Ruark präsentiert mit dem R410 das erste Produkt aus seiner neuen 100er-Serie. Drei Jahre Entwicklungszeit haben die Engländer in das All-In-One-System gesteckt, das mit zeitgemäßer Technik als eine moderne Interpretation der Geräte und Einrichtungsart der Siebziger Jahre daherkommt. Ausgestattet ist das R410 mit umfassender sowie modernster digitaler und analoger Technik, die beispielsweise auch den direkten Anschluss eines Plattenspielers mit MM-System ermöglicht. Damit spricht der Ruark gleichermaßen Designaffine wie Musikfreunde an. Was der Ruark R410, der mit einem Preis von rund 1.500 Euro Erwartungen in der Oberliga der One-Box-Systeme weckt, zu bieten hat, erfahrt ihr in diesem Test.
Ruark R410 – Annäherung
Drei Dinge deuten bereits beim Auspacken darauf hin, dass das, was kommt, nicht nur zum nebenbei Rumdudeln gedacht ist, sondern lassen schnell die Ambitionen von Ruark erkennen. Punkt eins ist das Gewicht: Fast 10 kg sind nicht zu knapp für ein Komplettsystem und spielen in der Liga, die auch Regallautsprecher, die ernst genommen werden wollen, erst einmal aufbringen müssen. Sei es pro Stück, oder auch als Paar. Klar, der R410 ist ein aktives Stereo-System mit Elektronik, da kommt etwas Masse zusammen – aber dennoch.
Punkt zwei sind neben der Masse die Maße: 56 cm in der Breite ragen schon mal deutlich über das Geräte-Gardemaß des HiFi von rund 44 cm hinaus, ein Fan erkennt das sofort. Sofort erkennt man auch, dass der R410 damit wohl über die allermeisten Nachttische herausragen dürfte, was ein deutlicher Hinweis auf die artgerechte Wohnungshaltung ist: Sideboard, Lowboard, TV-Bank, Regal und so weiter. Bewusst oder unbewusst ist der schicke Engländer 4 cm unter die Modulbreite eines bekannten schwedischen Möbelhauses bemaßt 😉 Da sollte sich also ein Plätzchen finden lassen.
Punkt drei ist das schicke Retro-Design, das offensichtlich an die 70er Jahre angelehnt ist. Der R410 ist im Karton von einer Stoffhülle vor Kratzern geschützt. Schon das erste Hineinspechten mit zurückgeschobenem Beutel offenbart Stilvolles. Das britische All-In-One-Gerät ist „in echt“ noch schicker als auf den Marketing-Fotos.
Das Aufrichten auf die Seitenflanke zeigt direkt die beiden nach unten gerichteten Bassreflexöffnungen in Form eines kurzen Langlochs mit großen Radien am Übergang zum ansonsten glatten Boden. Als Füße dienen mattierte Aluminium-Kufen rechts und links am Gehäuse, die sich fast über die gesamte Gerätetiefe erstrecken, das Möbel wird von insgesamt vier Filzfüßen geschützt. Damit steht der R410 technisch gesehen auf vier Punkten, nicht auf zwei Linien, aber die Kufen sehen sehr elegant aus und schützen das Möbel wie das Gerät, falls man beim Hinstellen doch mal verkantet. Da davon auszugehen ist, dass der R410 auf einem festen, ebenen Untergrund steht, erfüllen die Kufen zudem den akustischen Zweck, einen definierten Abstand zum Beschallen durch Bassreflexöffnungen herzustellen, dieser sollte auf diese Art und Weise tatsächlich auch gewährleistet sein.
