Mit der zweiten Generation der LS50 Wireless verspricht KEF ein netzwerkfähiges und vollaktives Musiksystem, das eigentlich keine Wünsche offen lassen sollte. Die Frage, die sich hier stellt, kann das neue System die vom Vorgänger recht hoch gesetzte Benchmark reißen?
Als der englische Lautsprecher-Spezialist KEF im Jahr 2015 anlässlich seines fünfzigjährigen Jubiläums die passive LS50 vorstellte, war das an sich bereits eine kleine Sensation. Denn einen kompakten Zwei-Wege-Monitor mit konkav gewölbter Schallwand, die unsichtbar von vier langen Gewindestangen im Inneren an die Rückwand fixiert wird und zentral angebrachten Koaxial-System hatte es vorher so noch nicht gegeben. Beste Voraussetzungen also für ein besonders breites Abstrahlverhalten und eine verfärbungsfreie Wiedergabe, wofür natürlich auch gehöriger Aufwand bei Versteifung und Dämpfung im Inneren betrieben wurde. Wo sonst finden sich schichtweise gepresste Dämmpaneele oder gar eine spezielle Oberflächenbeschaffung der rückseitigen Schallwand, um Hohlraumresonanzen zu verhindern?
Von einer aktiven Version wagte damals noch keiner zu träumen, was KEF aber nicht davon abhielt, im stillen Kämmerlein die LS50 Wireless ins Leben zu rufen und einer perplexen Zuhörerschaft im Jahr 2017 vorzustellen. Hierfür ist gewagt gesagt, auch in der kleinsten Hütte Platz. Und das sowohl auf einem Sideboard, als auch auf farblich passend abgestimmten Lautsprecher-Ständern. So integriert sie sich wahlweise unaufdringlich oder als bewusst gesetzter Kontrapunkt im Wohnumfeld. Wirklich wireless, wie sie zunächst kokettierte, war die erste Generation noch gar nicht und musste sich diesbezüglich auch gehörig Kritik gefallen lassen. Hier hat KEF nunmehr deutlich nachgebessert und tatsächlich würde die LS50 Wireless II, abgesehen von den jeweiligen Stromanschlüssen, kein weiteres Kabel benötigen um fröhlich los zu musizieren. Schauen wir uns die KEF LS50 Wireless II genauer an, deren mattierte Lackoberfläche nicht all zu sehr vom Lautsprecher selbst ablenkt, wie es bei der spiegelnden, High Gloss Lackierung des Vorgängermodells zuweilen der Fall war. Verarbeitung und Materialanmutung sind hochwertig, der metallene Kühlkörper im Rücken mitsamt des kupferfarbenen Bassreflexports weiß zu gefallen, fast schon schade, dass man dies eigentlich nur beim Aufbau zu Gesicht bekommt.
Auch bei der LS50 Wireless II finden wir den zentral angebrachten 130 Millimeter messenden Uni-Q-Treiber, der eine 25 mm messende Aluminium-Hochtonkalotte und einen Tiefmitteltöner aus einer Alu-Magnesium-Legierung in koaxialer Bauform vereint. Das kommt dem Ideal einer Punktschallquelle recht nahe, weswegen den Koaxsystemen als Besonderheit nicht nur ein äußerst zeitkohärentes Spiel, sondern auch eine bestechend präzise und großzügig dimensionierte Räumlichkeit nachgesagt wird. Man staunt gar nicht schlecht, wenn man sich klar macht, dass hier bereits die 12. Generation dieses von KEF entwickelten und nicht einfach zugekauften Treibers zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zu den anderen Vorgängerversionen, kommt hier erstmalig eine Metamaterial-Absorbtionstechnologie zum Einsatz. Dahinter verbirgt sich eine labyrinthartige Struktur, deren unterschiedliche Laufwege und Verwinkelungen in einem exakten Verhältnis zu entsprechenden Frequenzen im Hochtonbereich berechnet wurden um rückstrahlende Schallenergie auszulöschen. Niedrigere Verzerrungen und ein freieres Aufspielen sollen sinngemäß die Folge sein.
