Fast könnte man den Hamburger Lautsprecherhersteller INKLANG als Newcomer bezeichnen, da Thomas Carstensen mit seinem Hobby erst 2015 Ernst gemacht hat. In diesem Jahr kamen seine ersten Lautsprecher auf den Markt. Nicht viel älter ist unser HiFi-Blog, ein gutes Omen also? Weitere gemeinsame Parallelitäten sind natürlich die Liebe zur Musik und die Suche nach einer bestmöglichen Wiedergabe der Selben. Die Wege, die wir dabei beschreiten, sind verschiedene. Doch der Weg ist das Ziel!
Entstanden sind im Laufe der nunmehr über sechs Jahre mittlerweile acht verschiedene Lautsprecher-Modelle. Die Ayers-Reihe umfasst aktuell zwei Regallautsprecher und drei Standlautsprecher. Ergänzt werden diese durch einen Center, einen Wandlautsprecher sowie einen Subwoofer. Wählen kann der Kunde zudem zwischen passiver und ab 2022 aktiver sowie Wireless-Ausführung. Das ist jedoch noch lange nicht alles im Programm. Ist man sich bezüglich der Antriebstechnik schlüssig, kann Mann die Dame des Hauses mit ins Spiel bringen. Respektable zehn Standardfarben hat INKLANG im Angebot. Sollte wider Erwarten keine genehme dabei sein, besteht die Möglichkeit gegen einen Aufpreis von rund 50 Euro Farben von Caparol oder Farrow & Ball auszusuchen.
Der Dame gefällt es nicht, die Chassis zu sehen? Kein Problem, sagt Thomas Carstensen. Wir haben magnetisch haftende Lautsprecherabdeckungen für 30 Euro im Programm. Wählen Sie bitte zwischen vier Farben… Lautsprecherkabel mit 2*4 mm² sind gewünscht? Haben die Hamburger ebenfalls im Programm, wählen Sie bitte auch hier zwischen vier zu ihrem Bodenbelag passenden verschiedenen Farben. Die Wahl zwischen Bananas und Multispader hat der Kunde auch, diese gibt es dann allerdings doch nur in Goldbeschichtung… Auch eine Art DIY gibt es bei den INKLANG-Lautsprechern: Die eigenhändige Montage im Hamburger Hauptquartier. So, jetzt bin ich aber auch durch mit den vielfältigen Möglichkeiten der Ayer! Konfiguriert werden die neuen Lautsprecher online auf der Homepage bei INKLANG. Innerhalb weniger Wochen werden die neuen Ayers dann gefertigt und angeliefert. Ach ja, bevor ich es vergesse: Aktuell gibt es eine echt schicke Sonder-Edition der Ayers Four und Ayers Five mit kupferfarben eloxierten Füßen.
Da INKLANG ein Direktversender mit Online-Shop ist, stellt sich natürlich die Frage des Probehörens. Dafür bietet Thomas Carstensen ein Probe-Wochenende an. Gegen Hinterlegung einer Kaution kann der Hörer sich ein Paar der Lautsprecher, dies gilt natürlich für alle Modelle, für ein Wochenende ausleihen. Angeliefert werden diese freitags und am darauf folgenden Montag werden sie dann wieder per Spedition abgeholt. Praktisch. Alternativ kann man auch einen Hörtermin im Showroom in Hamburg vereinbaren.
INKLANG Ayer Five – Technik
Zum Test schickte Thomas Carstensen gleich seine größten Standlautsprecher ins Rennen, die INKLANG Ayers Five. Respektable 116 cm sind sie hoch, geschickt kaschiert wird dies durch eine schmale Front von lediglich 20 cm. Auch die umlaufenden Fasen des Gehäuses tragen zur eleganten Erscheinung der Lautsprecher bei. Wie natürlich auch die handschmeichlerische Lackierung in einem seidenmatten Weiß. Nicht der geringste Grat oder Lacktropfen stört bei der haptischen Überprüfung. Auch an Löchern für die optional erhältlichen Abdeckungen bleiben die Finger nicht hängen, da diese magnetisch gehalten werden. Praktisch beim Auspacken: Ein Paar Handschuhe liegen den Lautsprechern bei.
Im Gegensatz zu den Fingern bleibt der Blick gleich auf der Bärennase des Lautsprechers hängen. Eine Seidenkalotte für den Mitteltonbereich verwenden die wenigsten Hersteller, beispielhaft seien hier Wharfedale mit der EVO-Serie oder ATC genannt. Der 55 mm messende Mitteltöner von Morel steigt bei relativ niedrigen 400 Hz ein und so können die Tieftöner ihrer originären Arbeit besser nachkommen. Zudem läuft die Bärennase bis 3.600 Hz hoch, darf also einen weiten Frequenzbereich bestreichen. Im genannten Bereich spielt sich bei Instrumenten und Stimmen viel ab. Da hier nun keine Übergänge zwischen den Chassis vorhanden sind, freut sich das Ohr… Allerdings muss eine Mitteltonkalotte, damit sie nicht ins Schleudern gerät, steil abgetrennt werden, was INKLANG dann mit 18 dB macht.
Aufgrund des breitbandig spielenden Mitteltöners kommt Thomas Carstensen bei der Five mit einer kleinen 22 mm Seiden-Hochtonkalotte und Neodym-Antrieb im Hochton aus. Dadurch kann diese schnell arbeiten und INKLANG verzichtet auf kühlendes und bremsendes Ferrofluid zugunsten der klanglichen Vorteile. Ebenso wie den Hochtöner bezieht Thomas Carstensen auch die Tieftöner von Wavecor. Nicht die schlechteste Wahl, wie ich finde.
Ohne einen Tieftöner geht natürlich nichts, und zwei sind aufgrund der gleichmäßigeren Schallanregung im Raum natürlich besser. Mehr Drive ist der angenehme Nebeneffekt der doppelten Membranfläche. Und Platz ist schließlich genug da auf der Front für die beiden 18 cm Tieftöner, die aus glasfaserverstärktem Papier gefertigt sind. Eine zusätzliche Unterstützung erhalten die beiden Kameraden noch durch einen Bassreflex auf der Rückseite der Standlautsprecher.
Bei der Anzahl der Bauteile der Frequenzweiche hält sich der Entwickler zurück, im Gegensatz zu deren Gewicht. Satte 2,5 kg wiegt diese laut Aussage von Thomas Carstensen. Respekt! Und ihr eigenes luftdicht abgeschlossenes Kämmerlein besitzt die Weiche ebenfalls und wird daher gut von Schallereignissen innerhalb des Lautsprechers verschont. Nicht nur bei der Weiche, auch bei den Anschlüssen ist mit Single-Wiring hanseatische Sparsamkeit angesagt. Was ich persönlich auch nicht weiter tragisch finde, sehe ich es doch sehr selten, dass Hörer Bi-Wiring wirklich nutzen. Also warum dann dafür das gute Geld ausgeben.
Wer besorgt ist, dass der schlank gebaute Lautsprecher umfallen könnte, keine Bange. Unfallgefahr besteht aufgrund des eleganten und stabilen Sockels mit seinen höhenverstellbaren Füßen dennoch nicht.
INKLANG Ayer Five – Klang
„Hätt‘ auch anders kommen können“ oder kommt es doch ähnlich? Mit den Fyne Audio F501 SP waren im März ähnlich teure Standlautsprecher wie jetzt die INKLANG Ayers Five bei uns zum Test. Auch die Hamburger bringen das Kunststück fertig, die Stimme von Gregor Myle gut verständlich zu Gehör zu bringen und ohne bei S-Lauten zu zischeln, ein wenig gedeckter geht es in diesem Bereich zu als bei der F501 SP. Beim Gesang macht sich auch die Größe der Lautsprecher und der dadurch recht hohen Anordnung der Chassis positiv bemerkbar. Der Sänger ertönt daher, wenn man auf dem Sofa sitzt, auf einer angenehm realistischen Höhe.
An diesem Album kommt man aktuell kaum vorbei, Voyage von ABBA. Vorbei kam auch der Nikolaus, und so fand ich die CD im Schuh. Hätt‘ ja auch anders kommen können. Der Wohlfühl- und Sorglosfaktor dieser Art von Musik, und die Erinnerungen an damals, ich komme mir jetzt fast wieder vor wie mit 20. Wie gesagt, fast… Nicht nur ich bin ein wenig reifer geworden – okay, nur ein wenig… – sondern auch die Stimmen von Anni-Frid und Agnetha. Ganz so hoch hinaus wie früher kommen sie nicht mehr. Geschenkt, ich auch nicht…
Etwas wärmer und fülliger als in den seligen 70ern hören sich die beiden Damen also an, was neben den gereiften Stimmen auch an der nicht ganz so dünnen Abmischung wie früher – die Ayers Five legen bei Aufnahmen aus den 70ern und 80ern schon ein wenig den Finger in die Wunde – liegen dürfte. Tja, und bei dem Rhythmus dieser Musik, da muss ich immer noch mitgehen. Wie übrigens auch die INKLANG Ayers Five, die mich ganz charmant auf die Zeitreise mitnehmen.