Sofort griffbereit beim Auspacken ist das Zubehör: das circa 2 m lange Netzkabel, die Teleskopantenne mit einem praktischen Ringschlüssel zum Festziehen der Sechskant-Verschraubung und in einem Extra-Karton die Fernbedienung. Natürlich fehlt auch die Bedienungsanleitung nicht, die man, mit etwas Erfahrung und dem Wizard bei der Erstinbetriebnahme eigentlich nicht braucht. Der Hersteller wird sagen, man soll sie aber trotzdem lesen. Das ist nun mal Gesetz 😉
Ruark R410 – Inbetriebnahme und Technik
Die Inbetriebnahme eines All-In-One-Gerätes ist grundsätzlich denkbar einfach und mit etwas Übung noch einfacher. Außer, dass ich die Gerätekategorie der All-In-Ones ohnehin mag, liebe ich genau die Tatsache, dass schon nach 5 bis 10 Minuten der erste Ton ertönen kann und zudem volle Konnektivität sowie Funktionalität herrscht – vorausgesetzt der Platz ist freigeräumt und ein Steckdosenplatz in Reichweite frei. Das ist bei mir der Fall, also auspacken, am Esstisch noch frei zugänglich bequem die Teleskop-Antenne montieren und den Netzstecker ins Gerät stecken, dann sind die wesentlichen Voraussetzungen erfüllt. Wer mag, kann auch noch weitere Geräte anschließen, doch dazu später mehr. Ich stelle den R410 auf und stöpsel ihn in die Steckdose. Here we go!
Ich habe mich entschlossen, das WLAN zu nutzen, da am Standort des Ruark kein LAN-Kabel liegt. Vorher noch die Menü-Sprache deutsch selektieren, dann im Setup-Wizard als Netzwerk WLAN wählen und in meinem Fall die Kopplung mittels WPS. Das geht mit einem Tastendruck am Router/Repeater am schnellsten. Zu Beginn ist das User-Interface das RotoDial auf dem Gerät. Drehen am silbernen, gerändelten Ring und Clicken auf die Mitte der schwarzen Oberfläche mit der Mulde – der Druckpunkt ist ungewohnt knackig, da muss man zu Beginn etwas beherzt sein – führt durch die Menüs und regelt die Einstellungen. Das RotoDial liegt dem Gerät in exakter Kopie als Fernbedienung bei, die mit dem Gerät gekoppelt werden muss. Das funktioniert ja wie bei einem Bluetooth-Gerät, denke ich. Richtig, es ist auch ein Bluetooth-Gerät. Die Fernbedienung hat einen integrierten Akku, der über USB-C geladen wird, sehr praktisch.
Danach starte ich noch den Sendersuchlauf für DVB-T, der innerhalb kürzester Zeit durch ist und mir die empfangenen Sender alphabetisch vorlegt. Seitdem ich DVB-T im Auto habe, weiß ich diese Empfangsart echt zu schätzen. Ein Klick auf Klassik Radio bringt die ersten Töne in die gute Stube. Die Teleskop-Antenne muss bei mir mehr als die Hälfte ausgezogen sein, damit der Empfang störungsfrei ist. Die Verbindung mit Chromecast ist auch denkbar einfach und kann über den ins Display eingeblendeten QR-Code initiiert werden – entweder im Setup-Wizard oder auch später. Mit der Einbindung ins heimische Netzwerk, das ja in der Regel auch das Musiknetzwerk und der Weg ins Internet ist, ist der Ruark R410 bestens vernetzt.
Ruark R410 – Technik
Gemeinsam mit dem durchgängigen Bedienkonzept mittels RotoDial sorgt ein hochauflösendes 4-Zoll TFT-Display mit gefälliger Schriftart für Freude bei der Benutzung. Informationen sind gut lesbar, Cover, Senderlogos und Grafiken erstrahlen farbenfroh und scharf. Das RotoDial ermöglicht neben dem Dreh und Klick in den Menüs die Einstellung der Lautstärke, Play/Pause, Skip vor/zurück, Menü-Aufruf, Menü-Zurück, Favoriten (Stern), Quellenwahl (Notensymbol) und An/Aus. Für eine bequeme Bespielung über Smartgeräte setzt Ruark auf entsprechende Apps nach Wahl des Hörers.
