Einen guten und dabei auch noch bezahlbaren HiFi-Vollverstärker zu finden, davon träumt so mancher unserer Leser. Und wenn der Amp neben den obligatorischen analogen Eingängen auch noch einen D/A-Wandler sowie einen Bluetooth-Eingang besitzt, das wäre dann das berühmte I-Tüpfelchen. Solche Träume möchte der Hersteller Sintron mit dem Vincent SV-228 für runde 2.000 Euro verwirklichen. Ob ihm das gelingt, ich bin gespannt.
Obwohl es die Marke Vincent bereits seit 1995 auf dem HiFi-Markt gibt, muss ich ehrlicherweise gestehen, dass ich mich im Rahmen dieses Reviews zum ersten Mal in meinem Leben wirklich mit diesem Fabrikat befasse. Diesbezüglich hat Falk übrigens den Vorteil, dass er zu jüngeren Jahren mal die Mono-Endstufen-Klopper SP 991 plus besaß. Gehört und gelesen dagegen, ja, das habe ich schon des Öfteren von Vincent. Und wie das halt so ist im Leben: Je öfter man von etwas hört, umso neugieriger wird man, mich eingeschlossen. Und nur vom Hörensagen halte ich nichts. Also kurz eine Mail ab zum Vertrieb, und schon steht der Hybrid-Vollverstärker Vincent SV 228 zum Test vor mir.
Vincent SV-228 – Technik
Optisch erinnert mich der Hybrid-Verstärker Vincent SV-228 mit seinen beiden VU-Metern ein wenig an die früheren japanischen Verstärker-Boliden. Unter uns gesagt: Ich mag es einfach, wie sich Zeiger im Takt der aufgerufenen Leistung bewegen. Die Leistungsanzeigen sind gerade so groß, dass sie ein schönes optisches Detail sind, aber doch nicht zu groß, als dass sie das Design des Amps übermächtig dominieren würden. Ein hübsches Detail am Rande: Die Hintergrundbeleuchtung der beiden Zappelmeter lässt sich in den Farben grün, blau, weiß oder auch in rot einstellen und lässt sich so an das Display des beispielsweise bereits vorhandenen CD-Spielers oder Streamers anpassen. Das der Schalter dafür auf der Rückseite des Amps angeordnet ist erscheint etwas unhandlich. Doch, geschenkt, mit einem kurzen Griff über den Verstärker gelingt das Umschalten gut. Und so oft muss man da ja nun auch nicht dran, obwohl, diese Spielerei hat schon seinen Reiz.
Als grundsätzlich angenehm empfinde ich das zeitlos klassische Design des Hybrid-Verstärkers. Es gliedert sich damit auf eine schöne Art zurückhaltend ins heimische Umfeld ein. Und je nach Vorliebe ist die Front des SV-228 in schwarz oder silber erhältlich. Der Lautstärkeregler wie auch der Quellenwahlschalter weisen eine angenehme Größe auf und laufen leichtgängig sowie spielfrei sauber. Apropos Quellen: Der Vincent weist ein zeitgemäßes Angebot auf. Analog sind zwei Cinch-Eingänge dabei sowie einer für einen Vorverstärker. Der SV-228 lässt sich somit auch in eine Heimkino-Anlage einschleifen. Auch ein heutzutage eher selten anzutreffender Rec-Out Ausgang ist mit dabei. Und für den wohl sehr seltenen Fall, dass die Power der Endstufe zu schwach sein sollte, gibt es auch noch einen geregelten Vorverstärkerausgang.
Digital-Eingänge sind heutzutage auch an einem Stereo-Verstärker gerne gesehen, diese sind in Form eines optischen sowie eines koaxialen auch vorhanden. Auf USB-B dagegen verzichtet Vincent, da bei den Vorgängermodellen des SV 228 dieses Detail den Hörern nicht wirklich wichtig gewesen sei, so der Vertrieb. Sollte dennoch Bedarf an einem USB-B-Anschluss bestehen, dafür bietet Vincent in seiner Power-Line, zu der auch der SV 228 gehört, den DAC-1MK an. An Formaten versteht der im SV 228 eingesetzte DAC Burr-Brown PCM5102 die gängigen FLAC und WMA. Bei 32 Bit und 384 KHz ist dann Schluss, was aus meiner Sicht so auch völlig reicht. Darüber hinaus heißt es eh nur, Flöhe husten zu hören, und so ein höchst auflösendes Musikmaterial muss man überhaupt erstmal bekommen. Natürlich sind auch die datenreduzierten MP3, WMA sowie AAC mit dabei. Auch ein Bluetooth-Eingang bis Version 5.0 gehört dazu. Dieser versteht sich auf Anhieb mit meinem Handy, die erfolgreiche Kopplung geben mir beide Geräte mit kurzen Tönen zu verstehen.
