Es ist schon eine Seltenheit, dass uns der Hersteller persönlich zu einer Testsession besucht und gleich zwei seiner Produkte selber vorbeibringt. Und das auch noch aus weiter Ferne… directly from Hungary. Mastermind Mr. David T. Taylor, so wie er namentlich auf der eigenen Homepage erscheint, wurde von einem Kollegen begleitet, der ihn im Vertrieb unterstützt hat. Im Gepäck waren die Taylor Concert 300 und die kleinere Concert 120. Beide inklusive Ständer aus gleicher Holz-Manufaktur. Die Ständer sind nicht nur optisch passend, sondern nach Auskunft von Mr. Taylor Bestandteil des Lautsprecher- und damit des Klang-Konzeptes. Es hat uns sehr geehrt und gefreut, dass die beiden überaus freundlichen und netten Menschen den Weg nach Ulm in unser Musikzimmer gefunden haben. Eine heimische Atmosphäre und kein speziell hergerichteter Hörraum. Selbstverständlich mit den richtigen Nachhallzeiten, nicht zu trocken, um den Raum nicht einzugrenzen und Informationen zu verdecken, ebenso nicht zu nachhallig, um direkte Signale gut hörbar verifizieren zu können. Das am Rande zum Ort des Geschehens.
In diesem Bericht möchte ich mit dem größeren der beiden Lautsprecher, dem Taylor Conzert 300, widmen. Wie kam es zu dieser Begegnung und zu diesem Test? Auf Taylor Acoustic aufmerksam geworden sind wir auf der High End 2017 beim gemütlichen Rundgang unten in den Hallen. Eine freundliche Dame – Andrea Balint – , der Firma Taylor zugehörig, bat uns mit einem gewinnenden Lächeln in die Hörkabine. Nachzulesen im Hör-Bericht der High End 2017. Hier nochmal als Link.
Taylor Acoustic Concert 300 an Taylor Elektronik aus Hungria
Was gibt es zu der Taylor Concert 300 zu sagen? Ich beginne mit dem Design. Geschmackssache. Eher angelehnt am Old English Style. Sehr hochwertige Hölzer und tutto kompletti handgefertigt. Freunde klassischen Handwerks werden ihre Freude daran haben. Es gibt drei edle Holzvarianten: Cashew, Mahaghoni und Team Wood mit toller Anfassqualität, wie man es von hochwertigen Möbeln kennt.
Die Eckdaten tabellarisch übersichtlich im kurzen Überblick
- Abmessungen
126 x 30 x 38 cm ( 50 x 12 x 15 inch) - Gewicht
44 kg (97 lbs) - Performance
Empfohlen 2-5 Watt
Maximal 150 – 300 Watt - System
2-Wege, abgestimmtes System - Impedanz
8 Ω - Frequenzgang
27 – 31.500 Hz - Empfindlichkeit
90 dB
Also ein zwei Wege Monitor, mit dem wir uns hier beschäftigen dürfen. David T. Taylor verfolgt den Ansatz, dem Musikliebhaber seine Musik in ihrer ursprünglich Klangfarbe, ihrer Natürlichkeit, ihrem individuellen Klang von Instrumenten und in offener Räumlichkeit darzubieten. Der Lautsprecher als technisches Gerät soll dabei in den Hintergrund treten. Taylor verspricht ein hoch emotionales Erleben von Musik. In wie weit dies in unserem Hörraum deutlich wurde, versuche ich in angemessene Worte zu fassen. Subjektiv, mit meinem Hörvermögen. Klar, wie sonst auch.
Der Klang
Nun ab zum Wichtigsten. Wie verhält sich der Concert 300 in unserem heimischen Hörraum und an unserer Elektronik? Auf der Messe wurde die hauseigene Elektronik verwendet, die natürlich klanglich auf den Concert 300 abgestimmt war. Musikalisch ging es quer Beet durch die Genre-Landschaft. Rock, Klassik, Jazz, Folk. Übliche Verdächtige waren dabei wie immer unsere Referenzen.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis wir einer sehr gefühlvollen, inspirierenden und zum Teil Gänsehaut erzeugenden Darbietung beiwohnen durften. Das Klavier in dem Track von Joclyn B. Smith verzauberte uns mit tollen Klangfarben und gleichsam flutete die Körperhaftigkeit des Klaviers den Raum. Joclyn stand quasi leibhaftig vor uns. Ihre wundbare kräftige, wie auch feine Stimme gab die Concert 300 so authentisch wieder, das wir dachten: so muss es auch in echt geklungen haben. Einfach betörend, losgelöst nur der Musik in ihrer Schönheit zu folgen. Sich vom ersten Takt selbst in der Testsituation der Musik hingeben zu können. Auch Adriana Kuzerova konnte mit dem Stück „Wheels“ überzeugen.
Der Concert 300 war imstande, dem Zuhörer das Gefühl einer tonalen Richtigkeit zu geben. Selbst in der energiegeladenen Passage, in der das Orchester einsetzte, verlor dieser Monitor nicht die Übersicht. Das Geschehen stellte er plastisch, tief, fast holografisch in den Raum. Geigen hatten genau den tonal richtigen Charakter, den Geigen nun mal eigen ist. Auch Rock mag die Concert 300. Ein schöner, dazu recht tiefer Bass. Sauber, präzise – und da, wo er räumlich hingehörte, greifbar abgebildet.
Das einzige, was ein Monitor prinzipbedingt bei mehr Pegel an sich hat: er beginnt irgendwann leicht zu komprimieren und der Bass verliert an Kontur. Das ist auch bei diesem Monitor so. Doch bis das einsetzt, fließen schon einige Watt an den Monitor. Und klar ist auch: wer extrem laut hört und sich stilistisch hauptsächlich von Rock oder ähnlich Energie geladener Musik ernährt, wird auf Dauer mit keinem Lautsprecher vom Typ Monitor wirklich Freund. Drum prüfe wer sich ewig bindet.
Was mir noch lebendig im Ohr hängt, ist die Wiedergabe eines Tenorsaxophon. Man konnte förmlich in die Öffnung sehen und glaubte fast an eine optische Halluzination, weil dieses Holzblasinstrument (Ja, Holz – nicht Blech. Weil das Anblasplättchen aus Holz ist. Davon wird das abgeleitet.) einfach wie Live vor einem stand. Das beeindruckte mich sehr. Ob Gitarren, Stimmen, Geigen, Klavier – wir haben zu dritt wirklich reichlich gehört. Der Ansatz, Instrumente naturgetreu wiederzugeben, gekoppelt mit einem breiten, in die Tiefe plastisch aufspielenden Raum, ist in unseren Augen – oder vielmehr Ohren, mit Bravour gelöst. Congratulations, Mr. David T. Taylor.
Wichtig ist noch zu erwähnen, das der Taylor Concert 300 mit der hauseigenen Vorführelektronik „Diva“ noch deutlich eins oben drauf setzen kann. Heißt, er selbst ist ein kleine Diva, die einen ebenbürtigen Partner sucht, um ihre Stärken bis ins Letzte auszuspielen. Dies kann im Hörbericht wie oben verlinkt nachgelesen werden.
Das Fazit
Die Taylor Concert 300 ist ein hoch emotionaler Monitor, der mit der richtigen Elektronik Musik reproduziert, die schlicht verzaubert. Raum, plastische 3D-Holographie, tonale Richtigkeit, Timing, diese wunderbaren Klangfarben… einfach nur Musik hören, dazu wurde sie erschaffen. Eine feine Diva kann mit dem passenden Partner ihren Besitzer verzaubern… und das kann die Taylor Concert 300. Doch Vorsicht. Eine Diva ist auch im Umgang mit finanziellen Mitteln nicht kleinlich. 46.000 Euro… Klanglich ein Hammer! High End. Ebenso der Preis, bei dem der Käufer auch etwas erwarten darf.
Taylor Acoustic 300: 46.000 Euro
Kontakt
Taylor Acoustic Ltd.
Johanna str. 12
2113 Erdokertes
Hungary
Tel (English): (36) 20 5353 787
Tel (Hungarian): (36) 20 922 9076
Email: office@taylor-acoustic.com
Web: www.taylor-acoustic.com/