Meine Empfänglichkeit für die schönen Dinge des HiFi-Lebens ist dem aufmerksamen Leser sicherlich nicht entgangen. Zu den Triggern gehört in diesem Zusammenhang mit Sicherheit auch der ebenso respekt- wie kunstvolle Umgang mit dem Naturprodukt Holz, der aus Lautsprechergehäusen nicht nur Klangkörper, sondern auch kleine, individuelle Kunstwerke entstehen lassen kann. Holz in seinem Wohnraum erleben zu können, dessen Natürlichkeit nicht ausgebeizt sondern liebevoll herausgearbeitet wurde, ist ein hohes Gut. Nicht nur bei einem Möbel, sondern eben auch bei einem HiFi-Lautsprecher. Der Zusammenhang ist eigentlich auch logisch, denn nur sein Sound macht den Schallwandler zum technischen Gerät, seine Erscheinung im Raum lässt ihn immer auch ein Möbel sein.
In diesem Test beschäftigen wir HiFi-IFAs uns mit den Regallautsprechern Chario Constellation Lynx, auf die ich primär zugegebenermaßen aufgrund meines einleitend beschriebenen Faibles aufmerksam geworden bin. Die italienischen Schallwandler auf ihre Schönheit zu reduzieren wäre aber – wie es häufig im Leben so ist – eine deutlich zu kurz gesprungene Leichtfertigkeit. Was die Lynx – die mit rund 1.500 Euro beziehungsweise zusammen mit passenden Stands um 2.100 Euro den Einstieg in die Constellation-Serie darstellen – zu bieten haben und was es mit der im Titel erwähnten „Unsichtbarkeit“ auf sich hat, lest ihr in diesem Review.
Annäherung
Die Chario Constellation Lynx erreichten mich in zwei Paketen von jeweils knapp unter 20 kg. In einem Paket – das Format deutete schon auf den jeweiligen Inhalt hin – befanden sich die jeweils rund 9 kg schweren und als Paar rund 1.500 Euro teuren Kompaktlautsprecher. Die flache Form des anderen Paketes verriet mir, dass mir vor dem Musikgenuss noch etwas Montagetätigkeit für die rund 600 Euro teuren Stands bevorstand. Summa summarum liegen die Constellation Lynx mit Stands also bei rund 2.100 Euro pro Paar.
Die Constellation Lynx machten bereits beim Auspacken richtig Freude. Das geschickt großzügig gefaste Gehäuse wirkte spannend, ebenso wie der Kontrast aus dem mattschwarzen Gehäusemittelteil und den warm daher kommenden Wangen aus lebendig gemasertem Walnussholz. Die vier senkrechten Nuten auf den Wangen gaben der Oberfläche eine gewisse optische Leichtigkeit. Entsprechend wohltuend war auch die Haptik. Montiert waren am Gehäuseboden kegelige Gummifüße, die auch den nötigen Abstand zur Aufstellfläche für die unten liegende Bassreflex-Öffnung darstellen. Das heißt, der frisch gebackene Chario Besitzer kann die Lautsprecher ohne Probleme direkt abstellen.
Das war praktisch, weil ich mir währenddessen einen Plan zurechtlegen konnte, wie ich die proprietären Stands der Lynx montieren wollte. Diese wurden in den Gewinden der Gummifüße – die man natürlich vorher herausdrehen musste – direkt mit dem Gehäuse verschraubt. Im Paket lagen acht Metallstangen, zwei Bodenplatten mit einstellbaren, praktischen Gummifüßen und acht Senkkopfschrauben. An diesem Punkt war es dann ratsam, eine weiche Unterlage bereit zu legen, auf der die Lautsprecher zur Montage abgelegt werden konnten. Auch eine helfende Hand schadete nicht.
Ich stellte den Lautsprecher auf dem Kopf ab – nicht auf meinem, auf dem des Gehäuses – und schraubte die Stangen mit ihrem Gewinde in die Bodenplatte ein. Ohne sie jedoch fest zu ziehen, um die Stangen besser zu den Bodenplatten ausrichten zu können. Um Kratzern vorzubeugen fragte ich in diesem Montageschritt die Unterstützung von einer helfenden Hand ab, welche die Platte in Position hielt. So konnte ich die Senkkopfschrauben durch die Bohrungen in das Innengewinde der Stangen einführen und locker eindrehen. Danach zuerst alle Stangen im Gehäuse, dann die Senkkopfschrauben am Fuß – der ja nach oben zeigt – festziehen. Fertig. Die Lautsprecher ließen sich nun gut an den Stangen greifen, umdrehen und aufstellen. Das Gesamtgewicht lag nach Adam Riese knapp unter 20 kg, ließ sich aber sehr gut handhaben. Lautsprecher und Stand wurden so letztendlich zu einer Einheit, die gestalterisch wirklich leicht daher kam, aber zudem auch – wie ich später feststellte – eine akustische Einheit bildete. Nun also nur noch das Lautsprecherkabel an das Single-Wiring Terminal anschließen und konnte es gehen.
Technik
Chario wurde in 1975 in Mailand gegründet und ist damit seit über 40 einer der wenigen echten Handwerksbetriebe, die 100% ihrer Lautsprecher, Treiber und Gehäuse selbst herstellen. Der Entwickler und geistige Vater hinter den Produkten von Chario ist Mario Marcello Murace. In Chario Lautsprechern arbeiten nur noch selbst entwickelte Treiber die auf italienischen Werkbänken, mit eigenen Werkzeugformen hergestellt werden. Bis auf unumgängliche seltene Erden, die in Komponenten wie den Neodym-Magneten Verwendung finden, werden ausschließlich Teile aus Italien oder Deutschland verwendet.
Die Lautsprechergehäuse der Constellation Lynx bestehen aus einem zentralen Korpus aus HDF (High Density Fiberboard / Hoch Dichte Faser) und daran seitlich angesetzten Wangen aus Echtholz. HDF ist eine Mischung aus Harz und Holzfasern mit hoher Steifigkeit und Festigkeit, was Resonanzen sowie Vibrationen minimiert. Damit prägt der Korpus die akustischen Eigenschaften des kompakten Lautsprechers. Die Lackierung erfolgt mit formaldehydfreien Aquabase-Lacken.
Das für die Seitenwangen des Gehäuses verwendete Massivholz ist rein italienischen Ursprungs aus regenerativ aufgeforsteten Waldbeständen. Jedes Chario Gehäuse wird von erfahrenen Instrumentenbaumeistern von Hand hergestellt, beginnend mit der Auswahl des Holzes, das vier Jahre natürlich getrocknet wurde, um die für die Fertigung gewünschte Struktur zu erhalten. Chario verzichtet für seine Bearbeitungstechniken des Holzes bewusst auf eine beschleunigte technische Trocknung. Auf diese Weise ist jedes Gehäuse fertigungstechnisch gleich und dennoch einzigartig. Die Wangen der Lautsprechergehäuse der Constellation Lynx bestehen aus massivem, italienischen Walnuss aus regenerativen Aufforstungen.
Wer genau hin schaut kann kann Wirbel im massiven Walnuss-Holz entdecken, die oberflächlich betrachtet wie kleine Fehler daher kommen können, tatsächlich aber ein definitiver Beweis für die natürliche Herkunft sind, eben für massive, natürlich abgelagerte und hoch porendichte, italienische Walnuss. Ein „Qualitätssiegel“ wenn man so will. Die Frontbespannungen werden auch heute noch wie bereits seit 1975 von einer eigenen Näherin in Mailand von Hand auf die Rahmen aufgezogen und verklebt.
Der in der Constellation Lynx eingesetzte Hochtöner ist der von Chario patentierte T38-Waveguide und der größte Hochtöner, den die Firma je entwickelt hat. Der Hochtöner hat ein sphärisches Abstrahlverhalten und bezieht so bewusst Reflexionen aus der Umgebung – ähnlich der Natur – mit in die Entstehung des Klangbildes mit ein. Akustisch wirkt der Hochtöner, als würde er aus einer Kugeloberfläche mit 100 cm bis 150 cm Durchmesser abstrahlen. Dies soll die die Abhängigkeit zwischen Hörposition in Lautsprechern minimieren. Die Bassfrequenzen sind ebenfalls darauf minimale Ortbarkeit abgestimmt. Gleichzeitig sollen sie so unkritisch in der Aufstellung werden, also egal ob wandnah oder frei stehend, mitten im Raum oder als Nahfeldmonitore. Die Bassreflexöffnung strahlt nach unten ab und kommt der Aufstellungsvielfalt zu Gute. Werden die Regallautsprecher auf eine Fläche aufgestellt, stellen die kegeligen Gummifüße den nötigen Abstand zum Untergrund her. Ist der optional erhältliche Ständer montiert, strahlt der Bassreflex ungehindert nach unten ab.