Mit im Angebot ist auch eine Klangregelung. Vernünftigerweise lassen sich der Bass- wie auch Höhenregler nicht nur einstellen, sondern mit dem kleinen Drucktaster unten links auf der Front des Verstärkers auch aus dem Signalweg nehmen. Das gilt selbstverständlich auch für den Loudnessregler, den man beim Leisehören der Musik gerne einsetzen kann. Die Loudness hilft dem Gehör gezielt auf die Sprünge, das bei geringen Lautstärken Höhen und Tiefen leiser wahrnimmt. Teilweise oder auch komplett lassen sich die Lautsprecherausgänge abschalten: A, B, AB und OFF sind möglich. Auch eine Kopfhörerbuchse mit 6,3 mm ist vorhanden, bei deren Benutzung die Lautsprecherausgänge praxisgerecht automatisch abgestellt werden. Praktisch am SV 228 ist auch der Trigger zum gemeinsamen Ein- und Ausschalten weiterer Geräte.
Sauber sortiert und in Kammern eingeteilt haben die Entwickler das Innenleben des Vincent SV-228. Da kommt echt Freude auf beim Reinschauen. Gut voneinander abgeschirmt sind die verschiedenen Gruppen durch den Kühlkörper und die Blechwand. Der erste Blick fällt logischerweise auf den fetten und gekapselten Ringkerntrafo. Ein Zimmer weiter wohnt eine Doppel-Triode des Typs JJ ECC83, diese ist zuständig für die Gleichrichtung und Phasendrehung. Im Anschluss kommen dann für die Vorverstärkung die beiden Doppel-Trioden vom Typ JJ ECC82 ins Spiel. Damit für die angeschlossenen Lautsprecher genug Leistung vorhanden ist, setzen die Entwickler im Hybrid-Verstärker Toshiba A1941 Transistoren ein, die für 180 Watt je Kanal sorgen. In der dritten Kammer sind dann unter anderem neben der Digital-Fraktion die Steuerkreise beheimatet.
Vincent SV-228 – Technische Daten
- Übertragung: 20 Hz – 20 kHz (+/- 0.5 dB); 20 Hz – 50 kHz (+/- 2 dB)
- Leistung RMS / 8 Ohm: 2 x 100 Watt
- Leistung RMS / 4 Ohm: 2 x 180 Watt
- Klirrfaktor: < 0.1 % (1 kHz, 1 W)
- Eingangsempfindlichkeit: 560 mV
- Signal Rauschabstand: > 90 dB
- Eingangsimpedanz: 47 kOhm
- Max. Leistungsaufnahme: 350 Watt
- Eingänge: 2 x Stereo RCA, 1 x Coaxial, 1 x Optical, 1 x Stereo Main In
- Ausgänge: 1 x Stereo Pre Out, 1 x Stereo Rec Out, 4 x 2 Lautsprecherklemmen
- Röhren: 1 x 6N4, 2 x ECC82
- Abspielbare Digitalformate: WAV, FLAC, APE, LPCM, MP3, AAC, AC3, WMA
- Farbe: Schwarz, Silber
- Gewicht: 15,5 kg
- Abmessungen 43,0*15,2*45,0 cm
Vincent SV-228 – Klang
Der Jahreszeit angepasst beginne ich den Test des Hybrid-Verstärkers mit dem traumhaft ruhigen Stück „Altamira“ des gleichnamigen Albums von Mark Knopfler & Evelyn Glennie. Ich liebe diese Art von Musik, denn gleich bei den ersten Takten verschwinden die Hektik und Unruhe, in denen der Mensch sich heutzutage doch so gerne verliert, anstatt auf das Wichtige im Leben zu achten. Wo doch der Genuss an diesem an erster Stelle stehen sollte. Okay, die ersten Griffe des Gitarristen sind doch etwas beherzt, klar und prägnant bringt der Verstärker diese an die Lautsprecher vor mir. Doch beim Auftauchen der ersten Melodiebögen sinke ich völlig entspannt zurück ins Sofa und gebe mich den nachdenklich machenden Klängen hin.
Mir gefällt es, wie der Vincent SV 228 mit den Tönen umgeht, feinnervig und geschmeidig streichen die Bögen über die Saiten der Geigen. Dies macht der Amp sehr natürlich und ohne den Streichern eine unnötige, die Reinheit übertönende und verwaschende Wärme hinzuzufügen. Dafür jedoch höre ich eine minimale Kolorierung bei dem gelegentlich im Hintergrund auftauchenden Marimbaphon, bei dessen lockerem und geradezu spielerischem Klöppelspiel ich den Filz auf den Enden der „Schlagstöcke“ zu sehen meine. Mit ähnlich mich umgarnenden Klängen geht es auch bei „Maria“ weiter, ein paar feinst angeblasene Flöten kommen jetzt dazu, so könnte ich noch lange weiter hören…
Doch mit der Träumerei und der Gemütlichkeit ist es dann um bei „Dream of the Bison“. Fängt ja eigentlich ganz harmlos an der Song mit ein wenig Grummeln und dem zärtlichen Ping-Pong einer Triangel. Doch dann kommt ein in der Lautstärke wie auch der Dramaturgie ansteigendes Getöse dazu, das unter anderem wohl den anstampfenden Bison darstellen soll. Nun denn, noch ein wenig mehr grollenden Schub in den subsonischen Lagen könnte ich mir schon vorstellen um ins Kinofeeling zu kommen, schließlich ist das Album eine Filmmusik. Doch da spielt der Hybrid-Verstärker nicht mit, er übt sich lieber in den sauberen wie auch knackigen und highfidelen Bässen. Egal ob es sich bei den angeschlossenen Spielpartnern um die derzeit ebenfalls zum Test anwesenden Standlautsprecher Monitor Audio Silver 200 7G handelt, oder um die doch etwas anspruchsvolleren Perlisten R5m wie auch meine eigenen Lautsprecher. Die Furore dieser klar und sauber strukturierten Darstellung vor mir ist absolut glaubwürdig. Den für mich harmonischsten und ausgewogensten Eindruck hinterlässt bei mir übrigens die Kombi aus Vincent SV 228 mit den preislich dreimal so teuren Perlisten.
Glücklicherweise ist die im vorhergehenden Absatz angesprochene Klarheit nicht kalt und gefühllos, denn Emotionen hat der Vincent SV 228 schon auf dem silbernem Kasten. Dies bestätigt mir William Fitszimmons mit seinem Album Covers, Vol. 1, welches Qobuz mir gerade als Neuerscheinung – soweit man Cover als neu bezeichnen kann – präsentiert. Die leicht reibeisenartige Stimme des Sängers erklingt angenehm natürlich, und aufgrund der exzellenten Sprachverständlichkeit des Amps kann ich dem Text gut folgen.
Wie das Plektron mit den Saiten leicht und locker, geradezu spielerisch umgeht und nicht einfach herzlos anreißt, sondern aufzeigt mit wieviel Gefühl der Interpret in seine Stücke legt. Diese Art und Weise gefällt mir so gut, dass ich noch ein wenig beim Streaming-Dienst Qobuz herumstöbere und bei „Icarus“ vom Album No Promises: The Astronauts Return des selben Künstlers hängen bleibe. Schöne, ineinander versponnene verwobene Klänge sind dies, was dem Hybrid-Verstärker und auch mir geradezu Vergnügen bereitet. Dabei spielt der Vincent SV 228 die Vorzüge seiner klaren Interpretationsfähigkeit voll aus, aber gar nichts bleibt meinen Ohren verborgen, ohne das jedoch jemals seziert wird. Auch wenn ich die Musik zum Quercheck mal über den koaxialen Eingang zuspiele – meistens habe ich die analogen Cinch-Eingänge benutzt – bleiben diese klanglichen Eigenschaften erhalten.
Da ich vom gerade gehörten Titel her eh noch im Universum unterwegs bin, gönne ich mir Astronaut In The Void von Plyguts. Kreuz und quer pfeift und pingt es im Sternenhimmel, den der Vincent SV 228 herrlich weit vor mir aufzieht. Was mich wiederum zum Aufziehen des Lautstärkereglers verführt. Doch egal, alles bleibt weiterhin schön trocken und knackig, der Amp kommt dabei nicht ins Schleudern. Und noch etwas begeistert mich: Mit Vincent ist endlich mal wieder ein HiFi-Hersteller dabei, bei dem sich der Lautstärkeregler feinfühlig und geschmeidig auch im unteren Bereich aufdrehen lässt und die volle Leistung nicht schon bei der 12 Uhr-Stellung erreicht. Mein Kompliment an die Entwickler! Und ändere ich die Lautstärke per Fernbedienung, leuchtet die im Volumeregler sitzende rote LED auf und zeigt mir dessen Stellung an. Cool, diese Liebe zum Detail.
Vincent SV-228 – Fazit
Der Hybrid-Vollverstärker Vincent SV 228 weist mit seinen VU-Metern ein wunderbar klassisches Design auf. Neben den klassischen Analogeingängen ist ein DAC mit Digitaleingängen sowie Bluetooth V5 dabei. Klanglich eigenständig ist der Amp auf der klar strukturierten sowie leicht kernigen Seite angesiedelt und hat die angeschlossenen Lautsprecher auch im knackigen Bass hervorragend im Griff. Obwohl er einen eher klaren Klang-Charakter hat, lässt es der Vincent es an fein abgestuften Klangfarben nicht fehlen. Auch in Raum und Tiefe lässt der SV 228 den Hörer weit hineinblicken. Eine weitere schöne Eigenschaft des Vincent, er zwingt dem Lautsprecher seinen Klangcharakter nicht auf, sonder harmonisiert sich mit ihm.
Im Test
Hybrid-Vollverstärker
Vincent SV-228
Preis: 2.099 €
Größe: 43,0*15,2*45,0 cm
Gewicht: 15,5 kg
Farben: Schwarz, Silber
Vertrieb
SINTRON Distribution GmbH
Südring 14
D-76473 Iffezheim
Tel.: + 49 (0) 7229 / 1829 – 98
Mail: info(at)sintron.de
Web: www.sintron.de
Web: www.vincent-tac.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE, Streaming-Verstärker Roksan Atessa
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Monitor Silver Audio 200 7G, Monitor-Lautsprecher Perlisten R5m
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Lautsprecherkabel in-akustik LS-804 AIR DIY, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight