Der Herbst ist da und die Flohmärkte werden langsam wieder mehr. Und so waren natürlich auch meine bessere Hälfte und ich neulich auf einem. Naturgegebenermaßen mit unterschiedlichen Suchkriterien. In einer der vielen Grabbelkisten entdeckte ich dabei die Maxi Single Easy Lover von Philip Bailey im Duett mit Phil Collins. Raus damit aus der Hülle und prüfende Blicke über das saubere schwarze Vinyl, keine Kratzer waren zu sehen. Also das gute Stück gleich käuflich erworben und mitgenommen. Was mich dann auf den Gedanken an einen Plattenspieler-Test brachte, liegt der letzte doch gut drei Monate zurück.
Nun, was passt denn besser zu einer Schallplatte aus dem Jahre 1984 als ein Plattenspieler aus dieser Zeit. Tja, den CS 741Q von damals habe ich leider nicht mehr zum Hören der neu erstandenen Schallplatte. Und so bestelle ich kurzerhand einen Dual CS 518 zum Test ein, somit ist zumindest das traditionsreiche Fabrikat gewahrt. Praktischerweise ist in diesem serienmäßig ein MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red montiert, und für den sofortigen Einsatz auch noch ein MM-Phono-Verstärker. Das Ganze dann für erschwingliche 649 Euro, und damit vielleicht sogar ein praktisches Weihnachtsgeschenk anstelle der üblichen SOS-Verdächtigen.
Dual CS 518 – Technik
Klare saubere Linien zeichnen das Chassis des Dual CS 518 aus. Es ist nicht massiv, sondern besteht aus vier Wänden und natürlich einer Deck- und Bodenplatte, dies alles ist aus MDF gefertigt. Die sichtbaren Seiten des Dual sind mit einer schwarzen furnierähnlichen Folie überzogen, die einen guten Eindruck hinterlässt. Aufgrund der Konstruktion fühlt sich das Gehäuse des Plattendrehers – in diesem befinden sich der Phono-Vorverstärker sowie die Platine der Motorsteuerung – nicht mehr so labil an wie die früheren seligen Exemplare, die allerdings auch ganz bewusst in Leichtbauweise konzipiert wurden. Getragen wird der Plattenspieler dann von Füßen mit integrierten Resonanzabsorbern aus einem Elastomer.
Der im Dual CS 518 verwendete Gleichstrommotor wird seiner Preisklasse entsprechend von einem Steckernetzteil versorgt. Das Besondere an diesem Vinyl-Player sind die möglichen Geschwindigkeiten: Neben den standardmäßigen 33 und 45 Umdrehungen je Minute bietet der Plattenspieler auch noch die Möglichkeit 78er Schellackplatten abzuspielen. Dafür muss lediglich der Nadeleinschub des Ortofon 2M Red gegen einen 2M 78 ausgetauscht werden, praktisch! Wo ich eh gerade beim Thema Tonabnehmer bin, auch der Austausch gegen einen höherwertigen 2M Blue – falls gewollt – ist so völlig einfach zu erledigen. Auch an eine Feinjustierung der Geschwindigkeiten ist gedacht, dies geht per Kreuzschlitz-Schraubenzieher an den Justierschrauben neben dem Wahlschalter.
Schnell ist auch der Plattenteller auf die Stahlachse aufgelegt, die in einer Messingbuchse läuft. Dazu wird der Flachriemen, der auf einer innenliegenden Aufkantung des Tellers liegt, einfach an dem vorhandenen roten Bändchen auf den Motorpulley gezogen. Aus einem anderen Plattenspieler-Test kommt mir diese Konstruktion doch recht bekannt vor. Bei meinen Nachforschungen stoße ich dann darauf, dass die neuen Dual Plattenspieler mit der Endbezeichnung „18“ nicht mehr im Schwarzwald hergestellt werden, sondern vom Rechteinhaber in Landsberg, der den CS 518 in Taiwan fertigen lässt. Fehrenbacher in St. Georgen, dem ursprünglichen Standort und Herstellungsort von Dual, hat keine Namensrechte mehr. Unter anderem Namen werden hier jedoch weiterhin Plattenspieler gebaut. Na, da bin ich doch mal gespannt, wie der neue Hersteller sich beim Hören später schlagen wird.
Das Interessanteste bei der Technik ist für mich allerdings der Tonarm, ob dies noch ein Dual ist? Er sieht zumindest teilweise schon mal so aus und unterscheidet sich daher von seinen meist gebräuchlichen Kollegen auf anderen Plattenspielern. Ein wenig schwerer ist das Tonarm-Rohr jetzt allerdings als früher, was den Betrieb mittelschwerer Tonabnehmer mit einem Gewicht von 5 – 9 Gramm vereinfacht. Beim CS 518 ist der Arm vollkardanisch aufgehängt wie bei meinem seligen 741er. Er misst 221,5 mm und ist somit knappe 9 Zoll lang. Spielfrei und leicht beweglich ist er, sehr schön. Die Einstellung der Auflagekraft per Feder gibt es nicht mehr, diese wird jetzt ganz klassisch per Gegengewicht eingestellt. Als sehr angenehm empfinde ich, das beim montierten 2M Red bei der Einstellung „0“ am Gegengewicht der Tonarm tatsächlich in der Waage schwebt. Für das Antiskating gibt es seitlich des Tonarms das einfach einstellbare Rändelrad.
Der MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red ist bereits an der Headshell montiert, also braucht der Hörer diese lediglich einfach per Überwurfmutter am Tonarm befestigen, Plug and Play also 😉 Okay, nicht ganz. Man hat jetzt noch die Wahl, ob der Plattenspieler a) Mit dem integrierten Phono-Verstärker per Line-Out an einen beliebigen Hochpegeleingang angeschlossen wird. Oder b) An eine externe Phonostufe beziehungsweise die eventuell im vorhandenen Vollverstärker verbaute. Da dürfen dann am Ende das eigene Ohr und der Geldbeutel entscheiden.
Dual CS 518 – Technische Daten
- Antrieb: Riemen
- Drehzahlen: 33/45/78
- Tonarmlänge: 221,5 mm
- Lager: Vollkardanisch
- Kröpfung: 25,6°
- Überhang:19 mm
- Tonabnehmergewicht: 5 – 9 Gramm
- Montierter Tonabnehmer: Ortofon 2M Red
- Phono-Vorverstärker: MM integriert
- Ausgänge: Line, Phono-MM
- Plattenteller: Aludruckguss 720 Gramm
- Größe: 43,5*14,5*36,7 cm
- Gewicht: 5,9 kg
Dual CS 518 – Klang
Natürlich geht es nach dem Flohmarktbesuch dann auch gleich los mit der LP Easy Lover von Philip Bailey und Phil Collins. Die Nadel senkt sich und taucht ein in das schwarze Gold, ich bin gespannt was jetzt wohl kommen mag. Glücklicherweise ist es anfangs nicht sehr viel, kein Rauschen und kein Knacksen sind zu hören, ich habe also Glück gehabt mit diesem Kauf. Aber auch die obligatorische Reinigung mit der Plattenwaschmaschine ist natürlich an diesem klaren Klang beteiligt. Ein wenig dünn klingt die Aufnahme allerdings schon. Was wohl weniger am Dual CS 518 als an der Abmischung aus den 80er liegen dürfte, sinniere ich. Klangideale ändern sich halt doch im Laufe der Jahre…
Eine neuere Aufnahme muss also her, auf den Plattenteller kommt daher Zed Mitchell mit Route 69. Ahhh, das ist jetzt doch schon ein ganz anderer Schnack als zuvor. Angenehm weiche Klänge umschmeicheln jetzt meine Ohren, doch sie sind nicht weichgespült. Die Strukturen, die dieser Musik innewohnen, kann ich gut heraushören. Und die großartige Bandbreite von Zeds Stimme ebenfalls, mit der er die Geschichten aus seinem Leben erzählt, die ein wenig zum Träumen verleiten. Die Slides von Zeds Gitarre bringt das Ortofon 2M Red gut zur Geltung. Okay, ein wenig mehr Jammern der Stahlsaiten könnte es gelegentlich schon sein. Doch ich höre hier über einen Plattenspieler, der komplett mit dem Tonabnehmer-System sowie integriertem Phono-MM-Verstärker 649 Euro kostet, und somit gibt es aus meiner Sicht hier wirklich nichts zu meckern.
Wieder ein Zeitsprung. Musikalisch geht es mit den Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms rund 150 Jahre zurück. Gespielt werden sie vierhändig von Alfons und Aloys Kontarsky in einer Pressung der Deutsche Grammophon. Die beiden Herren gehen wieselflink mit den Tasten um, jeder Anschlag sitzt. Wie die Brüder Kontarsky blindlings miteinander kommunizieren, Respekt. Auch beim Dual CS 518 sitzt jeder Ton. Ruhig zieht die Nadel ihre Runden, und bei keinem einzigen der Klavierläufe höre ich ein Jammern, der Gleichlauf des Plattenspieler ist also tadellos. Und auch die Tempiwechsel gehen dem Plattendreher locker vom Hocker. Klassik hören geht also auch mit dem CS 518.
Klavierspiel gibt es auch bei Diana Krall und The Girl in the Other Room. Doch hier kommt dann noch ein ganzes Orchester mit dazu. Es wird also ein wenig komplizierter für den Dual. Doch das macht ihm nichts aus, die Übersicht behält er immer und auch die feinen Zwischentöne kommen nicht zu kurz. Die Breite der Abbildung ist nicht überbordend, aber zwischen den Lautsprechern ist alles glaubhaft sortiert und es entstehen keine Lücken. Im Gegensatz zum preislich ähnlich angesiedelten Sonoro Platinum spielt das Ortofon 2M Red beim CS 518 einen Touch wärmer. Aber lange noch nicht so warm wie beim Dual CS 800, der vor gut einem Jahr sein Stelldichein bei uns gab. Schon interessant, wie unterschiedlich ein- und derselbe Tonabnehmer auf verschiedenen Plattenspielern klingen kann…
Mit einer komplett anderen Musikrichtung beschließe ich den Test des Plattenspielers. Synesthesia von „Alle Farben“. Hey, der Dual CS 518 schiebt ordentlich von unten los. Minimal abgerundet in den unteren Frequenzen ist er schon und nicht abgrundtief im Bass. Über einen externen Phonoverstärker wie den Atoll PH 100 oder den Trigon Vanguard III geht da natürlich mehr an Definition und Druck, doch kostet die letztere Phonostufe über den Daumen auch genau so viel wie der Riementriebler. Also wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen. So höre ich dann über den Phono-Ausgang des CS 518 weiter. Dabei denke ich mir Far Away ist das Teure, und singe fröhlich She Moves vor mich hin.
Dual CS 518 – Fazit
Mit dem Dual CS 518 bekommt der Käufer einen komplett ausgestatten Plattenspieler. Ein Phono-MM-Verstärker ist mit integriert, dazu kommt mit dem Ortofon 2M Red ein für die Preisklasse des Plattenspieler wirklich hochwertiger Tonabnehmer. Problemlos anschließen und gut Musik hören ist hier die Devise. Wer den Dual CS 518 klanglich noch ein wenig nach vorn bringen möchte, kann einen teureren Tonabnehmer einbauen. Was ich persönlich aber nicht als wirklich notwendig erachte.
Im Test
Manueller Plattenspieler mit Riemenantrieb &
Integrierter Phono-MM-Verstärker
Dual CS 515 mit Ortofon 2M Red
Preis: 649 €
Größe: 43,5*14,5*36,7 cm
Gewicht: 5,9 kg
Farbe: Furnierfolie Schwarz
Vertrieb
SINTRON Distribution GmbH
Südring 14
D-76473 Iffezheim
Tel.: + 49 (0) 7229 / 1829 – 98
Mail: info(at)sintron.de
Web: www.sintron.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Sonoro Platinum mit MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Atoll IN 300
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Xavian MadrePerla, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
Bisher bei uns im Test vom selben Hersteller der Plattenspieler Dual CS 800.