Detlef Bosse – Mr. CITO Audio selber – ist ein netter Zeitgenosse. Erstens brachte er seine „Modell C3“ höchstselbst zu mir nach Hause und zweitens, fast noch wichtiger, warnte er mich. Und zwar kurz bevor ich arglos mit beherztem Griff die „Ständer“ seiner neuen Kompaktlautsprecher aus dem Kofferraum heben wollte. Ich höre es noch: „Vorsicht, die sind schwer…..“. Zu spät. In Erwartung einer gewöhnlichen Standfußkonstruktion hob ich mit einer Hand und voller Kraft an – nur um sofort zu bemerken, dass da was nicht stimmt; da ließ sich nichts anheben. Viel zu schwer für mich. Schlimmer noch, ich hatte in meinem jugendlichen Leichtsinn innerhalb einer Sekunde die Physio-Termine der letzten Monate für meinen Rücken buchstäblich zunichte gemacht.
Diese Lautsprecherständer (-monster) sind dermaßen stabil und schwer (ich habe sie nicht gewogen, schätze aber, dass wir hier über sicherlich 25 bis 30 kg reden…), dass man auch darüber nachdenken muss, wie man sie stellt ohne den Bodenbelag zu zerstören. Sie bestehen nämlich komplett aus vollem Metall, es gibt keine hohlen Streben, die man erst noch befüllen müsste. Klar, Detlef Bosse liefert natürlich kleine „Teller“ für die Spikes mit, aber vorher müssen die Lautsprecher ja erst einmal stehen. Die Stabilität und Erdenschwere die hier geboten wird (und wir reden noch nicht mal über die Lautsprecher selber) ist beeindruckend und Teil der Philosophie des Entwicklers. Schwer soll alles sein, nichts soll mitschwingen – „die Schwingung machen die Musikinstrumente, der Lautsprecher soll das alles lediglich wiedergeben“, sagt er. Hört sich plausibel an, finde ich. Schließlich war er über 20 Jahre lang Tontechniker und sollte – schon aus Berufsehre – wissen, wie sich ein Musikinstrument oder Gesang anhört.
Letztlich haben wir natürlich die komplette wertvolle Fracht ohne weitere körperliche Ausfälle an ihren Platz gewuchtet und hatten die Gelegenheit, noch ein wenig zu plaudern, bevor mich Detlef Bosse mit den CITO Audio Modell C3 samt „Beinkleid“ alleine ließ und ich diese ganz in Ruhe bestaunen konnte.
Kompaktlautsprecher CITO Audio Modell C3 – Optik und Technik
Bei der CITO Audio Modell C3 haben wir es grundsätzlich mit einem noch relativ kompakten, im elegant-schlichten Bauhaus-Stil gehaltenen Lautsprecher mit Zweiwege-Koaxialchassis zu tun. Der 6,5 Zoll große Tiefmitteltöner arbeitet auf ein Volumen von 16 Litern. Die C3 ist eine Bassreflexbox – man sieht es ihr aber nicht sofort an, denn der Bassreflexport befindet sich unten im Lautsprecher; sozusagen „Downfire“. Eine Spezialität dabei ist, dass die C3 das nicht auf eine „stumpfe Fläche“, sondern zur besseren Verteilung der tiefen Töne auf eine Art „Kegel“ abstrahlt. Dieser sorgt dafür, dass, egal wie und wo man den Lautsprecher stellt, der Bass dröhnfrei bleiben soll, weil er definiert in alle Richtungen strahlt und keine bestimmte Richtung kennt.
Die Cito Audio C3 ist verarbeitungstechnisch auf höchstem Niveau, was man ihr sofort ansieht. Die Lackierung makellos wie bei einem (sehr) teuren Auto; alles, was man anfassen kann, bietet ein haptisches Gefühl, das man beschreiben könnte mit „aus dem Vollen, schwer, samtig“. Dazu passt die Rückseite sehr gut, sie bringt ein graviertes Biwiring-Anschlussfeld von WBT mit – qualitativ besser geht es aktuell nicht. Der Wirkungsgrad der C3 liegt bei 89 dB(A). Das reicht aus, um verstärkerseitig auch Röhrenfreunde nicht im Regen stehen zu lassen. Ich hatte gerade keinen Röhrenverstärker zur Hand, denke aber, dass man hier eventuell schon mit circa 20 Watt pro Kanal glücklich werden kann…
Da, wo gewöhnliche Tiefmitteltöner eine Staubschutzkalotte haben, trägt die C3 relativ unauffällig ihren Hochtöner aus Seide, dessen Durchmesser 2,5 Zentimeter beträgt. Rein optisch lässt es sich dem Koaxtreiber nicht ansehen, aus welchem Stall er kommt. Auch Detlef Bosse hält sich relativ bedeckt, murmelt aber ganz leise so etwas wie „der Koax kommt aus Italien, wird paarweise selektiert und mindestens 100 Stunden eingespielt…..“. Interessant – zudem wird der Treiber nach den Vorgaben von CITO Audio gefertigt. Dazu gehört beispielsweise auch die mehrfach „gefaltete“ Sicke die dafür sorgen soll, dass das Chassis ordentlich Hub ohne störende Partialschwingungen macht.
Ausstattungstechnisch gibt es bei CITO Audio kaum Grenzen: Es gibt die C3 im Prinzip in allen Farben und Furnieren (die Farbe und die Oberfläche überlassen wir dem Kunden“ – O-Ton Detlef Bosse) und auf Wunsch gibt es auch eine Abdeckung, die das wertvolle Koaxchassis gegen neugierige Blicke sowie Finger schützt. Der Vertrieb befindet sich gerade im Aufbau, jedoch stehen alle CITO Audio Lautsprecher im Hörstudio in Osnabrück. Wer zum Beispiel aber die C3 in den eigenen vier Wänden hören möchte, der kann sich die Lautsprecher im Rahmen der alternativ von CITO Audio angebotenen „Testwoche“ nach Hause kommen lassen.
Kompaktlautsprecher CITO Audio Modell C3 – Der Klang
Etwas chilliges zum Einspielen, das war nun das richtige für mich und die C3. Da fiel mir beim „Reingreifen“ in den CD-Schrank genau das Richtige in die Hände: „Nightflight Vol. 2“ aus der Klassik Lounge Serie von Klassik Radio. Alle Songs sind zusammengestellt und klanglich meisterlich gemixt von DJ Nartak, einem seit circa 30 Jahren weltweit tätigen DJ.
Auf CD 1 (es ist eine Doppel-CD) ist es Track vier, der sich deutlich aus dem sonst eher ruhigen, in einem einzigartigen Flow abspielenden Album abhebt. Christin Claas, eine herausragende deutsche Sängerin und ihr Track „Mother Tongue“ – da fliegen die Percussions, gezupfte Instrumente schießen wie kleine Blitze zwischen Gesang und Tom-Toms, der Bass knallt sauber, unverschmiert und dennoch warm und verbindlich als große Blase über den Teppich und zerplatzt kurz vorm Hörplatz, als ob er nie dagewesen wäre. Toll, mehr davon – und weil es so schön ist, höre ich den Song immer wieder und versuche, hungrig jedes Detail herauszuhören… die Cito Audio C3 macht es einem aber auch sehr einfach. Wenn sie eine Frau wäre, müsste man sie mit „unfassbar sexy, dennoch im nicht zu engen Abendkleid und gleichzeitig nahbar unterwegs“ umschreiben.
Der perfekte Gesang von Christin Claas befindet sich nicht genau in der Mitte, sondern etwas linksseitig, man „sieht“ hörend, wie sie ihren Kopf bewegt, dabei steht sie nicht genau zwischen den Lautsprechern, sondern etwa zwei bis drei Schritte vor der gedachten Achse. So, als könnte man um sie herumlaufen… Wahnsinn, zu was ein gut gemachter Koaxlautsprecher fähig ist. Die Musik lässt mich nicht kalt, sie lebt und breitet sich gewissermaßen aus, sie nimmt sich den Raum, der ihr seitens der Künstlerin auch zugedacht war. Weil das Album ansonsten klanglich sehr gut abgemischt ist, verbrachte ich den restlichen Abend damit, dieses genüsslich zu Ende zu hören – und ich glaube, die CITO Audio C3 hat es auch genossen.
Die CITO Audio ist einer der seltenen Lautsprecher die es schaffen, die Schönheit der Musik plastisch herauszuarbeiten und bei dem man unwillkürlich damit aufhört, in solchen Kategorien wie „hell, dunkel, viel oder wenig Bass, Mittelton, Räumlichkeit“ und so weiter zu denken. Klar, es gibt auch andere Lautsprecher, die stimmschön, detailliert und gleichfalls feindynamisch auf hohem Niveau agieren, die CITO Audio C3 setzt dem aber noch das I-Tüpfelchen auf – sie bringt „Livefeeling“ in die Musik, man lauscht eben nicht nur einer Konserve, sondern hat immer das Gefühl, dass diese nicht einfach nur reproduziert, sondern auch ein wenig „zum Leben“ gebracht wird.
Die C3 können es aber bei Bedarf auch gerne mal „ballern“ lassen: Mark Thomas Griffin, auch bekannt unter MC 900 Ft. Jesus, ist ein amerikanischer Rapper der bekannt dafür ist, Jazz mit HipHop und sozialkritischen Texten zu mischen und daraus einen erstaunlich melodiösen, zugleich grobdynamisch und gesanglich interessanten eigenen Stil zu kreieren. „But if you go“ aus seinem Album „One Step ahead of the Spider“ steht dafür wie kein anderer Song – groovy, basslastig, toller Gesang; so schleicht sich dieser Track, der genauso gut einem angesagten Dancefloor in Miami entsprungen sein könnte, in den Gehörgang und die C3 bringt das auch so rüber. Man riecht den Schweiß, atmet fast schon den künstlichen Rauch der Tanzfläche ein. Der harte, volle Bass macht den Rest.
Die CITO Audio ist ein kompakter aber dennoch kompletter Lautsprecher. Seine Stärke liegt naturgemäß (weil koaxial) in der Fähigkeit, imaginären „plastischen Raum“ zu erzeugen sowie insgesamt im Mittel/Hochtonbereich, der einfach „echt“ wirkt. Nie zuviel, nie zu wenig, nie zu scharf, nie zu weich. Bass? Ist da. Genügend. Vielleicht nicht, um eine Turnhalle zu beschallen, aber für normale Wohnzimmer oder Hörräume bis, sagen wir mal, 30 Quadratmeter, braucht kein Mensch mehr Bass. Das wäre sogar kontraproduktiv und würde die wunderbare Balance der CITO Audio C3 torpedieren. Denn die C3 ist so ausbalanciert, dass man „vergisst“ heraushören zu wollen, ob es genug Bass oder sonstiges gibt. Musik wird als „Ganzes“ präsentiert. Das ist gewissermaßen eine „Innovation der Sinne“ und erinnert mich an einen Satz von Detlef Bosse, den ich anfänglich als eher nebensächlich empfand: „bei der C3 zählt Gänsehaut, nicht Frequenzgang“. Dass Detlef seine Philosophien gleich in seine Lautsprecher einbaut, zeugt von nicht wenig Erfahrung sowie unzähliger Stunden, verbracht in Hörtests.
Gerne noch etwas sanfteres, mit Gitarre und Gesang, ansonsten sparsam instrumentiert? Gary Jules` Album aus 2003 „Trading Snakeoil for Wolftickets“ hat einige großartige Momente. Den richtigen Rotwein vorausgesetzt, schwelgt und fühlt man mit in Garys` einfach gestrickter amerikanischer Welt, bestehend aus Bars, Pianos, Whiskey, verpassten Gelegenheiten sowie hübschen Frauen und guten Freunden. Der Song, der genau das rüberbringt, ist „barstool“ – ein gefundenes Fressen für die CITO Audio C3. Sie findet zielgenau die Zwischentöne die es braucht, dieses Feeling auf die heimische Couch zu hieven. Und Mr. Jules, einer der besten und unglücklicherweise auch einer der unbekanntesten Singer/Songwriter der letzten Jahrzehnte, sitzt auf seinem Barhocker – mit seiner Gitarre in der Hand und erzählt seine Geschichte. Oder wird die Geschichte vielmehr von der CITO Audio C3 erzählt?
Kompaktlautsprecher CITO Audio Modell C3 – Fazit
Die CITO Audio C3 ist einer der besten kompakten Lautsprecher, den ich bis dato gehört habe. Er ist in kleinen und mittleren Räumen in der Lage, Musik einfach Musik sein zu lassen, „echt“ wirken zu lassen und lässt gewöhnliche Hifi- oder High End-Kategorien vergessen. Wenn man überhaupt etwas herausheben wollte, dann wären es wohl die hervorragende Räumlichkeit sowie insgesamt der Mitten/Hochtonbereich der C3. Aber: das würde der CITO Audio nicht gerecht werden, denn sie präsentiert Musik als Erlebnis, als „Ganzes“. Was soll man dazu noch sagen? Ich habe mir meine Meinung gebildet. Prädikat „will ich haben“.
Cito Audio Lautsprecher auf den SDHT 2023 in Karlsruhe
Wer die Cito Audio Lautsprecher hören und sehen möchte, kann dies auch auf den Süddeutsche HiFi-Tage 2023 am 16. und 17. September in Karlsruhe in Raum 36 machen.
Im Test
High End Kompaktlautsprecher
CITO Audio Modell C3
Koaxial-Lautsprecher mit Downfire-Bassreflex
Größe: 22*32*50 cm (b*t*h)
Gewicht: 15,1 kg / Stück
UVP: 6000,- Euro / Paar
Stands: 1500,- Euro / Paar
Garantie: 10 Jahre
Kontakt
cito-audio
Lotter Straße 119
49078 Osnabrück
Tel.: +49 (0) 541 44 01 25 44
Mail: info@cito-audio.de
Web: www.cito-audio.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, High End CD-Spieler AMR CD-777
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer EMT HSD 006 und Ortofon SPU Classic GE MKII, Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R)
Verstärker – Vollverstärker Unison Unico 150, Vorstufe Audio Hungary APR 204, Endstufe Bryston 4 BSST, Hybridvollverstärker Circle Labs Audio A 200
Lautsprecher – Standlautsprecher Sonus Faber Olympica 2
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic
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