Wie auch ihre Vorgängerin setzt die LS50 Wireless II auf kanalgetrennte Verstärkung und eine aktive DSP-Weiche, die den jeweiligen Zweigen zeitkorrigiert, entsprechende Leistungsanteile zuschiebt. Und die gibt es satt, statt bisher 30 Watt stehen der LS50 Wireless II nunmehr stolze 100 Watt (Class A/B) für den Hochtonzweig und ganze 280 Watt (Class D) statt 200 Watt für den Tiefmittelton parat. Der DSP sorgt auch für vielfältige Raumanpassungen, so dass Korrekturen hinsichtlich der Aufstellungssituation des Lautsprechers im Raum, miteinbezogen werden können. Um nicht missverstanden zu werden, hier handelt es sich nicht um Raumeinmessungen und Korrekturen, wie sie von Dirac oder Lyngdorf praktiziert werden, sondern im Aktivbereich bewährte Filterungen im Bezug darauf, ob die Lautsprecher frei oder im Regal, wandfern oder wandnah aufgestellt sind. Dies aber nicht per Mäuseklaviatur, sonder anwenderfreundlich bequem per App.
Nicht nur der Verstärkerpart musste sich in eigener Regie einer kompletten Neuentwicklung unterziehen lassen, auch die Streaming-Plattform wurde neu aufgestellt und bietet nun höchste Konnektivität bei einfachster Bedienung. Tatsächlich sind dafür alte Zöpfe abgeschnitten worden, was aber niemand wirklich bedauert. Denn die Steuerung mittels zweier separaten Apps (KEF Control und KEF Stream) war nicht unbedingt ein Quell der Freude. Um so löblicher, dass mit der KEF Connect eine vollkommen neue App entwickelt wurde und die Wünsche wie auch Bedürfnisse der Kunden mit einbezogen wurden. Ist die LS50 Wireless II, wahlweise per WLAN oder kabelgebunden via Ethernet ans heimische Netzwerk angebunden, zeigt die App einen Reigen an Möglichkeiten. Musikalische Inhalte können nun via cloudbasierten Diensten zugeführt werden, es stehen neben Tidal, Qobuz, Spotify auch Amazon Music, Deezer, Apple Music zur Verfügung. (Tidal Connect sowie Spotify Connect)
Und auch Internet-Radio sowie Podcasts sind ohne besondere Klimmzüge via App erreichbar und in den jeweiligen Favoriten abgelegt sofort aufrufbar. Wer seine eigenen CDs, Downloads beispielsweise von highresaudio.com oder Vinyl-Aufnahmen in einer zentralen Musikbibliothek auf einer NAS oder freigegebenen Laufwerken am Rechner parat hält, der kann diese nun bequem mit der KEF Connect App ansprechen und einbinden. Wer es lieber klassisch kabelgebunden mag, der freut sich über einen koaxialen, optischen wie auch analogen 3,5 mm Klinkeneingang. Damit lassen sich vorhandene Quellgeräte problemlos anbinden und auch ein Plattenspieler (Phono-Pre vorausgesetzt) wäre hier unproblematisch vorstellbar. Auf den asynchronen USB-Anschluss der LS50 Wireless wurde verzichtet und statt dessen ein HDMI-Eingang für beispielsweise den TV oder die Sat-/ Kabelbox bereit gestellt. So kann auf Soundbars und dergleichen verzichtet werden, und digitales Radio via Receiver klingt um Längen besser als die datenreduzierten Streams via Internet-Radio. Ebenfalls wieder dabei ist die Möglichkeit einen Subwoofer einzubinden. Dafür steht entweder der klassische kabelgebundene Eingang bereit oder alternativ eine von KEF angebotene drahtlose Sender-Empfänger-Lösung, die ohne Qualitätseinbrüche befürchten zu müssen, mehr Freiheiten bei der Wahl des Aufstellungsortes erlaubt.
