Genuin gibt es zweimal. Einmal im sächsischen Leipzig, einmal im brandenburgischen Cottbus. Obwohl voneinander komplett unabhängig, haben beide mit Musik zu tun. Der eine konserviert sie, der andere reproduziert sie. In Leipzig sitzt die Genuin Classics Recording Group, die sich audiophilen Aufnahmen von Musik verschrieben hat. Die gehaltvolle Nahrung allen HiFis also. Doch darum soll es hier nicht gehen. In Cottbus ist Thomas Wendt mit seiner Firma Genuin Audio und dem Studio Cottbus HiFi ansässig. Genuin Audio weist eine ansehnliche Produktpalette auf und bietet so ziemlich alles, was man zum Degustieren hochwertiger Musikkonserven braucht. Und dazu gehört auch das Genuin Audio direct XLR Kabel, um das es hier in diesem Test gehen soll.
Genuin Audio arbeitet für seine Produkte mit deutschen Entwicklern zusammen und fertigt die Komponenten unter Manufaktur-Bedingungen. Dazu gehören das Genuin Laufwerk drive, der passende Tonarm point, der Tonabnehmer sting und der Phono-Vorverstärker pearl auf der analogen Seite der HiFi-Welt. Der Musikserver tars bedient das Ressort der Einsen und Nullen. Als Schallwandler können die Aktivlautsprecher neo und ava kombiniert werden oder der Lautsprecher pulse in Zusammenarbeit mit dem Endverstärker nimbus (HiFi-IFAs Test August 2017).

Das Kabel Genuin Audio direct XLR wurde von der Swisscables GmbH exklusiv für genuin audio entwickelt und wird in der Schweiz handgefertigt. Nach Ansicht des Entwicklers Anton Suter beeinflussen alle Aspekte eines Kabels gleichermaßen die klangliche Güte und dürfen sich keine Schwächen erlauben. Dazu zählen beispielsweise das Leitermaterial, die Kabelgeometrie, das Lötverfahren, die Stecker und die Isolierung. Nach dieser Philosophie entstehen auf RCA/Cinch oder XLR konfektionierte NF-Verbindungen, Lautsprecherkabel, Netzkabel sowie eine Netzleiste.
Genuin Audio verwendet sogenannte Solid Core-Kabel aus einer kupferbasierten Speziallegierung. Das Materiel wird in einem extrem langsamen, kontinuierlichen Gießverfahren unter Schutzgas bei hoher Temperatur gegossen. Zielsetzung dabei ist die Eliminierung von Materialspannungen, wie sie bei mechanischen Drahtziehverfahren entstehen. So entsteht zudem eine homogenere kristalline Struktur, die zu einer störungsfreieren Übertragung des Signals im Leiter beiträgt.
Die Leitergeometrie im Kabel soll die Ausprägung der elektromagnetischen Felder um den Signalleiter optimieren. Stehende Leiter- und Feld-Resonanzen sowie ihre signalverändernden Wirkungen sollen vermieden werden. Als Isolator der Leiter zur äußeren Hülle dient Luft, die mechanisch bis hin zur Trittschall-Dämpfung wirkt. Das sogenannte Air-Dielektrikum-Design soll klangverschlechternde MDI-Verzerrungen und Signalreflexionen an den Isolationsgrenzen vermeiden. Umfaßt wird das Genuin Audio direct XLR von einem Spezial-Gewebe als Isolator.

Die verwendeten Steckverbindungen hat Genuin Audio per Hörtest aus verschiedenen Terminierungstechniken und Premium-Steckern ausgewählt. Beim Testkabel finden an den Steckern Gehäuse-Hülsen aus Kohlefaser Verwendung. Die Kabel sind in Standardlängen lagerhaltig, können aber auch in Schritten von 50 Zentimetern auf Kundenwunsch angefertigt werden. In unserem Test findet ein Kabel mit einem Meter Standard-Länge Verwendung und verbindet den edlen Digital/Analog-Wandler MERASON DAC-1 (HiFi-IFAs Test November 2018) mit der Vorstufe und Kopfhörerverstärker SPL Phonitor x (HiFi-IFAs Test März 2020).
Klang
Dem Genuin Audio direct XLR möchte ich mit bewährtem Musikmaterial auf den Zahn fühlen. Kritiker dürfen jetzt sagen: „Der hört ja immer das gleiche Zeug. Langweilig.“ Ja, mag sein. Aber ich habe in der letzten Zeit recht viele XLR-Kabel gehört und da war es naheliegend, immer die gleichen Titel zu verwenden. Zum einen im direkten analytischen Vergleich, aber auch um schnell so etwas wie ein Bauchgefühl zu entwickeln. Die gewohnten vier Titel lauten also:
- O-Zone Percussion-Group mit ihren „Jazz Variants“
- Noah And The Whale mit „5 Years Time“
- „Map“ vom Musikprojekt Punkt
- „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky, am Piano: Evgeny Kissin
Natürliche Instrumente, feine Klangereignisse, grob- und feindynamische Aktiviträten, Stimmen und Raum sorgen – immer noch – in komprimierter Form nach zwei bis drei Minuten im Titel bereits für einen guten Überblick über das Klanggeschehen. Und tatsächlich: Ich bin die Musik immer noch nicht leid und habe meinen Spaß daran. Wenn die Kabeltests denn mal wieder in eine neue Runde gehen, gibt es eine andere Mixtur. Versprochen.
Beim Genuin Audio direct XLR geht es los mit der O-Zone Percussion Group. Mir wird schnell klar: Das Kabel hat keine Hau-Drauf-Mentalität und wirkt nicht Vorlaut. Es hält sich angenehm zurück und legt dadurch ein feines Gespür für Rhythmus offen. Neben der Grobdynamik, wenn es die Pauken und das Schlagzeug richtig krachen lassen, offenbart das Talent Feindynamik zu vermitteln den Reiz des Stückes. Dazu gesellt sich ein präsenter und zugleich ausgewogener Bass.
Nun bin ich gespannt auf den Wechsel zum offensiveren „5 Years Time“. Das Genuin-Kabel rückt mir das Pfeifen zu Beginn des Titels aus der Lautsprecherebene ein Stückchen näher ans Ohr. Ein schöner Effekt. Ich fühle mich nah dran. Die Stimmen und die vorlaute Ukulele erscheinen markant und sind schön im Raum platziert. Der Raum füllt sich angenehm mit dem musikalischen Geschehen vor meinen Ohren.
Auch bei „Map“ vom Musikprojekt „Punkt“, das den Hörer mit frech klickenden Geräuschen neckt, neigt das Kabel nicht zur Effekthascherei. Es transportiert die Musik recht locker und entspannt. Der Bass kommt satt und wirkt eher warm. Die Interpretation der „Baba Yaga“ aus den „Bilder einer Ausstellung“ vom Pianisten Evgeny Kissin unterstreicht die Eindrücke aus den Titeln zuvor. Am nachdrücklichsten wirkt auf mich aber die Eigenschaft des Genuin Audio direct XLR Ruhe und Übersicht ins hektische Tastenspiel zu bringen.
Fazit
Das Genuin Audio direct XLR Kabel versteht es, die Musik-Anlage auf eine angenehme Weise aufzuwerten. In den Signalweg eingeschleift legt es eine lässige Art an den Tag Musik zu vermitteln, respektiert Feinheiten und Zwischentöne. Dazu gesellt sich ein stimmiges Raumgefühl. Das direct XLR ist durch seine angenehme, neutrale und eher leicht zurückhaltende Art kein Kabel zum Herumexperimentieren, sondern zum Zurücklehnen und entspannten Musik hören.
Im Test
Symmetrisches NF-Kabel
Genuin Audio direct XLR
Preis: 599 Euro
Zum Schluss noch unsere Standard-Empfehlung: Bitte probiert Kabel immer selber aus. Am besten in eurer Kette im eigenen Hörraum. Nehmt unsere Erfahrungen als Anhaltspunkte, wie ein Kabel wirken kann und entscheidet dann selber. Viel Spaß beim eigenen Erlebnis!
Vertrieb
genuin audio
Thomas Wendt
Byhlener Straße 1
D – 03044 Cottbus
Tel.: +49 355 383 778 08
Mail: thomas.wendt@mac.com
Web: www.genuin-audio.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1
Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Gold-Line KS-20, WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200, Sommer Cable Epilogue, Boaacoustic Blueberry, Boaacoustic Silver Rodius Balance, Boaacoustic Silver Digital Krypton, Genuin Audio Direct XLR, Fastaudio BiCoax II XLR
Strom – Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil
Hier geht es zum Test des High End Stereo Verstärkers genuin audio nimbus