Ziemlich eisern ist Detlef Bosse und zieht sein Ding durch mit seiner Lautsprecher-Manufaktur. Da er seit vielen Jahren auch ein etabliertes HiFi-Studio sein eigen nennt, ist er in der glücklichen Lage, sich mit der Entwicklung seiner Lautsprecher Zeit lassen zu können. So muss er nicht jedem Trend hinterher rennen und kann ganz nach seinem eigenen Gusto konstruieren. Ziemlich eisern ist der Entwickler auch bezüglich der Auskünfte über die Konstruktion seiner Lautsprecher, denn viel lässt er sich nicht entlocken. Aber auch wir sind ziemlich eisern, haben nachgehakt und doch noch ein paar Kleinigkeiten in Erfahrung bringen können. Und so hören und sehen wir uns in diesem Test seinen „Regallautsprecher“ Cito Audio MODELL DBC-8K genauer an. Und messen ihn natürlich mit den gleichen Maßstäben wie seine Wettbewerber der Großserie.
Bereits im November 2019 war Detlef Bosse mit seinem Standlautsprecher Cito Audio Modell 5 bei uns zu Gast. Und wie dunnemals ließ er es sich nicht nehmen, die Lautsprecher höchstpersönlich zum Test vorbei zu bringen und aufzustellen. Praktisch, galt es doch gleich vier Teile in den heimischen Hörraum zu bugsieren. Als da wären die beiden „Regallautsprecher“. Die Bezeichnung setze ich ganz bewusst in Anführungszeichen, da sie nicht wirklich für den Einsatz im Regal gedacht und konzipiert sind.
Erstens sind sie für ein handelsübliches Regal wesentlich zu schwer. Und zweitens gehört so ein edler High End Lautsprecher ehrlich gesagt dort auch definitiv nicht hin, um zu voller Pracht aufspielen zu können. Also hat Detlef Bosse gleich noch einen praktischen Lautsprecherständer hinzu konstruiert. Auch dieser ist nicht ohne vom Gewicht her. So allerlei „Stehrümchen“ lassen sich darin unterbringen. Bevor dann jedoch die weibliche Person im Haushalt auf irgendwelche Ideen kam, habe ich kurzerhand ein paar LPs im Lautsprecherständer untergebracht, so wie es sich gehört!
Nachdem die Cito Audio MODELL DBC-8K ordentlich aufgestellt und justiert waren, hörte ich zusammen mit deren Überbringer bei einer Tasse Kaffee noch ein wenig entspannt in die Lautsprecher rein. Bis dann Detlef Bosse in Richtung Heimat entschwand, und mich für ein paar Wochen mit den Lautsprechern alleine ließ.
Cito Audio MODELL DBC-8K – Technik
Tja, das Rätsel, ob es sich bei den Cito Audio MODELL DBC-8K um Regal- oder Standlautsprecher handelt, lässt sich nicht wirklich lösen. Das mag bei deren Anblick bitte jeder für sich selbst entscheiden. Edel sehen sie auf jeden Fall aus in ihrem sehr hochwertigen weißen Lexus Perlmutt Weiß. Andere Farben sind natürlich auch möglich, handelt es sich bei diesen Lautsprechern doch um Einzelanfertigungen. Wo ich gerade bei den Farben bin: Das Lackieren des Oberteils ist ja noch relativ einfach, schließlich gibt es nur die Außenseiten am Gehäuse. Doch den Lautsprecherständer zu lackieren, das dürfte nicht wirklich ein Vergnügen sein, soll dieser doch auch an seinen Innenwänden ohne Tropfnasen sein. Was er in der Tat auch ist: Ohne Fehl und Tadel ist der Lack rundum aufgetragen.
Das Gehäusematerial der Regallautsprecher besteht ganz klassisch aus MDF. Obwohl das Gehäuse nicht allzu groß ist, ist es dennoch zur Stabilisierung im Inneren mit Versteifungen versehen. Ebenfalls im Inneren der Cito Audio MODELL DBC-8K befindet sich eine Bedämpfung aus Bitumenmatten aus dem Automobilbau. Auch der Lautsprecherständer ist aus massivem MDF gefertigt. Apropos „massiv“: Runde 28 kg wiegt der Lautsprecher und 15 kg der Fuß. Verbunden, beziehungsweise eher getrennt, sind die beiden mit in der Höhe verstellbaren Spikes.
Die Lautsprecherchassis, sie kommen von einem italienischen Hersteller dessen Name Detlef Bosse sich nicht entlocken lässt, werden paarweise selektiert. Bereits vor dieser Selektion werden die Chassis mindestens 100 Stunden lang eingespielt, dabei gibt es laut Entwickler einen Ausschuss von rund 50 Prozent. Ein ganz schöner Aufwand, der die Kosten natürlich kräftig nach oben treibt. Aber was tut Mann nicht alles, um einen top Klang zu bekommen.
Im Hochton des Lautsprechers kommt eine klassische Seidenkalotte mit 28 mm zum Einsatz, die in einem angedeuteten Waveguide sitzt. Der darunter angeordnete Tief-/Mitteltöner besitzt einen Durchmesser von 200 mm. Dessen Membran ist ziemlich hart eingespannt, wie ein unvermeidbarer Klopftest mit dem Fingerknöchel ergab. Einen zweiten unsichtbaren Zwilling besitzt dieser Treiber im Inneren des Gehäuses. Dieser ist nach dem Isobarik-Prinzip angeordnet, er spielt also auf die Rückseite des sichtbaren Tief-Mitteltöner und unterstützt ihn so.
Diese Konstruktion hat den Vorteil, dass auch bei kleinen Lautsprechern kräftige und tief reichende Frequenzen möglich sind. Einen kleinen Nachteil gibt es allerdings auch: Zum Antreiben solcher Lautsprecher sind kräftige Verstärker erforderlich, hier heißt es also aufzupassen. Aufgrund dieser doch recht selten anzutreffenden Bauart sollen die Cito Audio MODELL DBC-8K trotz ihrer relativ kleinen Größe eine respektable untere Frequenz von 28 Hz erreichen. Eine weitere Unterstützung im Tiefton erhalten diese Lautsprecher zudem durch einen Bassreflex, der auf der Rückseite des Gehäuses angeordnet ist. Da ich eh gerade hier unterwegs bin: Auch hier hat Detlef Bosse ganze Arbeit geleistet. Als Lautsprecheranschlüsse verwendet er nextgen™ Polklemmen von WBT. Standesgemäß für die Preisklasse natürlich als Bi-Wiring Ausführung.
Cito Audio MODELL DBC-8K – Ein paar technische Daten
- Hochtöner: Seidenkalotte mit 28 mm
- Tief-Mitteltöner: 2*20 cm Isobarik-Bassreflex
- Untere Grenzfrequenz: 28 Hz
- Übernahmefrequenz: 1.500 Hz
- Belastbarkeit: 400 Watt Sinus / 800 Watt Musik bei 8 Ohm
- Wirkungsgrad: 86 dB
- Größe Lautsprecher / Lautsprecherfuß: Je 29,0 * 48,5 * 41,5 cm ( b * h * t )
- Gewicht Lautsprecher: 28 kg
- Gewicht Lautsprecherfuß: 15 kg
- Lackierung: Lexus Perlmutt Weiß
Cito Audio MODELL DBC-8K – Klang
Auf geht es mit der dänischen Sängerin Caroline Henderson und ihrem Lied „Be Here Now“. Gleich zu Beginn des Tests bin ich angetan vom Gehörten. Überzeugend klar ertönen die Tastenanschläge auf dem Piano, zudem klingen sie sehr fein aus. Der Wohlklang hat seine Gründe: Erstens die wirklich gute Aufnahme der DALI CD Nr. 5, aufgenommen in den Kopenhagener Medley Studios. Dann die gute Wiedergabe-Elektronik. Neben meiner eigenen Kette waren der Canor Vollverstärker AI 2.10 und der CD-Spieler Canor CD 2.10 zu Gast in meiner bescheidenen Behausung. Und natürlich ein guter Lautsprecher, wie in diesem Falle die Cito Audio MODELL DBC-8K, die sogleich einen ersten guten Eindruck hinterlassen haben. Im Hintergrund der Sängerin ertönen ein paar Hörner mit angenehm, realistisch warmen Klangfarben. Das Sahnehäubchen dieser Aufnahme ist die traumhaft feine Stimme von Caroline Henderson, an der mich auch ihre Sprachverständlichkeit überzeugt.
Genau auf meine Ohren ausgerichtet habe ich die Cito Audio MODELL DBC-8K zu Beginn des Tests. Ein wenig muss ich deren Aufstellung noch nachjustieren, empfinde ich doch eine leichte klangliche Lücke vor mir, die mir so nicht zusagt. Daher winkle ich die Lautsprecher noch ein wenig weiter ein, so dass sich deren Achsen nicht mehr an meinen Ohren treffen, sondern kurz vor meiner Nasenspitze. Und siehe da, dieser alte Trick aus der Klamottenkiste des HiFi hilft in diesem Fall wunderbar. Ein komplett geschlossenes Klangbild entsteht jetzt vor mir.
Weiter geht’s mit Klavier und mehr Dynamik als zuvor in Form von Monty Alexander und „Send For Me“. Rasant flitzen die Finger über die Tasten, die feinen hohen Töne und dazu die tieferen, kräftigen. Der Pianospieler gibt ordentlich Gas. Doch der Schlagzeuger lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Bämmhh! Die Fußtrommel haut rein. Okay, dies natürlich nicht ganz so mächtig wie bei einem Standlautsprecher, was ja auch rein physikalisch gar nicht geht. Aber doch sehr glaubwürdig. Knochentrocken, genau passend für kleinere bis mittlere Räume. Dazu kommen noch ein paar zackige Schläge auf die Drums und ein feingliedrig glitzerndes Becken. Nicht zu spitz in den Höhen, aber auch nicht zu abgedunkelt. Schön angenehm, so wie man es halt von Konzerten her kennt.
So richtig auf den Zahn fühlen möchte ich den Cito Audio MODEL DBC-8K im Bass. Nur um einfach mal zu sehen, ob der Isobarik auch hält, was sein Entwickler so verspricht. Dies mache ich mit dem Kontrabassist Markus Fritzsche und dem Saxophonspieler Philippe Chrétien alias Markusphilippe. Ein toller Jazz ist das, den die beiden abliefern, wenn man die beiden denn auch lässt. Los geht’s mit dem Klassiker „Pink Panther“, dem achten Stück auf dem Album „saxnbass“. Rechterhand setzt ein pfurztrockener Bass ein, gespielt mit einem traumhaften Rhythmus. Philippe kommt von links dazu mit seinem Sax. Toll wie er in sein Instrument bläst. Ich sehe quasi das Holzplättchen im Mundstück vibrieren. Dieses Auf- und Abschwellen der Anblasgeräusche ist schon genial. Und wie die beiden Musiker miteinander kommunizieren, eine richtige Unterhaltung entsteht zwischen den beiden. Sehr schön.
Das macht mir wirklich Spass, und ich muss einfach weiter hören: „Angeleyes“ vom selben Album. Das Saxophon lädt mich zum Träumen ein. Eigentlich… Doch dazu komme ich nicht wirklich, weckt mich doch immer wieder der Bass, der so stramm gespielt wird, wie der Tiefmitteltöner eingespannt ist. Ich bin echt beeindruckt von dem, was diese Regallautsprecher so auf dem Kasten haben. Von Einknicken keine Spur, auch dann nicht, wenn ich zwischendurch mal nachbarschaftsunfreundlich laut aufspiele, was mit dem Canor AI 2.10 übrigens noch etwas besser geht, als mit meinem eigenen Verstärker. Die äußerst präzise und vom Raum her tolle Aufnahme leidet darunter nicht die Spur! Detlef Bosse hat mir mit seinem Isobarik-Bass also nicht zuviel versprochen!
Cito Audio MODELL DBC-8K – Fazit
Kleiner Lautsprecher mit großem Bass, das geht mit den Regallautsprechern Cito Audio MODELL DBC-8K und dem gut abgestimmten Isobarik-Prinzip. Ein kräftiger Verstärker ist jedoch Bedingung. Auch die Feinauflösung und die räumliche Wiedergabe überzeugen bei den Lautsprechern aus der Manufaktur von Detlef Bosse. Die DBC-8K mit ihrer auch obenrum angenehmen Wiedergabe sind organisch und rund im besten klassischen Sinn. Und so ein willkommener Kontrast zu den bekannten Gesichtern der Global Player.
Im Test
Regallautsprecher inklusive Lautsprecherständer
Cito Audio MODELL DBC-8K
Farbe Lexus Perlmutt Weiß
Preis ab 8.000 Euro
Kontakt
cito-audio
Lotter Straße 119
49078 Osnabrück
Tel.: +49 (0) 541 44 01 25 44
Mail: info@cito-audio.de
Web: www.cito-audio.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD-Spieler Canor CD 2.10
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Vollverstärker Canor AI 2.10, Vollverstärker YBA Heritage A200
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8