Angenehm warm und mit vollem Korpus ertönt die Bassgitarre bei „And I Love Her“ in der Version von Pat Metheny. Und obwohl hier mit nur einem Instrument gespielt wird, füllt sich der Bereich zwischen den Lautsprechern komplett und auch darüber hinaus der Raum. Der Sweetspot der Ayers Five ist nicht lediglich auf ein paar Zentimeter abgezirkelt, sondern eher großzügig gehalten. Was mit an der „Bärennase“ liegt, genau aus diesem Grund hat Thomas Carstensen den Mitteltöner als Kalotte ausgesucht, wie er mir am Telefon erklärt. Die Bauart der Bassgitarre wurde eigens für die Erzeugung fülliger und warmer Klänge entwickelt, dennoch ist es nicht gesagt, dass auch jeder Lautsprecher in der Lage ist, dies so zu verwirklichen. Auch die griffige Darstellung der Saiten gelingt den Hamburgerinnnen ebenso gut wie die Nachvollziehbarkeit der Melodie dieses Klassikers.
Sehr tief rein in die Gefühlswelt geht es mit Max Mutzke und „Hier bin ich Sohn“, puh, da erkennt sich wohl mancher drin wieder, das nimmt schon mit. Glücklicherweise geht es auf dem Album MAX auch etwas munterer zu. Ordentlich Dynamik und Groove gibt es unter anderem bei „Laut“, sehr kontrastreich ist dieses Lied, was die Ayers Five übrigens mit links meistern. Die Bläsersätze ertönen über die Bärennase in natürlichem Glanz, halten sich in den letzten Details jedoch ein wenig zurück. Bei einer anderen Angelegenheit ist bei den Ayers Five von der nordischen Zurückhaltung nichts mehr zu spüren, ganz im Gegenteil, denn Max kommt einen ordentlichen Schritt auf mich zu und steht ein Stück vor der Achse der Lautsprecher. Doch auch in der Tiefen- und Breitenstaffelung ist gut was geboten.
Ein kritischer Punkt der Aufnahme „These Days“ von Ane Brun ist der künstliche Nachhall in ihrer melancholischen Stimme. Doch mit diesem gehen die beiden Hanseatinnen vor mir angenehm dezent um und lassen ihn fast natürlich erscheinen. Ihre Zurückhaltung verlieren die Standlautsprecher dann jedoch spätestens bei den rasanten Trommelwirbeln, wie diese von links nach rechts sausen, das ist echt begeisternd. Wunderbar dazu passt dann dieser trocken rollende Bass, aufgedickt wird hier gar nichts, da packen die Tieftöner richtig zu. Dennoch kommt der gelegentlich dezent aufspielende Besen zu seinem Recht. Bei gehobener Lautstärke wünschte ich mir dann doch einen größeren Raum so ab 30 qm, um vollends in den Genuss dieser Darbietung zu kommen.
INKLANG Ayer Five – Fazit
Mit ihren vielfältigen Designmöglichkeiten passen die Standlautsprecher INKLANG Ayers Five in jeden Wohnraum. Die Hamburgerinnen gehen nicht mit dem Seziermesser auf den Hörer los, sondern spielen angenehm stressfrei. So sind mit ihrem dezent warmen Charakter auch längere genussvolle Hörabende möglich. Jede Art von Musik wird plastisch sowie lebendig in den Raum gestellt und spielt auf den Hörer zu. Dies gilt ebenso für den sehr livehaftig zupackenden und herrlich straffen Bass.
Im Test High End Standlautsprecher
INKLANG Ayers Five
Preis: ab 4.000 € je nach Konfiguration
Größe: 20,5*41,0*116,3 cm
Gewicht: 26,6 kg / Stück
Farbe: Sehr viele…
Vertrieb
INKLANG Lautsprecher Manufaktur GmbH
Große Elbstraße 68
22767 Hamburg
Tel.: +49 40 180 241 100
Mail: info@inklang.de
Web: www.inklang.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Röhrenverstärker Ayon Spirit V
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Audio Physic CLASSIC 8
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
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