Bei der Funktionalität lassen sich die Engländer nicht lumpen. Als kabellose Audioquellen stehen FM-Radio, DAB-Radio, Internet-Radio, Spotify-Connect, TIDAL-connect, Airplay, Chromecast, HD-Bluetooth sowie der uPnP-Medienserver (Musiknetzwerk) zur Verfügung. Über Gerätebuchsen ist HDMI, ein optischer Digital-Eingang, ein analoger Hochpegel-Eingang, sowie Phono-MM an Bord. Über die USB-C-Buchse finden ein Musikspeicher oder ein Handy Anschluss, welche dann auch mit Strom versorgt werden. Der HDMI-Eingang ist sehr praktisch, wenn der R410 als Soundbar genutzt wird. Da er keinen Schall nach oben abgibt und – wenn es nach oben eng wird – auch die vollwertige RotoDial Fernbedienung zum Einsatz kommen kann, bietet er sich bei Bedarf auch für die Platzierung unter einem Fernseher an. Der Cineast wird sich auch über den Subwoofer-Ausgang freuen. Über Phono-MM kann ein Plattenspieler mit einem MM-Tonabnehmer direkt angeschlossen werden. Mit dem Rega Planar P1 (um 400 Euro) oder dem Planar P2 (um 600 Euro) hat der TAD Vertrieb attraktive und preislich passende Plattenspieler im eigenen Portfolio im Angebot.
Ist die Musik erst einmal im Kasten, sorgt ein digitaler Class D-Verstärker mit 120 Watt für den nötigen Saft für das Stereo Lautsprechersystem. Rechts wie links sitzt jeweils ein 20 mm Seidenkalotten-Hochtöner und ein 100 mm Langhub Bass-Mittelton-Chassis, die in einem doppelten Bassreflexgehäuse arbeiten. In den Klangeinstellungen kann der Hörer Höhen und Bass anpassen, sowie ein Sound-Setup mit dem Namen Stereo+ aktivieren.
Die Abmessungen sind (B*H*T) 560*133*290 mm und ergeben eine schöne Proportion, das Gewicht des All-In-One Geräts beträgt 9,5 kg. Der Frontgrill und das Gehäuse sowie die präzisionsgeformten Komponenten sind handgefertigt. Auch setzt Ruark beim R410 echtes Glas, nachhaltiges Holz und hochwertigste Materialien ein. Als Finish ist warme Walnuss oder sachliches matt grau im Angebot.
Ruark R410 – Technische Daten
- Integrierte Streaming-Unterstützung:
Spotify Connect, Tidal Connect, Apple Airplay 2 und Chromecast built-in - DAB / DAB+ / FM & Internetradio
- aptX HD Bluetooth-Konnektivität
- Digitaleingänge:
HDMI mit eARC
TOSLINK-Digitaleingang (24 Bit / 192 kHz) - Netzwerk: LAN-Eingang / WiFi
- Analogeingänge:
RIAA Phono MM-Eingang (Cinch)
Line-In (Cinch) - Ausgang: Subwoofer
- UPnP™-Medienserver kompatibel
- Unterstützung für hochauflösende Musikdateien bis 32 Bit / 384 kHz
- Verstärker: Vollaktiver 120 W RMS Digital Class D-Verstärker
- Lautsprechersysteme:
2 x 20 mm Seidenkalotten-Hochtöner
2 x 100 mm Langhub NS+ Bass-Mittelton - Doppeltes Bassreflexgehäuse (Downfire)
- Hochauflösendes 4-Zoll TFT-Farbdisplay
- Wiederaufladbare RotoDial Bluetooth Fernbedienung im Lieferumfang enthalten
- Gehäuse und Frontgrill aufwendig aus nachhaltigen Hölzern hergestellt
- Oberfläche in den Farben Walnuss oder matt grau
- Abmessungen (B*H*T): 560*133*290 mm
- Gewicht: 9,5 kg
Ruark R410 – Klang
Um mir einen ersten klanglichen Eindruck vom Ruark R410 zu verschaffen, habe ich das Retro-Gerät im Wohn/Esszimmer aufgestellt. Das bietet mir die Möglichkeit, das All-In-One-Gerät nebenbei oder auch zwischendurch im Alltag zu erleben – akustisch, wie optisch und haptisch. Die Fotos in diesem Bericht entstammen diesem Aufstellort. Die Quellen waren meistens Klassik Radio auf DVB-T oder ein Stream vom Musikserver, der ein Stockwerk höher im Hörraum bei der HiFi-Anlage steht. Das ging alles easy von der Hand. Für DVB-T musste ich – wie bereits erwähnt – die Teleskop-Antenne zu mindestens 50 % ausziehen, dann war der Empfang stabil, den Musikserver hat der R410 direkt mit der Einbindung ins WLAN-Netzwerk parat gehabt.
Das Wohn/Ess-Zimmer mit angeschlossener Küche ist mit über 50 qm recht groß und akustisch nicht ganz einfach, weil hallig. Der Ruark stand quer zur Längsachse des Raumes, so dass ich im Alltag häufig „nebenbei“ oder – wenn ich saß – auf kürzere Distanz gehört habe. Dabei hat sich der R410 unter den akustisch schwierigen Bedingungen äußerst wacker geschlagen. Er hatte Volumen, ohne in die Raummoden Falle zu tappen und spielte mit schöner Substanz sowie Körperhaftigkeit – er wirkte also nicht verloren in dem großen Raum. Die Aufstellung auf dem großen Sideboard tat dem R410 sehr gut. Ein Blick auf das Display in den Fotos verrät, dass neben Klassik und Filmmusik beispielsweise auch das Album der Red Hot Chili Peppers Return Of The Dream Canteen lief. Das machte schon einen sehr guten Eindruck.
Um meinen Eindruck zu verfestigen und in einer Umgebung zu hören, die ich akustisch gut kenne, verfrachte ich den Ruark einen Stock höher in mein Hörzimmer. Dort kann ich ihm zwar kein ausgewachsenes Sideboard anbieten, aber eine solide Aufstellfläche auf einem Beistelltischchen, das ich vor meinem Sitzplatz aufbaue. Ich werde nicht müde zu sagen, dass auch All-In-One-Geräte eine gute Aufstellung verdienen, damit sie ihr Potenzial entfalten können. Das betrifft insbesondere die größeren und damit zumeist teureren sowie aufwändiger bestückten Geräte zu. Das ist übrigens kein Nachteil der Gerätegattung, sondern Teil der Sorgfaltspflicht des Betreibers 😉
Die nach vorne abstrahlenden Lautsprecher im Gehäuse des R410 haben einen definierten Abstrahlkegel und maximales Hörvergnügen findet – so ist das nunmal – eben innerhalb dieser Zone statt. Gibt es einen festen Hörplatz, sollte das Gerät also in etwa darauf ausgerichtet sein. Diese Übung ist bei einem All-In-One-System häufig allemal einfacher, als ein klassisches Paar Stereo-Lautsprecher im Zimmer entsprechend aufzustellen. Der Ruark R410 liefert – und das ist genauso wichtig – auch außerhalb dieser Zone im Raum einen in sich schlüssigen und angenehmen Sound ab.
Im Hörraum muss ich mich zuerst von einem psychoakustischen Effekt lösen, der vielleicht vergleichbar mit dem Kaninchen ist, das auf die Schlange starrt. Nur nicht so existenziell. Wenn man sich visuell zu sehr auf das Gerät fokussiert, projiziert man den Klang zu sehr in das Objekt hinein. Mit dem Musikhören ohne den R410 zu fokussieren, zum Beispiel weil ich grad diese Zeilen verfasse, löst sich der Sound mehr und mehr und gewinnt an Plastizität sowie Volumen. Da der Ruark mit einem Preis von 1.500 Euro und seinen Dimensionen nicht kleinlaut daherkommt, soll er auch gleich eine angemessene musikalische Aufgabe bekommen. Das Tobias Hoffmann Orchestra trumpft vom Musikserver gestreamt bei dem gleichnamigen Opener seines Albums Conspiracy direkt groß und dramatisch auf. Tatsächlich füllt sich der Raum vor mir nicht nur punktuell mit Musik sondern wuchs ein gutes Stück über die Gerätedimensionen hinaus, was dem Big Band Sound sehr zu Gute kam. Natürlich kann ein 56 cm breites System nicht wirklich zwischen den Lautsprechern spielen, aber es verteilt den Sound bruchlos aus der Mitte nach links und rechts und schafft es, sogar noch über dem Gerät zu spielen. Wow, das macht Freude.
