Auch auf die Gefahr hin, jetzt etwas ketzerisch klingendes zu sagen, aber wenn man sich den aktuellen Tonträger-Markt so anschaut, erscheint die Compact Disc mehr retro – oder heißt es retroer 😉 – als die gute alte Schallplatte, die sie eigentlich ablösen sollte. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie vom analogen, klanglichen wie haptischen, Flair des Vinyls und den immer weiter gezüchteten und bei Bedarf überall verfügbaren Digitalformaten massiv in die Zange genommen wurde. Oder provokant zusammengefasst: Die Platte ist analog hipper, HiRes digital besser. Aber die Frage sei gestattet: Ist das wirklich so?
Freunde umfangreicher CD-Sammlungen mögen auf ihr haptisches Vergnügen eine Silberscheibe aus dem Regal auszuwählen und einzulegen nicht verzichten, dabei aber trotzdem die praktischen Vorteile der digitalen CD-Wiedergabe nutzen. Und diese Geisteshaltung ist, wenn ich das so sagen darf, mehr als nur aller Ehren wert und sollte bei der Wiedergabe ansprechend gewürdigt werden, also auch auf Seiten des Abspielers. Und damit sind wir bei C.E.C., die das Thema CD-Wiedergabe echt ernst nehmen und dem Freund der Compact-Disc konsequent entwickelte Spezialisten an die Hand geben. Bei uns im Hörraum in der Preisklasse jeweils um 6.500 Euro ist das riemengetriebene CD-Laufwerk C.E.C. TL 2N und der für eine perfekte Kombination proprietär maßgeschneiderte Digital/Analog-Wandler C.E.C. DA SL.
Annäherung
Dass der japanische Digitalspezialist es ernst meint mit seinen Komponenten, merke ich bereits beim Auspacken. Nein, eigentlich schon beim Entgegennehmen des Versandpaketes vom Audio Vertrieb von Frank Koglin, das deutlich fast 30 kg auf die Waage brachte. Darin verpackt waren gleich beide Geräte-Kartons. Bei der vorsichtigen Entnahme aus der Verpackung schlug das CD-Laufwerk mit rund 12 kg Netto-Gewicht und der D/A-Wandler mit 9 kg zu Buche. Das gestapelte Duo mal eben im Doppel-Pack zusammen umzustellen sollte also besser streng nach Rückenschule erfolgen oder noch besser einzeln. Dabei macht das Thema Masse durchaus Sinn, da es durch die Schwingungsdämpfung von außen, aber im Falle bewegter Teile wie beim CD-Transport im Sinne der Steifigkeit und Masseträgheit auch der Signalverarbeitung im Inneren gut tut. Von der Grundlage für eine herausragende mechanische Verarbeitungsqualität mal ganz abgesehen.
Das „Ernstmeinen“ auf den schieren Materialeinsatz zu reduzieren wäre allerdings auch viel zu kurz gesprungen. Interessanterweise bemerkt der Besitzer ein wesentliches technisches Merkmal, den eigentlichen Clou des fernöstlichen Gespanns, schon beim Verkabeln zwischen den Geräten. Zu erwarten zwischen CD-Transport und Digital/Analog-Wandler ist eine Digital-Verbindung. Die heißt in diesem firmeninternen Fall SuperLink und ist eine proprietäre Verbindung zwischen den C.E.C. Geräten. Im Falle dieser CD-Laufwerk-Wandler-Kombi mit dem C.E.C. TL 2N dröseln die Japaner das digitale Signal in vier Bestandteile auf und übertragen sie getrennt über vier, dem Wandler beiliegende, 75 Ohm Kabel mit BNC-Profi-Steckern. Doch mehr dazu im Technik-Teil.
