Der Test des VOLUMIO PRIMO Hifi Edition darf wohl als ein Bericht aus der Rubrik „Kleine schwarze Zauberkästchen“ eingeordnet werden. Wir wissen: die Errungenschaften der digitalen Technik in den letzten Jahren ermöglichen es vielfältige Funktionalitäten in immer geringere Gehäusegrößen zu verpacken. Der italienische Hersteller VOLUMIO kombiniert diese Eigenschaften mit einem wertigen Metallgehäuse, das sich gestalterisch auf ein Minimum reduziert. Ein schwarzer Block, geziert nur von einem schnörkellosen Schriftzug. Den Verzicht auf eine LED zur Indikation der Einsatzbereitschaft deute ich in diesem Fall als echtes Understatement. Nicht als Sparsamkeit, denn der PRIMO HiFi Edition spart nicht an Funktionalität. Einzig die Schraubantenne an der Rückwand korrumpiert die monolithische Gestalt.
Für alle Leser, die sich nun fragen: Wenn es eine spezielle HiFi Edition gibt, dann gibt es wohl auch eine Standard-Ausführung? Ja, richtig. Und das Basismodell hört auf den schlichten Namen VOLUMIO PRIMO. Die Hardware beider Geräte ist prinzipiell gleich. Die HiFi Edition wird aber durch das beim Kauf enthaltene lebenslange „myVolumio Superstar“- Abonnement aufgewertet. Normalerweise wird das Abo mit einer Jahresgebühr von 66,99 Euro berechnet. So stehen im Gesamtpreis von 599 Euro für die HiFi Edition dauerhaft zusätzliche Features zur Verfügung, die das HiFi-Herz höher schlagen lassen: TIDAL-, QOBUZ- und Highresaudio.com- Integration, CD-Wiedergabe und – Ripping, AD2P Bluetooth, Alexa-Integration und USB Audio Input. Bei einer Kaufpreisdifferenz von rund 120 Euro zum Standard PRIMO gibt es aus meiner Sicht wenig Gründe, nicht sofort zur HiFi Edition zu greifen. Den Fachhandel, über den die HiFi Edition ausschließlich vertrieben wird, erfreut es zudem.
Annäherung
Schon beim Auspacken aus dem Karton fühlt sich der Volumio HiFi wertig an. Erkennen die empfindlichen Finger doch gleich, dass es sich bei dem kühl wirkenden Material um Metall und nicht um Kunststoff handelt. Das Gewicht von 300 Gramm, verteilt über eine Grundfläche etwas größer als das DIN A6 Format, macht den wertigen Eindruck zudem plausibel.
Der VOLUMIO PRIMO HiFi Edition ist schnell angeschlossen: Das separate Netzteil-Kästchen mit der Steckdose und dem Gerät verbinden. Den Verstärker, die Endstufe oder die Aktiv-Lautsprecher an die Cinch-Ausgänge stöpseln. Wenn man wie ich Daten aus der Strippe bevorzugt, noch das LAN Kabel einklicken. Fertig. Alternativ ist natürlich auch eine Verbindung mit dem Netzwerk per WLAN möglich. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die der Streamingbridge. Hierzu könnte über den coaxialen Cinch-Digitalausgang auch ein D/A-Wandler angeschlossen werden. Sind die Kabel verbunden, begibt sich der VOLUMIO PRIMO Besitzer in die Welt der VOLUMIO APP.
Die VOLUMIO APP
Die Android oder iOS APP zur Steuerung des VOLUMIO muss der Besitzer des schwarzen Kästchens in den jeweiligen APP Stores für etwas über zwei Euro erstehen. Alternativ kann die VOLUMIO-Steuerung aber auch über das Web-Interface des Gerätes und Direct WLAN aufgerufen werden. Die Seite öffnet sich auf dem iPhone über captive.apple.com sofort nach Verbindung mit dem WLAN des PRIMO. Dieser bleibt dabei über LAN am Netz und streamt munter weiter. Der Zugriff direkt auf das Gerät erinnert somit fast an eine Fernbedienung. Nur die Fernbedienungs-Hardware muss bzw. kann der Musikhörer sich selbst mitbringen. Die Verbindung ist denkbar einfach hergestellt. Einziger Nachteil: Das Fernbedienungs-Smartphone verliert den Kontakt zum Internet. Aber dafür gibt es im Bedarfsfall ja noch die APP.
Praktisch ist die regelbare Lautstärke, die auf der digitalen Seite des Musik-Signals wirkt. So sind der Digital-Ausgang wie auch der analoge Cinch-Ausgang geregelt. In der APP funktioniert die Regelung auch über die Tasten am Smartphone. Bei einem schlanken Anlagenkonzept kann so der Vorverstärker gespart werden. Und in meinem Setup kann der VOLUMIO PRIMO HiFi Edition also direkt auf die Aktiv-Lautsprecher spielen oder als Streaming Bridge über einen zwischengeschalteten Digital/Analog-Wandler.
Es ist ratsam, direkt bei Inbetriebnahme des Gerätes die Lautstärke-Option zu überprüfen und bei Bedarf zu aktivieren. Logisch. Niemand möchte ein 100 %-Signal direkt auf seine Aktiv-Lautsprecher senden. Ist der PRIMO-Eigner einmal im Einstellungsmenü, kann er auch sofort den Ausgang des Stereo-Signals festlegen. Ansonsten herrscht womöglich Schweigen im Lautsprecher und großes Erstaunen beim erwartungsvollen Hörer.
Die APP, wie natürlich auch das identische Web-Interface, habe ich als sehr praktisch empfunden. Alles Wichtige, das Gerät und das Musiksignal betreffend, lässt sich über die Einstellungen definieren. Ebenso sind das Suchen und Abspielen von Musik und das Erstellen von Playlists einfach und intuitiv handhabbar. Prima sind natürlich auch die integrierten beziehungsweise verknüpften Online-Musikdienste.
Die grafische Darstellung finde ich ansprechend. Und obwohl die Displays der Smartphones eine überschaubare Größe haben, sind alle wichtigen Informationen auf einen Blick verfügbar.
Technische Daten
Der eingebaute DAC im VOLUMIO PRIMO ist ein ESS Sabre ES9028Q2M, der über I2S PCM bis 24 bit und 192 kHz sowie über DoP bis DSD128 digitale in analoge Signale verarbeitet. Digital vermag der PRIMO HiFi Edition über S\PDIF-Cinch-Ausgang PCM bis 24 bit mit 192kHz sowie am USB-Ausgang maximal PCM 32 bit mit 768 kHz zur Weiterverarbeitung wieder herauszugeben. Das darf man als grundsolide bezeichnen.
Herauszuheben ist die CD-Wiedergabe und Ripping-Funktionalität, die Integration von Alexa (erfordert MyVolumio-Konto) sowie die Airplay Wiedergabe und eine AD2P Bluetooth-Verbindung. Für alles Weitere sprechen die technischen Daten und Features in Tabellenform für sich.
Features Hifi Edition
- Verwendung von MyVolumio auf bis zu 6 Geräten (erfordert MyVolumio-Konto)
- Automatische Synchronisierung von persönlichen Daten (erfordert MyVolumio-Konto)
- Fernverbindung zu bis zu 6 Geräten (erfordert MyVolumio-Konto)
- Bit-genaues Abspielen von Dateien von USB oder Netzwerk
- UPNP/ DLNA: Abspielen und Browsing
- Webradiosunterstützung durch Shoutcast und Tune-In
- Plugins für Spotify Connect, Squeezebox und Radio Paradise
- TIDAL, QOBUZ und Highresaudio.com Integration
- CD-Wiedergabe und Ripping
- Alexa Integration (erfordert MyVolumio-Konto)
- USB Audio Input Support
- Airplay 1 Playback Support
- AD2P Bluetooth Audio Input
Technische Daten
- Analogausgang: ES9028Q2M DAC via I2S, PCM 24 bit, 192kHz , DSD128 via DoP
- S\PDIF-Ausgang: PCM 24 bit, 192kHz
- USB-Ausgang: 4X USB 2.0 , PCM 32 bit, 768 kHz
- CPU: Quad core 1.8 GHz ARM Cortex-A17 mit passiver Kühlung
- RAM: 2 GB
- Interner Speicher: 16 GB Emmc
- Videoausgang: HDMI, Auflösung bis zu 4 K
- LAN: Gigabit
- Wireless Networking: 802.11 b/g/n Wi-Fi & Bluetooth 4.0 + EDR mit externer Antenne
- Maße: 170 x 45 x 120 mm (B x H x T)
- Gewicht: 300 gr
Höreindrücke
Der VOLUMIO PRIMO HIFI schaut mich mit mit seinem monolithischen Äußeren ausdruckslos an. Ein elegantes Pokerface, denn kein Indikator kündet von der Betriebsbereitschaft des digitalen Helfers. Ich starte also die APP und werde mehr erfahren. Währenddessen überlege ich, wie ich dem PRIMO HiFi Edition klanglich beikomme.