Das in der Sphäre spielende Tobias Hoffmann Orchestra macht beschaulicher mit dem „December Song“ weiter. Das passt zur aktuellen Stimmung und Jahreszeit. In diesem Song geht es übersichtlicher zu. Einzelnen Instrumenten wird deutlich mehr Raum zu Teil, bei dem sich auch der Stereo Effekt bemerkbar macht. Das Saxophon von Tobias Hoffmann erscheint deutlich links auf der Bühne, die Hi-Hats setzen Akzente ohne zu Zischeln, das Schlagzeug spielt von rechts nach links und umgekehrt, die Bassdrums kommen auf den Punkt und das alles mit einer erstaunlichen Präsenz und Homogenität. Ich habe die Klangeinstellung Stereo+ aktiviert und die Höhen und Bässe flat belassen. Diese Einstellung gibt dem Sound mehr Volumen, ohne zu sehr im Gesamteindruck herumzubiegen. Das passt für meine Ohren gut zum Hörzimmer. Im Wohn/Ess-Zimmer, das der Musik von sich mehr Volumen mitgegeben hat, blieb Stereo+ deaktiviert, dafür hatte ich Bass und Höhen um +4 angehoben. Diese Einstellung ist etwas präziser, aber eben auch etwas schlanker. Meines Erachtens gilt hier: erlaubt ist was gefällt. Es geht nicht um die Suche nach der „Wahrheit“. Bei „Relentless“ lässt es das Orchestra nochmal richtig krachen, der R410 stellt sich förmlich auf die Hinterbeine und plustert sich auf, um meine Aufmerksamkeit zu Erhaschen. Dabei spielt kann er auch mal fett spielen – der Bass fordert schon viel -, trägt aber nicht dick auf. Und weil ich ja weiß was kommt, lass ich es mit dem rockigen „Who knows“ nochmal krachen. Respekt. Big Band Sound: läuft!
Wenn die Big Band rockt, kann ich da ja gleich anknüpfen und zwar per Airplay-Schnittstelle. Für mich ist Cakes „Short Skirt / Long Jacket“ ein Garant für gute Laune, die man ja bei dem aktuellen Wetter immer gut brauchen kann. Der Song geht direkt steil mit dem brummeligen Bass- und Gitarren-Thema, das den Hörer durch den ganzen Titel verfolgt. Auch hier spielt der Ruark R410 groß auf, aber kontrolliert – und bei Bedarf recht laut! Kein Party-Lautsprecher fürs Gemeindehaus, aber wenn es nach ein paar Cocktails im trauten Heim mal lustig zugeht, braucht sich der Gastgeber nicht zu scheuen, auch mal etwas Gas zu geben. Und da sollten dann die Wände dick, die Nachbarschaft tolerant oder gleich mit auf der Party sein 😉 Cake rockt meinen 25 qm Hörraum jedenfalls ordentlich, ohne dass ich Sorge um den R410 haben muss. Der liefert sauber ab und kippt auch nicht ins Nervige bei höherer Lautstärke. Aber das macht das All-In-One-System eh in jeder Lautstärke gut. Auch die sägenden Gitarren und die nölige Stimme beim Titelsong „Comfort Eagle“ passen. Ein sehr verdichteter aber irgendwie spannender Titel.