Dereinst sangen KISS „I was made for loving you“, was sich locker auf den C.E.C. DA SL übertragen lässt, der speziell entwickelt wurde, um mit eben dieser Datenverbindung unter besten Voraussetzungen des SuperLinks das Signal seiner CD-Laufwerks-Markenkollegen liebevoll zu verarbeiten. Es sei aber erwähnt, dass der DA SL auch „normale“ digitale Kost als SPDIF entgegennehmen kann. Wie das geht hängt C.E.C. nicht an die große Glocke – dominant ist in der Außenwirkung der SuperLink – und ich musste die Bedienungsanleitung auch zweimal lesen, um diese „andere“ Variante scharf zu stellen. SPDIF nutzt die BCK BNC-Buchse des SuperLink Anschlussfeldes. Man kann also nicht beides gleichzeitig betreiben, sondern muss gegebenenfalls umstecken. Hier würde sich der Betreiber beispielsweise eines zusätzlichen Streaming-Transports sicherlich eine separate SPDIF-Cinch-Buchse für den Parallelbetrieb wünschen.
Der Vollständigkeithalber legt C.E.C. dem DA SL für den Fall der Fälle also nicht nur die vier BNC-Kabel, sondern auch einen Cinch auf BNC Adapter für gängige 75 Ohm Coaxial-Kabel bei. Ich hatte mich beim Auspacken schon gewundert, weil ich dachte, es gäbe nur die proprietäre SuperLink Verbindung. Den Betriebsmodus umschalten kann man dann bequem mit der Input-Taste, die man drei Sekunden gedrückt halten muss, um zwischen SuperLink und SPDIF umzuschalten. Eine Möglichkeit, aber sicherlich nicht die Bestimmung im Sinne der Erfinder. Also verkabel ich den SuperLink mit viermal BNC, um die Kombi optimal als CD-Player zu betreiben.
Bei dem CD-Laufwerk TL 2N ist es offensichtlicher, dass es systemoffen angeschlossen werden kann. Neben dem SuperLink stehen zusätzlich SPDIF-Buchsen zur Verfügung, die parallel verkabelt werden können, also auch zu D/A-Wandlern anderer Marken. Zudem ist bei SPDIF das Upsampling auf 88,2 und 176,4 kHz, also mit den Vielfachen der CD-Abtastrate 44,1 kHz, möglich. Ist das Laufwerk über SuperLink mit dem DA SL verbunden sowie gleichzeitig über SPDIF mit einem anderen D/A-Wandler, wird der Markenkollege dominant, sobald er eingeschaltet wird. Diese Anschlussvariante hatte ich ebenfalls ausprobiert, da es ja durchaus denkbar ist, das edle CD-Laufwerk am freien Eingang eines bereits vorhandenen, leistungsfähigen Digital/Analog-Wandlers zu betreiben.
Doch zurück zu unserem Duo. Der SuperLink ist vierfach BNC-verkabelt und als analoge Verbindung vom DAC zur Außenwelt wähle ich, wie von C.E.C. empfohlen, die symmetrische XLR-Verbindung. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass als Vorstufe ein SPL Director mk2.2 und eine SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe zum Einsatz kommen, die nicht nur potent sondern auch erfrischend neutral aufspielen. Die daran angeschlossenen, angenehm musikalischen Lautsprecher Diapason Adamantes V stammen übrigens ebenfalls aus dem Vertrieb von Frank Koglin. Nun noch die Netzkabel einstecken, Fertig. Die runden, satt klickenden und hart vom Strom trennenden Power-Drücker an den Geräte-Fronten erwecken die Kombi zum Leben.
Beim Starten merke ich, wie sich die SuperLink Verbindung aufbaut. Ist der Handshake vollzogen, leuchtet der entsprechende Schriftzug blau im dimmbaren Display. Im Falle des TL 2N muss der Eingang des DA SL dazu auf BNC eingestellt sein. Das Upsampling des CD-Laufwerks und die dazu gehörende Taste sind in diesem Modus außer Funktion. Per SPDIF verbunden könnte der DA SL theoretisch auch HiRes des TL 2N verarbeiten. PULSE und FLAT sind beim DAC umschaltbare Filter. Des Weiteren lassen sich an beide Geräte im SuperLink-Betrieb auch noch externe Taktgeber (Word Clock / WCK) anschließen. Diese sind bei SPDIF außer Funktion.
Der CD-Transport ist als Top-Lader konzipiert. Mit einem aus vollem Aluminium gedrehten Knopf lässt sich eine dunkle Plexiglasscheibe wegschieben und gibt den Blick auf das Laufwerk frei. Der Riemenantrieb, die Achse sowie Auflagefläche der CD und der Laser sind gut zu sehen.
Die mit einem Radius versehene Zentrierung der CD macht das Einlegen des Silberlings einfach, etwas konzentrierter muss der ungeduldige Musikfreund beim Auflegen des gut greifbaren, 380 Gramm schweren CD-Stabilizers vorgehen, der über einen ebenfalls weich abgerundeten Stift zentriert wird. Erst einmal in Rotation versetzt sorgt neben der Schwerkraft der Drehimpuls für Stabilität.
Das Display des TL 2N ist für aktuelle Verhältnisse recht übersichtlich, für einen CD-Player aber absolut ausreichend: Titelnummer und Spielzeit. That’s it. Titelinfos gibt es ja in der CD-Hülle. Unverzichtbar ist meines Erachtens jedoch eine Fernbedienung, die meinem Package in Gestalt der RU-220 für 200 Euro in solider und haptisch ansprechender Aluminium Ausführung beiliegt. Das gebürstete Finish passt wunderbar zu den Gerätefronten. Die Fernbedienung steuert CD-Transport und Wandler. Die Remote Control des DAC, die sowieso nur wenige, im Alltag meines Erachtens eher unbedeutende Funktionen steuert, ist aus Kunststoff und blieb daher auch gleich im Karton. Derart ausgestattet schaue ich noch auf die Technik, dann geht’s ans Musikhören.
Technik – SuperLink, der große Clou von C.E.C.
Die eingangs schon erwähnte digitale Signalübertragung SuperLink wurde eigens von C.E.C. entwickelt und basiert grundsätzlich auf der Trennung von Musikdaten sowie Synchronisations- und Clock-Signalen. Diese werden im SPDIF-Standard gemeinsam in einem Kabel übertragen und müssen somit an der Quelle in den Datenstrom hinein kodiert und beim Empfänger wieder dekodiert werden. Dies birgt das Risiko von Fehlern (Jitter), die sich in der Musik bemerkbar machen. C.E.C.s SuperLink überträgt diese Informationen sortenrein, entweder in vier separaten 75-Ω-Kabeln mit BNC-Adaptern oder via einer D-Sub-9-Verbindung. Mit diesem Kniff erzielen die Japaner eine optimale Synchronisation mit dem hauseigenen SuperLink D/A-Wandler. Das SuperLink bedient via BNC-Anschlüsse die aktuellen C.E.C. CD-Transport-Modelle TL 0 3.0, TL 1N und TL 2N sowie das nicht mehr produzierte TL 3N. Eine Alternative für die älteren Modelle C.E.C. TL 2 und TL 51 ist der Weg über D-SUB-9.
Hinter den Signalwegen und Markierungen der Buchsen an den Geräten verbirgt sich Folgendes:
- MCK (Master Clock): Master-Clock-Signal vom D/A-Wandler. Der Transport fungiert als Slave zum DA-Wandler und ermöglicht die synchrone Übertragung von Audiodaten.
- BCK (Bit-Takt): Sendet das Bittaktsignal, das für die Identifizierung digitaler Datenbits (z. B. Abtastfrequenz) oder das Auslesen von Signalen erforderlich ist, vom CD-Transport an den D/A-Wandler.
- LRCK (L/R-Takt): Sendet Taktsignale zur Links/Rechts-Identifikation vom Transport zum D/A-Wandler.
- DATA: Sendet Audiodaten vom CD-Transport an den D/A-Wandler.
Technik CD-Laufwerk C.E.C. TL 2N
Mit dem TL 1 hat C.E.C 1991 das patentierte Doppel-Riemenlaufwerk eingeführt und für den neuen TL 2N weiter grundlegend und im Detail optimiert. Dazu gehört eine akribische Zentrierung des Antriebssystem und ein vergrößertes Aluminium-Chassis sowie eine Technik zum einfacheren Riemenwechsel. Zur Erhöhung der Auslesegenauigkeit des digitalen Musiksignals tragen eine verbesserte Laufruhe durch den Schwungradeffekt des Laufwerkmechanismus sowie der große CD-Stabilizer mit 12 cm Durchmesser und einer Masse von 380 g bei.
Wie oben beschrieben unterstützt der C.E.C. TL 2N die digitale Signalübertragung per SuperLink zum Digital/Analog-Wandler C.E.C. DA SL. Als Modell der jüngsten Player-Generation nutzt er vier 75 Ohm Kabeln mit BNC-Verbindern. Zudem unterstützt der C.E.C. TL 2N die Ausgabe via SPDIF und hat dabei die Fähigkeit das digitale Signal der CD von 44,1 kHz auf 88,2 kHz oder 176,4 kHz hoch zu sampeln. Dazu sind je eine AES/EBU-. Cinch und optische TOSLINK-Buchse vorgesehen.
Das Signal der CD ist mit Constant Linear Velocity (CLV), also konstanter Geschwindigkeit, auf die Silberscheibe gebannt. Die CD wird von innen nach außen gelesen und startet somit mit hoher Drehzahl. Bewegt sich der Laser beim Abspielen nach außen muss die Drehgeschwindigkeit präzise reduziert werden, was der Spindelmotor erledigt. Häufig befindet sich dieser konstruktionsbedingt direkt unter dem CD-Drehteller mit einem verhältnismäßig hohen Motordrehmoment, was zu Vibrationen und elektromagnetischen Störungen führt. Beim C.E.C. TL 2N ist der Spindelmotor über einen Riementrieb von der Mittelspindel getrennt, wodurch Vibrationen und elektromagnetische Störungen deutlich minimiert werden. Zudem erfordert die Riemenantriebs-Technologie ein geringeres Antriebsdrehmoment und ermöglicht eine größere Distanz des Motors zur Mittelspindel, was das Auslesen des Signals und damit die Wiedergabequalität verbessern soll.
Der große wie auch massive CD-Stabilizer des TL 2N führt zudem zu einer höheren Trägheit des Drehtellers und somit zu einer stabileren und gleichmäßigeren Drehung der CD. Um dies bestmöglich zu gewährleisten, wurde der Antriebsmechanismus zudem in einem großen Aluminium-Chassis zentriert.
Technische Daten CD-Laufwerk TL 2N
- CD-Laufwerk: Doppel-Riemenlaufwerk
- Medien: Audio CDs & finalisierte CD-R/RW
- CD-Stabilizer: Ø 120 mm, Gewicht 380 g
- Digital-SuperLink: (BNC x 4) 2.5Vp-p/75Ω
- Ausgänge:
AES/EBU x 1: 2.5Vp-p/110Ω
Coaxial x 1 0.5Vp-p/75Ω
TOS x 1(optical): -21~-15dBm EIAJ
Word clock input BNC x 1: 44.1kHz - Upsampling: 24bit / 88.2kHz, 176.4kHz
- Stromverbrauch 21 W
- Abmessungen 435 (B) x 335 (T) x 111 (H) mm
- Gewicht 12 kg
- Farben: Silber oder Schwarz
Technik Digital/Analog-Wandler C.E.C. DA SL
Der C.E.C. DA SL Digital/Analog-Wandler hat als Spezialität also den proprietären SuperLink an Bord, der mit minimalem Jitter das Maximum aus den hauseigenen CD-Laufwerken herausholen soll. Als Wandler bietet er hierzu die BNC-Buchsen oder alternativ die D-Sub-9-Verbindung an. Die Eingänge werden über den INPUT-Taster an der Front gewechselt. SPDIF ist, wie zuvor beschrieben auch möglich, kann aber nicht gleichzeitig verkabelt werden, sondern nutzt die BCK-BNC-Buchse mit. Hier heißt es entweder oder.
