raum füllt sich immer mehr, wie eine klangliche Blase, die langsam aber stetig meinen Raum belegt bis sie in letztendlich komplett einnimmt. Die Skalierung erfolgt ohne Bruch.

Feines Klanggeschehen entlädt sich in Bläsersätzen und Paukenschlägen, immer einem schlichten Thema folgend, das in diesem Satz variiert wird. Der Manger S1 ist also nicht nur der Schöngeist, der sich den feinen Klängen annimmt. Der S1 kann es auch mächtig krachen lassen. Behält dabei aber den Überblick. Bleibt authentisch. Das beeindruckt mich. Diese Macht habe ich so nicht erwartet. Der Manger S1 hat zwar ein stattliches Gewicht, kommt aber aufgrund der geringen Bautiefe optisch nicht wie ein Klang-Koloss daher. Ich lasse mich also akustisch eines besseren Belehren und überlege, was sonst noch geht. Vornehme Rücksichtnahme scheint mir nun fehl am Platze.

Cover-Evanescence-FallenSo wechsel ich von Klassik zu… zu… okay, zu Evanescence. „Going under“. Ich bin baff. Vom derben Sound, vom Druck, vom rotzigen Rock geht bei den Manger S1 nichts unter. Auch wenn so mancher Schöngeist es nicht offen zu geben würde, aber mit den S1 kann man sein Oberstübchen ordentlich durchpusten lassen. Qualitativ auf sehr hohem Niveau. Schnell noch in „Everybodies Fool“ reingehört. Eins machen die S1 dabei mit seinem Besitzer sicherlich nicht: Ihn zum Narren halten.

Mit ähnlichem Druck soll es weiter gehen. „Dog days are over“ von Florence and the machine. Das fantastische hier ist der Start mit dem feinen Saiteninstrument gepaart mit der elfengleich entrückten Stimme von Florence Leontine Mary Welch. Noch ist nichts zu ahnen… klatschende Hände … bis die Drums hart einsteigen und den Song voranbringen. Ich kann die Manger S1 recht laut hören. Für mich ein Zeichen das sie „richtig“ klingen. Das keine Artefakte den Klang stören. Laut merke ich das eher als bei Zimmerlautstärke. Nite Jewel mit „One Second of Love“ legt nach. Der Bass ist herrlich fett. Aber korrekt. Und die Stimme von Ramona Gonzalez liegt wunderbar auf dem Fundament. Keine große Aufnahme, aber mit der S1 beeindruckend präsentiert.

Zum Abschluss lande ich wieder bei Ellie Gouldings „Dead in the water“. Fällt mir nichts Besseres ein? Nein! Ich kann mich an der Stimme einfach nicht satt hören. Und das möchte ich noch mit dem Manger S1 erleben. Ellie Goulding steht vor mir, wie vor geraumer Zeit noch Ilse Werner. Natürlich, detailliert, authentisch. Sie schwebt über dem Tiefton-Teppich der (Synthie-) Orgel. Zum greifen Nahe. Ich höre mich in einen Sog, der mich so leicht nicht loslässt. Und so geht es weiter… Massive Attack „Teardrops“… „Unfinished Sympathy“. Ich wollte doch aufhören. Nein, ich höre weiter, aber ich höre auf zu dokumentieren. Alles ist gesagt…


Fazit

Wer ob des filigranen Wandlerkonzeptes und der schlanken Gestalt der aktiven Manger S1 einen schmächtigen Feingeist erwartet, wird angenehm überrascht. Die Manger S1 nehmen jede musikalische Herausforderung mit Bravour an. Beim Einsatz von erstklassiger Elektronik wird der audiophile Hörer mit berauschender Natürlichkeit, einem satten und konturierten Bass sowie einem großzügig aufgespannten Raum belohnt. Dabei sind die Manger S1 ein Allrounder: am Abend ist nicht nur Operngarderobe angesagt, sondern bei Bedarf dürfen es auch Lederjacke und Boots sein. Ein facettenreicher Charakter eben.

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Im Test: Aktiver Standlautsprecher Manger S1
Preise:

Lack seidenmatt: 16.200 Euro
Echtholzfurnier seidenmatt: 18.200 Euro
Lack Hochglanz: 20.000 Euro


Aktive Manger S1 im Hörzimmer (Foto: F. Visarius)

Kontakt

Manger Audio
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97638 Mellrichstadt

Telefon: +49 9776 9816
Mail: info@mangeraudio.com
Homepage: https://mangeraudio.com/de

 

 

 


Mitspieler im Test

Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1
Vorverstärker – SPL Director Mk 2
Aktiv-Lautsprecher – Genelec 8260 APM
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, Sommer Cable Epilogue
Strom –  Netzkabel WSS Platin Line N3STC – Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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