„Last but not least“ ist das Motto von Rundgang 5 auf der gewaltigen HiFi-Show High End 2023. Denn so wie es einen Auftakt-Bericht gibt, muss es auch einen Abschluss geben. Dabei ist es uns in unseren fünf Messe-Rundgängen unmöglich, alle 550 Aussteller und über 1.000 Marken zu berücksichtigen, möchten aber unseren Eindruck von Europas größtem Branchentreff aber in dieser Reportage abrunden. Also kommt nochmal mit auf die High End 2023 Reise, unter anderem mit Impressionen von den Newcomern und Neuheiten der Etablierten.
Ein wichtiger Punkt im HiFi ist – neben der Aufstellung der Lautsprecher – die Raumakustik. Funktioniert diese nicht, kann sich der HiFi-Fan auf den Kopf stellen mit Lautsprechern und Elektronik, um einen tollen Klang zu bekommen. Auch die besten Raumkorrektur-Programme und DSPs geraten dann an Ihre Grenzen. Wie beim Hausbau hängt viel vom Fundament ab. Ein solches schaffen die Akustikelemente wie die von Acoustic Manufacture. Und wie links im Bild zu sehen kann neben der Verbesserung der Akustik auch ein dekorativer Effekt erzielt werden.
Dekorativ sind sicherlich auch jedes Jahr die Plattenspieler-Sonderserien von Pro-Ject. Mal waren es die Beatles aus der fast ausverkauften Artist Collection, jetzt ist es Pink Floyd beim Design Concept Plattenspieler „Dark Side Of The Moon“. Eine weitere wichtige Serie sind die 12″ Tonarme.
Beim Plattenspieler schlagen wir mit EarMen / AURIS gleich geschickt die Brücke zu den Kopfhörern. Wie das? Die serbisch/amerikanische Firma hat ein Herz für Kopfhörerverstärker von mini&portabel bis holzverkleidet, edel&highend. Wir hatten bereits einige zum Test. Überrascht war ich von der Produkt-Offensive in Sachen Vinyl. EarMen / AURIS ist die Sache sehr beherzt angegangen. Aber auch die die „Klassiker“ waren in der Ausstellung und zu hören. Stellvertretend seien der kleine USB-DAC/KHV COLIBRI (Test HiFI-IFAs), die TRADUTTO DAC / CH-Amp Kopfhörerverstärker Kombination (Test HiFi-IFAs) und der highendige NIRVANA II (Test HiFi-IFAs NIRVANA I) genannt.
EarMen / AURIS hatten ihren eigenen Stand, waren aber auch beim Vertriebspartner The Headphone Shop vertreten. Die High End Society hatte auf der diesjährigen High End das Thema Kopfhörer geschickt gebündelt, so dass für Kopfhörer Fans die Wege kurz blieben.
Eine für Kopfhörer-Fans sicherlich ebenfalls spannende Marke war Aune. Die in China entwickelten und produzierten Produkte des Brands wird in Deutschland und Österreich von Aune-Store vertrieben und verkauft. Der Blick auf das Preisschild und die dafür gebotene Verarbeitungsqualität beeindrucken bereits ohne einen Ton vernommen zu haben. Das Aune auch vor verspielt-pfiffigen Lösungen nicht zurückschreckt beweist der Kopfhörerverstärker Flamimingo DAC, den es auch mit Bluetooth-Funktion gibt.
Wer dazu noch einen In-Ear benötigt, der auch als Schmuckstück durchgehen könnte, wurde bei Campfire fündig. Den Campfire Solaris 2020 hat übrigens Stefan Schickedanz für uns unter die Lupe genommen.
Apropos Stefan. Den traf ich natürlich auch auf der High-End 2023 und Malte Ruhnke fing uns gleich ab, um uns die Neuheiten seiner Schützlinge vorzustellen. So landeten wir bei Lake People, die unter dem Dach der cma Audio eine Heimat gefunden haben. Jüngster Streich: die neu ins Leben gerufene Marke Seaside. Im BIld der offene Magnetostat-Kopfhörer. Er machte nicht nur in der Hand, sondern auch auf den Ohren einen bemerkenswert stimmigen Eindruck. Eine intensivere Beschäftigung mit dem Newcomer lohnt sich also. Er fand seinen Platz übrigens auf dem altbekannten Highend-Kopfhörerverstärker/Vorverstärker der Marke Niimbus. Dem offenen Magnetostaten steht übrigens noch ein geschlossener dynamischer Kopfhörer zur Seite.
Auch die im Vertrieb neuen In-Ears von Acoustone beeindruckten selbst – oder gerade – im zerlegten Zustand.
Auf dem Stand gab es noch eine gute Auswahl an Lake People und Violectric Elektronik zu bestaunen und auszuprobieren. Im Test hatten wir HiFi-IFAs den Violectric DHA V-380² Kopfhörerverstärker mit DAC und Vorstufe.
Erstaunlich waren auch die Kopfhörer und Kopfhörerverstärker vom slowenischen Hersteller Erzetich im absolut eigentständigen Design. Unten im Bild der Firmengründer und Mastermind Blaž Erzetič, Die handgefertigten Produkte klingen, so der erste Eindruck, offen und ansprechend. Möglich ist mit Erzitech auch eine KHV / Kopfhörer – Kombination die durchgehend symmetrisch aufgebaut ist (Foto unten, rechts)
Die deutsche Manufaktur ULTRASONE vom Starnberger See stellte ihre Signature Serie ins Rampenlicht. Optisch zu erkennen an der Metallplakette der Ohrmuschel, technisch an der S3-Technologie. Preisklasse rund 500 Euro bis 1.000 Euro. Im Programm ist auch noch das Top-Modell EDITION 15, den die HiFi-IFAs in der offenen Version getestet haben.
Gentlemen start your Engines. Das optisch durchaus auffällige Soundsystem ESAVOX von IXOOST (Exhaust + Boost ?!) erinnert sicher nicht zufällig an die umgebaute Abgasanlage eines italienischen Sportwagens – dessen Logo sie auch trägt. Menschen mit Benzin im Blut werden ihre Freude daran haben, Musik aus einer sonst röhrenden Abgasanlage zu degustieren. Die Ironie des Schicksals ist, das der Start-Button ausgerechnet ein elektrisches System in Gang setzt, was ja, wenn sicherlich auch unbeabsichtigt, eine kleine Verneigung vor der E-Mobilität ist 😉 Beeindruckend schaute es aber schon aus, das Soundsystem im Lamborghini-Look. Auch Luciano Pavarotti im Hintergrund schien seine Freude daran zu haben.
Luciano Pavarotti… den gab es übrigens auch weitaus distinguierter bei Hemiolia Records auf Master-Tape gebannt. Eine Nische, aber für Fans sicherlich eine spannende Adresse, um ans begehrte Lauschgift im 1/4″ Format zu kommen.
Passend zu den Master-Tape-Tape Studio-Feeling: der aktive 3-Wege Monitor Amphion One25A aus Finnland. Ein Laptop, ein D/A-Wandler und praktische Stands – fertig ist die Laube (wie man in meiner Heimat zu sagen pflegt).
Michael Creek präsentierte persönlich seine jüngsten Schöpfungen im Kompaktformat: den Vollverstärker 4040A mit integriertem D/A-Wandler und den CD-Spieler 4040CD. Er verriet, dass der DAC im Verstärker besser sei, als der im CD-Spieler, so dass es sich empfiehlt, den 4040CD nur als Laufwerk am 4040A zu verwenden. Sehr schick, sehr praktisch und jeweils unter 1.000 Euro. Mit kompakten Speakern – hier mit Harbeth – eine klassische, minimalistische Kombination.
Gestalterisch und technisch interessant waren die exakten Quader der Color Cubes vom kroatischen Hersteller Neutrino. Im Inneren der Verstärker arbeiten Hypex-Module. Ebenfalls gab es eine Vorstufe mit Streaming, DAC und Bluetooth in der Ausstellung.
Rockport Technologies brachte den 3-Wege Lautsprecher ORION mit. Zum Niederknien der Aufwand, der bei der Herstellung des geschlossenen Gehäuses betrieben wird. So dachte vielleicht der Besucher im Bild unten 😉 Oben zu sehen ist das innere Gehäuse, das in der Produktion von einem äußeren Gehäuse mit den späteren Sichtflächen eingeschalt wird. Der Hohlraum wird mit einem Harz ausgegossen, so dass ein steifes Verbundmaterial entsteht. Die Systeme werden dann in die Öffnungen eingesetzt.
Nicht zum ersten mal auf der High End in München, aber noch in der Start up Phase: Zeiler Audio vom Zürichsee. Ralf Zeiler ist gebürtiger Rheinländer, lebt seit über 20 Jahren in der Schweiz und Musik ist seine Passion. Gemäß seines Leitspruches hat er mit seinen beiden Produkten, dem Vorverstärker PR-01 und der Endstufe PA-01, „eine Idee zu Materie werden lassen“. Zu einer sehr hübschen und hochwertigen dazu. Aber nicht nur durchdachtes und markantes Design ist ein Thema, die Röhrengeräte weisen beispielsweise – wo möglich – auch eine Signal schonende, freie Innenverkabelung auf. Neuester Streich: ein Paar Lautsprecher. In der Hörkabine war faszinierend, wie locker sich der Sound von der großflächigen Schallwand löste und im Raum stand.
Ebenfalls aus der Schweiz, aus Bern, stammt das Start-Up Serenity Audio, die noch auf den letzten Drücker einen Platz für ihre grad fertig gewordenen Lautsprecher-Pretiosen finden konnten. Das übersichtliche Mobiliar und die Deko waren dann auf die Schnelle improvisiert – aber weniger ist bekanntlich oft mehr.
Spannend schaut die Schnecke ja aus. Spannend auch, wie sie wohl klingt. Die Köpfe hinter dem Projekt waren jedenfalls bester Laune. Passt ja authentisch zum Firmennamen Serenity (engl.: Heiterkeit, Gelassenheit).
Ein Newcomer ist Octavio, die mit einer tollen App – diese ist der französischen Firma als zentrales Element wichtig und hat bereits Anerkennung gefunden – , den smarten Aktiv-Lautsprechern MAESTRO, einem kompakten Vollverstärker mit Streamer und DAC sowie einem noch kompakteren WiFi-Streamer Punkten wollen. 
Stilnovi Design hat seinen Ursprung eigentlich in HiFi-Möbeln. „Aber warum immer die Geräte anderer Hersteller dort hinein stellen?“, müssen die Italiener wohl gedacht haben. Auf der High End zeigten sie auf dem Newcomer Stand als Neuheit einen traditionellen Röhrenvollverstärker mit einer moderner Streaming-Stage. Eine spannende Kombination für Freunde des Röhrensounds und gleichzeitig aktueller digitaler Funktionalität. Ihrem Design-Anspruch wird Stilnovi mit Fronten gerecht, die dem Geschmack entsprechend gewählt werden können. Am markantesten und individuellsten war wohl das kunstvoll und farbenfroh künstlich gealterte Metallblech.
Last but not least auf unserem „last but not least“-Rundgang schließt die junge französische Firma Tessiture unsere High End Reportagen ab. Ihr Gründer und Vordenker ist ein Architekt mit Liebe zur Musik. Das wohl markanteste Merkmal des passiven Lautsprechers ist der Mono-Pavillon. Der hier weiße und aus Beton gefertigte Mono-Waveguide, der ein europäisches Patent besitzt, soll als ein durchgängiges Gebilde auf der Schallfront alle Frequenzen gleichermaßen und kohärent abdecken. Ziel dabei ist es, dem natürlichen Klang von Instrumenten näher zu kommen. Am Heck zeigte sich, das Solidität gefragt ist, um das Gehäuse auszusteifen. Das schlägt mit einem Gewicht von 60kg für die Lautsprecher und noch einmal rund 34kg für den Stand zu Buche.
Das war sie also, die High End 2023. Wir HiFi-IFAs hatten ein strammes Programm und waren an drei von vier Messetagen für euch eifrig unterwegs. Wir würden uns freuen, wenn wir euch die HiFi-Show mit unserer Auswahl an Herstellern und Marken, Neuheiten und immer wieder gern Gesehenem ein bisschen näher bringen konnten. Auch wenn wir nicht alles abdecken konnten, das möge man uns verzeihen, war hoffentlich für jeden etwas dabei.
Schön war’s, liebe High End Society. Danke an euch für die Organisation und eine tolle Veranstaltung. Wir freuen uns auf das nächste Mal 2024!
Fotos: F. Visarius