Mit üppigem Sound hatte ich ja jetzt einiges. Nun ein kleiner Schwenk zu was ganz Anderem. Sting und die LP Dream of the blue turtles aus den späten 1980ern. Da ich keinen Plattenspieler mit MM Tonabnehmer zur Hand für den Phono-MM-Eingang habe, soll aber trotzdem ein analoger Pfad beschritten werden und zwar über den Rega Planar P8 mit TAD Excalibur Platinum und den Rega Aria MK3 Phonovorverstärker. Das muss ich geschwind noch umstöpseln. Den Cinch-Ausgang des SPL Director stelle ich auf „fixed“ und verbinde den dann mit dem Line-In des R410. So ist es bei mir am einfachsten. Der Besitzer wird das natürlich direkt verkabeln, nicht wie ich über rückenschonende Umwege 😉
Das Vinyl macht ab dem ersten Takt richtig Laune. Im Kopfkino passt natürlich Retro-Vinyl (Achtung, Klischee!) zum Retro-Look des Ruark, aber das Streaming All-In-One-Gerät spielt ausgerechnet mit Vinyl so weit über sich hinaus, dass es mir glatt die Schuhe auszieht. Bei „If you love somebody“ legt der ambitionierte Sting gleich los, das Tamburin klingt frisch und der Raum ist wieder voller Musik, die von einem pumpenden Bass vorangetrieben wird. Großartig ist die Eröffnung von „Seventh Wave“, die von dem fast melodiösen Bass aufgegriffen und fortgeführt wird. Der meines Erachtens warme Touch des Ruark R410 kittet die Musik von der Platte organisch fließend zusammen. Das ist schon erstaunlich, das kann man auf deutlich teureren HiFi-Anlagen vielleicht präziser aber auch erschreckend freudloser hören. „Russians“, als allgemeingültiger, zeitloser Friedensappell, ist eindringlich und voluminös. Das All-In-One-System spielt nicht nur nach vorne sondern hat auch in die Tiefe. Auch arbeitet sich das Ticken des Weckers sauber durch, fast schon gespenstisch ist das Schlagen der Glocken. Nicht weniger nachdenklich stimmt mich (immer wieder) „Childrens Crusade“. Das britische Soundsystem verstärkt die Worte des Englishmen Gordon Sumner eher durch den erwachsenen Sound, als dass es sie durch Mainstream banalisiert. Respekt. Der Ruark R410 hat also nicht nur ein schönes Plätzchen für sich verdient, sondern auch einen bequemen Lieblings-Hörplatz für seinen Besitzer.
Ruark R410 – Fazit
Der Ruark R410 ist ein edler Hingucker im Retro-Design, der durch moderne optische Details wie sein User-Interface „RotoDial“ und das hochauflösende 4-Zoll-TFT-Display doch wieder zeitgemäß daherkommt. Das All-In-One-Gerät macht in dieser Gestalt als Kompaktanlage in jedem Fall eine gute Figur: als Kontrapunkt in einem modernen Wohnambiente oder als integraler Bestandteil einer liebevoll eingerichteten Hommage an die 70/80er-Jahre. Die Ausstattung mit analogen und digitalen Schnittstellen sowie mit Zugang zu Streaming-Diensten und dem Musik-Netzwerk lässt keine Wünsche offen. Insbesondere der Eingang für Phono-MM-Tonabnehmer-Plattenspieler lässt das Herz von Nostalgikern höher schlagen, den TV-Fan erfreut der HDMI-Eingang für den Fernseher sowie ein Subwoofer-Ausgang. Der Sound ist voll, eher warm und im positiven Sinne gefällig. Er passt zu digitalen Quellen und Vinyl-Sound, zu Pop, Jazz und Klassik. Der Ruark R410 für 1.500 Euro ist klanglich erwachsen und kann so nicht nur eingefleischte Fans von One-Box-Systemen erfreuen sondern ist auch ein echter Tipp für HiFi-Fans, die eine klassische Stereo-Anlage nicht unterbringen können oder wollen.
Im Test
Streaming-Kompakt-Anlage im genialen Retro-Look mit moderner Technik
Ruark Audio R410
Preis: 1.499 Euro
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
Tel.: +49 (0) 9941 – 90 84 21 – 0
Mail: mail@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
All-In-Ones – Sonoro STREAM, Libratone LOUNGE
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius