Ideon Audio ist eine kleine Manufaktur, die auf Digitalgeräte spezialisiert ist. Der Anspruch in der Auslegung der Geräte erstreckt sich dabei von hochgradig engagiert bis absolut kompromisslos. 08/15 sind Zahlen, die im Einmaleins der Griechen nicht vorkommen. Torsten Fink vom deutschen Vertrieb CM-Audio aus Neuss stellte mich auf der High End 2023 dem CEO George Ligerakis vor, mit dem ich über die Produkte von Ideon – mit dem Schwerpunkt Digital/Analog-Wandler und Streamer – und die Idee dahinter sprechen konnte.
Eine der Grundlagen des digitalen Audios ist ein sauberer Datenfluss, weshalb Ideon auch mit einem eigenen USB-Kabel aufwartet sowie mit eigenen Reclockern, die das digitale Signal für die Weiterreise und Weiterverarbeitung optimieren, um im Idealfall eine fehlerfreie Interpretation der Einsen und Nullen zu ermöglichen. Für Torsten Fink war der Reclocker ein guter Aufsatzpunkt für uns HiFi-IFAs, um sich dem Portfolio von Ideon Audio anzunähern und so schickte er mir den Ideon Audio 3R Master Time Black Star USB, der mit respektablen 3.700 Euro Listenpreis den Einstieg in die Welt der HiFi-Geräte des Herstellers markiert, als CM-Audio Testpaket zu. Hier erfahrt ihr alles über unsere Hörerlebnisse.
Annäherung und Technik
Ideon Audio sieht sich als ein Team audiophiler Musikliebhaber und greift auf tiefgreifende Erfahrungen in der IT und Softwareentwicklung zurück. Das Kern-Team besteht aus dem Vice-President und Chef-Entwickler Vassilis Tounas, einem preisgekrönten Erfinder von Schaltungs-Layouts. Vassilis studierte Elektrotechnik in Athen und betätigte sich im Audio/Video-Sektor. Er entwarf die MIDI-Peripheriegeräte für Amiga, ein paar Jahre später baute er in den 1990ern seinen ersten DAC. George Ligerakis ist der CEO mit mehr als 25 Jahren IT- sowie Mobile-App Erfahrung und er ist ein Microsoft “Veteran”. Angelos Gallis ist der Global Expansion Consultant, der ebenfalls auf 25 Jahre Erfahrung in der IT zurückblickt mit einem Schwerpunkt als Senior Software Architekt.
Ideon Audio sitzt in Neo Psychiko, einem Vorort Athen. Der Name bedeutet Seelenruhe, ein Begriff, mit dem man im HiFi, bzw. dem Musikgenuss einiges verbinden kann. So wäre es, prosaisch umschrieben, im technischen Kontext sicherlich auch schön, wenn die digitalen Daten in aller Seelenruhe vom Abspieler zum Wandler gelangen könnten, um dort gleichermaßen in aller Seelenruhe gewandelt zu werden. Genau hier setzt der Reclocker an, der die Daten, der Namensbestandteil des Reclockers „3R“ deutet es an, re-clockt, re-generiert und re-drived. Soll heißen: Das Signal wird neu eingetaktet, neu generiert und frisch aufgemöbelt wieder auf Reisen geschickt. Ideon sieht einen Einsatzschwerpunkt bei der Verbindung zwischen PC und DAC, wo die Wirkung am deutlichsten sei. Natürlich ist auch die Signalaufbesserung zwischen Transport/Player und Digital/Analog-Wandler sinnvoll, auch wenn die Notwendigkeit geringer wird, je besser das Quellsignal und der Signalweg ist.
Ideon Audio Produkte sind Eigenentwicklungen, die ohne Verwendung von Standardmodulen hergestellt werden. Das kleine, aber feine griechische Unternehmen verfolgt ein 360°-Fertigungskonzept, das den gesamten Herstellungsprozess, einschließlich der Auswahl der hochwertigsten Materialien und Produktionspartner umfasst. Dabei geht Ideon Audio keine Kostenkompromisse ein, um die Verwendung modernster Technologie und der besten verfügbaren Komponenten zu gewährleisten. Der gesamte Produktionsprozess wird von Tests und Kontrollen begleitet und jedes einzelne Gerät von Hand zusammengebaut.
Das trifft auch auf den Ideon 3R Master Time zu, der proprietäre Schaltkreise sowie im audiophilen Sinne selektierte Komponenten verwendet. Er bietet eine vollständig lineare, interne Stromversorgung, die ultra-geräuscharme und ultra-stabilisierte Leistung in ausreichender Menge zur Verfügung stellt sowie kritische Schaltkreise dediziert versorgt. Die eingehenden Signale werden dabei permanent neu getaktet, die Signaleingänge sind isoliert sowie die Hochstromausgänge stabilisiert. Die 3R Master Time arbeitet dazu mit drei ultra-rauscharmen Linearnetzteilen und einer ultra-rauscharmen Femto-Clock. Das digitale Signal wird in einem doppelten Chip aufgearbeitet, wobei der Prozessor-Kern modular ausgeführt ist, um in der Zukunft softwareseitig updatefähig zu sein.
Eine weitere Besonderheit ist die Stromversorgung im USB-Kabel. Der 3R Master Time trennt diese grundsätzlich auf und macht sie zusätzlich an- und abschaltbar. Vorteil: Es gelangt kein unsauberer Strom von der Quelle an den Eingang des Signalverarbeiters. Der Idealfall ist die komplette Abschaltung, da das USB-Kabel dann gar keine 5 Volt Stromversorgung mehr mit sich führt. Dies ist möglich, wenn der Digital/Analog-Wandler den USB-Eingang intern selbst mit Strom versorgt. Wird die Stromversorgung auf „ON“ geschaltet, steuert der 3R Master Time eine saubere Stromversorgung aus seinem rauscharmen Netzteil bei. Auf diese Weise soll das eigentliche Nutzsignal so gering wie möglich durch etwaige Störungen beeinflusst werden.
Damit sind wir auch schon beim Anschluss des Ideon 3R Master Time angelangt, der bereits bei der Entnahme aus der Transportbox mit dem Gewicht seines Gehäuses und der gebürsteten Front einen ambitionierten Andruck macht. Das Verkabeln ist denkbar einfach. Ich verbinde den USB-B-Eingang mit dem USB-Ausgang des LUMIN U1 mini und den USB-A Ausgang mit dem Eingang des MERASON DAC1 mk2. Der stilisierte Gebirgszug im Logo des griechischen Herstellers passt wunderbar zum Landschaftsbild der Provenance des Schweizer Edel-D/A-Wandlers 😉 Als Kabel verwende ich auf der Ein- und Ausgangsseite die Boaacoustic Silver Digital Xeno. Neben der Kaltgerätebuchse befindet sich der Kippschalter zum Ein- und Ausschalten, der Kippschalter für die 5 Volt Stromversorgung des USB zwischen den Buchsen. Diesen stelle ich auf „ON“.
Auf der Front befinden sich drei dezente LEDs, deren Beschriftung in die Frontplatte eingefräst ist. Sehr edel und schön anzuschauen, aber in schwarz echt nicht leicht zu fotografieren 😉 . Die LEDs signalisieren den Status des Ideon: „power“ für Stromfluss, „lock“ kündet von der erfolgreichen Verbindung zum Digital/Analog-Wandler und „host“ von der erfolgreichen Verbindung zur Quelle. Als bei mir alle Lampen leuchteten – also die des Ideon 3R Master Timers – , was fix von der Hand ging, konnte es ohne Umschweife mit dem Test losgehen.
Technische Daten
- USB Typ 2.0 Hi-Speed: 480Mb/sek
- Voll kompatibel mit PCM, DSD
- Betriebssystem kompatibel mit USB Stack Support (keine speziellen Treiber erforderlich)
- USB 5V-Stromversorgung abschaltbar
- 600mA ultra low noise 5 volt USB
- Vier asynchrone Endpoint Buffers
- Triple ultra-low noise Linear-Netzteil
Klang
Um dem Ideon Audio 3R Master Time Black Star USB auf den Zahn zu fühlen, mache ich etwas, was ich sehr gerne mache, wenn es um Geräte geht, die auf grundsätzliche Art auf die Musik wirken – wie etwa ein Reclocker. Ich zeige der audiophilen Vorführ-Musik die lange Nase und bitte Anastacia Lyn Newkirk (oder kurz: Anastacia) digital in den Hörraum. An Energie mangelt es Sängerin und Musik nicht, auch wenn das Album Anastacia sicher nicht zu den großen Aufnahmen gehört. Zu meinen persönlichen Ohrwürmern zählt „Sick and tired“, das nach Druck auf die Play-Taste auf dem Smartphone groß vom Musikserver aufspielt. Nicht unerwartet präsentiert sich der Bass fett, den zeichnet der Reclocker aber sauber nach und wirkt so der Tendenz zum Dröhnen entgegen. Gleichzeitig trennen sich sauber die pumpenden Tieftonattacken vom eher melodiös knackigen Bass. Das Nachzeichnen tut dem Sound sehr gut, ebenso wie der nölig energischen Stimme der US-amerikanischen Sängerin, die mehr Kontur bekommt und dabei nicht so schnell ins Nervige kippt.
Wo ich schon bei basslastiger Musik bin, höre ich kurzerhand noch in Felix Labands sauber produziertes Album Dark Days Exit aus 2005 rein, das also nur ein Jahr nach Anastacia erschienen ist. Das markante „Xylophon“ zu Beginn von „Minka & The Notes After“ – lustig, heißt wie unsere Katze 😀 – zeichnet der Reclocker fein nach und verstärkt den Eindruck, dass die Töne ein Eigenleben haben und sehr natürlich wirken. Ein sauber gestampfter Bass und feines Geknister gehen Hand in Hand. Soundeffekte wie das Gezirpe und Gezwitscher erscheinen sauber getrennt, sehr räumlich und dabei wie aus einem Guss. „Little Miss Teardrop“ überzeugt zur Eröffnung ebenfalls mit dem „Xylophon“, das sich zwischen den Lautsprechern aufzubauen scheint. Auch hier ein straffer Bass, der aber nichts an Volumen vermissen lässt. Der Reclocker bewirkt hier einen Zugewinn an Kontrolle über feine Strukturen und ein gutes Gefühl für kleine Spannungsbögen.
Als Kontrast zur Elektronik geht es bei Apollo Four Fourty derber zu. „Stop The Rock“ startet tatsächlich durch wie eine Rakete, bei dem man trotz des Spektakels eine differenzierte und plastische Vorstellung geliefert bekommt. Ich habe das Gefühl, bis auf die einzelnen Saiten der E-Gitarre durchhören zu können. Der Reclocker dröselt unbeirrt alles sauber auf, ohne einer unnötigen Hektik zu verfallen. Auch hier umschifft der Ideon Reclocker die Klippe unnötiger Härte oder Schärfe. Dabei ist die Stimme des Sängers gut herausgearbeitet und wirkt natürlich.
Um einen Kontrast zu erleben streamt jetzt das Tobias Hoffmann Nonet vom Server. „Retrospective“, das dem Album dem Namen gegeben hat, spielt sehr lässig auf. Die neun Musiker verstärken gegenüber der zuvor gehörten elektronischen und Rockmusik das Gefühl noch mehr, dass sich vor mir eine Bühne in allen räumlichen Dimensionen aufbaut. Das saubere Signal des Reclockers leistet seinen Beitrag dazu. Auch hier wieder das Zusammenspiel aus Differenzierung und Zusammenhalt. Obwohl die Instrumente gut umrissen sind, spielen sie wie aus einem Guss zusammen. Das Saxophon des Bandleaders ertönt sehr selbstbewusst, wirkt aber nicht beißend. Der Sound kommt sehr selbstverständlich rüber, auch im komplexen Zusammenspiel von Instrumenten unterschiedlichster Couleur.
Und zu guter Letzt doch noch der Griff in die digitale Vorführmusik-Kiste: Kari Bremnes „Coastal Ship“. Ich konnte es nicht bleiben lassen. Wahrscheinlich, weil mich das Lied – wie die Norwegerin als Künstlerin – immer wieder aufs Neue fasziniert. Ein Klassiker halt. Mächtig, aber kontrolliert, setzen die Paukenschläge zu Beginn Akzente, fordern meine Aufmerksamkeit ein. Ein Auftakt, auf den ich mich jedes Mal freue. Das vom Ideon aufgefrischte Signal lässt noch feiner auf das Ein- und Ausklingen der Felle durchblicken, was neben der voluminösen Präsenz noch ein kleiner spannender Effekt ist. Bekannt dürfte der Titel wohl für das feine Aushauchen des „p“ wie in „ship“ und „deep“ sein, das einen als Fan und Hörer förmlich an den Lippen der Norwegerin kleben lässt, ebenso wie das Ausklingen hart gesprochener Konsonanten am Wortende. Kunstvoll ist auch das Zusammenspiel mit der zweiten Stimme, die sich wie zum Greifen zum Hauptgesang gesellt. Über den Bogen hinaus, den ich von Anastacia bis Kari gespannt habe, lässt sich mit dem Ideon Audio 3R Master Time Black Star USB sicher noch einiges in der digitalen Musiktruhe wiederentdecken.
Fazit
Ein guter Reclocker tut, was ein Reclocker tun muss. Und der Ideon Audio 3R Master Time Black Star USB erfüllt diese Aufgabe in der Datenverbindung per Universal Serial Bus mit Bravour. Logischerweise und erfahrungsgemäß wird seine Wirkung am deutlichsten, wo das Quellsignal am meisten Aufmerksamkeit verlangt, wie zum Beispiel am Digitalausgang eines PCs, aber auch im Signalweg einer HiFi-Anlage bewirkt er seine Wunder. Eine praktische Besonderheit ist die hochwertige interne Erzeugung und wenn gewünscht sogar komplette Abschaltbarkeit der 5 Volt USB-Stromversorgung im Kabel zum DAC. Das aufgefrischte Musiksignal ermöglicht sodann dem D/A-Wandler ungestört seine Arbeit zu verrichten und sorgt für mehr Transparenz, Zwischentöne, Impulsivität und Räumlichkeit. Der 3R Master Time fügt dies natürlich nicht hinzu, sondern legt dies im digitalen Datenstrom mit akribischer Genauigkeit frei. Mit 3.700 Euro ist der hochwertige Ideon Audio 3R Master Time nicht ganz günstig, macht ihn aber mit seiner Aufwertung des Klangs zu einer lohnenswerten Investition in ein emotionales Musikerlebnis.
Im Test
USB Reclocker
Ideon Audio 3R Master Time Black Star
Preis: 3.700 Euro
CM-Audio bietet hierzu auch ein Testpaket an.
Vertrieb
Kölner Straße 46
41464 Neuss
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius