Test: Ruark Audio R5 All-In-One – Ein zauberhafter Kasten

Für eingefleischte HiFi-Enthusiasten ist das große Gedeck häufig das Maß der Dinge. Oder zumindest das Zentrum, in dessen Orbit die HiFi-Phantasien kreisen. Klassische Probleme, oder wie man neuerdings geschickter formuliert: Herausforderungen, sind der Raumbedarf oder schlicht der Geldbeutel. Stehen die HiFi-Altäre doch häufig nicht da, wo der Alltag stattfindet. Darf es etwas Feines auch im Arbeits- oder Wohnzimmer sein? Oder soll der Sparstrumpf noch andere Wünsche erfüllen, als eine stattliche HiFi-Anlage? In diese Bresche stoßen hochwertige All-In-One-Geräte wie der Ruark Audio R5, um den sich dieser Test drehen soll.

Ich erliege auch regelmäßig dem Charme der All-In-One-Lösungen, verfolgt mich im Alltag ebenfalls die wohlbekannte „Das-sind-ja-drei-Wünsche-auf-einmal“ Problemstellung: Schick, kompakt und wohlklingend soll es sein!

Für mich begann alles vor mehr als einem Jahrzehnt mit dem ambitionierten GENEVA Sound System Model S und später mit einer Libratone Lounge und einem ZIP, die nicht nur im ausgefallen schicken Filz-Gewand daher kamen, sondern dazu noch für ihre Größe ausgesprochen erwachsen klangen.

Seitdem hat sich einiges getan in Sachen Konnektivität und Bedienung, was mich immer wieder zum Bild des „Zauberkastens“ animiert. Auf jeder Messe werfe ich deshalb einen ausgiebigen Blick auf diese Systeme. Nur stehen diese leider auf der Fläche zumeist stumm da und überzeugen durch ihr Äußeres. Weshalb ich mich um so mehr auf die jetzige Gelegenheit zum ausgiebigen Hörtest des All-In-One Gerätes R5 aus dem familiengeführten britischen Hause Ruark Audio freue.

 

Annäherung

Der Ruark Audio R5 kommt nicht schnöde daher, also bloß in einem Karton mit Plastikfolie verpackt. Ruark Audio hat dem R5, der eins unter dem Topmodell R7 rangiert, einen schönen Stoffbeutel als Schutz spendiert. Beim Auspacken gleitet dieser sanft über den grauen Lack des Gehäuses. Das Ganze noch um die chromglänzenden, kufenartigen Füße pfriemeln und schon ist das 9,5 kg schwere Gerät befreit und bereit für die Aufstellung am Ort des Spielgeschehens. Der Besitzer sollte nur darauf achten, nicht zu tief unter das Gehäuse zu greifen, weil er sonst Gefahr läuft, beherzt in den 120 mm Subwoofer zu langen.

Der Anschluss ist denkbar einfach: Die Teleskop-Antenne anschrauben und das mitgelieferte Stromkabel anschließen. Fertig. Der R5 hat einen rückseitigen Kippschalter für den Netz-Strom. Der Standby wird über Taster an den Bedieneinheiten geschaltet.

Womit wir bei den Benutzerschnittstellen sind. Ruark hat sogenannte „Roto-Dial“ Interfaces entworfen, die am Gerät und als Fernbedienung identisch ausgeführt sind. An den Tastern werden die Funktionen ausgewählt. Der zentrale Dreh- und Drückknopf sorgt für die Auswahl und Bestätigung. Beide Einheiten arbeiten in Verbindung mit dem gut ablesbaren OLED-Display. Die dritte Bedienmöglichkeit ist das Mobilgerät des Musikhörers mit Android oder iOS und der Ruark Link APP, die mit der UNDOK-APP identisch ist. Mit der APP lässt sich das Gerät vollständig bedienen. Alle drei Interfaces haben   gemeinsam, das sie intuitiv beherrschbar sind. Zumindest, wenn man ein paarmal diese Art von Geräten bedient hat. Um die APP ins Spiel zu bringen, muss der Ruark Audio R5 natürlich erstmal ins heimische Netz. Das funktionierte über die WPS-Funktion prima für das WLAN. Liegt ein LAN-Kabel vor Ort, kann der Besitzer den R5 natürlich auch daran anstöpseln. All das hat keine fünf Minuten gedauert. Los geht’s.

 

 

Technik

Neben der Lautstärke möchte der Besitzer natürlich vor allem eins mit den Schnittstellen tun: eine der unfassbar vielen Quellen auszuwählen, um seine begehrte Musik zu hören. Die ganze Liste ist unten in den Technischen Daten aufgeführt. Absolut hervor zu heben ist neben einem klassischen Slot-In CD-Laufwerk, das wenn vorhanden auch CD-Text anzeigt, der Phono-MM Eingang, der den Anschluss eines Plattenspielers ermöglicht. Und das neben den gewohnten Hochpegel-Ein- und Ausgängen (je einmal Stereo). Selbst ein 3,5 mm Kopfhörer-Ausgang fehlt nicht.

Fast schon selbstverständlich erscheint da der USB-Eingang, von dem Musikdateien abgespielt werden können, sowie der optische TOSLINK-Eingang, der den eingebauten D/A-Wandler zur Wiedergabe digitaler Daten speist, und Bluetooth. Der DLNA-Zugriff auf Medienserver des Netzwerkes, implementierte Musik-Streamingdienste, DAB+, DAB, terrestrisches Radio und Internet-Radio runden die Sache ab. Was will der Musik-Fan mehr? Vernetzung!

Das bedeutet in diesem Fall: Multi-Room-Fähigkeit in Verbindung mit bis zu sieben anderen Ruark Audio Geräten der Typen MRx, R2 Mk3, R5 and R7 Mk3. Verwaltet über die Ruark Link APP.

In dem schicken Gehäuse des Ruark Audio R5 arbeitet eine Class A-B-Endstufe, die ein Paar 75 mm Breitband-Lautsprecher mit Neodym-Magneten antreibt, die rechts und links im Gehäuse sitzen und direkt nach vorne abstrahlen. Der aktive 120 mm Subwoofer strahlt nach unten in den Spalt zur Aufstellfläche ab und wird von einer Bassreflexöffnung unterstützt.

Technische Daten Ruark Audio R5

Sound

• Zwei Ruark Audio 75 mm Breitband-Lautsprecher mit Neodym-Magnet (Stereo)
• Integrierter aktiver Subwoofer mit 125 mm Langhub-Membran
• Linearer Class A-B Verstärker mit 90 Watts Nominal-Leistung
• Treble und Bass Einstellungen sowie schaltbarer „Enhanced 3D“ Klangverarbeitung
• Loudnessfunktion

Quellen

• CD-Spieler (Slot) für CD-Audio, MP3, AAC und WMA Musik-Discs
  mit Text-Unterstützung für CD und USB Wiedergabe
• Wireless DLNA Musik Streaming
• Multi-Room-Ready für drahtlose Verbindung und
  Synchronisation mit bis zu sieben weiteren Ruark Geräten (MRx, R2 Mk3, R5 and R7 Mk3)
• DAB, DAB+ und FM Tuner mit RDS-Funktion
• Internet Radio
• Speicher für 30 Radio-Stationen  (10x DAB, 10x FM, 10x Internet)
• aptX HD Bluetooth Empfänger für bis zu 24-bit High Resolution Wiedergabe
• Musikdienste: Spotify Connect, Amazon Music, Deezer and Tidal

Konnektivität

• 1 × Cinch-Eingang für Plattenspieler (RIAA-Verstärkt)
• 1 × Cinch-Eingang, analog Hochpegel
• 1 × Optischer Digital-Eingang (TOSLINK)
• 1 × Cinch-Ausgang, analog Hochegel
• 1 x USB Aufladung (5 V / 1.0 A) und Wiedergabe (Formate: WAV, WMA, AAC, FLAC and MP3)
• 1 x Ethernet-Buchse (LAN)
• 1 x Kopfhörer-Ausgang, 3,5 mm Klinke

Funktionen

• Zwei programmierbare Alarme (Einmal, täglich, wöchentlich, werktags, Wochenende)
  Einstellbare Alarmlautstärke mit Snooze- und Sleep-Timer-Funktion
• Intuitive „RotoDial“ Kontroll-Einheit am Gerät und eine „Roto-Dial“ Fernbedienung
• Ruark Link APP für iOS und Android Geräte

Gehäuse

• OLED Display mit hoher Auflösung und großer Anzeige der Uhrzeit, Helligkeit einstellbar
• Walnuss Furnier mit Frontbespannung aus grauem Stoff
• Grau lackiert mit Frontbespannung aus grauem Stoff
• Stromanschluss: 100-120 / 200-240 Volt, 50-60 Hz
• Maße: 520 mm × 142 mm × 300 mm ( B x H x T )
• Gewicht: 9.5 kg

Klang

Das Setup des Ruark Audio R5 ist derart schnell von statten gegangen, dass ich mir zwischenzeitlich gar nicht überlegt hatte, was ich eigentlich hören will. Das alte Leid: ein tolles Werkzeug im Keller haben, aber nicht wissen, was man damit bauen will.

Um Zeit zu gewinnen entschließe ich mich, einen weiteren Schritt in Sachen Konnektivität einzuschieben: die Bluetooth-Verbindung. Die Geräte erkennen sich problemlos. Spontan suche ich nach den Blues Travelers: „But anyway“. Der letzte Song aus dem Kultfilm Kingpin, der mich schon nach dem krass komischen Streifen musikalisch aus der Couch gehauen hat. Tolle Spielfreude im Blues Folk Gewand. Das Gemenge: Verspielte Basslines, Mundharmonika, E-Guitars und ein markanter Gesang. Ich bin echt baff, was der Ruark abliefert. Und mich reißt es wieder von der Couch.

Der Blick ins trübe Draußen bringt mich auf den „Weatherman“ von Sub7even. Das hatte ich neulich im Auto-Radio gehört und es hatte mich irgendwie berührt. „I’m just the weatherman – I make the sun, wind, rain and the colourful rainbow – I am a lucky man…“. Das schafft aus dem Stand auch der Ruark Audio R5. Den Hörer zu berühren ist eine große Stärke, ist der R5 doch nicht für den konzentrierten HiFi-Gebrauch, sondern den Lebensalltag mit allen Hochs und Tiefs konzipiert. Das erinnert mich daran, dass ich noch aufräumen muss. Glücklicherweise sind Küche und Wohnraum offen verbunden, so dass mich der R5 durch den ganzen Tag begleitet. Und zwar mit DAB und Radio Bob.

Ich höre recht laut, stelle ich erstaunt fest. Schon die ganze Zeit. Wäre ja auch schön blöd, wenn nicht. Schließlich bin ich allein und ein Rocksender läuft. Mit dem Ruark Audio R5 geht das prima. Der R5 beschallt immerhin fast 40 qm und das recht ordentlich. Natürlich nicht mit allerletzter Partylautstärke, aber deutlich ausreichend, um beim Durchfegen die Luftgitarre auszupacken. Bei U2’s „Angel of Harlem“ ist es wohl eher der Luftbass. Aber der knackige Oberbass macht einfach tierisch Spass. Auch bei Alanis Morrissettes „You oughta know“ bringt er Struktur und Spielfreude in den Song.

Bekannte Lieder puschen mich durch den Nachmittag. Iron Maidens „Can I play With Madness“, The Sweets „Ballroomblitz“ und Steve Miller spricht sein magisches „Abracadabra“. Ich denke nicht eine Sekunde daran, den Sender oder den Zuspieler zu wechseln. So entdecke ich das frische „I will not bow“ von Breaking Benjamin, das die Bude durchpustet. Ein schöner, kurzer Kick.

Bei den White Stripes teste ich die Wirkung der 3D-Klangeinstellung. Der 3D-Sound wirkt satter und erzeugt mehr Breite. Das macht bei mittleren Lautstärken richtig Laune, bringt das System aber auch schneller an seine Grenzen, da es mehr Ressourcen fordert. Soll es laut werden, würde ich den 3D-Sound ausschalten – und dann weiter feiern.

Nun soll in einem Test eines modernen All-In-One-Gerätes nicht unbedingt zu lesen sein, ich hätte die ganze Zeit Radio gehört. So lege ich tags darauf eine CD in das Slot-Laufwerk ein. YELLO’s „Toy“. Auch diese Musikrichtung liegt dem Ruark Audio R5 prächtig. Dynamischer Sound, dazu die feineren elektronischen Klangkompositionen. Auch alles über die APP fernsteuerbar. Bei „Limbo“ vermengt sich die Stimme von Dieter Meier mit den Elektro-Beats von Boris Blank. Kontrastiert vom den Background-Sängerinnen. Die APP zeigt die Titel der CD an. Es folgt „30’000 Days“ – ja solange darf die Musik gerne dudeln. Es lohnt sich, in den eigenen Räumlichkeiten mit den Klangeinstellungen zu spielen und den R5 an den Raum und den Hörgeschmack anzupassen. Belohnt wird der Hörer mit einem dynamischen und dabei locker, luftigen Sound.

Mein Wechsel zu etwas klanglich Anspruchsvollerem vollzieht sich über das Musiknetzwerk. Das Interface am Gerät, die Fernbedienung und die App leisten gute Dienste. Ich greife über die Quelle „Musikabspieler“ auf meinen Melco N-100 Musikserver zu. Ich hatte neulich Kari Bremnes‘ Live-Version von „Sovngjengersken“ auf dem Album „Reise“ entdeckt. Gefunden ist der Titel ist schnell, das Urteil im Gegenzug jedoch mit Bedacht gefällt.

Der Kari Bremnes‘ Titel ist schon eine Herausforderung für ein ausgewachsenes High-End-System im  Musikzimmer. Für einen Alltagsbegleiter schlägt sich der kompakte Brite auf dem Sideboard mehr als wacker im Umgang mit der norwegischen Sound-Opulenz. Er vermittelt die Stimmung der Musik, das Geackere von Helge Norbakken am Schlagwerk und – da ist sie wieder – die Bassline von Sondre Meisfjord, gepaart mit der unverkennbaren Stimme von Kari Bremnes. Obwohl der R5 an die Macht und die Intimität größerer Systeme nicht heranreichen kann, vermittelt er wichtige Details in der Musik und die genauso wichtige Spielfreude des Musikstückes.

Soll der Ruark Audio R5 nicht nur beim Herumwuseln in der Wohnung, sondern auch mal bewusst am Lieblingsplatz gehört werden, lohnt sich eine bewusste Aufstellung in der Höhe und Ausrichtung des Gerätes. Der R5 belohnt das mit einem ausgewogenen, eher neutralem Klang und einer angemessenen Bühne, die aus der bauartbedingt relativ kleinen Stereo-Basis doch einiges heraus holt. Verwundert konstatiere ich abschließend: So viel wie die letzten Tage habe ich schon lange nicht mehr „nebenbei“ Musik gehört wie mit diesem zauberhaften Kasten. Mission erfüllt. Klasse.

Fazit

All-In-One Geräte stehen für Alltagstauglichkeit. Der Ruark Audio R5 für 1.199 Euro überzeugt zudem mit einer umfassenden Konnektivität, die mit Netzwerkfähigkeit, optischem Eingang und Bluetooth im Digitalzeitalter beginnt und mit einem Radio, DAB-Tuner, Slot-CD-Spieler sowie Line-In und -Out noch nicht aufhört. Der Clou ist der Phono-Eingang, der den direkten Anschluss eines Plattenspielers mit MM-System zulässt. Der Ruark Audio R5 ist in seinem schicken Gewand hübsch anzuschauen und bringt mit sauberem, frischen Sound und knackigen Bässen Leben in die Stube – und kann so auch schonmal für eine kleine WG-Party herhalten.

Im Test

Ruark Audio R5 All-In-One-System – Komplettanlage u.a. mit Streamer, analogem und Phono-MM-Eingang
Preis: 1.199 Euro

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Vertrieb

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