Gibt es etwas zu mäkeln? Tatsächlich ja, denn wenn die KEF LS50 Wireless II als Komplett-System betrachtet wird, so vermisse ich die Anschlussmöglichkeit für einen Kopfhörer. Im Gegensatz zu den aktiven X-Modellen von Nubert, die immerhin einen koaxialen Ausgang feilbieten und so optional die Einbindung eines externen DAC/PRE mit Kopfhöreranschluss ermöglichen, findet sich hier keine Ausgangspforte. Auch wurde bedauerlicherweise nicht auf bidirektionales Bluetooth gesetzt, das würde das Ansteuern von Bluetooth-Kopfhörern ermöglichen.
Natürlich wird die neue Wireless II ihrem Namen gerecht und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit dem eigenen Netzwerk nimmt sie wahlweise im 2,4 GHz oder im 5 GHz Band Verbindung auf. Unkompliziert lassen sich musikalische Inhalte drahtlos wahlweise per Airplay 2, Chromecast und damit in Multiroom-Manier zuspielen. Und natürlich ist auch Bluetooth für eine bequeme Zuspielung anwählbar. Eine drahtlose Verbindung gehen beide Lautsprecher bei Bedarf auch untereinander ein, dann aber nur in maximaler Auflösung von 96 kHz und 24 Bit, weswegen ich doch lieber eine gut geschirmte Ethernetleitung bevorzuge. Denn dann spielt die KEF LS50 Wireless II ihre Leistungs- und Bandbreitenvorteile auch vollständig aus. In diesem Fall bedeutet das, dass nicht wie bei der Vorgängerversion bei 192 kHz /24 Bit das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Wobei, die klassische Spezifikation der S/PDIF Eingänge erreicht eigentlich bereits bei 96 kHz/ 24 bit ihr Maximum, allerdings bohren die Hersteller wie auch in diesem Falle gerne den koaxialen Eingang auf 192 kHz / 24 bit auf. Mehr geht tatsächlich hier nur über die Ethernetverbindung ans Netzwerk. Dann nämlich sind Auflösungen von bis zu 384 kHz / 24 bit möglich. Und auch nur über die Netzwerkanbindung versteht sich die LS50 Wireless II auch mit DSD128 (5,6 MHz) und MQA.
Wesentlicher Bestandteil bei der Signalverarbeitung ist die Musical Integrity Engine, ein für die LS50 Wireless II maßgeschneidertes System. Das leistungsstarke Digital Signal Processing (DSP), vereint digitale Vorstufen- und Weichenfunktion, Phasen-, wie auch Subwoofersignal-Filterung sowie individuelle Raumanpassungen. Jeder Treiber verfügt über einen eigenen D/A-Wandler, welcher dem entsprechenden Verstärkerzug vorgelagert ist und von der Weiche mit maßgeschneiderten Frequenzanteilen versorgt wird. Für eine effektive Jitter-Unterdrückung werden eingehende Signale mittels eigener Master Clock und Asynchronous Sample Rate Conversion (ASRC), einem Reclocking, sowie einem Resampling auf 192 kHz / 32 bit unterzogen. Erfolgt die Anbindung zwischen den Boxen drahtlos, beschränkt sich die nachfolgende Verbindung auf 96 kHz, während erst via Ethernet beidseitige Kompatibilität mit 192 kHz hergestellt wird. Selbst der Subwoofer-Zweig verfügt über einen eigenen D/A-Wandler.
