Wer als normal verdienender Mensch über eine Messe wie die High End in München schlendert, der bekommt sehr schnell den Eindruck, dass guter Klang für ihn finanziell unerreichbar ist. Auch aus meiner Sicht ist dieser Eindruck absolut berechtigt, insbesondere wenn man die Preisgestaltung so mancher HiFi-Hersteller in den letzten Jahren einbezieht. Für HiFi begeistern kann man die Jugend so wohl nicht wirklich…
Dem möchte nun die High End Society entgegenwirken und hat daher für die High End 2019 das Konzept „Sounds Clever“ ins Leben gerufen. Hier in München wurden 18 sogenannte „Einsteiger Anlagen“ zu Preisen bis 5.000 Euro für eine komplette HiFi-Anlage zusammengestellt, um den Musikliebhabern das Hören schmackhaft zu machen. Eine tolle Idee, wie ich finde! Wobei der Begriff „Einsteiger Anlagen“ meiner Meinung nach klanglich nicht ganz passt. In dieser Preisklasse kann man schon sehr gut Musik hören!
Eine kleine Auswahl dieser günstigen HiFi-Anlagen möchte ich hier nun vorstellen:
Den Anfang macht Innuos, einer der Favoriten unseres HiFi-Blogs. Am Musikserver und Streamer Innuos ZEN MK.III mit 1 TB Festplatte (2.099 Euro) waren die aktiven Kompaktlautsprecher KEF LS50 Wireless (2.299 Euro) angeschlossen. Die Verbindung zum Stromnetz sowie der Komponenten untereinander stellten Stromkabel, USB-Kabel sowie Ethernet-Kabel von Chord (413 Euro) her. In Summe 4.811 Euro. Mit einer schönen räumlichen Darstellung und nicht ortbaren Lautsprecherchassis eine minimalistische Lösung für den eher kleinen Wohnraum.
Der Weg von Innuos zum Hörcontainer unserer Kollegen von HiFi-Statement war nicht weit. Das Team um Dirk Sommer reizte das Budget von 5.000 Euro, wenn man den meist eh daheim vorhandenen Laptop und die Türstopper nicht mitrechnet, auf den Cent genau aus. Als Abspielsoftware auf dem Schleppi diente das JRiver Media Center 24 (174 Euro) welches die Musik an einen Mytek Liberty SBooster mit Linear-Netzteil (1.324 Euro) schickte. Zwei kräftige Mono-Endstufen IOTAVAX PA3 (Paar 698 Euro) übergaben die dann verstärkten Ströme an die Kompaktlautsprecher Dynaudio Emit 20 (inkl. Ständer 1.029 Euro). Bei den tiefen Tönen kam ein Subwoofer Velodyne Impact 12 MK.II (595 Euro) dazu. Die Netzkabel steuerte IsoTek (316 Euro) bei, die weiteren Kabel waren von Audioquest (514 Euro). Dazu noch ein paar weitere Zutaten wie der HiFi-Purifier und Netzsicherungen von AHP (350 Euro). Diese Kombination hatte eine neutrale sowie klare langzeittaugliche Klangsignatur.
Nach ein paar Schritten weiter ging es mit der Aktion Sounds Clever der High End Society dann schon wieder weiter. Auch das HiFi Online Magazin LowBeats beteiligte sich in einem eigenen Hörcontainer an dieser tollen Aktion. Ausgewählt hatten die HiFi-Redakteure hier als Streamer & Verstärker den Lumin M1 (2.000 Euro), der seine Musikdateien von der NAS QNAP HS-453DX (700 Euro) bezog. Wiedergegeben wurde die Musik über die Lautsprecher Q Acoustics Concept 40 (1.400 Euro). Die Verkabelung kam in diesem Fall aus dem für sehr gute und günstige Produkte bekannten Hause Supra (600 Euro). In Summe lässt sich diese Kombi für 4.700 Euro erwerben. Mit leicht rundem, nicht abgrundtiefen, dafür trockenem und luftigen Klang.
Ebenfalls mit 4.989 Euro den Preisrahmen gut ausschöpfend die Kombi von Mika Dauphin vom HiFi-Vertrieb DREI-H. Hier kam der hochwertige Melco N100 (1.999 Euro) mit dem zum Musik-Server passenden Netzteil SBooster (329 Euro) als musikalischer Datenlieferant ins Spiel (beide demnächst bei uns im Test). Auch die Verstärkerfraktion ließ sich mit der Vorstufe Atoll HD 100 (600 Euro) sowie der Endstufe Atoll MA 100 (450 Euro) nicht lumpen. An die Ohren gelang die Musik dann über die schlanken Standlautsprecher Dali Oberon 5 (798 Euro). Die Dali Oberon 7 hatten wir erst kürzlich zum Test, also erwartete ich einen tollen Klang hier und wurde auch nicht enttäuscht. Für die USB-, NF- und Lautsprecherkabel kam Chord ins Spiel (242 Euro). Die Netzleiste sowie Netzkabel steuerte Naim für günstige 94 Euro bei. Damit all die schicken Sachen adäquat aufgehoben waren, wurden sie im HiFi-Möbel Unnu 211 (481 Euro) verstaut. Großräumiger pegelfester und doch feiner Klang war hier angesagt. Die Hörer waren hier von der Konserve wie auch von Wolfgang Bernreuther sehr begeistert.
So klein kann großes HiFi sein. Preislich am unteren Ende lag Naim mit seinem Mu-so (1.499 Euro als Mu-so 2). Diese kleine, aber feine Musikmaschine bietet an Anschlüssen so gut wie alles, wonach das Herz verlangt. Ob per LAN oder Bluetooth vom Smartphone, USB-Sticks oder externer Festplatte. Auch der sonntägliche Tatort kommt nicht zu kurz, einfach den Fernseher per HDMI-ARC angeschlossen. Respekt!
Toll gelöst die Bedienung mit dem großen griffigen „Steuerrad“, welches aufleuchtet sobald man sich ihm mit der Hand nähert. Wirklich hören konnte ich bei dem Trubel am Stand von Naim und Focal leider nicht.
Indiana Line. LOGO!!! Zum musikalischen Genuss luden ein der CD-Player Vieta Audio VH-CD035 (349 Euro) sowie der HiFi-Receiver Vieta Audio VH-HR265 (429 Euro), beide aus Spanien. Dazu die wirklich günstigen HiFi-Lautsprecher Indiana Line Tesi 561 (649 Euro) aus Italien. Von Melodika aus Polen dann NF-Kabel, Lautsprecher Bi-Wiring Kabel sowie Stromkabel (370 Euro). Bei Dietmar Hölper klang es wie immer großartig für kleines Geld. Überzeugend in der räumlichen Darstellung, hochmusikalisch und fein aufgelöst. Männliche wie weibliche Stimmen oder große Orchester? Her damit, sagen diese spielfreudigen Komponenten. Das für sehr faire 1.799 Euro international aufgestellte Team, mehr nicht! So verbrachte ich hier länger als vorgesehen, was also nicht nur am leckeren Kaffee lag…
Fazit: HiFi geht auch günstig!!!
Die Aktion „Sounds Clever“ der High End Society für günstiges HiFi ist absolut lobenswert. Einige tolle und hörenswerte Komponenten wurden hier den Hörern vorgestellt. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: Über den Daumen die Hälfte der 18 Teilnehmer hat mehr oder weniger bewusst die Obergrenze der 5.000 Euro knapp ausgelotet. Viele Hörer können oder wollen sich dies nicht leisten, da geht also noch mehr.
Meine Bitte an Stefan Dreischärf und sein Team: Diese Initiative soll unbedingt fortgesetzt werden!