Chario empfiehlt auf seiner Homepage Räume von mindestens 6 qm bis 14 qm und einen Teppich vor den Lautsprechern. Okay, ein Teppich liegt in meinem Hörraum, mit rund 25 qm ist er aber ein gutes Stück größer. Ich hörte den Lautsprecher viel, bevor ich auf diese Information stieß und hatte keine Bedenken, dass er in meinem Raum akustisch unterginge. Natürlich waren keine Disco-Lautstärken drin, aber respektable Abhörlautstärken. Da die Abstrahlcharakteristik mit Reflexionen arbeitet, sollte der Raum aber auch nicht viel größer sein. Im Bass ist die Constellation bis 67Hz abgestimmt. Dank Effekten aus der Psychoakustik und der Anregung der menschlichen Knochenleitung gaukelt das Gehirn dennoch die Wahrnehmung von Frequenzen bis 32Hz vor (C1), die dem kompakten Lautsprecher ein erstaunliches Volumen bescheren können.
Technische Daten
- Bauart: 2-Wege Regallautsprecher mit Bassreflex (unten)
- Hochton-Treiber: 1 Tweeter 38 mm Soft Dome
- Tiefton-Treiber: 1 Woofer 130 mm Papierverbund-Membran
- Empfindlichkeit: 87 dB SPL (1 m /2.83 Vrms)
- Untere Grenzfrequenz: 67 Hz @ -3 dB bezogen auf C4 WETS
- Übergangsfrequenz: 1.500 Hz
- Impedanz: 4 Ω
- Gehäuse: High Density Fiberboard (HDF) und Walnuss Massivholz
- Gehäusemaße: 360 x 200 x 200 mm (H x B x T)
- Gewicht: 10 Kg
- Empfohlene Verstärkerleistung: bis 60 W / 4 Ω
- Empfohlene Raumgröße: 6 – 14 Quadratmeter
- Empfehlung: Teppichboden vor den Lautsprechern
Klang
Einem handwerklich schön gemachten Lautsprecher, speziell in der Kompaktklasse, mag der Mensch, der nicht völlig vorurteilsfrei unterwegs ist, gerne nur schöngeistige Aufgaben zutrauen. Ein wenig war ich auch in dieses Denkschema geraten und überlegte schon, mit welchem musikalischen Material ich den Italienern das größtmögliche Wohlgefallen entlocken konnte. Da ich aber weder ständig schöngeistiges Material parat habe und auch nicht den ganzen Tage die angesagten Audiophile Top 100 rauf und runter spiele, geriet ich in meiner Playlist zum wiederholten Male an Depeche Modes Album Some Great Reward. Das hatte ich neulich wieder entdeckt. Wie eingangs erwähnt, ist mein Hörzimmer ein gutes Stück größer als empfohlen. Das stellte aber in den Stunden, in denen ich nebenbei gehört hatte, die Chario niemals vor unlösbare Aufgaben.
Christoph Mertens, der die Lautsprecher von Chario in Deutschland vertreibt, hatte mir ja nicht nur die mitgelieferten Stands ans Herz gelegt, sondern auch, nach Herzenslust mit der Aufstellung der Constellation Lynx zu spielen. Diese sollten sich durch ihr sphärisches Abstrahlverhalten auch in verrückteren Abstrahlwinkeln gutmütigen zeigen. Tatsächlich konnte ich mich bei klassisch aufgestellten Lautsprechern durch das Hörzimmer bewegen ohne dass das Klangbild bedenklich zusammenfiel. Das ist wertvoll für Menschen, die nicht nur festgenagelt im Sweetspot ihre Musik genießen wollen, sondern sich gerne auch aktiv im Raum bewegen oder sich woanders hinsetzen wollen, ohne dass massive Veränderungen im Klangbild irritieren.
Den umgekehrten Fall stellt das Hören am festen Hörplatz, aber mit stark ausgewinkelten Lautsprechern dar, quasi eine akustische Provakation, um Grenzen auszuloten. Quasi ein Proof Of Concept. Spannend war zu beobachten, dass die Lautsprecher um 90 Grad nach außen gedreht immer noch eine beachtliche Abbildung und überraschende tonale Ausgewogenheit zu Stande brachten. Natürlich macht das niemand ohne Not, es zeigte aber, was in den Regallautsprechern für verborgene Talenten steckten. Gleichzeitig zeigten sie sich durch diese Tugend relativ unempfindlich auf das Einwinkeln auf den Hörplatz und die Hördistanz – beispielsweise wenn der Hörer weit zurück gelehnt sitzt und sich dann weit nach vorne beugt und auf die Sofakante rutscht. Das nimmt dem stolzen Besitzer akustische Sorgen, wenn die Lautsprecher mal nicht so optimal aufgestellt werden können.
Allerdings zeigten die Constellation Lynx bei den ersten Hördurchgängen soviel offensichtliches Potential, dass es sträflich wäre dieses – wenn möglich – nicht optimal zu nutzen. Das war schon bei der ersten Aufstellung Pi mal Daumen klar. Zu den Optimierungen gehörten, zumindest in meiner Hörumgebung, die freie Aufstellung der Kompaktlautsprecher auf Stands und ein Abstand zueinander, der eine breite, bruchlose Bühne ermöglichte. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sich diese beim schrittweisen Auseinanderrücken wie Kaugummi ziehen ließ, bevor sie sich auflöste. Zudem rückte ich die Lautsprecher etwas näher auf mich zu gerückt, um durch mehr Anteile des Direktschalls die Größe des Hörraumes abzumildern. Die Belohnung war, ich nehme es subsummierend vorweg, eine frappierende Räumlichkeit.
Und damit sind wir wieder bei meinem Eindruck von Depeche Mode, von dem ich – ich bitte um Nachsicht – weitläufig abgeschweift bin. Das vierte Album der New Waver aus der Mitte der Achtziger hauten mir die Italiener erwartungsgemäß nicht mit ungeahnter Energie um die Ohren, sondern es materialisierte sich vor meinem Hörplatz frisch sortiert und ordentlich aufgereiht. Ein wenig hatte „Something to do“ an schmuddeliger Düsterkeit verloren. Durch den impulsiven, gut umrissen und platzierten Bass bekam das Stück eine neue frische Dynamik.
Die Elektro-Effekte, auch bei „Lie to me“, waren klar umrissen, herausgearbeitet und verortet. Dabei zeigte sich die Constellation Lynx in den Höhen nicht scharf, aber im Bass eben impulsiv, dennoch nicht fett. Das war nicht Disco – schon gar nicht Party -, aber der aufgeräumte Sound und die daraus entstehende Bühne machten auch bei diesem Stück Elektro-Geschichte richtig Spaß. „People are people“ punktete so nicht mit einem abgrundtiefen Bass sondern mit ungewohnt großer Bühne, die mir häufig entgangen war. Gleiches funktionierte auch bei „Blasphemous Rumours“, das den Raum mit seinen Effekten nicht nur zwischen den Lautsprechern sondern mit seinem Klicken und Klacken darüber hinaus füllen konnte. Schön zeigte sich die Stimme von Dave Gahan, in der Mitte flankiert von seinen Bandkollegen. Die kompakten Lautsprecher verstanden es, die Musik nicht runter zu rocken, sondern dem Hörer zu präsentieren.
Ein weiteres Album aus dem Elektro-Fach, in das ich es mir nicht verkneifen konnte reinzuhören, war „Touch“ von Yello. Die rauchige Stimme von Dieter Meier erschien beim Opener „The Expert“ fast holografisch zwischen den Lautsprechern. Die Schweizer breiteten einen raumfüllenden Soundteppich aus, auf dem sie knackscharfe Soundeffekte ausrollten. Beides gab die Constellation auf ansprechende Weise wieder. Im Bass ging die Rechnung auf: kein Tiefbass, den sie aufgrund ihrer Größe nicht kann, dafür aber ein sauberer, impulsiver Oberbass runter bis 67 Hertz, zu dem sich dass Kopfkino die Frequenzen bis 32 Hertz runter „dazu rechnen“ konnte.
Langweilig wurde es mir dabei gewiss nicht. Bei „You better hide“ stieg Heidi Happy mit grad noch jugendfrei lasziver Stimme ein, die sich auf angenehmer Höhe und realistischer Größe zwischen den Lautsprechern einpendelte. Der Charakter der Stimme wirkte dabei eher fordernd, nicht scharf. Das machte das Hören angenehm, die Anblasgeräusche der Trompete waren dennoch gut zu vernehmen. Zum Schluss flog bei „Out of dawn“ ein Sportflugzeug von links nach rechts. Ich gebe zu, ich schaute vom Notebook auf – und durch das Fenster hinaus. Das lag aber nicht daran, das der Klang des Flugmotors hyperrealistisch war, so hört man ihn durch eine Scheibe eh nicht, es war eher das plastische Bild, das vor mir erzeugt wurde.
Ein echter Anspieltipp auf Touch sind „Till Tomorrow (feat. Till Brönner)“ und „Takla Makan (feat. Dorothee Oberlinger)“, die die Darbietung des Raumes sowie die Mischung aus der Feinheit natürlicher Instrumente in Verbindung mit der Wucht elektronischer Effekte auf die Spitze treiben. Speziell bei Takla Makan liefen die Charios zur Höchstform auf und spielten weit über ihre geometrisch gesteckten Grenzen hinaus. Mit geschlossenen Augen bekam ich das Gefühl, in einer klangdurchfluteten Höhle zu sitzen und in den sternenklaren Nachthimmel über der Prärie zu blicken. Die Instrumente, besonders das eher heisere Horn und die vorlaute Flöte, entwickelten dabei eine atemberaubende Präsenz.
„Takla Makan“ machte deutlich, was die Stärke der Chario Constellation Lynx ist. Sie waren im Raum musikalisch auffällig unauffällig. Bei entsprechend produziertem Musikmaterial schafften sie es, sich komplett aus der musikalischen Gleichung heraus zu nehmen und traten zurück. Sie wurden im Hörzimmer für das Ohr praktisch unsichtbar. Womit ich den Bogen zu meinem Titel schlage: Eine „unsichtbare Schönheit“ eben. So viel Aufmerksamkeit, wie die sie vom Auge verdienen, so wenig fordern sie als technisches Gerät von den Ohren ein. Natürlich gab es Sounds, die eindeutig einem Lautsprecher zugeordnet waren. Diese sortierte der Regallautsprecher aber in das gesamte Klangbild ein, dass sich dann gesamtheitlich von den Lautsprechern löst. Natürlich ließen sich diese Töne mit etwas Konzentration orten. Damit trat man aber einen eigentlich unnötigen Beweis an. Offensichtliche Grenzen zeigten natürlich Aufnahmen wie Dave Brubeck’s „Take Five“ auf, die die Instrumente auf nur einem Kanal dem Stereo Signal zuordnen, was aber nicht die Freude an den alten Aufnahmen nahm – sie ließen nur eben dieses besondere räumlichen Feeling vermissen.
Spannendes Beispiel für das „Sich-Zurücknehmen“ war wiederum „Dust Elegy“ von Jackie Leven, das komplett losgelöst vor mir spielte. Ich bin drauf gestoßen, als ich mit Reclockern experimentiert hatte. Die Constellation Lynx dankten es nicht nur mit Räumlichkeit sondern auch mit der Wiedergabe von feinsten Anblas- und Atemgeräuschen. Aber der Effekt funktionierte nicht nur bei ruhigen Sounds. Der Absprung in das deutlich peppigere „Savannah Waltz“ funktionierte nahtlos und riss mich aus meiner Elegie. Trotz des rasanten Zuwachses an Leben in der Bude blieb die Chario Constellation Lynx ihren Meriten treu. Jackie Leven sang völlig losgelöst vor mir, nichts klebte an den Lautsprechern, die Instrumente der Band spielten und der Chor sang wie selbstverständlich vor mir. So einfach kann das sein. Und die beiden Schönheiten? waren auch noch da. Logisch. Dann konnte ich beruhigt noch ein wenig weiter hören und genießen. Dabei streifte ich Jazz, Klassik, Folk und lehnte mich entspannt zurück, denn alles ist bereits gesagt, nichts mehr zu dokumentieren.
Fazit
Die kompakten Chario Constellation Lynx um 1.500 Euro kommen aufgrund ihres sphärischen Abstrahlverhaltens bei der Aufstellung pflegeleicht daher. Trotzdem ist es eine Ehrensache, die bestmögliche Positionierung sicherzustellen, damit bei der Degustation dieses Lautsprechers auch noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen aufgelegt wird. Im Test taten der absolut empfehlenswerte Stand um 600 Euro, der nach Montage zum integralen Bestandteil des handwerklich edlen Sound-Möbels wird, und eine freie Aufstellung ihren Teil dazu bei. Die Constellation Lynx erzeugen eine frappierend plastische Bühne und scheinen sich wie von Geisterhand aus dem Geschehen heraus zunehmen. Passend zu ihrer Erscheinung spielen sie locker aber mit Nachdruck auf und laden so bei jeder Musikrichtung zum entspannten Zuhören ein. Wer bei moderaten Abhörlautstärken Freude an so viel auffälliger Unauffälligkeit eines Schallwandlers hat, sollte unbedingt einen Hörtermin mit den hübschen Italienerinnen von Chario vereinbaren und sich selbst überzeugen.
Im Test
Handwerklich hervorragende Regallautsprecher mit Stands Chario Constellation Lynx
Preis Lautsprecher (Paar): 1.499 Euro
Preis Stands (Paar): 599 Euro
Kontakt
CMI DISTRIBUTION EUROPE
Am Berg 13
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Fax: +49-(0)2251-970044
Mail: office@cmi–distribution.de
Web: cmi-distribution.eu
Web: Chario
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Audel U-Basik 5/8
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Lautsprecherkabel Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC REF10 SE120 Masterclock, MUTEC MC3+USB Reclocker, Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Fotos: F. Visarius