Für die D/A-Wandlung setzt der japanische Spezialist den ESS ES9028PRO 32-Bit Hyperstream DAC aus der Flaggschiff-Serie SABRE PRO ein. Merkmale sind der große Dynamikbereich (NDR) und der extrem niedrige Klirrfaktor (THD+N). Der 44,1 kHz Wordclock-Eingang wird auf den SuperLink-Mastertakt von 16,9344 MHz umgesetzt. Als analoge Ausgänge stehen ein Paar RCA- wie auch ein Paar symmetrischer XLR-Anschlüsse zur Verfügung.
Technische Daten Digital/Analog-Wandler C.E.C. DA SL
- DAC Chip: ESS ES9028PRO
- Masterclock Ausgang:
BNC (MCK): 16.9344MHz
D-SUB-9 (9): 16.9344MHz - Word-Uhr-Eingang: BNC: 44,1 kHz für SUPERLINK MCK
- SuperLink-Eingang:
BNC x 3 (BCK, LRCK, DATA): 44.1kHz
D-SUB-9 (2:BCK, 4:LRCK, 6:DATA) - SPDIF-Eingang: BNC x 1 (bei SUPERLINK BCK terminal) PCM 24bit/32 – 192kHz
- Digitalfilter zwischen FLAT und PULSE
- Analogausgang:
Symmetrisch XLR
Unsymmetrischer Cinch - Frequenzgang: 20Hz bis 20kHz/-0dB mit FLAT-Filter
- Signal/Rausch-Verhältnis: 105dB, 1kHz/0dB
- Querrand: 105dB, 1kHz/0dB THD 0.003%, 1KHz/0dB
- Stromversorgung: AC 230/120 V, 50/60 Hz
- Abmessungen: 435 (B) x 335 (T) x 103 (H) mm
- Gewicht: 9 kg
- Farben: Silber oder Schwarz
Klang
Matthias Böde, anerkannte HiFi- und High End Koryphäe der STEREO, sagte sinngemäß bei seinem Workshop zum Thema „digitale Datenformate“ bei Backes&Müller auf den Süddeutschen HiFi-Tagen in Karlsruhe, dass der Hörer bereits nach 30 Sekunden einen treffsicheren Eindruck vom Gehörten habe. Ich muss dennoch zugeben, dass ich mich gerne stundenlang mit den zum Test bereitgestellten Gerätschaften auseinandersetze. Tatsächlich schließen sich der Geistesblitz und die ausgiebige Beschäftigung ja nicht gegenseitig aus.
Diesen Effekt beobachtete ich an mir auch beim Review der C.E.C. CD-Laufwerk/Wandler-Kombi, die ich tatsächlich stundenlang mit Freude gehört habe. Meine klare Meinung gewann ich trotzdem recht zügig – vielleicht nicht in besagten rekordverdächtigen 30 Sekunden – und sah diese bei jedem Hören ebenso schnell immer wieder bestätigt. So hätte ich das Fazit eigentlich zuerst verfassen können, da ein Autor das Ende der Geschichte in der Regel bereits kennt, bevor er das Schreiben anfängt. Für euch Leser nähere ich mich der Sache dennoch langsam mit zwei Silberscheiben vom Jazz-Musiker und Band-Leader Tobias Hoffmann an. Er ließ mir CDs seiner Alben Conspiracy des Tobias Hoffmann Orchestras sowie Retrospective des Tobias Hoffmann Nonets zukommen, die ich mir gern zu Gemüte führen wollte. Und weil es so gut passte, hob ich sie mir bewusst für die edle CD-Laufwerk/Wandler-Kombi auf.