KEF LS50 Wireless II: Roon ready und Bedienung
Was natürlich ein besonderes Bonbon darstellt, ist das Roon ready Siegel. Damit sind nicht nur die hervorragende Aufbereitung und Zusammenführung der eigenen Musikbibliothek wie auch sämtlicher Inhalte eines abonnierten Streaming-Dienstes verfügbar, sondern auch bei Bedarf weitere DSP-Möglichkeiten von Roon, Multi-Room-Funktionalität und das bit-perfekte Übertragungsprotokoll RAAT (Roon Advanced Audio Protokoll), dass ich persönlich UPnP doch vorziehe. Die Einbindung in Roon kam per Software-Update zwar mit reichlich Verspätung, aber ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass die wirklich gut gemachte KEF Connect App über diesen Umstand mehr als gut hinweg tröstete. Generell kann das System entweder über die mitgelieferte Fernbedienung, die App oder die oberseitigen Bedienfläche der Master-Box bedient werden.
Natürlich kann man auch hier das Haar in der Suppe suchen und erfreulicherweise ist es nur eine Kleinigkeit. Zwar verbesserte sich die Fernbedienung im Handling, die Lautstärke kann also auch im Blindflug verstellt werden, verfügt aber noch immer noch nicht über hinterleuchteten Tasten, was in dunkler Umgebung sicher zu begrüßen wäre. Ansonsten lässt sich mit Blick auf die KEF Connect-App nur Gutes berichten, sie ist übersichtlich strukturiert, und auch logisch zu bedienen. Sowohl die ausgezeichnete Coverdarstellung überzeugt, wie auch die übersichtliche Gestaltung und unkomplizierter Zugriff bei der Musikauswahl. Ebenso möglich sind bequemes Ein- und Ausschalten per App, Quellenwahl wie auch Feinjustage hinsichtlich der EQ-Funktionen. Aber auch Systemupdates oder Besonderheiten wie eine Lautstärkebegrenzung oder die passgenaue Einstellung eines Subwoofers sind per Fingertipp erreichbar.
Natürlich hält KEF noch eine besondere Überraschung bereit, und erlaubt ein speziell entwickeltes Setting für den der LS50 Wireless II quasi auf den Leib geschneiderten, geschlossen konstruierten KC62 Subwoofer. Diesen neigt man schlicht zu unterschätzen, weil er kompakter als die Hauptlautsprecher daherkommt. Spätestens beim massiven Gewicht, wenn die überraschten Bandscheiben aus dem letzten Loch pfeifen, ändert man seine Meinung. Optisch auf die LS50 Wireless II angepasst gibt das ein absolut stimmiges Gesamtbild, hier wirkt nichts wie zufällig arrangiert. Stramme 1.500 Watt Ausgangsleistung harren im Inneren darauf, auf die beiden gegenseitig mit einem platzsparenden, patentierten und ineinanderlaufenden Antriebssystem ausgestatteten Bass-Treiber losgelassen zu werden. Statt den beiden Basschassis unschön anzuschauende, wurstartig dicke Sicken zu verpassen, erfand man kurzerhand eine in Origami-Manier zusammen gefaltete Sicke. Diese sorgt für präzises Ein- und Ausschwingverhalten, auch wenn es mal turbulenter zugehen sollte, während nach dem geschlossene Konstruktionsprinzip designte Subwoofer für einen knackigen und konturierten Bass bekannt sind.
KEF LS50 II Wireless – Technische Daten
Auflösung
- Bis zu 384 kHz/24 Bit
- MQA wird unterstützt
- DSD wird unterstützt
Streaming-Protokolle
- AirPlay 2
- Google ChromeCast
- DLNA Compatible
- Roon Ready
- Bluetooth 4.2
Streaming-Dienste
- Spotify
- Tidal
- Amazon Music
- Qobuz
- Deezer
- QQ Music
- Internet Radio
- Podcast
Anschlüsse
- HDMI ARC/eARC Eingang zum Beispiel für TV: 1
- Optischer Eingang: 1
- Koaxial-Eingang: 1
- Aux-Eingang mit 3,5 mm Klinke: 1
- Subwoofer: 1
- Netzwerk / LAN: 1
KEF KC62 – Technische Daten
- Class-D Verstärker
- Leistung: 1000 W RMS ( 2 x 500 W RMS ) + DSP
- Frequenzbereich: 11 Hz – 200 Hz
- Maximale Lautstärke: 105 dB
- Treiber: 2 x 16,5 cm Tieftöner Uni-Core Force-Cancelling
- Geschlossenes Gehäuse
- Größe: 24,6*25,6* cm (b*t*h)
- Gewicht: 14 kg
KEF LS 50 Wireless – Hörtest
Im Verbund mit dem KC62-Subwoofer eskaliert die LS50 Wireless II dynamisch vollends, wobei sie auch ganz allein ganz wunderbar und locker ein beeindruckendes Feuerwerk in Sachen Dynamik abbrennen lassen kann. Mit dem KC62 bleiben die Inferno- und Eskalationsstufen im Tiefgang tatsächlich frei (es-)skalierbar, wobei man ehrlicherweise dazu sagen muss, dass dies nicht der wirkliche Grund für die Anschaffung eines KC62 darstellt. Einen präsenten, kraftvollen und präzisen Bass kann die LS50 Wireless II alleine schon sehr gut, steigt aber erwartungsgemäß nicht in die allertiefsten, untersten Gefilde des Frequenzkellers hinab. Das kann der KC62 um so entspannter und gerade bei leiseren Pegeln macht ein Subwoofer aufgrund der bei tieferen Frequenzen im Pegel einsetzende Wahrnehmungsschwäche unseres Gehörs durchaus Sinn.
Natürlich habe ich den von mir sehr geschätzten, ebenfalls geschlossenen Subwoofer Bowers & Wilkins ASW 608 gegen den KC62 antreten lassen. Diesem geht aber früher in Sachen Tiefgang die Luft aus, er bleibt eine gefühlte Stufe blasser und auch nicht ganz so druckvoll. Keine Frage, der KEF KC62 sorgt hier für dunkle, nein, rabenschwarze Bassläufe, die nicht nur tief und muskulös, sondern auch gleichzeitig frei von Übergewicht mit Lebendigkeit und hoher Durchhörbarkeit überzeugen. Für seine Größe ist der KC62 mehr als nur beeindruckend und tatsächlich für größere Räumlichkeiten oder beim Wunsch nach mehr Tiefgang und Bassvolumen, speziell bei leiseren Pegeln, eine absolute Empfehlung.
Die LS50 Wireless II übertrumpfen ihre nicht minder begabte Vorgängergeneration in quasi allen Belangen und zeigen eine für ihre Preisklasse fast schon überdurchschnittlich audiophile Klangabstimmung. So zeichnet sich der Hochton beim Stück „Lover Killer“ von My Brightest Diamond (Album: This Is My Hand) mit höherer Transparenz ab, während er dabei enorm feininformativ, luzide und offen agiert. Die hohe Auflösung wirkt dabei unangestrengt, erlaubt dabei und das ist das bemerkenswerte, eine mühelosere Nachvollziehbarkeit auch von allerfeinsten Details. So ist das Ausschwingverhalten der Gitarrensaiten bei Lambchops „Daily Growl“ müheloser in der Wahrnehmung und unterstreicht die atmosphärische Spannung im Stück um so eindringlicher. Auch gelingt der Spagat dabei seidig und entspannt in den obersten Lagen zu bleiben und dennoch mehr Durchhörbarkeit zu vermitteln ohne dabei in analytische Gefilde abzugleiten. Impulse und Transientengeschwindigkeit sind beeindruckender als über die Wireless I – straff und zackig, aber keineswegs bissig oder eng fokussiert. Im Gegenteil, die Wireless II macht obenherum breitgefächert auf, bis in feinste Details auflösend. Wer hier mehr will, der muss in Richtung einer Genelec oder Kii Three schielen und ein größeres Investment einplanen.
Auch im Mittenband gibt sich die LS50 Wireless II akkurater, überzeugt mit hoher Transparenz bei natürlicher wie angenehm warm timbrierter und farbintensiver Wiedergabe. Dabei meine ich, dass sie nicht zu studioesk nüchtern zu Werke geht, aber wiederum auch nicht zu überambitioniert in Richtung wärmere Gefilde tendiert. Hier wurde das System auf eine körperhafte statt anämische Spielweise bei dennoch neutraler und an hohe Natürlichkeit angelehnte Wiedergabe getrimmt. So manifestiert sich bei „Ayrilik Hasreti“ des türkischen Jazz-Musikers Erkan Ogur (Album: Kimse Kalmadi) das Klavier ausgesprochen lebensecht und mit bemerkenswerter Körperlichkeit im Hörraum. Die Bassläufe wirken flinker und transparenter als über die LS50 Wireless I, während gleichzeitig die Oud mit höherer Trennschärfe separiert wird. Auch zeigen sich feinere chromatische Abstufungen in der tonalen Charakteristik auf, gerade wenn Bass und Oud im Gleichtakt spielen, verschmelzen sie nicht einfach. Hier zeigt sich im Vergleich wiederum die Elac Navis ARB-51 in Augenhöhe aufspielend und dokumentiert, dass auch die Kieler mit den Koaxial-Chassis umzugehen wissen.
Eine weitere Kleinigkeit fällt zunächst in Sachen Tiefton bei Lambchops „Daily Growl“ ebenfalls auf. Während die erste Generation der LS50 Wireless den Bass dominanter ins Geschehen eingreifen lässt, schiebt er sich über die Wireless II nicht so sehr in den Vordergrund, bleibt hier konturierter und präziser. Das lässt anderen tonalen Bereichen mehr Raum zur Entfaltung, so dass mehr aus den Zwischenebenen heraus hörbar wird. Kurt Wagners Stimme gibt zwar etwas Brustumfang und Gewicht ab, wirkt dadurch aber facettenreicher und gewinnt an Authentizität hinzu.
Beim Stück „40 Watt Bulb“ von Ben Weaver (Album: Stories Under Nails) zeigt sich die gekonnte Symbiose aus erstaunlich druckvoller und präziser aber auch dynamisch sehr durchlässig wirkende Basswiedergabe. Träge und wabbelig erklingt hier nichts. Sicher, sie steigt im Subbassbereich nicht gleich tief hinab wie beispielsweise eine Standbox vom Kaliber einer Canton A 45, aber für die Größenverhältnisse des Lautsprechers gelingt ihr ein erstaunlich fülliger, beweglicher wie auch flinker und vor allem straffer Tiefton, ohne das dieser künstlich aufgeblasen wirkt. Das dabei entstehende Ausmaß an tieffrequenter Wucht ist beeindruckend und treibt so manchem passiven Lautsprecher dieser Größe die Schamesröte ins Gesicht. Trotz separat aufspielendem und sogar zwei Zentimeter größer dimensionierten Basstreiber, vermag sich auch eine Elac Navis ARB-51 im tieffrequenten Bereich nicht absetzen zu können, beide spielen untenrum präzise und profund, so dass ein Gleichstand absolut gerechtfertigt erscheint.
Eine besondere Stärke indes ist die räumliche Darstellungsweise der LS50 Wireless II. Während die Vorgängergeneration eher direkter und fokussierter agiert, leuchtet die LS50 Wireless II weitläufiger aber auch schärfer nach links und rechts in die Randbereiche hinein und das sogar mit größerem Schwerpunkt in die Tiefe. Dabei lösen sich unterschiedliche Schallereignisse auch besser abgegrenzt von einander ab, was nicht nur zu gesteigerter Durchhörbarkeit und Agilität, sondern auch einer nachvollziehbareren Plastizität führt.
Feindynamische Schattierungen werden mühelos präsentiert, komplexere Musikpassagen präsentieren sich differenziert und einzelne tonale Ebenen fein voneinander separiert. Tempiwechsel sind mit bestechender Deutlichkeit heraus hörbar, lassen die Musik bei klarer Verständlichkeit speziell auch bei leiseren Pegeln schlüssiger und involvierend wirken. Hier zerfasern weder die Mitten noch die tieferen Lagen, sondern bleiben bei geringem Pegeln angenehm füllig, ja gar süffig und mit bestechender Eleganz dargereicht. Da korrespondiert ein aus der Rhone stammender Cornas Les Rieux von Guillaume Gilles mehr als nur vorzüglich. Und ja, in Sachen Pegelfestigkeit und Grobdynamik gehen die LS50 Wireless II ob ihrer Größe schon gerne auch mit der Herkuleskeule an die Arbeit, die ansatzlose Mühelosigkeit ist dabei mehr als nur beeindruckend.
KEF LS50 Wireless II – Fazit
War bereits die LS50 Wireless ein im Grunde vollständiges Aktivsystem, legt die neue KEF LS50 Wireless II in eigentlich jeglicher Hinsicht nochmals eine Schippe drauf und lässt keinerlei Wünsche offen. Wer keine Lust auf einen Gerätefuhrpark in den eigenen vier Wänden hat, findet hier ein vorzüglich organisiertes und erweiterbares Musiksystem, das einen Sonderstatus aufgrund hochkarätiger klanglicher Abstimmung, mustergültiger Farbintensität, sowie beeindruckender Durchhörbarkeit und anwenderfreundlichen Vielseitigkeit belegt.
Optisch per se unkonventionell und gleichzeitig unaufdringlich wie zeitlos modern, entpuppt sich die LS50 Wireless II klanglich sowohl als kultivierter Feingeist, als auch Wolf im Schafspelz. Welcher speziell in Kombination mit dem neuentwickelten KEF KC 62 Subwoofer selbst hartgesottene Verfechter größerer Standlautsprecher nachdenklich machen dürfte.
Im Test
KEF LS50 Wireless II
Preis: 2.799 €
Größe: 20,0*31,1*30,5 cm (b*t*h)
Gewicht: 20,1 kg / Paar
Farbe: Carbon Black, Titanium Grey, Mineral White, Special Edition Crimson Red
KEF KC62 Subwoofer
Preis: 1.599 €
Größe: 24,6*25,6* cm (b*t*h)
Gewicht: 14 kg
Farbe: Carbon Black, Mineral White
Vertrieb
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 82-100
45145 Essen
Tel.: 0201-17039 0
Fax: 0201-17039 100
Mail: info.de@kef.com
Web: de.kef.com/
Mitspieler im Test
Streaming-Verstärker – Digital-Verstärker Elac EA101EQ-G, Waversa WSlim Lite
Quellen analog – Plattenspieler Linn LP12 mit MC-Tonabnehmer Audio Technica AT OC9ML/II, Phono MM- & MC Mytek Brooklyn DAC mit Phono Stufe
Verstärker – Vollverstärker NAD 316BEE, Sony TA-DA 9000 ES
Lautsprecher – Standlautsprecher Isophon Vertigo, Aktivlautsprecher Nubert nuPro X-8000
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Elear, beyerdynamic T1 3rd.Gen. Kopfhörerverstärker Chord Hugo 2 & 2go
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra Ply 2×3.4, XLR-Kabel Boaacoustic Evolution BLACK.xlr-8, USB-Kabel: Boaacoustic Silver Digital Xeno / Boaacoustic Evolution BLACK.usb.2.0, Cinch-Kabel: Cordial, S/PDIF-Kabel: Cordial / Boaacoustic Evolution BLACK.digital, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, Netzwerk-Switch D-Link DGS-108