Ein lockerer Einstieg ist sicherlich nicht der schlechteste. Und warum den PRIMO HiFi Edition zum Warmhören nicht gschwind als Streaming Bridge nutzen. Das ist schnell passiert. Das kleine schwarze Digitalkästchen hängt bereits an meinem LAN-Heimnetzwerk. Also nur noch schnell das SPDIF-Cinch-Kabel vom Digital/Analog-Wandler – in diesem Fall ein MERASON DAC-1 – an den Ausgang angeklemmt und in der APP als Ausgabe-Kanal SPDIF angewählt. Hängt noch eine Lautstärkeregelung zwischen Lautsprecher und D/A-Wandler ist eh alles in Butter. Tut es das nicht, wie bei mir, wo der Wandler direkt auf Aktiv-Lautsprecher geht, sollte der Hörer daran denken, die Lautstärkeregelung zu aktivieren. Auch das erledige ich im Menü des VOLUMIO. Muss ich sowieso machen, denn ich brauche das später auch wenn die analoge Ausgangsstufe des PRIMO HiFi Edition direkt an meinen Aktivlautsprechern hängt.
Da ich die Einstellungen am Handy vorgenommen habe und es sowieso grad zur Hand habe, entschließe ich mich, mit einem Stream aus dem Internet zu starten. Da gibt es doch diese Musik-Videos mit Milliarden (!) Aufrufen… Ah ja. Ed Sheeran „Shape of you“ … 4,4 Milliarden Aufrufe sollen es sein. Jetzt sind es 4,4 Milliarden plus Einen. Ich aktiviere auf meinem iPhone bei youtube den Volumio als Abspielmedium und das Telefon bekommt die Macht über den PRIMO HiFi Edition. Der Name ist übrigens wählbar. Der Sound elektronischer Steeldrums steht wie angenagelt zwischen meinen Lautsprechern. Der PRIMO HiFi Edition hat meine Aufmerksamkeit. Satt entwickelt sich der Sound im Ed Sheeran Song. Kann mir schon vorstellen, das der Beat nicht nur mir allein gefällt…
Und weil das so prima funktioniert weiter mit Mark Ronsons „Uptown Funk“, bei dem Bruno Mars kräftig mitmischt. Das Video haben sich dann zwar nur noch 3,6 Milliarden Menschen angesehen. Aber immerhin 😉 Der Song schiebt mächtig und geht funky ab. Wie der Titel verspricht. Die Konnektivität des PRIMO HiFi Edition ist schon mal eine feine Sache, die Einsen und Nullen reicht er zuverlässig an den Edel-DAC weiter.
Um meine Warmlaufübungen zu vervollständigen, sattele ich auf den heimischen Musikserver um. Das ist mit wenigen Finger-Tipps erledigt. Verbunden mit einem hartem Genrewechsel.
Das London Symphonie Orchester mir Tschaikowskys Symphonie Nummer 1. Der erste Satz Allegro Tranquillo entwickelt sich schön mit kleinen Spannungsbögen. Die Aufnahme ist in 48 kHz mit 24 bit digital konserviert. Der PRIMO HiFi Edition liefert dem D/A-Wandler pflichtbewusst zu, so dass dieser einen ordentlichen Job machen kann. Das Orchester spielt mit einem schönen Raum und authentischem Volumen und Macht, die sich im Finale Andante Lugubre – Allegro Maestoso beeindruckend entlädt. Die Probe als Streaming Bridge hat er mit Bravour gemeistert.
Gespannt stöpsel ich meine Aktivlautsprecher also auf den analogen Cinch-Ausgang des VOLUMIO um und vergesse dabei nicht, den Ausgang in der APP entsprechend als „Analog RCA Output“ zu wählen. Die Lautstärkeregelung bleibt aktiv. Check. Es ist schon wichtig, das zu kontrollieren und sich an jenes Lautstärkeniveau heranzutasten, auf dem man hören will. Ab jetzt muss der PRIMO HiFi Edition die ganze Arbeit erledigen, auch im analogen Abteil. Statt des teuren und auch im Analogabteil aufwändig aufgebauten High-End Digital/Analog-Wandlers muß darf der 600 Euro „Zwerg“ nun selber ran. Dies soll kein „David gegen Goliath“-Vergleich werden. Das wäre nicht fair. Zudem spielen die Lautsprecher, die einen symmetrischen XLR-Anschluss haben, nun per Adapter asymmetrisch am Cinch des PRIMO HiFi Edition. So überlasse ich dem VOLUMIO alleinig die Bühne.
Da ich vielleicht ein ein bisschen fauler – oder soll ich sagen aktivitätsoptimierter – Mensch bin, greife ich doch nochmal zu Tschaikowskys Symphonie Nummer 1. Das liegt mir noch im Ohr. Auch wenn ich keine Vergleiche anstellen will, aber das Bauchgefühl darf man ja ruhig mal befragen. Und warum soll man das nicht mit einer High-Res-Aufnahme tun. Und wie zu erwarten, spielte der mehr als sieben mal teure MERASON klanglich auf einem anderen Niveau, aber der talentierte PRIMO HiFi Edition holt mich im Finale Andante Lugubre – Allegro Maestoso stante pede musikalisch wunderbar ab. Strukturierter Raum, in der breite wohl gestaffelte Instrumente und ein ordentlicher Paukenschlag laden mich zum Weiterhören und Entdecken ein. Ganz schön groß, der Kleine.
Wo ich grad bei 48 kHz und 24 bit bin wechsle ich zu Peter Gabriels Album „…and I’ll Scratch Yours“, das das Kontrastprogramm zu „Scratch my back“ darstellt. Auf letztgenanntem Album hat Peter Gabriel bekannte Songs seiner Musikerkollegen neu interpretiert. Hier geht es grad andersrum. Die Band „Elbow“ aus Manchester covert in eigener Interpretation „Mercy Street“. Der Sound steht satt im Raum. Mittendrin die gut umrissene Stimme vom Frontmann Guy Garvey. Im Refrain eingehüllt von den Backing Vocals von Mark und Craig Potter. Einen Schritt dahinter das Schlagzeug, dass dem Song eine leise Struktur verleiht.
Click. Ich wechsel zu Faithless „Insomnia“ im „OriginalMix Radio Edit“. Schnell bestätigt sich mein Eindruck, den ich bei Elbow gewonnen habe. Der Sound ist amtlich. Die Stimme von Maxi Jazz steht ebenso eindringlich zwischen den Speakern und berichtet 3:36 Minuten von plagender Schlaflosigkeit. Das glaube ich sofort. Ich könnte bei der Musik auch nicht einschlafen. Eher durchtanzen. Wie durch Zufall folgt in der Playlist die C&C Music Factory. „Things that make you go hmmmmm“. Und ich darf sagen: Wenn mich etwas „Hmmmmm“ machen lässt, dann der Sound des PRIMO HiFi. Er präsentiert sich mir als echter Allrounder, der mit jeder Musikrichtung klar kommt und auch gern an hochwertigem Gedeck aufspielen darf. Die Aufnahmen der C&C Music Factory aus dem Jahre 1990 können auch gerne mal etwas blutleer rüber kommen. Hier präsentieren sie sich mit Substanz.
Den Abschluss bildet das stimmungsvolle „Wise Up“ von Aimee Man vom Soundtrack des Spielfilms Magnolia. Die Stimme von Aimee Man, dazu das Klavier und die seicht einsetzenden Streicher das Schlagzeug… „Prepare a list for what you need… Before you sign away the deed… ‚Cause it’s not going to stop… Till you wise up“. Gänsehaut. Mission Completed.
Fazit
Für einen fairen Obulus von 599 Euro erhält der Besitzer des VOLUMIO PRIMO HiFi Edition eine highfidele Streamer Black Box, die schick und wertig daherkommt sowie mit allen HiFi-Wassern gewaschen ist. Mit schöner Bühne kommt der Sound souverän und stimmig rüber. Die digitale Lautstärkeregelung und der analoge Ausgang machen den PRIMO zum Zentrum einer schlanken digitalen HiFi-Anlage. Der Aufpreis von rund 120 Euro zum Standard PRIMO für die dauerhafte Freischaltung von HiFi-Features ist gut angelegt.
Im Test
Kompakter Netzwerkspieler VOLUMIO PRIMO HiFi Edition
Preis: 599 Euro
Vertrieb
audioNEXT GmbH
Isenbergstr. 20
45130 Essen
www.audioNEXT.de
www.facebook.com/audioNEXT
Office +49 (0)201 5073950
info@audionext.de
Tech. Support +49 (0)201 79939408
http://support.audionext.d