Conspiracy ist die aktuelle Veröffentlichung von Tobias Hoffmann aus September 2022 (MONS Records) und entstand unter dem Einfluss der Corona Pandemie. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass er nach Zeiten des social distancing für sein Orchester das amtliche Format der Big Band wählte und damit einen musikalischen Kontrapunkt setzte. Dementsprechend groß und fulminant ist der Auftakt des Albums mit dem namensspendenden Titeltrack „Conspiracy“. Schon die ersten Takte sagen: hier sind WIR(!) zusammen. Der große Big Band Sound, um den die Laufwerk/Wandler-Kombi mühelos eine Klammer setzt und fugenlos vor die Ohren des Hörers projiziert, wird immer wieder kontrastiert von Phasen, in denen sich das Geschehen auflöst und einzelne Instrumente – wie auch das Saxophon des Meisters selbst – in Szene gesetzt werden. Immer wieder bringen die Hi-Hats des Schlagzeugs ordnende Akzente ins Spiel, immer wieder findet das Spiel zusammen und entlädt sich im Orchester-Tutti. Das C.E.C. Duo leuchtet das Geschehen unaufgeregt aus.
Fast nachdenklich startet der „December Song“ mit dem Piano, abgelöst vom Saxophon, akzentuiert vom Schlagzeug und im Rücken immer die große Besetzung. Die vorgetragene Musik lehrt den Unterschied zwischen Präsenz und Lautheit, denn Präsenz muss nicht gleichzeitig laut sein. Und das vermittelt die CD-Laufwerk/Wandler-Kombination eindrucksvoll durch die innere Geschlossenheit der Wiedergabe, die auch erhalten bleibt, wenn der „December Song“ Fahrt aufnimmt. Feine Töne beim „Awekening“, bei denen die Bläser linker Hand gut unterscheidbar ein Erwachen haben und mit getragenen Klängen in den Titel hineingleiten, bis wieder diese Präsenz auf der großen Bühne um die Lautsprecher entsteht. Richtig ernst – speziell im Bass, der die Raummoden meines Hörraums auslotet – meint es dann „Relentless“. Conspiracy ist ein abwechslungsreiches Album und gewann übrigens den dritten Preis beim „Bill Conti Big Band Contest 2021“, der von der American Society of Music Arrangers and Composers (ASMAC) veranstaltet wird. Mit den C.E.C.-Komponenten als Transporteur höre ich es gerne durch. Schlusspunkt setzt das moderne „Who Knows“ nebst „Intro“ das einen, für eine Jazz-Bigband recht fetten, rockigen Schlusspunkt markiert. Präsenz geht also doch auch laut 😉
Spielfreudig und grad raus jazzig geht es bei der zweiten CD von Tobias Hoffmann, dieses Mal mit einem Nonet, zu. Auch wenn neun Musiker nicht wenige sind, wechselt die Wall Of Sound der Bigband in ein offeneres Klangbild. Das Album Retrospective ist 2019 entstanden und kommt tatsächlich unbeschwerter daher. Der Opener „Retrospectice“ geht mit viel Laune ans Werk. Auch das hält die C.E.C. Kombi fugenlos zusammen, ich merke aber dass das japanische Duo die reduzierte Anzahl an Musiker geschickt nutzt, um den Raum neu einzurütteln und unter den Akteuren aufzuteilen. Aus der zusammengefassten Präsenz einer Bigband wird nun ein Zusammenspiel einzelner Musiker. Auch hier hat die Bühne eine schöne Größe in allen Dimensionen, die Anlage spielt aber – trotz ambitionierter Blechbläser – nicht frech auf mich zu, sondern verwirklicht sich in drei Schritten Abstand. Ein Charakterzug, den ich auch bei „Horns alone“ (der Name ist Programm) gut weiterverfolgen kann. Forscher geht es bei „Procrastinator“, das dem Schlagzeug mit seinem herrlich knackigen Spiel etwas mehr Präsenz verleiht – ohne die natürlichen Klangfarben der Holzbläser zu korrumpieren. Ohne weiter zu prokrastinieren steige ich mit dem „Frühlingserwachen“ aus dem gelungenen Album aus, das mich eigentlich zum beschwingten Durchhören einlädt.
Szenenwechsel: Haugtussa betritt die Bühne. Nein, eigentlich norwegische Sängerin Lynnie Treekrem gewappnet mit der Musik von Ketil Björnststad und den Texten von Arne Garborg. Ich tauche direkt in die Stimmung des Albums ein, das die Liebesgeschichte des Hirtenmädchens aus den Bergen nach Edvard Grieg nachzeichnet. Die C.E.C. Kombi schafft es, die Stimme auf eine Art freizustellen, die nicht mit Überfokussierung oder kompletter Isolation Effekte hascht, sondern den Kontakt zur Bühne behält, aber trotzdem selbstbewusst einen Schritt nach vorne tritt. Der Effekt bleibt auch in der Mehrstimmigkeit erhalten. Ein wenig wähne ich mich gedanklich in der Einsamkeit der Berge. „Det syng“ geht im Anschluss deutlich impulsiver zur Sache, rüttelt mich aus meinem Gedankenkonstrukt wach. Die Stimme bleibt präsent und wird eindringlich ohne aber ins Unangenehme zu kippen, was bei unsauberer Wiedergabe durchaus passieren kann. Es macht mir Spaß, dem Dialog mit dem Schlagzeug, das ebenfalls die ganze Bühne für sich beansprucht, und den begleitenden Musikern, die dem Geschehen einen Hintergrund verleihen, zu folgen. Dem Album der Kirkelig Kultuverksted kommt wieder die eingangs beschriebene Präsenz zu Gute, die sich im Falle von Haugtussa in Atmosphäre und Stimmung bemerkbar macht. Wunderbar nachzuvollziehen ist das auch beim Titelsong „Haugtussa“. Wer das Album nicht durchhört, ist eigentlich selbst schuld. Noch von der Frauenstimme angetan muss ich aber weiter ziehen…
… und zwar zu Krista Posch und „Das Lied“. Ihr Lied. „Das Lied, in dem gar nichts passiert. Das ist das Lied.“ Eigentlich ist es Bernds Lied, mit dem er mich angesteckt hat. Bis vorgestern war „Das Lied“ nicht in meinem Fundus, bis ich meine Schränke aufgeräumt und eine unberührte stereoplay 11/2013 fand. Angebeppt war (immer noch) die CD Ultimate Tunes 2 – Die Hörtest-Favoriten der Redaktion. Was eine glückliche Fügung. Wer arbeitet nicht gern mit den Werkzeugen der Profis, die Aufnahmen sind wirklich klasse. Der Sprechgesang von Krista Posch scheint vor einem pechschwarzen Hintergrund stattzufinden, wie in einem Pantomimen-Theater – aber mit Ton. 😉 Davor erscheint lebensecht die Sängerin mit ihrem Sprechgesang, der Chor aus Männerstimmen: „das ist das Lied“. Ebenso zeichnen sich die Instrumente wie eine scharf gezupfte Gitarre und eine Melodika ab. Für ein Lied, in dem nicht passiert, passiert eine Menge. Und der Hörer darf vor der virtuellen Kleinkunstbühne Platz nehmen. Klasse.
Eine Mischung aus „Haugtussa“ und „Das Lied“ erlebe ich dann noch beim folgenden David Munyons „Four wild horses“: zum einen die markante, plastische Stimme des Amerikaners mit der klar gezeichneten Gitarre, zum anderen die Stimmung, die ein Didgeridoo mit seinem unscharfen Sound als Gegenpool erzeugt.
Abschließend noch etwas Elektronik. Es schadet ja nicht, mit YELLO etwas Farbe in das schwarz gewandete Fach des Topladers einzulegen. Ich habe zwar mehr als eine CD des Schweizer Kult-Duos, aber „Toy“ gefällt mir jedes Mal aufs Neue. Interessanterweise lässt sich alles zuvor beobachtete auf die Elektro-Scheibe übertragen, nicht zuletzt wegen der charismatisch rauen Stimme von Dieter Meier, die aber hier bewusst nicht freigestellt sondern mit dem Sound verwoben ist – was wieder an die Atmosphäre der Bigband erinnert, nur elektronisch. „Limbo“ bekommt durch die atmosphärische Wiedergabe einen Hauch des Feelings, das ich auf dem Live-Konzert 2018 in der Porsche-Arena in Stuttgart hatte, bei „Cold Flame“ behält die Stimme von Malia trotz des satten, aber gut definierten Sounds, in den sie eingebettet ist, ihren speziellen Charme, den viele von ihrem Solo-Album Convergence mit Boris Blank kennen. Das macht die C.E.C. CD-Laufwerk/Wandler-Kombi derart hervorragend, das ich mich von Fifi Rong gerne bei „Kiss the cloud“ in die Wolken entführen lasse, um dann mit dann mit den fetten, harten Beats von „Pacific AM“ wieder geerdet zu werden. Achterbahn de Luxe.
Fazit
Bei aller Diskussion um Abtastraten, Wortbreiten, Datenformaten und Co.: Musik ist das, was man aus den Quelldaten macht. Und dafür bietet die CD als Tonträger und der Red Book Standard in Verbindung mit guten Aufnahmen eine hervorragende Basis. Den Beweis führt die CD-Laufwerk/Wandler-Kombi C.E.C. TL 2N und DA SL eindrucksvoll. Bei den beiden Geräten von einer Symbiose zu sprechen trifft zu, wie sonst selten. Über die digitalen Standard-Schnittstellen lässt sich der CD-Transport auch mit anderen Digital/Analog-Wandlern verbinden, die womöglich in den entsprechenden Preis- und Leistungsklassen noch mehr Feinzeichnung und Details herausholen können. Im Zusammenspiel mit seinem Markenkollegen DA SL, der die herausragende proprietäre SuperLink-Schnittstelle bedient, wächst der Player allerdings in Summe über sich hinaus. Das Klangbild ist in sich über die Maßen stimmig und homogen, was der Musik fantastischen Fluss und Ausgewogenheit verleiht. Das zahlt in hohem Maße auf das Sammelkonto von Räumlichkeit, Authentizität und Präsenz auf der Bühne ein. Selten habe ich so entspannt Musik gehört, ohne mir Gedanken über Technik zu machen. Der Preis für die C.E.C. TL 2N und DA SL Kombi von rund 13.000 Euro ist eine Ansage, das dafür Gebotene aber ebenfalls eine ganze Menge. Für solvente Fans der Silberscheibe und Besitzer großer Compact Disc Sammlungen eine dicke Empfehlung. Digitaler Musikgenuss in Reinform, auch diesseits des HiRes.
Im Test
High End CD-Laufwerk C.E.C. TL 2N mit Doppel-Riemenantrieb, SuperLink sowie SPDIF und Upsampling
Preis: 6.598 Euro
High End Digital/Analog-Wandler C.E.C. DA SL mit hauseigenem SuperLink und alternativ SPDIF
Preis: 6.598 Euro
System-Fernbedienung RU-220 aus Aluminium
Preis: 198 Euro
Vertrieb
Audiovertrieb Frank Koglin
Junkernstr. 5-7
D-47051 Duisburg
Tel.: +49-(0)203-9346643
Mob.: +49-(0)177-2004406
Mail: info@audreal.de
Web: www.audreal.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, SPL Diamond DAC
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius